Untergrund von Crocus

Nach dem letzten, kleinen Gefecht mit den drei Eismagiern war Ignia erst einmal in einem kleinen Hotel Hargeon Towns abgestiegen, gemeinsam mit ihren Leibwachen, wo sie sich ein Zimmer für vier Leute teilen mussten. Es war Ignia ein wenig unangenehm in einem Raum zu schlafen, wo sich die vier Kerle aufhielten, aber es waren ja doch alles ihre Leibwachen, also konnte sie sich damit arrangieren. Dennoch hatte sie, abgesehen von ihren Stiefeln natürlich, in ihrer vollständigen Robe geschlafen. Wer konnte es ihr verdenken bei dem, was damals für ein Urteil vollstreckt worden war. Und das von ihrer Mutter ... Ihrer eigenen Mutter ...
Wie hatte sie ihr das nur antun können ? Ignia und sie hatten sich doch eigentlich immer gut verstanden. Es hatte hin und wieder ein paar Streitereien gegeben, aber so war das nunmal, wenn man so ein Temperament hatte. Niemals hatte Ignia es ihrer Mutter übel genommen.
Und dann war so etwas geschehen. Diese unglaubliche, widerliche, schreckliche und abgrundtief ekelerregende Strafe, nur weil sie schlecht über eine der anderen Schulen der Elemente in Caelum geredet hatte ... Es gab sicher andere, die auch etwas derartiges getan hatten und nicht so schwer bestraft wurde. War es, weil sie als Prinzessin ja mit 'gutem Beispiel voran gehen' sollte ? War es, weil ihre Mutter ihr die Streitigkeiten doch übel genommen hatte, anders als Ignia ihr ? Oder hatte sie einfach nur ein Problem mit Ignia gehabt ? Sie wusste es bis heute nicht. Aber sie hatte auch nicht vor so schnell nachzufragen.
Nach einem recht angenehmen Tag war es dann, als die Sonne unterging, wieder soweit, dass Ignia sich in die Bar begab, vom Wirt in die Arena geführt wurde und dort nun erneut auf ein paar Kerle stieß, welche sich ihr im Kampf stellen sollten. Sie hoffte nur, dass diese Kerle eine etwas größere Herausforderung waren. Und während sie näher an die Gruppe und den Veranstalter heran trat, reihten ihre Leibgarden sich wieder auf, dieses mal jedoch an der Tür, jeweils zu jeder Seite zwei, da sie wussten, wie schnell Ignia fertig sein würde. Das hier würde nicht lange dauern.
"Was gibt es dieses mal ? Etwas spannenderes, oder doch etwas langweiligeres ? Ich hoffe doch nicht, dass ihr mir nun Wassermagier gebracht habt, damit ich noch weniger Aufwand brauche, um alles verdampfen zu lassen."
"Ach, nö, da mal keine Sorge. Jungs ! Zeigt der Kleinen, was ihr drauf habt !"
Augenblicklich zuckten Blitze durch die unterirdischen Räumlichkeiten. Ignia spürte, wie sich ein paar ihrer Haare aufstellten, vor allem die kürzeren Haare im Nacken. Nun, die wirkten doch ein wenig fähiger. Jetzt spürte die Prinzessin die Magie sogar, anders als gestern. Ignia grinste und wollte etwas sagen, doch einer der Magier trat vor und sprach, was dafür sorgte, dass sie, natürlich ungesehen von allen anderen, ziemlich düster drein blickte.
"Du bist doch bestimmt 'ne Süße. Zeig uns doch dein Gesicht !", spottete er ein wenig, Ignia grinste , hob den Hut nur minimal an, damit ein einziges Auge den Mann anfunkelte.
"Reiß mir doch den Hut vom Kopf, wenn du so dringend mein Gesicht sehen willst.", sagte sie provokant. Der Mann zögerte einen Augenblick und machte dann eine schnelle Bewegung, fasst jedoch ins Leere. Ignia hatte sich mit einem Zauber bereits in die Mitte der Arena gebracht und stand grinsend dort, unter dem Hut zu dem scheinbar leicht angefressenen Kerl herüber blickend.
"So langsam, ein Blitz ist etwas schneller, tut mir leid das zu sagen. Oder bist du nur ein Donner, Schall, aber sonst nichts. Na, sag schon ?", provozierte sie noch ein wenig mehr. Ein paar Sekunden später war sie von den Magiern umzingelt.
"Dein großes Maul wird dir noch vergehen. Macht sie fertig !"
Gleichzeitig schossen alle drei Magier zu ihr hinüber und führten einen schnellen aber kräftigen Schlag aus. Als sie jedoch auf Widerstand trafen, war das nicht Ignia. Stattdessen hatten zwei der Kerle den dritten geschlagen, mitten ins Gesicht, während dieser einem der anderen eine verpasst hatte. Ignia jedoch saß am Rand der Arena auf der Mauer, welche die Sitzplätze von den Kämpfern trennten, die Beine überschlagen und locker ihren Hut festhaltend.
"Ach kommt schon, wirklich ?", gab sie kichernd von sich, dann schnippte sie, woraufhin zwischen den drei Männern eine Detonation entfesselt wurde. Der am meisten angeschlagene blieb danach sogar bereits am Boden liegen, während die anderen beiden sich abfingen und zum Angriff übergingen. Ignia hatte jedoch andere Pläne, als sich hier einfach treffen zu lassen.
Locker sprang sie von der Mauer ab und verpasste dabei einem der heranstürmenden Magier einen Tritt gegen die Brust, wodurch er zurück taumelte. Einen Augenblick später ging er schon in die Knie, als sie landete und ihm mit dem auf einmal beschworenen Gáe Bolg in den Rücken schlug. Ein kleiner aber feiner Stich mit der kürzeren Spitze der Waffe später, sank der Mann zu Boden und hielt sich schreien die Seite, wo Ignia im vermutlich einige Nerven regelrecht zerfetzt hatte. Eine bleibende Verletzung war das jedoch nicht.
Nur der scheinbare Anführer war noch am stehen und griff sie nun erneut an, wobei er einen mit Blitzen verstärkten Tritt nutzen wollte, um sie von den Füßen zu reißen. Sie fing jedoch seinen Fuß ab, indem sie den Gáe Bolg dagegen hielt. Dann drückte die den Angreifer ein Stück weg, welcher das mit sich machen ließ, um einen besseren Augenblick für einen Konter abzuwarten, doch da deutete schon die Spitze des Speers auf sein Gesicht. Glut flimmerte auf und einen Augenblick später wurde eine Feuerexplosion direkt im Gesicht des ungehobelten Kerls entfacht, welcher nach hinten geschleudert wurde und mit dem Kopf gegen die Mauer prallte, wo Ignia eben erst drauf gesessen hatte. Kaum war auch dieser Kerl am Boden stieg Ignia dann über den schreienden Mann hinweg und blickte zum Auftraggeber, welcher überrascht und beeindruckt pfiff.
"Besser als die letzten drei, aber nicht gut genug. Ich bin gespannt auf die nächste Herausforderung.", gab sie gut gelaunt von sich, bevor sie aus der Arena heraus marschierte. Mal schauen was dieser Kerl morgen für sie bereit hielt. Vielleicht ja sogar mal Gegner, die es wirklich schafften, sie wenigstens mit einem Angriff zu streifen. Bisher war sie bitter von den Herausforderern enttäuscht gewesen.