Dorf Riverside

Nach der äußerst erfolgreichen Rückeroberung eines Dorfes von Lord Dace, hatte Ignia sich entschieden, dass sie nun mal auf der anderen Seite stehen wollte. Ein Dorf von ziemlichem Abschaum, welches man vernichtet wünschte ? Und niemand sollte überlegen ? Für Ignia klang das nach einem Großbrand, wie er im Bilderbuch stand.
Deshalb war sie, wieder einmal in Begleitung von zwei Leibwachen, los gezogen um sich um dieses Dorf zu kümmern, kaum dass sie den Zettel in der Hand gehalten hatte, auf dem dieser Auftrag zu finden war.
Während sie in Richtung ihres Ziels marschierten, hatte eine der Leibgarden sich schließlich den Zettel genommen und studierte diesen nun. Etwas schien ihm nicht zu gefallen, da er schließlich sogar das Wort an seine Herrin richtete.
"Mylady, erlaubt Ihr mir eine Frage ?"
"Natürlich. Sprich."
"Hier, in der Beschreibung des Auftrages, steht etwas von Deserteuren. Sagt, wie werden wir vorgehen, wenn wir auf eine größere Anzahl an ausgebildeten Soldaten treffen sollten ? Selbst als Mitglieder der speziell für Euch ausgesuchten Leibgarde sind wir doch nur zwei gegen die Möglichkeit eines gesamten Trupps. Und, mit Verlaub, Eure Kräfte sind noch bei weitem nicht wieder die Alten."
"Bezweifelst du, dass ich eine gute Idee getroffen habe, als ich diese Quest wählte ?"
"N-nein, Lady Ignia, ich ... ich würde niem- ...", fing der Wächter, nun auf einmal sehr verunsichert an zu stammeln, wurde jedoch mit scharfer Stimme unterbrochen.
"Deine wahren Gedanken, Soldat. Mit süßen Lügen um mich milde zu stimmen wirst du nur das genaue Gegenteil erreichen."
Er zögerte kurz, blickte zu seinem Kameraden, welcher nur abwartend zurück schaute. Dann schluckte er schwer, bevor er seine wahre Meinung von sich gab.
"Ich denke, dass wir uns unnötig in Gefahr begeben. Wir, von Eurer Leibgarde, sind zwar jederzeit bereit unser Leben für Euch zu lassen, aber wenn ein ganzes Dorf gegen uns kämpft, können wir Euch nicht schützen. Ich denke es war unklug, nur zwei Mitglieder der Garde mit zunehmen."
"Guter Einwand, doch ich denke, dass wir das hier ohne weiteres schaffen werden. Immerhin ..."
Auf einmal hüpfte sie, drehte dabei eine halbe Pirouette und landete wieder, während sie die Leibwachen lächelnd anschaute. Sie zwinkerte dem besorgten, jungen Mann zu und reckte eine Faust in die Höhe, während sie rückwärts weiter marschierte, was anhand der Tatsache, dass sie hier einen Hügel bestiegen, doch recht kompliziert war.
"... Habt ihr ja mich dabei ! Niemandem wird etwas passieren, außer den Dorfbewohnern, mein Wort darauf !"
"Mylady, seid Ihr sicher, dass ihr das schafft ?"
Wie auf Kommando verschwand ihr strahlendes Lächeln und machte einem ziemlichen Schmollmund platz.
"Zweifelst du an meinen Fähigkeiten ?", fragte sie, nun mit eingeschnappter, jedoch leicht bedrohlicher Stimme. Nun endlich mischte sich die andere Leibgarde ein.
"Verzeiht, Prinzessin, wir sind angekommen.", verkündete er mit gemäßigter Stimme. Ignia unterbrach ihre Anstrengungen dabei, den einen ihrer Wächter böse anzustarren und wirbelte stattdessen herum. Unten am Fuß des Hügels, an einem kleinen Bach, lag das Dorf, welches sie suchten.
