Erdgeschoss

Richard war vollkommen entspannt, doch er wurde nicht sonderlich freundlich empfangen... nun er hatte es auch nicht anders erwartet. Er hatte eine Menge Spaß im Moment, ließ sich allerdings nichts anmerken, sondern blieb ganz ruhig stehen, lächelte nur mit den Lippen, seine Augen waren auf das ernste Gesicht von Reika fixiert.
"Vielleicht solltest du erst mal deine Gildenmitglieder beruhigen", meinte Richard trocken zu Reika, sie duzend, da er keinen Grund sah zu Siezen. "Ich höre den Herzschlag der jungen Dame klar und deutlich und man möchte doch nicht, dass ich dadurch noch Hunger bekomme oder? Es klingt fast, als würde es schon bald aus ihrer Brust springen..." Dann sah er kurz direkt zu Robin und lächelte sie strahlend an: "Ich bin nicht hier um meine gefühlslosen, mordenden Phasen wieder aufleben zu lassen, solange man mir keinen Grund gibt mich zu wehren, werde ich vollkommen ruhig hier verweilen und nur reden...", erklärte er höflich und freundliche der jungen Dame, "ich traf in den vergangen Jahrhunderten schon öfter solch edle Damen und ich war stets höflich zu ihnen."
Dann sah er zu dem Mann, der sich als Yuuji vorstellte. Er verengte neugierig die Augen, der Mann blieb total entspannt, trotz Richards Präsenz, entweder war er mutig oder dumm... oder einfach nur ultra entspannt, wenn es letzteres war, dann würde Richard ihn durchaus interessant finden. "Freut mich dich kennen zu lernen Yuuji. Ich sehe deine Frage keineswegs als Provokation, Neugierde ist eine Gabe und sollte nicht bestraft werden. Das Streben nach neuem Wissen und das stillen von Neugier, ist eine löbliche Einstellung. Nun... um deine Frage zu beantworten, ja und nein... um das ein wenig auszuführen, ohne das wir noch bis morgen darüber reden: Es ist langweilig von Zeit zu Zeit wenn man Unsterblich ist, allerdings mag ich es die Welt im Wandel zu sehen. Ein kleiner Kiesel kann großes Bewirken, wenn er an einer bestimmten Stelle liegt... indem er einfach nur liegt und dies zu beobachten, wie der Kiesel in die Geschichte eingeht, dass ist durchaus etwas, was ich an der Unsterblichkeit wert schätze. Und wenn man noch ein Teil der Geschichte des Kiesels sein darf, dann ist es meist noch viel interessanter", erklärte Richard Yuuji nun geduldig die Antwort auf seine Frage. Sein Blick wurde wieder ein wenig melancholisch und dann meinte er: "Was für ein Fluch lastet auf dir, wenn ich nun meine Neugierde befriedigen dürfte?" Er fragte sich, ob einer von ihnen überhaupt verstand, wie Unsterblichkeit auf einen lastete und er fragte sich genau so, ob sie nicht auch so geworden wären, wie er, wenn sie so lange lebten... dies galt es zu experimentieren. Jeder Mensch hatte einen Schalter, auf den er reagierte... von dem er sich verführen ließ und allmählich der Dunkelheit verfiel.
Dann wandte er sich wieder an Reika und betrachtete ihre feinen Gesichtszüge, während sie Sprach. "Eine Gildenmeisterin die für ihre Gilde einsteht, eine durchaus herrliche Einstellung... Wie es mir Spaß machen würde, deine Lieben zu quälen nur um dann zu sehen, zu was du fähig bist... doch das ist keine Sache die ich aktuell anstrebe. Ich wollte mir lediglich ein Bild von dir machen, Reika Kinoshita. Ich habe von der heißblütigen Gildenmeisterin ein wenig gehört, die eine dunkle Gilde unter ihrer Führung zum Licht überzeugte. Ihr seid durchaus aus dem Fleisch und Blut was ich mir erhoffte vorzufinden. Eine mutige und ehrenvolle Frau, irgendwann möchte ich deine Grenzen kennen lernen... doch dies hat Zeit... ich werde mich bald verabschieden, doch nun zu der Botschaft, die ich vorzubringen habe. 'Die Valkyria richtet ihre Grüße aus', diese Worte wahren es, laut meinem Gedächtnis, kannst du dir das merken?", er tippte sich kurz gegen die Stirn. "Botschafter und besagte Valkyria sind mir unbekannt, schließlich bin ich auch noch nicht lange in Fiore und verbrachte auch nicht mein gesamtes Leben hier in Ishgar." Er lächelte nun Reika wieder mit seinem breiten Lächeln an, bei dem er seine Fangzähne offenbarte. Dann breitete er die Arme aus und verkündete: "Und falls sich eine anwesende Person hier fragt, was das alles zu bedeuten hat. Pure Laune und der Wahnsinn der Zeit..."

Auch wenn Reikas Entschlossenheit durchaus ermutigend war, bewirkten Richards Worte das genaue Gegenteil bei Robin. Im Gegensatz zu ihrem vorherigen Panikanfall, entschloss sie sich jedoch, dass es an der Zeit war, einen kühlen Kopf zu bewahren. Noch immer mit enormer Angst erfüllt war das zwar schwerer als man meinen sollte, aber als Richard zu ihr schaute, ging sie in Kampfstellung, bereit binnen eines Augenblickes Schwert und Buch zu rufen. Wenn er es versuchen wollte, dann nur zu ! Sie würde nicht kampflos aufgeben, so viel war klar !
Dennoch schlug ihr Herz wie verrückt und sie musste einen schweren Kloß im Hals herunter schlucken. Denn Richards Worten glauben zu schenken war das letzte, was sie vorhatte. Bis zu dem Zeitpunkt, wo er sehr weit weg war, würde sie garantiert keine Ruhe finden, egal was er behauptete. Sie vertraute den Menschen sehr schnell ... aber so naiv war sie dann doch nicht.
Als Yuuji dann jedoch urplötzlich locker mit Richard sprach, so als bestände gar keine Gefahr, fiel Robin die Kinnlade herunter. War er jetzt auf einmal völlig übergeschnappt !?
Und dann ignorierte er sie auch noch !? Oh, der würde sich etwas anhören müssen, wenn sie das hier unbeschadet überstanden ! Und ein sonderlich gutes Licht warf diese Aktion auch nicht auf diese verdammte Maske !
Ein dunkler Gildenmeister. unglaublich alter Vampir und wahnsinniger Massenmörder tauchte auf und wollte Reika eine Botschaft übermitteln, woraufhin Robins Freund sie ignorierte und stattdessen besagten Massenmörder ausfragte ... WAS ZUR HÖLLE WURDE HIER GESPIELT !?
Und dann kam das, was das Fass zum überlaufen brachte. 'Die Valkyria richtet ihre Grüße aus' ... Eine Botschaft von oder über die laut ihren Informationen zu Violent Phoenix und diesem verdammten Senshi übergelaufene Zatana, welche früher eine große Rolle in der Gilde gespielt hatte, ausgesprochen von diesem Mann ... Das war wirklich zu viel !
"Also jetzt reicht's mir aber !", brüllte Robin urplötzlich durch die gesamte Gildenhalle. Ein kurzer, zorniger Blick wanderte zu Yuuji, bevor sie scheinbar jede Angst vergaß und auf Richard zu stapfte. Sie packte den hoch gewachsenen Mann am Kragen, wobei sie ein nicht zu verachtendes Stück nach oben greifen musste, so sehr wie er sie überragte.
"Du denkst also, dass wir das einfach so hinnehmen !? Graceful Tiger hat lange dafür gekämpft, endlich anerkannt zu werden ! Und du stapfst einfach so hier rein, wodurch man uns nun wieder Kontakte mit irgendwelchen größenwahnsinnigen Mistkerlen, die einen Scheiß auf das menschliche Leben setzen, nachsagen könnte !? Du sprichst unterschwellige Drohungen aus, du könntest 'hungrig' werden, wenn ich mich nicht beruhige, sagst du wärst nur zum Reden hier obwohl du als Massenmörder bekannt bist und erst neulich in Fiore für einiges an Aufruhr und Leid gesorgt hast und sprichst dann auch noch so eine Botschaft aus, die in der Gilde so eine Bedeutung hat, behauptest aber du wüsstest von nichts !? Und weshalb !? WEIL DU LUST DARAUF HATTEST !?!?!? ICH GLAUBE ES HAKT BEI DIR !!!"
Die letzten beiden Sätze schrie sie dermaßen laut heraus, dass ihr der Hals weh tat. Panik ? Nie davon gehört ! Sie war im Moment einfach nur rasend vor Wut. Schon seit Jahren kämpfte sie dafür, Personen wie Richard sicher hinter Schloss und Riegel zu bringen oder, wenn es denn keinen anderen Ausweg gab, vollkommen aus dem Verkehr zu ziehen. Das dieser hier dann auch noch so eine Show abzog, war für sie nun wirklich zu viel.

