Eingangshalle der Gilde

Raito war erst vor kurzem der Gilde Raging Fenrir beigetreten, deswegen kannte er hier auch noch kaum jemanden, besser gesagt eigentlich niemanden. Nur die Gildenmeisterin hatte er bei seiner Aufnahme mal ganz kurz kennen gelernt, was aber auch keine tief gehende Begegnung gewesen war. Nun kam der schwarzhaarige Mann gerade von draußen herein und wunderte sich für einen Moment, warum es hier so leer war, aber vielleicht war das hier auch normal so, dass konnte er ja kaum wissen.

Sein Gesicht zierte ein Lächeln, so wie es bei ihm für gewöhnlich immer so war, auch wenn diese Lächeln nie echt war, so sah es genau aus wie ein echtes Lächeln. Er sah sich kurz um, fand dann eine Ecke, in die er sich begab. Dort setzte er sich auf eine Bank und überlegte was er tun konnte... Auf eine Mission wollte er gerade nicht gehen, darauf hatte er irgendwie keine Lust. Deswegen kramte er aus den Untiefen seiner Jacke eine Tüte mit Bonbons heraus und begann, diese zu verzehren "Mhm..." Dabei fing er an in die leere Luft zu starren und begann nach zu denken, über verschiedene Dinge, aber wie so oft spielte dabei das Schicksal in seinen Gedanken eine große Rolle.
Er dachte bei sich: Mit einer Wahrscheinlichkeit von 50% wird mich hier demnächst jemand ansprechen, aber mit einer Wahrscheinlichkeit von 80% kommt jemand demnächst durch die Gildenhaustür, wie ich gerade...

Seine erste Vermutung war nicht eingetreten, niemand hatte ihn bisher angesprochen, allerdings war die Wahrscheinlichkeit dafür auch nicht besonders hoch gewesen. Eine Wahrscheinlichkeit von 50% bedeutete ja auch eigentlich nur, dass es entweder eintraf, oder eben nicht, Zweiteres war eben hier passiert und Raito hatte sich zurück gelehnt, weiter in die leere Luft gestarrt und weiter seine Bonbons gefuttert... ja gefuttert, er lutschte sie nicht, sondern zerkaute sie und es gab regelmäßig mahlende und knirschende Geräusche von sich.
Die zweite Vermutung traf aber wenig später ein, die Haustür der Gilde machte Geräusche und es trat jemand herein, für einen Moment wurde Raitos Grinsen breiter, immerhin hatte er recht gehabt und er liebte es über alles, wenn er recht hatte. Doch als er die Frau, das war die Person mehr als eindeutig, genauer betrachtete, wurde er für einen Moment etwas bleich im Gesicht und sein Lächeln verschwand... Wie konnte das nur möglich sein? Ahri! Ja sie war es ganz sicher, sie würde er überall wieder erkennen, diese blauen, glänzenden Haare gab es nur einmal... Die Wahrscheinlichkeit war gegen 0% verlaufen sie hier und heute wieder zu treffen, vor allem hier... Hatte er sich zufällig in der gleichen Gilde wie sie angemeldet? Sicherlich nicht, er glaubte nicht an Zufälle... das war Schicksal gewesen...

Schneller als gedacht hatte er sich auch wieder gefasst und sein Gesicht war wieder normal, ebenso wie das falsche Lächeln, welches wieder aufgetaucht war. Er beschloss nun sie anzusprechen, doch er erhob sich etwas zu schnell, wohl noch Nachwirkungen von seinem Schock, so stolperte er regelrecht den Weg zu Ahri und plumpste der Länge nach hin... direkt vor die Füße der Frau. Beim Hinfallen hatte er sich auf die Zunge gebissen und so starrte er sie von unten nach oben nun an und nuschelte etwas vor sich hin: "Wlscht dschu nen Bwombwom?" Doch als er merkte, dass es sicherlich unverständlich war, rappelte er sich wieder auf, sodass er nun direkt vor Ahri stand, die sich zum Questboard begeben hatte. Dann wieder holte Raito den Satz: "Willst du einen Bonbon?" Sie hatte früher, in ihrer gemeinsamen Kindheit, Süßigkeiten gemocht, warum sollte sie diese nicht auch heute noch mögen? Also mochte sie diese Bonbons mit einer Wahrscheinlichkeit von 99%. Er hielt ihr seine Bonbontüte hin und fügte noch hinzu: "Es muss Schicksal sein, dich hier zu treffen Ahri Milkovich..." Er lächelte sie freundlich ein, jedoch mit einem geheimnisvollen Hauch.

Er hörte die anderen Gildenmitglieder lachen und sich darüber lustig machen, dass Rai vor Ahris Füße gefallen war. Sie scherzten, dass Ahri umwerfend war, sodass sich die Männer ihr freiwillig vor die Füße warfen... Ja Ahri war umwerfend, früher hatte Raito so empfunden, als er noch Terra gewesen war, er hatte damals sogar etwas mehr als Freundschaft empfunden. Seit er sich befreit hatte von den Menschen in schwarz... seit er nun Raito war, wusste er nicht was er für sie empfinden sollte, schließlich war unheimlich viel Zeit vergangen. Sicherlich, er hatte sie finden wollen, doch wie sollte es danach weiter gehen? Nun er würde es einfach auf sich zukommen lassen, ganz wie das Schicksal es bestimmen würde...

"Jo, mir geht es gut, danke der Nachfrage. Geht es dir auch gut?", er kratzte sich verlegen am Hinterkopf und schenkte Ahri ein charmantes Lächeln. Sicher, sie hatte sich Sorgen gemacht, weil er gefallen war, dass war eindeutig gewesen, doch er tat einfach so, als hätte sie nach seinem allgemeinen Empfinden gefragt... Schließlich nahm sie ein Bonbon von ihm an, und bedankte sich dafür. Er hatte also wieder richtig gelegen, wie damals mochte Ahri immer noch Süßigkeiten. Wie gebannt starrte er sie an, als sie dass Bonbon aus wickelte und sich in den Mund schob, um es schließlich zu verzehren.

Als die blauhaarige Frau ihn wieder an sprach, hörte er damit auf sie an zu starren, kniff die Augen zusammen und lächelte wieder breit. Sie meinte, dass sie ihn nicht kannte und dass es in ihren Ohren unlogisch klang, dass es Schicksal war, dass ich die beiden Menschen hier trafen. Sie war sichtlich verwundert und sah ihn fragend an. Raito konnte ihr ja schlecht die Wahrheit erzählen, zumindest jetzt noch nicht... Wie sollte er ihr alles bloß erklären? Dafür war die Zeit noch nicht reif und Raito hatte viele Gründe, ihr die Wahrheit zu verschweigen... und erkannt hatte sie ihn ja auch nicht, wie denn auch, er hatte sie schließlich zu 100% verändert.
"Entschuldige, ich hätte mich zuerst vorstellen sollen. Mein Name ist Raito Nightingale und ich bin erst vor Kurzem Raging Fenrir beigetreten. Du darfst mich aber Rai nennen, wenn du möchtest", fing er an zu erzählen, fing er an Ahri etwas vorzulügen. Er legte sich geschickt und schnell eine weitere Lüge im Kopf zurecht und fuhr lächelnd fort: "Entschuldige, aber ich glaubte von dir gehört zu haben... oder bist du etwa nicht Ahri Milkovich, die fabelhafte Schülerin, der berühmt berüchtigten Erza Scarlet?" Mit einer Wahrscheinlichkeit von 100% fiel sie auf seine Lügen rein, was blieb ihr denn auch anderes übrig, als Raito zu glauben, so täuschend echt er sie anlächelte...