Listen to your heart before you tell him goodbye

Seit dem Tod ihres Vaters war es um Mina geschehen und dass einzige was in ihrer Welt momentan noch zählten waren ihre falschen Freunde, der Alkohol und die Schärfe der Rasierklingen. Normalerweise waren beste Freunde ja für so etwas da... doch Ayanokoji vergrub sich bereits seit Tagen hinter seinen Büchern und blendete den Rest der Welt scheinbar vollkommen aus. Nun gut es war ebenfalls verständlich... denn er hatte immerhin beide Elternteile verloren, in etwa zur gleichen Zeit wie sie ihren Vater. Sie brauchte seine Nähe einfach, gerade jetzt mehr denn je. Er hingegen ließ seine beste Freundin nur noch abblitzen, doch Mina war ehrgeizig... und sie ließ sich keinen Schmerz anmerken, dafür gab es immerhin andere Methoden. Ein kurzer Blick fiel auf den linken Ärmel ihres Pullovers, darunter verbargen sich all die Wunden, doch sie wollte dass es keiner mitbekam. Also setzte sie sich ein leichtes Lächeln auf, ging zu dem Haus von Ayanokoji und klingelte dort. In der Hoffnung dass er heute wenigstens einmal Zeit hätte und sich nicht abschotten würde.

Mehrere Bücher und zwei Berge Papier flogen in die Luft, als Ayanokoji bei dem Geräusch der Türklingel aus seinem durch Erschöpfung erzwungenen Schlaf hochschreckte. Mit einem Blick auf die mit Gardinen verdeckten Fenster erkannte der Magier, dass es mittlerweile Tag geworden sein musste. Er gähnte ausgiebig und fragte sich daraufhin, warum er denn so verschlafen hier herum saß. Ach ja, genau. Die Tür. Langsam stand er auf und ging durch die offensichtlich ziemlich verwahrlosten Korridore und Zimmer des Hauses seiner Eltern. Eigentlich hätte Ayanokoji längst ausziehen sollen, doch er konnte es nicht über sich bringen die Vergangenheit so bestimmt hinter sich zu lassen. Außerdem schien sein Bruder gerne einfach nur Geld zu schicken, damit sein kleiner Bruder ja auch nicht sterben würde. Dieses Arsch. Nun erreichte der Magier die Tür und öffnete sie langsam, geblendet durch das tageslicht, das hineindrang.
"Wer da?"

Sie hätte mit allem gerechnet... mit einer freudigen Umarmung, mit einem bösen Abblitzer oder sonst etwas. Doch nicht damit... er schien sie noch nicht einmal zu erkennen. Doch anstatt verletzt darauf zu reagieren antwortete Mina eher sanguinisch, wie man es nun einmal von ihr gewohnt war.
"Ich, wer sonst?" ein leichtes grinsen schlich sich auf ihre Züge, während sie ihren besten Freund ganz genau betrachtete. Er sah noch ein wenig verschlafen aus, doch das würde sich sicherlich gleich ändern. Mina fiel ihm zugleich um den Hals und gab ihm einen kurzen Kuss auf die Wange, wie sie es früher immer taten. Ja... früher, als alles noch so friedlich und ruhig verlief.
"Ich wollte dich fragen, ob du denn heute endlich einmal wieder mit raus kommst? Du kannst dich doch nicht ewig einsperren. Um ehrlich zu sein mache ich mir so langsam Sorgen um dich"

Ah, na das war ja klar. Minako besuchte ihn mal wieder. Sie war die einzige Person, die Ayanokoji zur Zeit überhaupt ertragen konnte und selbst sie musste er immer wieder wegschicken. Sie war zwar nett und Ayanokojis älteste... und einzigste Freundin, aber Menschen kotzten ihn zur Zeit nur an und sie würde ihn bestimmt zu irgendeiner Veranstaltung mit irgendwelchen Personen schleppen. Darauf hatte er keine Lust, weshalb er sie sanft von sich drückte und ihr mit einem schwachen Lächeln in die Augen sah.
"Ich würde zwar gerne, aber ich habe noch so viel zu tun. Ich bin mitten in der Arbeit eingeschlafen und da muss ich mich jetzt wieder ransetzen..."