Er nahm immer noch von Robin wahr, dass sie ziemlich nun... in Emotionen hin und her gerissen war. Diese Emotionen kochten in der Frau über, als Richard seine Botschaft mitteilte, wie überaus interessant... Sie brüllte durch die Gildenhalle, dass es ihr nun reichte und packte, was ihn kurz überraschte, Richard tatsächlich am Kragen. Er sah sie nur an, als er wieder normal drei sah und lächelte. Sie war wütend und das spürte man auch, ihr Herz raste vor Zorn und Richard vernahm den Herzschlag in seinem gesamten Körper... ihr wundervoller Herzschlag, welcher Leben bedeutete, nun verspürte er Hunger... Er hörte sich ruhig den Anranzer von der Frau an, welche ihn gepackt hatte und er blieb einfach vollkommen entspannt und lächelnd. "Ich mag ja Frauen mit Temperament, die langweilen mich nicht so schnell", meinte er trocken, als Robin mit ihrer Ansprache fertig war, um seine Antwort einzuleiten. "Ich will mich keineswegs raus reden, vieles ist so wie du es sagst... allerdings war es keine unterschwellige Drohung, sondern viel mehr eine Warnung. Sei froh das ich kein junger Vampir bin, der seinen Hunger nicht kontrollieren kann, sonst hättest du schon ein paar Reisszähne in deinem Hals, bevor du reagieren könntest, so nahe wie du mir jetzt stehst. Solange man mich nicht direkt angreift, werde ich auch nichts dergleichen tun, ich habe heute durchaus einen entspannten Tag und fühle mich sehr wohl, danke der Nachfrage, junge Lady." Sein Lächeln verschwand, er wollte nun ernster sprechen und zuckte mit den Schultern, "ich habe keinerlei Ahnung, was diese Botschaft für euch bedeutet. Ich habe keine Ahnung wer sie mir gegeben hat, noch wer der ursprüngliche Botschafter ist. Und es hakt tatsächlich bei mir, Schätzchen, werde du 1000 Jahre alt...", er breitete die Arme aus, "werdet alle erst einmal älter, dann sprechen wir noch mal über Wahnsinn oder was endlose Zeit mit einem Macht. Ich wette jeder von euch würde so enden wie ich... wenn ihr neugierig seid, ob ich Wahrheit spreche... nun ich biete Vampirismus an, man muss mich nur Fragen. Jeder von euch hat etwas, wonach er strebt und das er eines Tages zu erreichen will, jedes Lebewesen hat ein Ziel... man nimmt gerne mehr Zeit in Kauf, um seine Ziele zu erreichen und mein Ziel ist noch lange nicht erreicht..."
Dann gab der Mann ihm eine Antwort auf seine Frage und bedankte sich für Richards Antwort. "Ich bedanke mich auch recht herzlich für deine Antwort. Liebend gerne würde ich mich mit dem Ring genauer befassen, der dir diese Bindung zur Totenwelt erlaubt.... jedoch scheine ich hier recht unerwünscht, solche Dinge interessieren mich wirklich brennend..." meinte er locker zu Yuuji, die Robin an seinem Hals hängend gerade nicht beachtend.
"Und wo wir gerade von Brennen sprachen, kann es sein, dass es hier etwas heißer geworden ist?", fragte Richard und wandte sich nun an den Rotschopf, welcher sich Gildenmeisterin nannte. "Euer Magiedruck ist ja schon fast eindrucksvoll. Ich habe noch keinen Finger an ein Mitglied gelegt, diese eher an mich", er schmunzelte, "und wie ich der werten Lady schon erklärte, Botschaft aus dem Nichts, von irgendjemand, ich stamme nicht von hier, und kenne hier niemand, könnt ihr euch das merken? Ist Violent Phoenix eine andere Gilde?" Richard Haltung verriet nichts, über sein Wissen, er schauspielerte perfekt und ohne Lücke, wie er es über die vielen Jahre gelernt hatte und perfektioniert hatte. "Es wäre lieb, wenn mich dein Schützling nun los lassen würde, dann kann ich gehen, wie gewünscht, mehr habe ich nicht zu sagen", erklärte Richard und erklärte das Gespräch, für sich, somit abgeschlossen. Das diese simple Botschaft so einen Stein ins Rollen brachte, hätte er nicht erwartet, doch er genoss es den Stein beim Rollen zu sehen... er blieb entspannt stehen, sein Blick wanderte von Reika zu Robin und wieder zurück. Ein lächeln spielte um seine Lippen, ganz leicht, doch der Rest von seinem Gesicht war neutral, nahezu gelangweilt. Nach außen hin war Richard vollkommen ruhig, doch in ihm brodelte der Hunger...

cf: Crocus Town - Enge Nebengasse

Als der Zug das Dorf erreichte und Rin ausstieg, breitete sich ein ungutes Gefühl in ihrer Magengegend aus. Die ganze Zeit schon, war sie beunruhigt gewesen, hatte das aber auf ihr Zusammentreffen mit Ginawai geschoben … doch nun, da sie sich eigentlich freuen sollte, zurück zur Gilde zu gehen, war sie beunruhigt. Daher beschwor sie auch einen Eistiger und sprang auf seinen Rücken, um den Weg vom Dorf durch den Wald zum Gildenhaus von Graceful Tiger schneller als zu Fuß zurückzulegen. Was es wohl war, das bei ihr dieses Gefühl verursachte? War es vielleicht die unterbewusste Befürchtung, dass Ginawais Auftauchen in eben der Nebengasse in Crocus, in der sie sich aufgehalten hatte, kein Zufall gewesen war? Immerhin war Crocus eine ungeheuer große Stadt … Und hatte dementsprechend sehr viele Nebengassen. Also wieso ausgerechnet diese? Oder war es vielleicht das Gefühl, verfolgt zu werden? Mehr als einmal erwischte Rin sich dabei, wie sie sich unterwegs nach allen Seiten umsah, um sicher zu gehen, dass niemand ihr vom Dorf aus gefolgt war.

