Untergrund von Crocus

Ein weiterer Tag, welcher einfach vor sich hin verlief, wie auch die letzten. Ignias Wachen spielten ein wenig Karten und sprachen ein wenig miteinander, einer von ihnen machte zwischendurch einen zivilen Rundgang und kehrte mit den selben Informationen zurück, wie schon vorher: die königlichen Ritter suchten nach ihr, doch es waren weniger als noch an den beiden Vortagen. Eine Nachricht, welche die Stimmung in ihrem Gruppenzimmer deutlich besserte.
Doch wirklich heraus trauen konnte Ignia sich nicht. Ihre Wachen mochten ja noch anonym auftreten können, doch sie selbst war ein viel zu bekanntes Gesicht, als dass irgendjemand aus Caelum sie nicht sofort erkennen würde. Deshalb hatte sie sich die Zeit genommen und ihr kleines Handbuch weiter geschrieben. Es würde wohl nicht mehr lange dauern, bis es fertig war, wenn sie dieses Tempo beibehielt. Vor allem da sie nicht plante ein großes Buch zu machen, sondern wirklich eines, welches man locker in die eigene Tasche stecken konnte, um es immer als weisen Ratgeber zur Hand zu haben, egal wo man war und was man tat.
Später, am frühen Nachmittag, ging es dann auch wieder zum Unterricht mit der Blockflöte über. Und heute war es doch etwas komplizierteres, da es nun um die Theorie ging. Wenn sie wirklich spielen können wollte, dann musste sie auch wissen, wie man Noten las. Und genau das war das heutige Ziel. Sie sollte zumindest erste Erfolge erzielen. Und das tat sie auch. Sie hatte zwar Probleme mit der Art und Weise, wie diese auf dem Notenblatt angeordnet waren, aber zumindest erkannte sie die grundsätzlichen Noten.
Als sie schließlich die gewünschten Ergebnisse erzielt waren, legte ihr neuester Mentor in dieser Tätigkeit einen Zettel auf den Tisch, welcher nur grundlegende Noten beinhaltete. Und es war ihr in der Tat möglich nach den ersten, kleineren Problemen, die Noten in schneller Folge perfekt zu treffen. Sie schaffte es, die Melodie zu spielen und wiederholte sie noch ein paar mal um sicher zu gehen. Dabei wurde sie vor allem jedes mal sogar ein bisschen schneller um sowohl ihre Fingerfertigkeit, als auch ihr Talent beim schnellen Lesen der Noten zu verbessern.
Und schließlich bekam sie einen weiteren Zettel, von welchem sie die Noten ablesen und die Melodie spielen sollte. Kurz spielte ihr Mentor es vor, dann nahm sie die Flöte wieder entgegen und spielte selbst. Hierbei hatte sie beim ersten mal bereits genau das Tempo, welches auch der Mann vor ihr eben gespielt hatte. Sie traf jeden Ton und beendete die Melodie absolut tadellos. Der aufkeimende Applaus sprach wieder Bände. Und dadurch ermutigt spielte sie wieder, bis ihr die Lungen ein wenig weh taten, während die vier Wachen ihre Zeit mit den Kartenspielen verbrachten.
Der Rest das Tages lief auch so ab, wie immer. Sie fand sich zu ihrer Poker-Runde ein und schaffte es erneut, den Tag erfolgreich laufen zu lassen, ohne auch nur einen einzigen ihrer Mitspieler davon zu jagen oder dergleichen.
Nach Sonnenuntergang versprach Ignia sich dann nichts großes. Anhand der bisherigen Element-Wahlen ging sie am heutigen Tag von Feuer aus, was ihr die wohl unberechenbarsten Elemente bis zuletzt aufhob. Licht, Finsternis, Gift und Blut ... Doch sie wurde überrascht, denn sie wurde von drei Lichtmagiern erwartet, wie sich durch die Worte des Veranstalters heraus stellte. Und kaum waren alle vier in der Arena, ging der Kampf schon los.
Ignia, in ihrer Aschenform, führte dieses mal den ersten Angriff aus. Lichtmagie war nichts, wo sie gerne ein Risiko einging. Eben deshalb erzeugte sie sofort eine gewaltige Flammenexplosion im gesamten Kampfgebiet. Das Ergebnis war jedoch nicht ganz so, wie von ihr erhofft. In der Tat war einer der drei vor die anderen gerannt und hatte einen Schild aus Licht geschaffen, welcher den Angriff abgwehrt hatte. Ignia hob verwundert eine Augenbraue, während ein anderer der drei nun Magie wirkte, welche die anderen beiden scheinbar unterstützte. Dann ging der dritte in den Angriff über und schoss einen Lichtstrahl ab, welcher sich aufspaltete und aus allen Richtungen auf Ignia zu kam.
Locker riss sie einen Arm hoch und entzündete einen Feuerball, welcher sie verschlang und das Licht abwehrte, bevor sie ihn auf den Gegner schleuderte, welcher jedoch wieder vom Verteidiger der Gruppe gerettet wurde. Das gab ihr aber die Möglichkeit, eben diesen mit einer gezielten, winzigen Flammenkugel nieder zu strecken ... nur damit er einen Augenblick später wieder aufstand, nachdem er scheinbar von dem unterstützenden Magier geheilt wurde.
Gegen eine koordinierte Truppe vorgehen zu müssen war doch etwas anderes. Vor allem wenn sie einen fähigen Heiler und Unterstützer in ihren Reihen hatten.
Aber so wusste sie wenigstens, wer zuerst weg musste.
Der Kampf wurde nun zu einem puren Wettstreit der Positionierung. Ignia übte sich in Geduld und wich immer wieder aus oder wehrte Angriffe ab, während sie nur hin und wieder kleine Gegenangriffe startete, welche vom Verteidiger der Gruppe abgewehrt wurden. Doch irgendwann schaffte sie es in der Tat, den Heiler von den beiden anderen zu trennen und dann einen rasend schnellen, sich überschlagenden Feuerball auf eben diesen zu schleudern. Der Treffer war verheerend und schickte ihn sofort zu Boden, während Ignia ihre Angriff nun auf den Verteidiger konzentrierte, während sie seinem Kameraden auswich. Doch als dieser irgendwann in den Nahkampf ging und ein Schwert aus Licht nutzte, war dies durchaus schwieriger zu schaffen. Dennoch lockte sie ihn scheinbar aus der Reserve, da er irgendwann in die Knie ging und schwer atmete.
Ignia nutzte also eine erneute Explosion um den Angreifer von sich zu stoßen und dann einen weiteren Feuerball auf den Verteidiger zu werfen, welcher nun auch kurzerhand niedergestreckt wurde. Und ohne ihn war auch der an sich gefährliche Kämpfer nicht mehr fähig, ihr lange stand zu halten. Ein Bombardement aus Flammen, welches eine knappe Minute anhielt, sandte auch ihn in den Staub. Doch die Prinzessin musste sich eingestehen, dass der Kampf sie ein wenig erschöpft hatte. Scheinbar waren die angeheuerten Magier doch nicht ganz so schwach, wie zuerst erwartet. Zumindest ein paar fähige Personen gab es wohl. Zuerst Lordras, nun diese gesamte Gruppe hier.
Ein wenig mulmig wurde ihr schon bei dem Gedanken an die Gift- und Blutmagier, die noch kommen würden. Doch auch der heutige Tag war soweit erfolgreich verlaufen, das war das wichtigste. Sie hatte den Auftrag erfüllt.