Na Toll so weit hatten sich die beiden also mittlerweile voneinander abgeschottet. Er ließ sie nicht einmal einen einzigen Tag lang an sich heran. Nein, es schien fast so als wäre sie für ihn mittlerweile gestorben. Denn diese Abfuhr wiederholte sich bereits seit mehreren Monaten so gut wie täglich. Er wusste ja noch nicht einmal das ihr Vater verstorben war... Nun gut sie wollte ihm diese Bürde nicht auch noch auflegen, außerdem hatte sie noch Jonathan. In Minas Gesichtsausdruck spiegelte sich aber auch zugleich etwas trauriges und enttäuschtes wieder.
"Okay... wie du meinst, ich wollte nicht nerven.. tut mir leid" sie wusste dass es bei Ayanokoji einfach nichts brachte stundenlang zu diskutieren. Wenn er einen Entschluss gefasst hatte, war dieser so gut wie endgültig. Also ging sie wieder ein paar Schritte zurück und trat den Weg zu Jonathan an. Er hätte wenigstens Zeit, auch wenn ihr seine Freunde nicht ganz geheuer waren. So waren sie doch eine Willkommene Abwechslung und brachten sie auf andere Gedanken.

Der Windmagier schüttelte den Kopf, als Minako sich entschuldigte.
"Schon gut, du kannst nichts dafür dass ich so viel arbeite. Mach dir doch ohne mich einen schönen Tag, okay?"
Nachdem sie sich verabschiedet hatten, schloss Ayanokoji sachte die Tür und wandte sich zur Treppe nach oben, um ordentlich schlafen zu gehen. Nachdem er seine Zähne gepflegt hatte, ging es auch gleich ins Bett, doch einschlafen konnte er nicht. Irgendetwas hielt ihn trotz seiner Müdigkeit wach, doch wusste er nicht, was es war. Nach einigen Minuten stand er auf, zog sich wieder ordentlich an und flog über die Dächer Crocus' hinweg. Vielleicht würde etwas frische Luft ihm gut tun...

Auf dem Weg zu Jonathan begegnete sie mal wieder seinen Jungs, welche nun zielstrebig auf sie zugingen. Jonathan befand sich nicht unter ihnen, doch Angst hatte die Blondine kaum.
"Ej Mina, schön dich wiederzusehen" fing der dickste der Jungs an und klopfte ihr dabei sanft auf die Schulter.
"Echt cool... wir müssen noch etwas mit dir bereden" Mina schaute nun etwas skeptisch zwischen den Jungs hin und her, ehe ihr Blick auf einem eher schmächtigen Typen stehen blieb.
"Wir wissen dass du dich ritzt und ich denke eher weniger, dass Jonathan das gefallen wird. Es wird uns also eine Freude bereiten ihn darin einzuweisen" oh nein wenn sie das tun würden, würde sie nicht nur Ayanokoji verlieren sondern auch Jonathan. Auf einmal wurden Minas Augen vollkommen nass und aus ihrem rechten Auge kullerte nun eine warme salzige Träne ihre Wangen hinunter.
"Bitte sagt ihm das nicht..." sie würde es nicht verkraften gleich zwei Freunde zu verlieren, selbst wenn Ayanokoji ihr noch immer wichtiger war als Jonathan. Doch da die Jungs deutlich alkoholisiert waren, würde sie wohl vergebens darauf hoffen.
"Wärst du bereit alles dafür zu tun, damit wir es nicht weiter sagen?"
"Ja, was ihr wollt" nun häuften sich die Tränen auf Minas Wangen.
"Dann komm schon, hab ein wenig Spaß mit uns allen" es war klar wie das gemeint war und Mina ekelte es nur zutiefst an. Nun wusste sie auch, dass sie ihr Gefühl nicht getäuscht hatte, doch um sie anzugreifen fehlte ihr die Kraft und auch der Mumm. Sie hatte Angst noch mehr wichtige Leute zu verlieren.
"Komm schon, das wird sicherlich spaßig werden" und schon fing der erste Typ an sie zum nächsten zu schubsen, welcher sie nun an vollkommen intimeren Stellen anfasste. Mina versuchte sich immer mehr abzugrenzen, doch was sollte sie tun? Ihre Möglichkeiten waren gering.
"Oder willst du dass wir es Jonathan sagen? Das ist doch sicherlich schwer gleich drei wichtige Männer in deinem Leben zu verlieren nicht wahr? Deinen Vater... deinen besten Freund und dann auch noch Jonathan" von Ayanokojis Abschottung hatte Mina bislang eigentlich nur Jonathan mitgeteilt, doch scheinbar hatte dieser sich mal wieder verquatscht. Der Typ konnte echt nichts für sich behalten.
"Bitte tut mir das nicht an... ich werde wirklich alles dafür tun, nur nicht so etwas.. bitte" der dickste Kerl drückte sie nun gegen eine Hauswand, sodass sie kurz erschrocken aufschrie.
"SCHEINBAR BIST DU DIR DEINER SITUATION NICHT GANZ BEWUSST, ENTSCHEIDE DICH ENTWEDER DU BIST GEFÜGIG ODER ABER DU VERLIERST ALLE DIE DIR WICHTIG SIND!!!"

