Eine Fahrt ins Blaue

das Eingangsposting lautete :

So ein nerviger Tag wie Sol fand. Nicht nur dass er heute mit der Bahn fahren musste, was der Magier getrost vermeiden versuchte, nein es musste heute auch noch so extrem voll sein. Er wusste weshalb er nicht gerne mit der Bahn fuhr. Aber manchmal musste sowas eben sein. Überwiegend schuld daran, dass er hier war, war das ziemlich nasse Wetter. Eine furchtbare Jahreszeit, der Herbst. Diese ständigen Niederschläge schlugen dem Sonnenmagier ziemlich aufs Gemüt, wo er doch die Sonne bevorzugte. Während er so auf seinem Platz saß, blätterte er sein Notizbuch durch und notierte neben seinen Ausgaben für diese erfreuliche Fahrt auch folgende Notiz: Typ auf Bahngleis in Hargeon und das aktuelle Datum. Der und sein überflüssiger Kommentar. Wenn ich nicht so in Eile gewesen wäre... Genau genommen hatte der Mann sich über Sols Verhalten beschwert, nachdem dieser sich einfach vor ihn in die Bahn gedrängelt hatte. Sol hatte es soweit nicht interessiert und es interessiert ihn insofern nur noch, dass er sich eine Notiz darüber gemacht hat, zumal der Typ längst nicht mehr in diesem Zug war. Was für ein nerviger Tag, kam ihm wieder in den Kopf. Jetzt ein kleines Dessert wäre nicht schlecht um seine Laune wenigstens etwas zu heben. Also machte Sol sich auf in den Speisewagen, der sich genau hinter dem befand, indem er sich bis eben noch aufgehalten hatte. Genauso wie auch im Rest des Zuges war der Speisewagen extrem voll und das Personal hastete von einem Tisch zum anderen. Na, das kann ja heiter werden...
Lässig ging er auf einen leeren Tisch mit zwei Plätzen am Fenster zu. Dieser Tisch war bis vor einem kurzen Augenblick besetzt, wie das übrige Geschirr und der schmutzige Tisch davon zeugte. Eilig kam eine junge Kellnerin vorbei, entschuldigte sich hastig und räumte und wischte schnell den Tisch. Man erkannte, dass sie noch nicht allzu lange hier arbeitete und dazu noch leicht von Sols Erscheinung und Haltung eingeschüchtert war. In aller Ruhe wanderte sein Blick umher, wie sie alles abräumte und setzte sich ebenso gelassen an den nun sauberen Tisch. So gefiel ihm das. Er kommt und sogleich bekommt er einen Platz in diesem überfülltem Speisewagen. Seine Laune hob sich als er die Karte überflog. Ganz gleich wie kalt und nass es draussen war, für ein Parfait war nie die falsche Zeit für Sol. Die Kellnerin kam unsicher und nervös zu Sol um seine Bestellung aufzunehmen, er saß dabei gerade einmal fünf Minuten und hatte die Karte überflogen. Jeder andere hätte sie gleich abwimmelt mit den Worten, dass man noch aussuche oder dergleichen, aber Sol wusste ohnehin was er wollte, daher bestellte er gleich eine interessante Parfait-Sorte mit Himbeeren und Blaubeeren. Ebenso hastig wie sie kam, so verschwand die Bedienung gleich wieder und so langsam begann Sol die Zugfahrt zu genießen.

Endlich kam die langersehnte Nachricht durch den Lautsprecher auf die Sol gewartet hatte. Sie hatten nachdem so ziemlich alles schief ging, was hätte schiefgehen können und alles sich ereignet hatte, womit man kaum gerechnet hätte, die Endstation erreicht. Zuvor hatte die Blitzwerferin noch gemeint auf seine sarkastische Bemerkung, dass sie ebenso handeln würde, wobei sie umso mehr ihren Sarkasmus verdeutlichte mittels ihrer Tonlage. Wie der Zug in den Bahnhof einfuhr, stand sein Gegenüber gleich auf und ging zum Ausgang. Anders als Sol. Denn dieser wartete noch einen Augenblick und feierte innerlich eine Art Triumpf. Er hatte es länger mit ihr ausgehalten als sie mit ihm und sie hat letztendlich das Feld geräumt und nicht er. Wobei sie nur aufgestanden war um den Zug zu verlassen, doch es interessierte dem Egozentriker nicht im geringsten. Für ihn zählte nur der Sieg. Er humpelte leicht Richtung Ausgang und bemerkte etwas irritiert wie voll das Bahngleis mit wild durcheinander redenen Menschen war. Der Sonnenmagier vermutete nichts besonderes dahinter, auch wenn er mit sovielen Menschen an einer Endstation nicht gerechnet hätte. Kaum waren er und seine Reisebegleitung ausgestiegen, wurde der gesamte Bahnhof mit Applaus und Gejubel erfüllt. Wofür hatte er diese Ehre verdient? War das alles nur eine Art Test, den man mit ihm durchgezogen hatte oder was? Eigentlich war es dem Magier sowas von egal, weswegen die ihm zu jubelten, dass sie es taten und ihn offensichtlich feierten, reichte ihm vollends.

