Cursed Gryphon Gildenhalle

Das wurde ja immer interessanter. Shirayuki wollte also praktische Erfahrungen mit dem Biss eines Vampirs sammeln ?
Geradezu fasziniert von der Entwicklung gerade, steckte der Undertaker sich einen seiner üblichen, knochenförmigen Kekse in den Mund, biss diesen kräftig durch und gab ihr somit schon einen kleinen Eindruck, wie kräftig er zubeißen konnte. Eindeutig etwas, was man bedenken sollte.
Dann trank er ein wenig seines stark gezuckerten Tees und blickte Shirayuki dabei unverwandt an. Erst als er die Reste von seinem Keks mit dem Tee herunter gespült hatte, gab er dann seine Antwort auf ihre Frage, ob er ihren Wunsch erfüllen würde.
"Ich denke, das ließe sich einrichten. Ich denke dafür ist hier jedoch nicht der richtige Ort, wir sollten einen etwas weniger sichtbaren wählen. Ich will nicht, dass irgend ein Gildenmitglied herum erzählt, ich würde einfach andere Mitglieder beißen. Das könnte Hotaru verärgern."
Er lehnte sich zurück und schlug locker ein Bein über das andere, während er Achtung gebietend einen Finger hob.
"Ich warne jedoch vor ! Solltet Ihr eine Weile nach dem Biss, über einen Zeitraum mehrerer Stunden, in irgend einer Weise mein Blut in Euren Kreislauf bekommen, sei es durch Aufnahme mit dem Mund, einen Tropfen auf einer Wunde oder etwas derartigem, dann ist eine Infektion mit Vampirismus ziemlich garantiert. Außerdem müsst Ihr still halten, wenn ich Euch beiße, da es sonst sehr gut möglich ist, dass ich eine Ader weiter aufreiße, als unbedingt notwendig. Und ich denke wir wollen ja nicht, dass Euer kostbares Blut den ganzen Boden bedeckt, während wir schauen müssen, dass Ihr auch ja nicht ausblutet. Ich habe schon Narren erlebt, die während meines Bisses verschwinden wollten. Keiner von ihnen hat die entstehende Wunde überlebt. Vampirzähne sind gefährlicher, als man denken würde."
Langsam ließ er die Hand wieder sinken, ehe er weiter von seinem Tee trank.
"Wenn Ihr es jedoch immernoch wollt, dann geht voran und sucht uns einen Ort, wo wir nicht so leicht gesehen werden können. Meine Labore weiter unten, neben den Kerkern, wären zwar eine Möglichkeit, aber ich denke ihr könnt auf den Geruch von Verwesung und den Anblick von modrigen Zombies anhand meiner kleinen Experimente doch verzichten."

Sie war wirklich sehr entschlossen. So etwas mochte und bewunderte er ja. Vermutlich war allein diese Entschlossenheit der Grund dafür, warum er ihrer Bitte nachkommen würde.
Als sie also alle seine Worte bestätigte und schlussendlich aufstand und los ging, richtete auch der Undertaker sich langsam auf und folgte ihr. Dabei spürte er regelrecht, wie er immer mehr und mehr nach Blut gierte. Es war ein seltenes Gefühl, aber sein Verstand hatte scheinbar die Signale an seinen Körper abgegeben, weshalb der Durst immer stärker wurde, je länger der Zeitpunkt heraus gezögert wurde, wo er endlich trinken durfte.
Und auch seine vampirischen Sinne schalteten sich beinahe wie von selbst ein, während er ihr folgte. Er höhte ihren aufgeregten Herzschlag und der Anblick ihres Körpers vor sich wurde zu einer weißen Silhouette, wo sich jede einzelne Ader mit verführerischem rot abhob.
Er musste sich konzentrieren, damit ihm nicht das Wasser im Mund zusammen lief.
Als sie dann an einer Tür ankamen, welche von Shirayuki geöffnet wurde, blickte er dort hinein und verdrängte kurz seinen vampirischen Fokus auf sie, wodurch er den Raum sehen konnte. Ja, hier würden sie in der Tat ungestört sein. Und eben deshalb huschte er auch schon mit einer einzelnen, schnellen Bewegung an ihr vorbei und baute sich im Raum zu seiner stattlichen Größe von über zwei Metern auf. Dann drehte er sich zu ihr herum und offenbarte ein weiteres mal seine Reißzähne, während seine Augen noch heller und unmenschlicher als sonst zu ihr herüber funkelten.
"Hervorragende Wahl, meine Gute. Dann tritt ein, schließ die Tür hinter dir und mach dich bereit. Sobald du soweit bist, sag bescheid. Ich für meinen Teil bin nur zu bereit."