Sie preschte an ein paar Passanten vorbei, die einen gemütlichen Spaziergang zu machen schienen, passierte eine kleine Gruppe Wanderer, die gerade dabei waren, ihre Ausrüstung zu sortieren, um dann eventuell das nahegelegene Gebirge zu erklimmen und erreichte in Windeseile das Gildenhaus. Bereits aus einigen Metern Entfernung bemerkte sie, dass ihr Gefühl sie nicht betrogen hatte. Etwas stimmte nicht. Anderenfalls hätte sie sicher nicht so viel geballte, magische Energie auf einmal gespürt, die vom Inneren des Gildenhauses ausging. Und sie wusste auch, von wem diese Energie kam. Noch im Rennen sprang sie vom Rücken des Tigers und eilte zum Eingangstor der Gildenhalle. Ohne zu zögern stieß sie es auf. Die Kutsche, die neben dem Eingang geparkt worden war, hatte sie dabei gar nicht registriert.

Ihre blauen Augen huschten ruckartig durch das Innere der Gilde, über die einzelnen Anwesenden und versuchten die Situation in Windeseile einzuschätzen. Sie sah vier Personen, die sie kannte und eine, die sie nicht kannte. Eine der vier ihr bekannten Personen war allerdings Shin, der sich aus dem Geschehen, das sich ihr darbot, offenkundig herauszuhalten schien. Die anderen Drei waren Yuuji und Robin, Elitemitglieder der Gilde, und die Gildenmeisterin selbst, Reika. Der letzte, ihr unbekannte Kerl hatte langes, rotes Haar und besaß eine ungewöhnliche Ausstrahlung, auch wenn Rin nicht ganz zuordnen konnte, was genau ungewöhnlich daran war. Sie wirkte irgendwie … düster. Der Knackpunkt des ganzen sich ihr darstellenden Bildes war die Tatsache, dass Robin den fremden Mann am Kragen gepackt und einen Gesichtsausdruck aufgesetzt hatte, den Rin so noch nie gesehen hatte. Wobei sie, wenn sie ehrlich war, allgemein noch nicht so viele, verschiedene Gesichtsausdrücke an ihr gesehen hatte, da sie in letzter Zeit selbst viel zu beschäftigt gewesen war, um sich um andere Gildenmitglieder zu kümmern. Was eigentlich ziemlich schade war, wenn sie jetzt so darüber nachdachte … Ein weiterer und für ihre nächste Handlung noch viel ausschlaggebenderer Knackpunkt war Reika. Sie war es, deren magische Kraft sie bereits vor dem Gildenhaus gespürt hatte und ihr Blick sprach Bände. Dieser Kerl war kein Freund, kein Verbündeter, nein nicht mal ein dahergelaufener Kerl, mit dem sie sprechen wollte. Er war jemand, den sie am liebsten von der Bildfläche verschwinden lassen wollte. Ein wenig jagte es Rin einen Schauer über den Rücken, ihre Verlobte so zu sehen … fast schon angsteinflößend, obwohl sich ihr Zorn nicht gegen Rin wandte.

Die Schwarzhaarige blinzelte kurz, dann setzte sie sich weiter in Bewegung, war sie doch direkt nach ihrem Eintreten in der Gilde kurz stehengeblieben, um alles zu überblicken. Dabei erhob sie ihre Stimme so laut sie konnte, um auch ja alle Anwesenden damit zu erreichen. Ihre Haltung sprach zudem Bände. Sie war bereit, sofort zu reagieren, sollte dieser rothaarige Kerl auch nur irgendetwas vorhaben … „Was ist hier los?!“, rief sie und sah dabei zwischen dem Fremden und Reika hin und her. Ihre Stimme klang fordernd und es war recht deutlich, dass sie eine Antwort darauf verlangte, egal von welcher Partei. Dabei wanderte ihr Blick ganz kurz zu Yuuji, der ja ebenfalls anwesend war, aber weniger angespannt wirkte, als die beiden Frauen. Eigentlich wirkte er sogar sehr entspannt. Ebenso wie der Kerl, den Robin noch immer am Kragen festhielt. Während ihrer Frage hatte Rin die Gildenhalle durchschritten, war mit aufmerksamem Blick an dem Fremden vorbei marschiert und hatte sich neben Reika positioniert. Ihre eisblauen Augen waren dabei zu schmalen Schlitzen verengt. Sicher war sie hier her gekommen, um Reika eine Botschaft zu überbringen, von etwas zu berichten, was sie gesehen, bzw. erlebt hatte aber jetzt im Moment spielte sich hier offensichtlich etwas ab, das ebenso spannend und scheinbar auch bedrohlich war … Wer mochte dieser Kerl wohl sein?