Ayanokoji hatte recht gehabt, die frische Luft tat ihm gut und von der Luft aus, musste er sich nicht mit den Menschen da unten abgeben. Viele von ihnen schienen zwar sympathisch, nervten aber auf ihre eigene Art ihre Mitmenschen und brachten sich gegenseitig zur Weißglut. Ayanokoji hatte das ja nichts anzugehen, aber er sah darin nunmal einen Beweis dafür, dass es einfacher war, allein zu agieren.
Gerade wollte er zurück nach Hause fliegen, als er lauter werdende Stimmen aus einer Gasse bemerkte, über der er gerade vorbeiflog. Er kehrte zu eben dieser Gasse zurück und hörte eine kurze Weile zu, ehe er sich hinüberbeugte um nachzusehen, was denn da los war und was er sah, erschreckte ihn zutiefst. Eine Hand voll betrunkener Kerle hatte sich um Minako geschaart und begann, sie zu bedrohen. Der massigste von ihnen stieß sie gegen eine Wand und begann zu schreien. Nagut, wenn er unbedingt so eine Lautstärke anschlagen wollte, konnte er sie gerne haben. Wütend ließ Ayanokoji seine Hände zusammenkrachen und erschuf so ein Wind-Palm, das den Boden unter dem Fettwanst zerriß und ihn herumschleuderte, sodass er Minako nicht mehr festhalten konnte. Verwirrt sahen sich die Jungs um, während Ayanokoji langsam in die Gasse hinunter schwebte und jeden dieser Straßenköter mit einem finsteren Blick strafte.
"Wenn ihr mit so einem Mist ankommt, könnt ihr euch gerne mit mir auseinandersetzen anstatt ein Mädchen zu bedrohen. Ich versichere euch, der Kampf wird deutlich fairer aussehen..."
Als er in der Mitte des Kraters, den er erschaffen hatte, landete und kurz einen Blick mit Minako wechselte, hob er eine Hand und zeigte direkt auf die Brust des Fettwanst.
"Und ich kann euch versichern, der nächste Zauber wird aus dir Schweinehackfleisch machen, wenn du dich noch mal auf so eine Art meiner Freundin näherst."
Er sah die anderen Jungs an und ließ WInd um seine linke Hand wirbeln.
"Das gilt auch für euch Zirkusclowns. Sucht euch einen Job anstatt Menschen zu belästigen, ihr seid einfach nur erbärmlich!"
Ab dann behielt er die Jungen genau im Auge, doch für eine kurze Zeit landete sein Blick auf Minako und Ayanokoji murmelte: "Das nennst du also einen schönen Tag?"

Unerwartet kam auch schon Hilfe von Ayanokoji an und auf Minas Gesicht erschien augenblicklich ein dankbares Lächeln, selbst wenn sie noch leichte Schmerzen hatte. Sie hätte sich auch selbst zur Wehr setzen können, doch hatten sie sie bedroht und sie hatte Angst gehabt Ayanokoji und Jonathan zu verlieren.
"Danke für deine Hilfe, aber ich glaube ich hätte das auch gut alleine hinbekommen" murmelte also Mina ihrem besten Freund entgegen. Doch es war so offensichtlich, dass sie es alleine nicht geschafft hätte...
"Ach du bist also ihr Freund? Na dann wird dich ja interessieren dass sie sich ritzt" entgegnete der schmächtige Typ von vorhin. Doch so groß wie sie mittlerweile noch taten waren sie nicht mehr... sie waren durch Ayanokojis Techniken stark eingeschüchtert. Als der fette sich also langsam wieder beruhigt hatte zeigte er seinen Jungs an, dass sie sich zurück ziehen sollten.
"Lasst uns zu Jonathan" na toll nun war alles zu spät, sie hatten es Ayanokoji verraten und nun würden sie es auch noch ihm weiter sagen, doch ehe sich Mina versah war diese Jungs Clique auch schon wieder verschwunden und zurück blieben lediglich Ayanokoji und Mina, welche sich an die Wand hockte und langsam versuchte ihre Tränen abzuwischen und dann ihre Ärmel am unteren Ende festzuhalten. So als würde sie den Beweis verstecken wollen. Sie brauchte Ayanokoji zwar, doch sie wollte nicht dass er sie in solch einem Zustand mitbekam.