"Sieht kleiner und unbedeutender aus, als ich dachte. Männer, bereit machen zum Scharmützel !", sagte sie, während sie einen Feuerball zwischen ihren Händen formte, welcher zischte und pfiff. Das Geräusch zog natürlich schnell Aufmerksamkeit auf sich, doch die Dorfbewohner konnten das Unheil nicht mehr abwenden, als bereits der erste Feuerball durch die Luft flog und an einem Haus zerplatzte. Und weitere folgten in rapidem Tempo. Es war nur eine Frage von Minuten, bis das ganze Dorf in Flammen stehen würde.
Und als dann die ersten, bewaffneten Soldaten anstürmten und direkt auf Ignia zuhielten, schnalzte diese mit der Zunge, woraufhin ihre Leibwachen sofort entgegen stürmten und sich um diese Gegner kümmerten. Da die gegnerische Front aus nicht allzu vielen Feinden bestand, war dem 'Ansturm' sehr leicht stand zu halten, während Ignia das Dorf weiter einem Bombardement aus flüssigem Feuer aussetzte, bis schließlich auch das aller letzte Gebäude lichterloh brannte und das Dorf eher einem Inferno glich, als einem Ort, an dem Menschen lebten.
Als dies geschehen war pfiff sie den Leibwachen zu, welche noch kurz ihre aktuellen Gegner nieder streckten und dann zu ihr eilten. Mit einem Grinsen trat sie vor die beiden Männer und schaute der Truppe an Feinden zu, welche nun den Hügel hinauf hastete.
"Zeit die Reihen ein wenig zu lichten, hm ?", fragte sie, während sie die Hände, zu Fäusten geballt, in ihre Hüften stemmte und einfach nur dastand. Die Gegner rückten immer näher, so dass der eine Wächter ein wenig unruhig wurde. Der andere hingegen hatte sogar seine Waffe weg gesteckt und stand mit hinter dem Rücken verschränkten Händen in aufrechter Haltung da.
Und dann wurden Ignias Haare schlagartig rot, ehe sie eine Hand vor ihr Gesicht hob und zwischen ihren Fingern hindurch pustete. Asche verbreitete sich vor ihnen über die gesamte, heranstürmende Truppe. Und Ignia stand noch immer da und streckte nun eine Hand aus, bereit in die Finger zu schnippen.
Als der vorderste Feind dann nur noch knappe fünf Meter von ihr entfernt war und der unruhige Leibwächter gerade wieder nach vorne stürmen wollte, um Ignia zu schützen, schnippte diese schließlich.
Die Detonation war ohrenbetäubend, als ihre Flammen von der Asche weiter geleitet wurden und somit jedes Partikelchen in einer einzigen, gewaltigen Kettenreaktion entzündet wurde. Der Wächter taumelte zurück, erschrocken davon, wo er gerade beinahe hinein gelaufen wurde, während brennende Körper den Hügel herunter geschleudert wurden. Bäume in der Nähe bogen sich aufgrund der gewaltigen Wucht dieser Feuerexplosion und die bereits halb abgebrannten Gebäude stürzten in sich zusammen, als sie von der Druckwelle erwischt wurden.
Als der Rauch sich verzog hatten nur die wenigsten diese zerstörerische Kombination von den Aspekten der Cinder of Purity überlebt. Ignia, in ihrer Aschenform, marschierte vollkommen ohne eine der am Boden liegenden, brennenden Personen auch nur eines Blickes zu würdigen, direkt durch das von ihr angerichtete Massaker hindurch. Ihre beiden Wächter folgten ihr.
"Immernoch der Meinung, ich wäre nicht fähig genug, Soldat ?"
"Nein ... vergebt mir meine anmaßenden Worte."
"Dir sei verziehen. Doch zweifle meine Macht, so gering sie im Moment auch ist, nie wieder an. Nimm dir ein Beispiel an jenen, die schon länger in meinen Diensten stehen. Wenn diese kampferprobten Männer, welche mit mir Erfahrung haben, beunruhigt sind, dann steht es auch dir frei, beunruhigt zu sein."
"Sehr wohl, Mylady, ich werde es mir zu Herzen nehmen."
"Gut, dann kümmern wir uns nun um die letzten Überbleibsel."