Marissia kam gar nicht so weit den Zug richtig zu verlassen, da stand sie schon vor einer jubelnden Masse an Menschen, die sie einfach nicht aus dem Zug aussteigen lassen wollte. "Verschwindet", sagte sie unfreundlich und machte gleichzeitig Gesten, mit welchen sie die Menschen bedeutete abzuhauen. Das elende Pack wollte allerdings nicht verschwinden und feierte Perversling genauso wie sie. Ihr sollte es egal sein, sie wollte bloß fort von hier, aber dieses Gesindel hielt sie auf. Dann tauchten plötzlich Menschen mit Kameras auf und richteten diese auf Marissia und Widerling. "Da sind sie ja! Da sind die Helden dieser Zugfahrt! Die Beiden haben den Zug vor den Kriminellen gerettet!" Die Anwesenden Leute feierten die Beiden regelrecht und schließlich stieg jemand in den Zug ein und drängte die Beiden durch die Masse zu einem etwas abgelegeneren Ort, von dem die Öffentlichkeit ausgesperrt wurde. "Entschuldigt den Tumult. Mein Name ist Bob Wurst von der Zeitung Eckblatt. Ich würde euch bitten mir einige Fragen zu beantworten, wegen den Vorkomnissen im Zug. Ihr kommt aufs Titelblatt! Seid ihr damit einverstanden?" Marissia wirkte recht genervt, nickte allerdings. Jetzt blickte Bob zu Sol.

Wie günstig das Sol bei diesem Blitzlichtgewitter seine Sonnenbrille trug, denn nun mehr blieb es nicht mehr nur beim Jubel. Nein. Jetzt sollte seine Heldentat auch noch in die Zeitung. Eine angemessene Belohnung nach all dem Stress wie er fand. Ein wenig stören tat es ihn schon, dass er den Ruhm mit ihr teilen musste, aber man konnte ja nicht alles haben. Ein Mann hatte die beiden letztlich durch die Massen an Menschen fernab des ganzen Trubels geschoben und stellte sich als Reporter einer Sol unbekannten Zeitung vor. Ganz gleich wie unbekannt Sol die auch war, Zeitung war Zeitung. Die Blitzwerferin war einverstanden Fragen zu beantworten und selbstverständlich gab Sol auch seine Zustimmung auf die Fragen zu antworten und das er auf die Titelseite kommt. "Kein Problem. Ich werde dir gerne alles berichten, was sich zugetragen hatte. Und du, Wurst, lässt sicherlich mir eine Ausgabe zu kommen, oder?" Die Frage war eher eine Rhetorische, natürlich ging der Magier davon aus, eine Ausgabe zu bekommen und wenn er die ganze verdammte Auflage kaufen musste. "Ha ha, natürlich sollen sie ihre Ausgaben bekommen. Schließlich geht es um ihrer beiden Heldentaten. Also, Ladies first. Man erzählt sich eine Verbrecherorganisation hätte versucht den Zug zu überfallen, stimmt das? Schließlich könnten es auch Einzeltäter gewesen sein..." Was für ein Ärgernis, dass sie zuerst befragt wurde, dachte er. Am liebsten hätte einfach alle Ereignisse chronologisch aufgezählt und fertig wäre die Titelstory. Wenn ihm diese Zeitung gehören würde, würde von den Reportern genau so eine Vorgehensweise vorschreiben. Oder vielleicht auch etwas anders, aber inetwa so ähnlich.

Perversling wollte, dass man ihm eine Ausgabe zukommen ließ und der Reporter war einverstanden, wollte allerdings Marissia zuerst interviewen, wobei er fragte, ob es der Wahrheit entspreche, dass eine Verbrecherorganisation den Zug überfallen habe. "Ja. Ein paar Leute von einer Organisation namens Kisko. Räudige Verbrecher, welche einem lediglich das Geld aus den Taschen ziehen wollten. Wir beide haben die fertig gemacht, wobei meine Gegner vor Schmerzen jammerten...", erklärte die Magierin und rückte sich ein wenig ins bessere Licht. Sol hatte zwar auch gut was gemacht, aber besser als sie war er keineswegs gewesen. Herr Wurst nickte. "Ich verstehen", antwortete er und machte sich einige Notizen, bevor er sich an Anzug wandte. "Nun würde ich das ganze noch einmal gerne aus Ihrer Sicht zu hören bekommen."