Es half wirklich nicht, dass Yuuji sich so verhielt, wie er es eben tat. Zum aller ersten mal, seit sie ihn kannte, war sie wirklich wütend auf ihn. Ein mal war sie bereits ein wenig unsicher gewesen und hatte das mit leichter Verärgerung überspielt, aber das hier schlug dem Fass den Boden aus.
Reikas Präsenz, so unangenehm der Druck ihrer Magie auch war, beruhigte Robin jedoch so weit, dass sie nicht sofort untypischerweise einfach anfing vor Aggression um sich zu schlagen. Und auch die Tatsache, dass Robin hier nicht als einzige wirklich wütend war, bekräftigte sie in ihren bisherigen Handlungen.
Die Worte, die Richard von sich gab, sorgten jedoch nicht unbedingt für mehr Ruhe in ihr. Im Gegenteil. Er behauptete, seine Worte wären eine Warnung gewesen. Sie solle sich freuen, dass er sich so unter Kontrolle hatte ... wie gern würde sie ihm diese von ihm ach so hoch geschätzten Zähne ausschlagen ...
Als er dann noch anfing über Wahnsinn, Zeit und Ziele zu philosophieren, kam Robin nicht um ein Kommentar herum, welches mit mehr Abscheu nicht hätte ausgesprochen werden können.
"Mein Ziel ist es, Abschaum wie dich aus dem Verkehr zu ziehen."
Das Richard sie jedoch größtenteils ignorierte und stattdessen fröhlich mit Yuuji weiter plapperte, ging ihr nur noch mehr gegen den Strich. Und dann sprach er noch mit Reika, während Robin ihn noch immer am Kragen fest hielt, wobei er zu guter letzt darum bat, dass Reika ihr sagte, dass sie eben das nun bitte sein lassen sollte.
Doch bevor noch etwas geschehen konnte kam nun auch niemand geringeres als Rin dazu, welche sich an Reikas Seite begab und fragte, was hier los war. Und nun endlich, ohne einen Befehl zu brauchen stieß sich Robin selbst von Richard weg und schaute zu Rin.
"Och, absolut nichts besonderes !", gab Robin beinahe hysterisch und mit vor Sarkasmus geradezu triefender Stimme von sich.
"Wir haben lediglich Besuch: ein antiker Vampir, jetziger Meister einer dunklen Gilde, gesuchter Krimineller in Fiore und vermutlich der Staatsfeind Nummer eins in Minstrel aufgrund eines Blutrauschs, der als größtes Massensterben jemals in die Geschichte dieses Landes einging. Und er hat sich als Bote von einem unbekannten Einspannen lassen um uns die Worte 'Die Valkyria richtet ihre Grüße aus' an den Kopf zu werfen, nur um nun darum zu bitten, dass wir ihn einfach ruhig und unbehelligt ziehen lassen, da er ja 'friedlich' ist, mit seinen unterschwelligen Drohungen. Also wirklich, absoluter, verdammter Alltag !"
Sie wollte eigentlich garnicht schreien, und es tat ihr auch leid, dass sie das tat, aber sie schätzte, dass Rin anhand ihrer kleinen Beschreibung wusste, warum Robin so dermaßen drauf war, wie sie es nunmal war. Und dann passierte endlich das, was schon lange überfällig war. Robins Blick wandte sich an Yuuji. Sie funkelte ihn äußerst aufgebracht an. Ein Blick, von dem sie ausging, dass er sich noch eine Weile bei ihm einprägen würde.
"Und nun, 'Liebster' ... wenn ihr beiden euch so gut versteht, wieso gehst du dann nicht mit ihm ? Lernt euch bei einer Tasse Tee, oder Blut, oder was auch immer kennen. Freundet euch doch gleich an ! Seine Anwesenheit ist ja nur eins der schlimmsten Omen, welches man sich für Fiore vorstellen kann ! Ich bin sicher ihr beide gebt ein hübsches Paar ab, so gut wie ihr hier schon miteinander klar kommt !", fuhr sie ihn giftig an. Eine große Gelegenheit auf eine Antwort gab sie jedoch nicht, da sie nun zu Reika schaute und sogar ein wenig Haltung annahm. Sie musste tief durchatmen um die Ruhe zu finden, um der Meisterin den Respekt zu zollen, den sie auch für sie empfand.
"Und nun ... stehe ich für jedes Kommando bereit. Ihr seid die Meisterin, es ist allein Eure Entscheidung, was wir mit diesem Mann machen, ich werde mich fügen."
Und das meinte sie auch so. Würde Reika entscheiden ihn gehen zu lassen, so würde Robin damit leben. Würde sie entscheiden, dass man ihn vielleicht doch eher aufgrund seiner Botschaft weiter befragen sollte, würde sie alles geben, um ihn gefangen zu nehmen. Anhand der Tatsache, dass Graceful Tigers Elite und die Gildenmeisterin selbst hier standen, gegen nur einen Gegner, standen die Chancen auch äußerst gut.
Und wenn Reika eine Auseinandersetzung wollte, dann würde Robin, ohne zu zögern, auch bis zu ihrem Tod kämpfen, um die anderen zu Schützen. Vor allem gegen jemanden wie Richard ... eine Bedrohung für das gesamte Königreich und all seine Bewohner. Ein Zurückweichen würde für sie in diesem Fall nicht einmal in Betracht gezogen werden ...

Techs und blub:

Eine weitere Frau preschte in die Gildenhalle, direkt zur Gildenmeisterin und sie gesellte sich zu ihr. Richard betrachtete diese genauer... sobald ihre Stimme zu hören war, schien die Gildenmeisterin nicht mehr ganz so aufgeregt. Hatten sie vielleicht eine besondere Beziehung zueinander? Nun er würde Nachforschungen dies bezüglich wohl betreiben... Jeder hatte einen Hebel, damit man ihn steuern konnte, man musste ihn nur finden. Gelassen betrachtete Richard nun Rin und kommentierte süffisant: "Tatsächlich, es gibt nur hübsche Frauen in dieser Gilde... und mehr Gäste für das Kaffeekränzchen, ich empfehle meine Wenigkeit." Nachdem der Neuankömmling nun gefragt hatte was los war, erklärte das Fräulein an seinem Hals ziemlich sarkastisch, was Richard hier machte und was die aktuelle Situation war. Sie keifte auch den Mann an, der sich mit Richard ruhig unterhielt... dieser reagiert daraufhin ziemlich angegriffen und beschwor wohl Requip-Items. Mh, er stand wohl ziemlich unter dem Pantoffel seiner Freundin, dass er so reagierte... Männer ohne jeglichen stolz? Tze. Die Dame an Richards Halt ließ ihn nun los und überließ es der Gildenmeisterin, wie sie weiter mit ihrem Gast verfahren wollten. Er sollte zurück in ihre Gilde gehen? Entweder verhaspelte sich die Gildenmeisterin in ihrer Nervosität gewaltig, oder sie konnte Gedanken lesen. Er ignorierte die Worte von Reika, zuckte mit den Schultern, sah gelangweilt drein und zog Hut und Mantel wieder an. "Es dauert keine drei Minuten, bis ich mich entfernt habe, keine Sorge", meinte er gelassen, nickte der Gesamtheit im Raum zu und lüftete kurz den Hut. "Und ich werde ihre Gilde besuchen..." Richard räusperte sich, verließ dann die Gildenhalle und ging zu seiner Kutsche zurück, mit der er sich davon machte. Ein interessantes Trüppchen diese Gilde... sie werden noch früh genug erleben, dass schlimmere Gefahren sie erwartete.