Nachdem die drei nun nahe genug am Dorf angekommen waren, erschien urplötzlich ein Ring aus Feuer um den gesamten Ort herum, damit auch ja niemand mehr fliehen konnte, der oder die das erste Blutbad überlebt hatte. Es handelte sich größtenteils nur noch um die zurückgebliebenen Frauen ... und einen einzigen, älteren Mann, welcher in eine Robe gehüllt war.
"Ein Magier, hm ?", fragte die Prinzessin herausfordernd. Der Mann verschränkte die Arme und nickte.
"Ich kann mir denken, warum ihr drei uns angegriffen habt. Und ich denke wir haben es auch verdient. Dennoch werde ich keinen von euch verschonen. Ihr habt uns heraus gefordert, also werdet ihr hier und heute sterben. Macht euch schon einmal bereit."
Er fing an Wind um sich herum zu beschwören. Ignia hob nur eine Augenbraue an und musterte ihn verblüfft.
"Seht Euch um, alter Mann, seid Ihr sicher, dass Ihr mir gewachsen seid ?"
"Ich bin nicht nur ein alter Mann ! Ich bin Reaydon, ehemaliger Berater und oberster Magier von Lord Cannus und der heutige Bürgermeister von ..."
"Oh, nicht schon wieder !", unterbrach Ignia ihn und richtete ruckartig einen Finger auf seine linke Brust. Einen Augenblick später sank der Mann keuchend auf ein Knie herunter und fasst sich an besagte Stelle.
Ignia hatte ihm eine winzige Kugel aus komprimierten Flammen mitten durch das Herz geschossen.
"Ich habe genug von Bürgermeistern. Wenn ich je zurück nach hause kommen sollte, werde ich dafür sorgen, dass wir unsere Bürgermeister umbenennen. Vorsteher klingen gut, findet ihr nicht ?", fragte sie nun ihre Wachen, während der Bürgermeister tot zusammenbrach. Sie ignorierte ihn vollständig und richtete nun stattdessen ihren Finger nacheinander, ohne hinzuschauen, auf die Frauen in der Umgebung, welche eine nach der anderen auf dieselbe Art und Weise starben, wie der alte Mann.
"Ausgezeichnete Idee, Mylady."
"Ja, ich stimme zu. Bürgermeister klingt auch so Freiheitsberaubend. Kein Wunder, dass Minstrel die Idee solcher Männer und Frauen vollständig ablehnt."
"Nicht wahr ? Dann ist das beschlossene Sache. Bürgermeister werden einen anderen Namen erhalten."
Nachdem sie nun fertig entschieden hatte, war keine der Frauen mehr am Leben. Nur ein paar Mädchen, welche noch jünger waren als Ignia, und ein Haufen von Kindern lebten noch.
"Kennt irgendwer von euch die Vergehen von Lord Cannus ? Wegen eben diesen bin ich nämlich hier. Wenn ihr etwas wisst, erzählt es mir, dann erwäge ich, euch am Leben zu lassen."
Sie alle zögerten, schüttelten jedoch die Köpfe. Nun, das machte es einfach. Und augenblicklich verschwand der Ring aus Feuer.
"Ihr habt den Test bestanden und dürft gehen. Ich sollte das Dorf zerstören und dafür sorgen, dass Lord Cannus' Geheimnisse nie an die Öffentlichkeit dringen. Das habe ich getan. Geht in die Städte und baut euch dort ein Leben auf, erwähnt jedoch niemals, dass ihr aus diesem Dorf seid, sonst wird man euch finden und ermorden. Oh ... und falls jemand von euch vorhat irgendwann an mir Rache zu üben, nur zu, ich werde warten."
Nach diesen Worten wandte Ignia sich um, winkte ihren Wächtern zu und verließ das Dorf ohne sich noch einmal umzuschauen. Ihre Mission war erfüllt, der Auftraggeber würde wohl zufrieden sein und sie konnte sich um den nächsten Auftrag kümmern. Das war noch einfacher gewesen, als sie ursprünglich gedacht hatte. Und das sollte doch schon etwas heißen, wo sie sich doch schon von Anfang an sicher gewesen war, dass sie keinerlei Probleme bei diesem Auftrag zu erwarten hatte. Und einen nervigen Bürgermeister hatte sie auch noch umbringen können. Alles soweit perfekt, wie sie fand.