Ja, sie hatten diese Verbrecherorganisation namens Kisko besiegt, dem stimmte Sol durchaus zu, da es schließlich der Wahrheit entsprach. Das sie allerdings erzählte, das ihre Gegner vor Schmerzen gejammert haben, war in seinen Augen maßlos übertrieben zu erwähnen. So etwas möchte kaum einer lesen, so empfand es Sol jedenfalls, dem es immer noch missfiel seinen Ruhm zu teilen. Nun wandte sich der Reporter an den Magier als die Blitzwerferin zuende erzählt hatte. Aus seiner Sicht sollte er also die Ereignisse schildern? Nichts leichter als das, wie er fand. "Eine billige Taktik haben die sich einfallen lassen. Einer sollte die Fahrgäste auskundschaften, nur bemerkte ich natürlich sofort, dass dieser Typ nichts gutes im Schilde führte. Ich hab ihn sowie sechs seiner Kameraden, die ihm zu Hilfe kamen, nachdem ich ihn das dritte Mal abgewiesen und er schließlich handgreiflich geworden ist, mit Gewalt bekämpfen müssen. Binnen weniger Sekunden hab ich alle auf die Bretter geschickt, bis mich ein weiterer überraschte und mir diese Verletzungen zufügte. Später als alle am nächsten Halt verhaften wurden, versuchten zwei weitere Mitglieder einen erneuten Überfall allerdings scheiterten sie genauso wie ihre Kameraden an meinen Kampffertigkeiten." Mit stolzgeschwellter Brust erzählte er von seinen Heldentaten während dieser Zugfahrt. Das war soweit auch das wichtigste, was es zu erzählen gab, denn ansonsten ist nichts im Zusammenhang mit den Kisko passiert. Der Reporter schrieb eifrig alles mit. "Ja, ja, das ist genau was unsere Leser sehen wollen. Was mich jetzt noch interessiert, wie stehen sie beide zu einander? Sind sie beiden ein Paar oder vergleichbares?" Sols Blick wurde leicht gehässig als er antwortete, "Wohl kaum..."

Angebereisch prahlte Anzug mit den Dingen die er vollbracht hatte, während der Reporter ihm aufmerksam zuhörte. "Wir wollen Mal nicht vergessen, dass er abgeknallt worden wäre, wenn ich mich nicht eingemischt hätte", warf Marissia mit einem gehässigen Funkeln in den Augen ein. Bob nickte und fragte anschließend, wie die beiden Magier zu einander stünden und ob sie ein Paar oder vergleichbares wären. Interessanterweise antwortete sie gleichzeitig mit Anzug "Wohl kaum..." Jedoch setzte sie den Satz fort, bevor er dazu in der Lage war. "Alles in allem war es ein Zufall, dass er bei mir saß. Mehr nicht", bekannte sie sich zu der Situation. "Soll heißen, wir sahen uns heute zum ersten Mal und hoffentlich letzten Mal", fügte sie hinzu, wobei der letzte Teil kaum evrständlich war. "Ich verstehe. Jetzt bräuchte ich nur noch die Namen von Ihnen", sagte Herr Wurst freundlich. "Marissia. Marissia Cruciatus", lautete ihre Antwort kurz und bündig.

Ausnahmsweise war Sol mit der Blitzwerferin einer Meinung als sie meinte, dass sie sich das erste und hoffentlich letzte Mal gesehen hätten und so nichts weiter am Hut hätten. Doch versprach er ihr in dem Punkt, dass er sich zu ihr gesetzt hätte. "Von wegen ich hätte mich zu dir gesetzt. Du warst ja wohl die jenige, die der Meinung war sich zu mir setzen zu müssen ohne ein Einverständnis meinerseits abzuwarten. Bleiben wir also mal auf dem Grund der Tatsachen." Da der Reporter offensichtlich soweit fertig war mit seinen Fragen, wollte er die Namen der beiden gerne dokumentieren. Die Blitzwerferin stellte sich als Marissia vor. "Sol Umbra, der Name.", meinte er nur knapp. Er konnte schlecht hier einen falschen Namen verwenden, so wie er es bei diesen Bälgern im Zug getan hatte. Zwar wollte er nicht, dass sie unbedingt seinen richtigen Namen erfuhr, doch nagte es ein wenig an seinem Stolz nur ihretwegen seine Identität zu verzerren. Für den Magier war soweit alles geklärt, weswegen er nun mehr seine Reise fortsetzen und endlich von dieser anstrengenden Marissia wegkommen wollte. "Damit dürftest du alles haben, was du brauchst. Sobald der Artikel erschienen ist, schickst du sie an die Magiergilde in Hargeon." Bei seinem zweiten Satz hatte er sich bereits von beiden weggedreht und machte sich langsam auf zum Ausgang des Bahnhofs. Endlich Ruhe dachte er sich im Stillen, zückte allerdings noch sein Notizbuch und notierte mit einem Schmunzeln Marissias Namen auf die vorderste Seite an oberster Stelle, wobei dieser Name der einzige auf der ganzen Seite war.

"Das mit dem Speisewagen war eine Notlösung, Idiot. Aber du bist derjenige, der meinte mich stalken zu müssen und mir bis zu meinem Sitzplatz folgte!", warf sie ihm eine Antwort entgegen und hörte gleich darauf seinen Namen. Sol Umbra... Dieser perverse Vollidiot würde ab jetzt ganz weit oben auf ihrer Abschussliste stehen! Gleich nachdem er seinen Namen genannt hatte verschwand Anzug. "Mir schickst du eine Ausgabe, nach Graceful Tiger. Verstanden!?", fuhr sie den Reporter an, welcher einfach nur nickte. Dann verschwand auch sie und ließ Bob Wurst alleine zurück. Dieser machte sich nur noch einige wneige Notizen, bevor er sich zurück zum Arbeitsplatz begab um den Artikel zu verfassen.

ENDE