Robin war die Erste, die sich zu dieser Situation äußerte und Rin ins Bild setzte. Dass ihre Stimme sich dabei einige Male überschlug und vor Sarkasmus nur so triefte, ignorierte Rin in diesem Zusammenhang einfach. Die Umstände erlaubten es, dass sie diesen Unterton nicht persönlich nahm. Wieso sollte sie auch? Es war ja der Fremde, über Robin sprach. Und das nicht zu knapp. Ein Vampir? Ein Mörder und der neue Gildenmeister von Cursed Gryphon? Rin seufzte innerlich auf. Warum verschlug es immer solche Leute in ihre Nähe? Da war sie eben noch Ginawai begegnet und nun durfte sie den nächsten Unhold „bewundern“. Ihr Blick wanderte von Robin, die sie während des Sprechens beobachtet hatte wieder zu dem Rothaarigen, der noch immer vollkommen gelassen da stand und vorerst nichts sagte. Zumindest ließ er Robin ausreden … Was bildete er sich ein, hier einfach rein zu marschieren und offen vor all diesen Magiern zu enthüllen, wer er war? Welches Ziel verfolgte er damit? Als Robin dann aber darauf zu sprechen kam, der Kerl hätte eine Botschaft für sie gehabt, wurde sie wieder hellhörig und sah zu der Magierin zurück. Die Valkyria? Konnte es denn sein? Rins Augen wurden etwas weiter und sie sah zu Reika hinüber. Jetzt verstand sie, was das Fass für die Rothaarige wohl zum Überlaufen gebracht hatte. Doch blieb Rin vorerst stumm. Noch durfte sie sich kein zu vorschnelles Urteil erlauben, auch wenn Robin ihr bereits genug Gründe genannt hatte, um sofort auf diesen Kerl los zu gehen. Aber sie würde darauf warten, was Reika sagte.

Doch mit den Worten über den neuen Gildenmeister nicht genug, nun wandte Robin sich an Yuuji und unter anderen Umständen hätte sich wohl ein amüsiertes Lächeln auf Rins Gesicht geschlichen. Sie machte ihn ordentlich zur Schnecke. Zwar wusste Rin nicht, was zwischen den beiden vielleicht noch vorgefallen war, oder ob es nur diese eine Auseinandersetzung hier war, aber sie konnte sich vorstellen, dass Yuuji nicht ganz allein schuld daran trug, dass sie so eskalierte. Es war vermutlich die ganze Situation im Allgemeinen, eine Menge Druck, der sich in ihr angestaut hatte, Wut und Empörung über diesen Fremden, Gefühle die nun eben die Oberhand ergriffen. Doch so gern Rin sich auch über diesen kleinen Beziehungsstreit amüsiert hätte, die momentanen Umstände ließen das partout nicht zu. Denn alle Blicke lagen mittlerweile gespannt auf Reika, darauf wartend, was sie dazu sagte und welchen Befehl sie gab. Selbst Rin war gespannt, nahm sie doch eine noch aggressivere Haltung ein, darauf gefasst, sofort anzugreifen. Daher wurden ihre Augen groß, als Reika die Situation zu deeskalieren versuchte. Er sollte gehen? Einfach so? Zwar sprach sie ihm gegenüber deutlich aus, dass er ab sofort „Beute“ für Graceful Tiger war und sollte er sich noch einmal hier blicken lassen, das Folgen haben würde, doch das war es dann auch schon. „Reika!“, rief sie daher empört aus und beobachtete, wie der Rothaarige seinen Mantel und seinen Hut nahm, sich umdrehte und ging. Jedoch nicht, ohne noch einen, wie sie fand, unverschämten Kommentar abzulassen. „Ich halte das für keine gute Idee!“ Sie sprach weiterhin laut genug, dass der gehende Mann sie sicher verstehen konnte. „Er weiß etwas, irgendetwas. Es ist zu gefährlich, ihn gehen zu lassen.“ Ihr Blick wanderte von Reika zur Tür, die sich nun öffnete, als der Rothaarige die Gildenhalle verließ. Die Anspannung fiel nicht von ihr, sie stand noch immer da, als wäre sie für einen Angriff bereit. Es hätte nur noch gefehlt, dass sie die Tür anknurrte … Was dachte Reika sich dabei? Er war ein dunkler Magier, der das sogar ehrlich zugegeben hatte … Sie wollte gar nicht wissen, was für Probleme er dieser Gilde vielleicht noch würde bereiten können. Doch von allein hätte sie nie gehandelt. Sie war loyal Reika gegenüber und vertraute ihr, auch wenn sie ihre Beweggründe aktuell nicht verstand. Wie Robin es zuvor so schön formuliert hatte: Sie war die Meisterin und es war allein ihre Entscheidung, was mit diesem Kerl geschehen sollte. Und sie hatte entschieden, ihn gehen zu lassen. Mehr als mit Worten dagegen zu lamentieren vermochte Rin nicht.

Am Ende ihrer letzten Quest hatten Yurick und Daisuke die Gegenstände wie gewünscht zum Auftragsgeber gebracht, welcher bereits mit einer neuen Augen-Prothese auf Daisuke wartete... Da sie aber aktuell keine neue Aufgabe bei sich trugen, wollten sie erst einmal ins Gildenhaus zurück kehren, damit sie dort einen neuen Auftrag holen konnten. Yurick dachte nicht einmal daran, dass man ihn vermutlich im Gildenhaus gar nicht erkennen würde... kein Mensch würde ihn mit Yurick in Verbindung bringen, außer Daisuke, der die Verwandlung mit erlebt hatte. Aber im Endeffekt war das vielleicht auch egal, da er eh ein unbekanntes Licht der Gilde Graceful Tiger war und ihn sowieso vermutlich niemand kannte... Außer vielleicht die Gildenmeisterin, diese hatte ihn schließlich damals aufgenommen.
Sie reisten eine Weile und wäre er der frühere Yurick gewesen, wäre er entweder vor Angst erstarrt oder sofort geflüchtet, denn schließlich befanden sich gleich drei Frauen in der Gildenhalle... zwar auch zwei Männer, aber die waren kein sonderlich guter Ausgleich. Er war auch etwas verwundert, schließlich hatte Daisuke immer gesagt, dass Graceful Tiger ausgestorben auf ihn wirkte und jetzt waren hier so viele Leute... Seltsam.
Alle wirkten auch ziemlich aufgeregt und Yurick zuckte mit den Schultern. Ohne darüber nachzudenken, dass es vielleicht komisch rüber kam, fragte er ziemlich laut in die gesamte anwesende Runde: "Hey, was ist hier los? Ihr seht alle ziemlich emotional aus..."