Undertaker beobachtete sie genauestens, während sie versuchte, sich zu beruhigen. Er merkte, wie sie in der Tat ein wenig entspannter und gelassener wurde, doch seine Sinne konnten nicht getäuscht werden. Ihre Aufregung war noch größer als seine eigene. Aber gleich würden sie beide bekommen, was sie wollten. Shirayuki die Erfahrung, wie es um den Biss eines Vampirs stand, während er selbst im Gegenzug seine Gier befriedigen konnte. Viel zu selten ging er seinen vampirischen Bedürfnissen nach. Viel zu selten nährte er sich am roten Lebenssaft von Menschen. Eben deshalb war er jedes mal kaum in der Lage, sich zurück zu halten, wenn es dann soweit war.
Heute jedoch würde er sich zurückhalten müssen. Seine Ausbildung machte es ihm leicht, Bedürfnisse unterzuordnen, doch der Durst war gleichzeitig so enorm, dass er bereits jetzt im voraus gut überlegen musste, wie viel er von ihr trank.
Genug, um ihr die Wirkungen eines Bisses nahe zu legen, aber nicht genug, um ihr zu Schaden. Das war sein Ziel.
Als sie sich dann auf das Bett nieder gelassen hatte und sagte, sie wäre bereit, trat er mit langsamen, weiten Schritten zu ihr und beugte sich schließlich herunter. Er legte eine Hand an ihre Schulter und eine neben ihr auf das Bett, ehe er seinen, noch geschlossenen, Mund an ihren Hals brachte.
Er nahm einen Augenblick lang ihren Geruch auf und konzentrierte sich, um seinen Fähigkeiten entsprechend zu versuchen, sich ein Gefühl vorzustellen, welches er ihr mit dem Biss bereiten wollte. Und dann öffnete er schließlich seinen Mund, ehe er die Zähne sanft und vorsichtig in ihren Hals grub und damit die von ihm anvisierte Ader durchbohrte.
In dem Augenblick, wo er anfing, ihr Blut auszusaugen, ließ er die Magie eines Vampirs in sie hinein fließen, um ihr nach möglichkeit ein Gefühl der Freude und Entspannung zu bereiten. Wie gut er das in seinem aktuellen Zustand der aufregung konnte, wusste er nicht. Er hatte sich daran noch nie wirklich intensiv versucht, ein Gefühl zu erzeugen. Er wusste zwar, wie es ging, aber keine Person, die er bei einem solchen Versuch gebissen hatte, war mit Blut im Körper zurück geblieben. Shirayuki wäre die erste, die ihm nun sagen können würde, ob er das gewünschte Gefühl übertragen hatte, oder nicht. Doch so sehr es seinen Verstand auch interessierte, sein Körper hatte gerade ganz andere Dinge, auf die er sich konzentrierte. Gierig zapfte er ihr Blut ab und schluckte es genüsslich herunter. Doch nach einer Weile ließ er schließlich locker und nahm seinen Mund von ihrem Hals, wenngleich man auch merkte, wie widerwillig dies geschah. Viel lieber hätte er noch mehr getrunken, aber er musste Grenzen setzen.
Die kleinen Wunden an ihrem Hals würden noch ein paar Sekunden lang geringe Mengen an Blut verlieren und dann durch die Magie vorerst verschlossen werden und mit der Zeit heilen. Er hingegen stand nun da und leckte sich erst einmal noch genüsslich das Blut von seinen Zähnen.
Und dann beobachtete er Shirayuki, gespannt auf ihre Reaktion auf das eben geschehene, wobei sein Blick nun wieder etwas ruhiger war. Er hatte zumindest ein wenig getrunken, also war der Durst für eine kurze Zeit befriedigt. Wie lange, das wusste er jedoch selbst nicht.

Nachdem er von ihr abgelassen hatte, dauerte es nicht lange, bis Shirayuki sich bereits leicht benommen nach hinten aufs Bett sinken ließ, um sich zu erholen. Der Undertaker schaute sie aufmerksam an und wartete einfach nur, während er mitten im Raum stand.
Nach einer kurzen Zeit sprach er dann jedoch zu ihr.
"Ihr seht nicht so aus, als ob es unangenehm war. Demnach denke ich, meine Fähigkeiten haben ausgereicht, um zu zeigen, wie es ist, von einem Vampir gebissen zu werden, welcher sein Handwerk versteht."
Mit einer simplen Geste wischte er sich ein paar Haare aus dem Gesicht, damit diese nicht im Weg seiner Augen hingen, während er sie beobachtete.
"Ich habe im übrigen etwa so viel getrunken, wie ein Vampir es normalerweise auch tun würde, um sich zu nähren, wenn er es regelmäßig tut. Das bedeutet wiederrum, dass Ihr zumindest ein paar Stunden, vielleicht auch noch den restlichen Tag, ein wenig umsichtiger sein solltet. Wie Ihr sicherlich wisst, kann ein Mangel an Blut nicht nur zu Schwindel, sondern auch regelrecht zur Ohnmacht führen, wenn man den Kreislauf in irgend einer Weise überlastet."
Nach diesen Worten verfiel er wieder in schweigen und schaute sie einfach nur noch weiter an. Er fragte sich, ob ihre Neugier nun wirklich befriedigt war, oder nicht. Er hoffte es stark. Denn regelmäßige Bisse eines Vampirs waren natürlich noch eine ganz andere Sache, als ein einziger. Wer sich körperlich schwer betätigte, so wie Gildenmagier nunmal, riskierte damit eine Menge, wenn man nicht aufpasste. Unfälle aufgrund von akuter Blutarmut waren geradezu vorprogrammiert, wenn man zu einem Kampf gezwungen war oder dergleichen.

Wie erwartet wusste sie bescheid, was Blutmangel mit einem anstellen konnte. Sie sagte auch, wenn sie es nicht wüsste, sollte sie ihrem Beruf lieber nicht nachgehen. Nun, das konnte stimmen. Andererseits war der Undertaker ja auch ein Leichenbestatter. Und als solcher derart wenig Respekt vor den Toten zu haben, da er sie regelmäßig wieder ausgrub und zu Zombies umbaute, sprach ja auch nicht unbedingt dafür, dass er seinen Beruf richtig gewählt hatte.
Viel mehr interessierte ihn jedoch, dass sie gesagt hatte, sie wäre von einem Glücksgefühl und innerer Ruhe erfüllt gewesen. Er war ja noch nicht so lange Vampir, aber sein gemeinsames Training mit einer weitaus fähigeren und älteren Vampirin, als ihm selbst, und seine Macht, die sich seit der Verwandlung nur jeden Tag gesteigert hatte, hatten wohl schon dafür gesorgt, dass er dazu in der Lage war, Gefühle zu beeinflussen.
Ob er beizeiten mal Leute damit ärgern sollte, sie zu beißen, ihnen irgendwelche unschönen Gefühle zu bereiten, und dann wieder zu verschwinden ? Das klang nach etwas, wo er Spaß bei haben könnte.
Dann sagte Shirayuki jedoch, er solle ihr noch einen Moment geben, damit sie wieder zur Bar könne, um sich dort etwas zu bestellen, um wieder zu Kräften zu kommen. Er nickte und wartete. Er hatte immerhin alle Zeit der Welt.
"Nehmt Euch so viel Zeit, wie Ihr braucht. Ich kann noch ein weig erübrigen. Ich habe zwar noch zu tun, aber das ist nichts, was nicht auch ein paar Minuten aufschub dulden könnte. Vor allem da es für einen Mann mit meinen Fähigkeiten sowieso deutlich effektiver ist, in der Nacht zu handeln, als am Tag."
Nach diesen Worten marschierte er langsam hinüber zur Tür und lehnte sich erst einmal an die Wand daneben, wo er abwartete, bis sie wieder fit genug war. Er konnte wenigstens die manieren zeigen, und ihr die Tür öffnen, sobald sie los wollte, wenn sie schon so geschwächt wegen ihm war.