Nun, wenigstens rettete Yuuji sich im Endeffekt doch noch so ein wenig. Robin war zwar immernoch stinksauer, aber wenigstens konnte man auf ihn zählen, wenn es wirklich sein musste. Das Lachen, was aus einer Maske ertönte, gefiel Robin jedoch so garnicht.
Wie gerne würde sie dieses Ding doch bloß irgendwo im Meer versenken ... sie musste es dringend genauer unter die Lupe nehmen und schauen, ob es wirklich so gefährlich war, wie sie es einschätzte, oder ob sie überreagierte.
Doch es gab wichtigeres. Denn alle schienen augenblicklich Kampfbereit. Und auf Reikas Kommando würden sie hier entweder von Cross alle umgebracht werden, oder ihn dingfest machen.
Doch Reika traf die Entscheidung, welche Robin zwar aus rein rationaler Sicht für die beste hielt, jedoch zum einen nicht erwartet hätte und zum anderen auch nicht gewünscht hatte. Ein Teil von ihr hätte diesen Kerl gerne fertig gemacht, doch sie fügte sich Reikas Entschluss und nickte der Gildenmeisterin zu, während Rin sich beschwerte. Robin behielt jedoch jegliches Kommentar für sich, bis der Vampir schließlich von dannen gezogen war.
"Eine durchaus nachvollziehbare Entscheidung, taktisch wohl gewählt. Wir sind hier zwar im Heimvorteil, doch bei einem Kampf dieser Größenordnung würde von eben diesem Heim nicht viel übrig bleiben. Und wer weiß, was mit denen passieren würde, die möglicherweise gerade irgendwo im Wohntrakt der Gilde sind. Zudem heißt es ja so schön 'heute leben, um an einem anderen Tag zu kämpfen' ... dennoch muss ich Rin in einem Punkt zustimmen, es ist sehr gefährlich in gehen zu lassen. Wir sollten vielleicht beizeiten einen Plan fassen, um idealerweise selbst die Initiative übernehmen zu können. Abwarten, bis er seine Meinung ändert und seine Gilde auf uns hetzt, halte ich für das schlechteste, mögliche Vorgehen."
Sie legte einen Hand an den Mund und biss leicht in den Fingernagel ihres Daumens, während sie nachdachte. Man merkte, dass ihre vorherige Angst und Hysterie wie verflogen war. Die berühmte Strategin sprach, nicht die emotionale Robin, die dahinter steckte.
"Ein gutes hat es ja in der Tat, dass er hier her kam. Wir wissen, dass wir vorsichtiger denn je sein müssen. Und wir wissen, dass irgendjemand gezielt eine Reaktion von uns provozieren will. Die Frage ist, ob die Provokation von denen kommt, an die wir vermutlich alle denken, oder ob jemand anders nur Zwietracht säen will, um uns in überstürzte Handlungen zu treiben. Wir wissen immerhin aus jüngsten Ereignissen, dass es sehr wohl auch gemeinsame Feinde gibt."
Ihr Blick galt nun für einen Moment ganz alleine der Gildenmeisterin. Diese Provokation war am meisten gegen sie gerichtet gewesen, so viel stand fest. Reika entschied, was ihre Gilde tat. Demnach war diese Botschaft in der Tat eine sehr gute Möglichkeit, um ganz Graceful Tiger dazu zu bewegen, auf irgend eine Art zu handeln. Immerhin standen die meisten, wenn nicht sogar alle, ziemlich loyal hinter der Rothaarigen.
Doch es bereitete Robin nach all dem gerade durchaus Kopfschmerzen, wenn sie darüber nachdachte, ob das eine Provokation von Cross selbst war, der sich das mit dem Unwissen zusammen log und einfach nur wünschte, dass Reika einen offenen Krieg anfing, oder ob es eher eine Provokation aus einer anderen Quelle war. Durch all den Zwist der letzten Jahre war Violent Phoenix, oder eher Ginawai Senshi selbst, wohl die größte Wahrscheinlichkeit. Andererseits hatte er auch bisher nur guten Willen "bewiesen", wo auch immer er auftauchte. Robin vermutete dahinter zwar eine düsterere Absicht, aber es gab keine Indizien dafür, dass er nicht wirklich einfach nur versuchte, Violent Phoenix' Namen rein zu waschen und dabei lediglich ein paar Fehler machte, die man hätte vermeiden können. Dennoch war die Strategin der Meinung, dass diese Provokation direkt von Senshi kam.
Die letzte Möglichkeit war jedoch die beunruhigendste. Die Entführung der Gildenmeister war noch nicht so lange her, dass diese Gruppierung von damals sich erholt haben könnte. Also bestand auch die Möglichkeit, dass sie mehr Feinde hatten, als sie gebrauchen konnten.
Doch was immer auch der Fall war, im Endeffekt gab es nur eine richtige Vorgehensweise. Und genau diese tat sie schließlich auch kund.
"Ich denke es wäre wohl angebracht, die Bemühungen bei der Beobachtung der Ereignisse in Fiore noch einmal zu verstärken. Ohne ausreichend Wissen zu handeln, würde uns entweder in schlechtes Licht rücken, oder uns alle umbringen."
Und dann wurde Robin schließlich aus ihren Gedanken gerissen, als ein ihr vollkommen unbekannter Kerl in die Runde fragte, was los sei, so dass sie alle derart emotional aussahen.
Die Silberhaarige blinzelte ihn einen Augenblick lang verwirrt an, dann sagte sie ein einziges Wort, welches wohl sehr gut beschrieb, was los war.
"Krisensitzung."

Tricks:

Rin sah fassungslos von einem Magier zum anderen. Nachdem der Kerl die Gildenhalle verlassen hatte, schien sich die Lage allgemein enorm zu entspannen und Robin war die erste, die etwas zu Reika Entscheidung sagte. Noch während sie sprach betraten zwei weitere Gildenmitlieder die Halle. Was war denn heute los? Es war ja fast so, als spürten sie, dass etwas vorgefallen war und kamen nun in Strömen dazu. Rin hörte mit einem Ohr Robin zu, starrte dabei aber die ganze Zeit Reika an. Natürlich verstand auch sie, dass, wäre ein Kampf ausgebrochen, dieser einiges an Schaden hätte anrichten können. Das wäre sicher für das Gildenhaus und die, die darin lebten, gefährlich geworden. Eine Tatsache, die auch Reika später nochmal zu bedenken gab. Das änderte jedoch nichts daran, dass Rin stocksauer war. Was glaubten diese ganzen Gildenmeister eigentlich, wer sie waren? Erst Ginawai, jetzt dieser Kerl … irgendwann würde ihr sicher der Kragen platzen. Im Moment versuchte sie jedoch, ihre Stimme einigermaßen gesenkt zu halten. „Wir hätten ja nicht hier drin kämpfen müssen. Hätten wir ihn halt nach draußen in den Wald getrieben.“ Noch während sie sprach erinnerte sie sich an die Wanderer, die sie vor wenigen Minuten noch auf einem der Waldwege gesehen hatte aber ignorierte diese Erinnerung gekonnt. „Wir hätten einen, wie ihr ja alle sagt, gesuchten Verbrecher hinter Gitter bringen können!“ Ihre Stimme wurde lauter. „Wie zur Hölle könnte man uns da als die Bösen hinstellen?!“ Ihre blauen Augen ruhten noch immer fassungslos auf Reika, weshalb sie ein wenig zusammenzuckte, als sie plötzlich eine Stimme neben sich hörte.