Shirayukis Worte, als sie sich für Undertakers nachkommen ihrer Bitte bedankte, wurden einfach mit einer Geste abgewunken.
"Ich hatte auch etwas davon, das dürft Ihr nicht vergessen. Ihr seid um eine Erfahrung reicher, ich um eine Mahlzeit, es gibt also nichts, wofür man sich bedanken müsste.", gab er von sich. Und in der Tat, man konnte es wohl so ausdrücken, dass die beiden hier einen fairen Handel durchgeführt hatten und nicht etwa, so wie es eigentlich war, dass er nur einer Bitte nachgekommen war. Beide hatten ihre Vorteile, keiner einen direkten Nachteil, auch wenn Shirayuki ein wenig unter den Nachwirkungen des Bisses zu leiden hatte. Doch auch das ging mit der Zeit vorüber.
Schließlich fragte sie, ob er einen Spiegel zur Hand hatte, woraufhin er kurz nachdachte.
"Es könnte sein, dass ich noch einen in meiner Pocket Dimension habe.", war die Antwort, ehe er eine Hand hob und darin ein großer Handspiegel erschien, welcher jedoch auch eine Stütze hatte, um abgestellt zu werden. Er grinste selbstzufrieden, ehe er zu Shirayuki ging und ihr das Stück reichte, während er in Erinnerungen schwelgte, wie er diesen Spiegel öfters genutzt hatte, um Experimente an sich selbst durchzuführen. Nicht alle seiner Narben kamen nun einmal von den vielen Kämpfen in seinem Leben, viele hatte er sich auch selbst zugefügt.

Diese Entschlossenheit !
Undertaker lächelte sogar ein wenig ermunternd, und nicht verrückt oder so, wie üblich, während Shirayuki sich ihr Pflaster aufklebte und zeigte, dass sie Willensstark genug war, ihren doch recht merklichen Blutverlust einfach zu übergehen.
Als sie sich kurz um ihre kleine Bisswunde gekümmert hatte, richtete sie sich dann schon ein wenig zittrig auf, während der Undertaker den Spiegel wieder aufnahm und verschwinden ließ. Dann ging er langsam zur Tür, als sie gesagt hatte sie wäre bereit zur Bar zu gehen, und überging dabei ihre deutlich sichtbare Schwäche, allein aus Respekt vor ihrer Entschlossenheit.
"In Ordnung.", war alles was er sagte. Kein Kommentar dazu, wie wackelig oder blass sie war. Absolut garnichts. Er ignorierte es einfach nur. Es gehörte sich in seinen Augen einfach nicht, eine Person mit solchem Stolz einfach auf ihre Probleme oder dergleichen anzusprechen. Und er hatte auch nicht vor, sie absichtlich mit seinen Worten zu verletzen. Was sollte er also sagen ? Genau, eben nur das, was er schon gesagt hatte. Eine simple Bestätigung reichte aus.
Er öffnete die Tür und wartete, bis sie hindurch gegangen war, um dann mit ihr zusammen in die Gildenhalle zurück zu gehen. Er blieb dabei in ihrer Nähe, für den Fall, dass sie weg knickte oder dergleichen, doch ließ sich weiterhin nichts anmerken.
Und so ging das weiter, bis sie irgendwann an der Bar ankommen würden.

Nun ... wie machte er das angenehmer für ihren Stolz ?
Während Undertaker Shirayuki stützte, um sie vor einem vielleicht doch sehr unschönen Sturz zu bewahren, legte er sich schon ein paar Worte zurecht. Als sie sich dann bei ihm bedankte, nickte er ihr nur zu und sagte: "Keine Ursache, jeder stolpert mal, der Verlust von so viel Blut erhöht die Wahrscheinlichkeit. Ist also nichts besonderes."
Vermutlich hatte er damit ganz gut das Ziel erreicht. Die Worte waren neutral und dürften ihren Stolz nicht weiter ankratzen, als die Situation an sich es tat. Und auch ihre plötzlich aufkommende Röte im Gesicht hatte er einfach unkommentiert gelassen.
Irgendwann kamen die beiden dann jedoch an der Bar an, wo Shirayuki sich erst einmal wieder setzte, wobei sie erleichtert seufzte. Ruhig und gelassen grinste er sie an.
"Nun gut, ich denke das wäre dann erst einmal alles, korrekt ? Etwas zu essen, vielleicht ein wenig Fleisch, und dazu ausreichend Flüssigkeit, dann dürfte alles ganz schnell wieder beim alten sein. Gibt es sonst noch etwas, was Ihr besprechen wollt, meine Teure ? Ansonsten würde ich mich nämlich nun empfehlen und wieder an meine Arbeit machen. Es gibt leider immer viel zu viel zu tun, wenn man mehrere Berufe gleichzeitig verfolgt."

Auf Shirayukis freundliche Worte hin, dass seine Gesellschaft angenehm war und sie sich freuen würde, wenn sie wieder miteinander zu tun hätten, neigte der Undertaker seinen Kopf zur Bestätigung. Sie bedankte sich noch einmal für die Zeit, welche er für sie aufgebracht hatte, woraufhin er wiederrum ihre Hand ergriff, anhob, und ihr einen Kuss auf den Handrücken gab.
"Die Freude wäre ganz auf meiner Seite, wenn wir das wiederholen könnten. Und nichts zu danken, die Zeit verging ja geradezu wie im Flug, bei den interessanten Dingen, die wir miteinander durch gemacht haben."
Nun richtete er sich wieder auf und winkte noch einmal zum Abschied, ehe er sie auch noch ein letztes mal anlächelte und sich dann umdrehte. Auf dem Weg nach draußen pfiff er eine lockere Melodie vor sich hin und schnappte sich ein paar Questzettel zum mitnehmen. Er würde ein paar leichtere Aufträge machen, ihm stand es nach Spaß und Erholung, nicht nach Stress und ewigen Kämpfen.
Ob er jemals wieder mit Shirayuki auf Quests gehen würde, war ihm nicht klar, aber er wusste, wenn sich die Chance bot, würde er sie ergreifen. Selten hatte er einer neuen Bekanntschaft so viel abgewinnen können. Und selten hatte er mit einer neuen Bekanntschaft so interessante Dinge in einer derart kurzen Zeitspanne gemacht.
Er hatte heute einen ziemlichen Glücksgriff gelandet, wie er fand.