Shin hatte sich zu ihr gesellt und sie angesprochen. Ein paar Mal blinzelte die Eismagierin, ehe ihr Blick sicher halbwegs klärte und sie den Jüngeren musterte. Auch er wollte natürlich wissen, was hier vorgefallen war. „Lass mich dir das … einfach später erklären, in Ordnung?“ Sie zwang sich dazu, ein Lächeln aufzusetzen, doch besonders gut gelang ihr das nicht. Und da sie wusste, wie gut Shin Emotionen lesen konnte, ließ sie es auch kurz darauf wieder verschwinden. Er wusste eh, dass es nicht ehrlich war. Rin ließ ein lautes, frustriertes Stöhnen hören, dann verschränkte sie die Arme vor der Brust. Mittlerweile hatte sie ihre offensive Position verändert und stand nun wesentlich neutraler da. Reika entschied also, ihre Spione auf den Mann anzusetzen. Bei bestem Willen hatte Rin nichts gegen eben diese Spione, aber ob sie auch stark genug waren ihm notfalls zu widerstehen, wenn er sie entdeckte? Nach dem, was Robin berichtet hatte, musste dieser Mann außerordentlich stark sein. Doch ihre Zweifel daran äußerte sie nicht. Ihr Gehirn war schon wieder damit beschäftigt, etwas ganz anderes zu verarbeiten. Ein gefährlicher Mann hatte gerade die Gildenhalle verlassen und Reika meinte, sie wolle versuchen wieder etwas Ruhe in die Gilde zu bringen? Angefangen bei S-Rang-Prüfungen für sie, Robin und Yuuji. Jetzt war sie verwirrt … Sie wusste nicht, wie sie sich jetzt fühlen sollte. Da war ein gewisser Stolz, dass sie endlich die Position erreicht hatte, es vielleicht auf S-Rang zu schaffen, da war noch immer Verärgerung darüber, dass sie den dunklen Gildenmeister hatten entkommen lassen, da war eine gewisse Zufriedenheit, der Wunsch nach dieser von Reika erwähnten Ruhe. Aber wie sollte das gehen? An jeder Ecke lauerten Bedrohungen und nur weil die Gruppierung, die die Gildenmeister vor nicht allzu langer Zeit entführt hatte, vorerst zerschlagen war bedeutete das nicht, dass sie einfach so aufatmen konnten. Rin würde nicht zur Ruhe kommen, ehe sämtliche Gefahren, die es gab, gebannt waren.

Einmal atmete sie tief durch, versuchte ihre Gedanken zu klären und wandte sich dann wieder an Shin. „Lass uns einfach ein bisschen trainieren, ok? Ich denke das ist für mich die beste Vorbereitung auf morgen.“ Morgen … auf einmal traf es Rin wie ein Schlag. Sie hatte in zwei Tagen Geburtstag, heute erschienen zwei finstere Männer auf einmal, morgen hatte sie die Chance zu beweisen, dass sie stark genug war, um eine S-Rang-Magierin zu sein und übermorgen wollte sie feiern. Wann sollte sie denn jetzt den Kuchen backen? Langsam wanderte ihr Blick von Shin wieder zu Reika und sie seufzte. Sie lief zu ihrer Verlobten rüber und gab ihr einen kurzen Kuss, ehe sie endlich lächelte. Dieses Mal richtig. „Ich weiß, dass du diese Entscheidung zum Wohl aller treffen musstest und das sicher nicht einfach war. Es ist nie einfach. Egal, was ich mal sage, du weißt ich stehe hinter dir.“ Sie drehte sich zum Rest der Anwesenden. „Hinter euch allen.“ Und damit warf sie einen kurzen Blick auf Yuuji, der zuvor darauf angespielt hatte, sich mit jedem noch so starken Gegner einzulassen, solange er seine Gilde hinter sich hatte. „Lasst uns dennoch nicht vergessen, was heute passiert ist und stets auf der Hut sein. Ich will nicht, dass nochmal jemand einfach so verschwindet.“ Es gab mehrere Personen, auf die sie damit anspielte. Shinji, Asuna, Reika, selbst Zatana … Auch wenn sie alle auf unterschiedliche Weise verschwunden waren, so waren sie doch weg … Oder weg gewesen. Und Rin hasste es, allein zu sein.

Erneut wandte sie sich an Reika, dieses Mal aber an sie direkt und sprach etwas leiser. „Ich muss später mit dir reden. Aber jetzt lenke ich mich erst mal etwas ab, in Ordnung?“ Derweil nickte sie Shin kurz zu und bedeutete ihm, schon einmal zum Trainingsplatze vorzugehen. Dabei wanderte ihr Blick auch über Daisuke, bei dem sie letztlich hängen blieb. Ihre Blick kreuzten sich und er nickte ihr kurz zu, ehe er wieder die anderen ansah. Rin seufzte noch einmal. Mit ihm würde sie wohl auch einmal reden müssen. Diese Stille, die zwischen ihnen entstanden war, war mehr als unangenehm. Noch einmal gab sie Reika einen Kuss, diesmal auf die Wange, dann lief sie langsam zum Ausgang der Gildenhalle. Dabei kam sie an Daisuke und dem Weißhaarigen vorbei, den sie bisher nicht erkannt hatte. „Grüß´ euch“, sagte sie lächelnd. Dann wanderte ihr Blick eher zu Daisuke. „Wie gehts denn so? Kommst du gut voran?“ Dann sah sie zu dem anderen Weißhaarigen hinüber und kratzte sich ein wenig am Hinterkopf. „Kennen wir uns?“

Yurick wirkte etwas verblüfft, als er zuerst nur ein Wort ins Gesicht geschleudert bekam, als Antwort auf seine Frage 'Krisensitzung'. Yurick hatte es zwar geschafft sich zurück zu halten, was das 'Ausgestorben-Verhältnis' und er war auch neugierig, was es hier für eine Krise gab. Zugleich fragte Daisuke auch, was sie nun gemeinsam tun sollten. Yurick seufzte kurz und rieb sich den Kopf, plötzlich waren Kopfschmerzen aufgekommen. "Ich schätze wir suchen eine neue Quest und gehen dann erst mal in ein Gasthaus, weil du mir noch eine bestimmte Geschichte erzählen wolltest", erklärte Yurick.
Es kam noch ein kleiner Junge mit weißen Haaren dazu. Yurick grinste kurz, es gab echt viele Leute mit weißen Haaren hier und er... gehörte seit kurzem auch dazu. Er strich sich selbst kurz durch die Haare und meinte zum Jungen, da dieser scheinbar mit 'Weißschopf' Daisuke gemeint hatte und Yurick empfindlich reagierte, wenn jemand was gegen Daisuke sagte. "Schau dich mal im Spiegel an, Kleiner und dann überlege noch mal genauer wen du hier Weißschopf nennst, wir haben auch Namen. Ich bin Yurick und das ist Daisuke", erklärte er nun etwas genervt und zeigte auf seinen Lehrmeister neben sich.
Yurick zog kurz darauf eine Augenbraue hoch, scheinbar sollte es bald eine S-Rang Prüfung in der Gilde geben, doch ihn ging das nichts an, er war sicher noch weit davon entfernt. Er hatte erst vor kurzem wieder gelernt, wie man Magie einsetzte und Zugriff auf sein Ice-Make hatte er immer noch nicht... eher emotionale Schübe von Arc of Embodiment, doch das nur selten und es nervte ihn gewaltig. Zumindest hatte die Gildenmeisterin dies angekündigt, dass es diese Prüfung bald geben sollte... diese kannte Yurick, aber auch als einziges neben Daisuke.
Jedenfalls hatte die Gildenmeisterin auch gesagt, dass es sich bei der Krise um den Gildenmeister einer dunklen Gilde gehandelt hatte. Achso... mh, vielleicht hatte er ihnen gedroht, aber so wie es hier aussah, war es nicht zum Kampf gekommen.
Die Dunkelhaarige Frau sprach mit dem kleinen Weißhaarigen und der Gildenmeisterin, scheinbar kannten die sich gut... sie küsste die Gildenmeisterin sogar... Yurick zuckte mit den Schultern. Dann war die Dunkelhaarige bei ihnen und sie kannte scheinbar auch Daisuke. Plötzlich wurden die Kopfschmerzen in Yuricks Kopf schlimmer, er drückte eine Hand gegen seine Augenklappe, wohinter das Dämonenauge schlummerte. Scheinbar hatte sein dämonischer 'Mitbewohner' etwas zu sagen, doch da hatte Yurick gerade keine Lust drauf, er stand nicht auf unnötige Aufmerksamkeit. "Ich glaube nicht das wir uns kennen", sagte er zu der fremden Frau und wandte sich ab. Er wollte nicht unhöflich sein, doch er schätzte, dass es unhöflicher wurde, wenn der Dämon etwas sagte... "Ich... wir sollten gehen Daisuke", murmelte Yurick zu seinem Begleiter, "er ist etwas unruhig...", sagte er kryptisch, wusste er doch, dass Daisuke wusste was er meinte. Er taumelte etwas, als er in Richtung des Ausgangs lief... stolperte über seine eigenen Beine, fiel hin und klatschte mit dem Gesicht auf den Boden. Schnell rappelte er sich wieder auf, sagte mehr zu sich selbst: "Alles in Ordnung...", dann klatschte er sich selbst ins Gesicht und ging zur Tür um auf Daisuke zu warten.