Das erste was Richard auffiel, als er die Gildenhalle frisch betrat... es war angenehm sauber hier, die wehrte Lady Hotaru hatte scheinbar nicht gelogen, als sie gemeint hatte, dass sie ihre Gilde immer sauber gehalten hatte. Da nun die werte Lady mit ihrem Getreuen zu ihrer Reise aufgebrochen war und Richard ihre Bitte angenommen hatte, sich in ihrer Abwesenheit um die Gilde zu kümmern... immerhin hatte er ja sowieso eine Bleibe in Fiore gesucht... war er nun hier, als neuer Gildenmeister... ob es schon irgendwer von den Gildenmitgliedern wusste? Vielleicht diese süße Wolfsdame, von der Illyana gesprochen hatte, mit der sie bereits ein Team bildete... Er lächelte als er an seine Füchsin dachte, die Süße hatte sich so schön schnell in das neue Leben hier eingelebt und ein Mitglied dieser Gilde war sie auch schon... aber es wunderte ihn nicht, immerhin war sie auch mit dem Getreuen von Lady Hotaru befreundet gewesen...
Als Richard sein unverdecktes Auge im Raum schweifen ließ, nahm er seine glühende Zigarette aus dem Mund, pustete elegant den Rauch aus und löschte Zigarette danach ganz simpel, indem er seine Hand als Aschenbecher verwendete... er wollte ja hier keinen Dreck machen, an diesem schön sauberen Ort. Er suchte sich einen Mülleimer, warf die Kippe dort hinein und legte dann seinen Hut auf einem der Tische ab... erst mal hier ankommen... er zog seinen schweren, schwarzen Mantel aus, hängte ihn an einen Haken in der Wand und schlenderte dann gemütlich zur Bar, sein Lächeln war noch nicht verschwunden. Als er sich an die Bar setzte, betrachtete er die Innenfläche seiner Hände... huh, er hatte ganz vergessen seine Handschuhe abzustreifen... jetzt hatte er sie verdorben, denn in einem Handschuh war ein großer Brandfleck. Seine Haut darunter war jedoch schon wieder verheilt und wies keinerlei Narben auf... er zog die Handschuhe aus, warf sie nun ebenfalls in den Müll und setzte sich danach wieder an die Bar... er bestellte sich ein Gläschen Wein und fing an diesen zu genießen.

Neugieriges Schnüffeln ertönte, ein scharfer, raubtierhafter Blick und ein verschmitztes Grinsen, zierten das Gesicht von Illyana, als sie einen Geruch in der Gilde bemerkte, welchen sie nur zu gut kannte. Sicher, sie hatte ihr Ziel bereits lange bemerkt, aber jetzt bemerkte sie, dass ihr Ziel die Halle betreten hatte, wo sie doch vorher nur die Anwesenheit gespürt hatte.
Nun hockte sie hier, weit hinten in einer der finstersten Ecken des Gildenhauses, und spähte hinter einem geordneten Stapel Kisten hervor auf den hoch gewachsenen Mann, der durch die Halle ging und sich eine Zigarette an der eigenen Hand ausdrückte.
Als er sich dann irgendwann an die Bar setzte und ein Glas Wein wünschte, zuckte eines der schneeweißen Ohren von Illyana. Die markante Stimme würde sie vermutlich überall hören. Zu sehr kannte sie diesen Klang, als dass sie ihn nicht bemerken konnte.
Die Tatsache, dass sie sich wieder verwandelt hatte, war wohl an ihr vorbei gegangen. So wie meistens, sollte man vielleicht dazu sagen.
Still wie ein Schatten huschte sie los, von einem Tisch zum nächsten, ihre schneeweißen Schweife zu einem einzelnen gebündelt, und beachtete keine der vielen Personen, die hier saßen und sie verdutzt anschauten.
Und dann, als irgendwann kein Tisch mehr zwischen dem Opfer ihrer Jagd und ihr war, sprang sie urplötzlich mit einem lauten Aufschrei los.
"Nyaaaaaaaahhhhhh~ !!!"
Einen Augenblick später hing sie schon huckepack auf seinem Rücken, wild mit dem Schweif hin und her wedelnd, klammerte sich sowohl mit den Beinen, als auch mit einem Arm fest, und spielte währenddessen mit der freien Hand an einer seiner Haarsträhnen herum.
Korrekt ... es war kein Jagdtrieb gewesen, welcher sie zur Verwandlung gebracht hatte, sondern ihr ausgeprägter Spieltrieb.
Und so hing sie nun an ihrem langjährigen Freund und Begleiter und spielte begeistert an seinen Haaren herum, während er seinen Wein trank. Ein befremdlicher Anblick, für die beiden jedoch nicht unbedingt etwas ungewohntes.