Nun ... hier war ja doch so langsam ein wenig mehr los, als erwartet. Daisuke und Yurick, zwei Gildenmitglieder, die sie maximal vom sehen her kannte, wobei sie Yurick nicht so kannte, wie er im Moment aussah, kamen ebenfalls noch dazu und scheinbar hatte der Junge, der ebenfalls die ganze Zeit in der Halle gewesen war, schlussendlich entschieden, sich doch noch zu ihnen zu gesellen. Eine so große Truppe von Graceful Tiger zur selben Zeit war durchaus nichts, was allzu häufig sah. Denn wie Daisuke schon von sich gab, die Gilde war in der letzten Zeit ein wenig leblos gewesen. Die Leute hatten sich häufig nur Aufträge geschnappt und waren dann wieder los gezogen.
In der Tat ging es hier gerade sogar so aktiv zu, dass Robin sogar versäumte, genauer auf Rin oder Yuuji einzugehen, abgesehen von ein paar kurzen Wörtern, obwohl sie zu beiden durchaus gerne etwas gesagt hätte. Vor allem zu Rin, welche fragte, wie man sie wohl als die bösen hätte darstellen können, wenn sie einen Verbrecher dingfest gemacht hätten ... Als Taktikerin wusste sie, dass es Mittel und Wege gab, die Wahrheit effektiv zu verdrehen.
"Wir dürfen niemals vergessen, wie einflussreich manch ein Mensch sein kann. Ich bin nur mit einer berühmten, aber dennoch bürgerlichen Person verwandt und bin allein dadurch schon in der Lage einiges zu bewirken.", gab sie also zu bedenken, ehe sie kurz zu Yuuji blickte, einerseits entschuldigend, andererseits noch immer ein wenig giftig.
"Und ich weiß, dass man sich eigentlich auf dich verlassen kann. Aber dein Verhalten hat wirklich nicht dazu beigetragen, dass ich dieser verdammten Maske von dir mehr über den Weg traue.", gab sie klar zu bedenken. Auch sie war schon auf den Gedanken gekommen, dass es nicht alleine Yuuji war, der sich eben so mit Cross unterhalten hatte. Aber allein die Tatsache, dass er diese Maske so ruhigen Gewissens nutzte, sorgte zum einen für enorme Sorge, und zum anderen für brennende Wut in ihrem Inneren.
Und dann geschah das, was Robin auf einmal noch mehr aus dem Konzept brachte, als der Auftritt ihres wundervollen Gastes von eben ... Reika sagte, dass Rin, Yuuji und Robin selbst sich morgen für eine S-Rang Prüfung einfinden sollten.
Vollkommen überrascht öffnete sie ihren Mund um etwas zu sagen, brachte jedoch nichts heraus, während sie Reika erst einmal einfach nur anstarrte, dabei jedoch erstaunlich oft blinzelte. Sie musste diese plötzliche Offenbarung erst einmal verdauen.
War sie überhaupt schon wirklich bereit dafür ? Sicher, sie hatte einiges geleistet ... aber ... war sie wirklich schon so enorm gut, dass sie den S-Rang verdiente ?
Andererseits ... genau dafür war ja wohl die Prüfung da: um herauszufinden, ob sie fähig genug war, um mit dieser Verantwortung umzugehen.
Nachdem sie also eine Weile dagestanden und nichts gesagt hatte, räusperte sie sich und deutete eine leichte Verbeugung an.
"Es ist mir eine Ehre dermaßen begabt eingeschätzt zu werden, danke dafür.", zeigte sie sich mal wieder von ihrer bescheidenen Seite.
Während Rin sich nun an den Jungen wandte, um mit ihm heute etwas zu tun, als Vorbereitung auf die Prüfung, schaute Robin auch kurz fragend zu Yuuji.
"Ich denke wir müssen noch einmal unsere Tagesplanung überdenken, hm ?", gab sie noch immer ein wenig überwältigt von sich, bevor Rin sich noch einmal an Reika und dann alle Versammelten wandte.
"Diese Worte kann ich nur zurück geben. Wir halten zusammen, egal ob es auch mal einen Zwist gibt, oder dergleichen. Ich vertraue auf alle aus der Gilde, so wie ich auch dafür kämpfe, damit man mir gleichermaßen vertraut. Und was das verschwinden angeht ... dazu gibt es wohl nicht viel zu sagen, außer dass ich ebenfalls keine weiteren Verluste hinnehmen will, egal ob nur weil jemand verschollen ist oder ... schlimmeres ... Wir sollten alle auf uns aufpassen, die Zeichen deuten auf eine sehr dunkle Phase in unser aller Leben hin.", dass sie mit ihren Worten ein wenig philosophischer geworden war, fiel ihr bis zum Schluss garnicht wirklich auf. Aber sie sagte auch nur, was sie fühlte. Die Zeiten waren düster, ihre Feinde vermutlich mächtiger und zahlreicher, als sie es überhaupt annahmen. Sie mussten dringend ihre Position in der Welt festigen, wenn sie überstehen wollten, was bald auf sie zukam.
Schließlich wandte sie sich noch einmal zu Yuuji um und fragte ihn frei heraus: "Irgendwelche Ideen, wie wir unseren Tag verbringen ? Ruhe hatten wir genug, aber ich möchte mich jetzt auch nicht zu sehr erschöpfen, etwas größeres fällt also vermutlich fürs erste flach."