Ayanokoji trat einen Schritt zur Seite, als einer dieser Typen an ihm vorbei nach draußen ging. Der Windmagier verpasste ihnen allen noch einen zusätzlichen Stoß Richtung Straße und rief ihnen hinterher: "Jaja, heult euch bei eurem Lover aus, wen macht das schon was?". Nun wandte er sich an Minako, die anfing zusammenzubrechen, und nun schlich sich seit längerer Zeit ein Ausdruck des Mitgefühls und des schlechten Gewissens auf seine Züge, als er Minako hoch hievte und ihr mit einem vertrauten Lächeln in die Augen sah.
"Hey, was gibt es denn zu weinen? Hast du etwa Agst ich würde dir einfach so unter den Händen verschwinden?"
Er nahm sie in die Arme und streichelte über ihren Kopf, während sich seine Stimme mit Trauer füllte.
"Es tut mir leid, dass ich mich so isoliert habe. Ich habe nicht bedacht, was ich anderen damit antue und vor allem was aus dir dann wird. Ich werde ab jetzt für dich da sein."

Selbst wenn Mina versuchte jegliche Tränen abzuwischen, brachte es doch nichts, denn es rückten neue Tränen nach. Ayanokoji hievte sie hoch und Mina nickte nur leicht auf seine Worte hin. Er hatte doch gerade eben mitbekommen, dass sie sich ritzte und das war leider keine Lüge. Doch als er sie in die Arme nahm, über ihren Kopf streichelte und sich entschuldigte, nahm Mina kein Blatt mehr vor den Mund und rückte mit der Sprache raus.
"Mein Vater ist tot... er wurde bei einem Auftrag ermordet" und erneut häuften sich ihre Tränen, denn ihr Vater war neben Ayanokoji ihr ganzes Leben lang die wichtigste Person in ihrem Leben gewesen. Ganz im Gegenteil zu ihrer Mutter, die sie von früh bis spät nur fertig machte in jeglicher Hinsicht. Sie war froh, dass er ihr dieses Versprechen gab und erwiederte seine Umarmung. Genau das hatte sie gebraucht... seine Nähe... in dem Moment war sogar Jonathan kurz vergessen.

Ayanokoji hielt Minako für längere Zeit fest und ließ sie sich vollkommen aussprechen und alles rauslassen.
"Es tut mir leid wegen deinem Vater... und wegen deiner ganzen Situation."
So standen die beiden für eine längere Zeit in der Gasse, bis es anfing zu regnen und sie einen Unterstand brauchten. Ayanokoji klopfte Minako aufmunternt auf die Schulter und wies zur Straße.
"Komm lass uns zu unserer Lieblingsgaststätte gehen, okay? Die haben doch das Vanille-Eis das du so sehr magst..."
Er hob zwei Gegenstände von der Gasse auf, die zwar leicht durchnässt waren, aber ihren Inhalt trocken hielten.
"Die Arschlöcher spendieren uns ein Essen."

Schon alleine der Gedanke an ihren Vater schmerzte die Blondine und somit war es eigentlich auch gar kein Wunder, dass sie ihren besten Freund momentan wohl am meisten benötigte. Deshalb nickte sie auch nur kurz auf Ayanokojis Angebot.
"Super, hört sich lecker an" dass er nun dafür das Portemonai der Typen verwenden wollte, machte der Blonden nichts aus. Immerhin hatten sie nichts besseres verdient, nach dieser Aktion so eben. So langsam trockneten ihre Tränen auch wieder, sodass sie die letzten paar mit einer Hand abwischen konnte. Doch ganz wohl fühlte sie sich trotzdem noch lange nicht. Es würde wohl auch noch ein bisschen Zeit benötigen. Sie war momentan nur froh, dass er hier war.

Während die beiden Freunde zu ihrem Lieblingsrestaurant gingen, öffnete der Windmagier die Geldbörsen derÜbeltäter, entfernte das Geld daraus und warf den Rest in den Müll. Eigentlich hätte er ihnen viel schlimmeres antun sollen, aber auch eine verschwundene Brieftasche ist ein ziemlich ärgerliches Problem, da entschied Ayanokoji sich dazu doch keinen großen Rachefeldzug zu starten. Als sie endlich beim Restaurant ankamen, hatte er das Geld bereits durchgezählt und wusste deshalb, dass sie sich heute so einiges leisten könnten. Beim hineingehen hielt Ayanokoji Minako die Tür auf und lächelte, als er sagte:
"Dank der freundlichen Spende unserer "Freunde" kannst du -wenn du willst- die ganze Karte bestellen."

Na das war ja mal was... es schien nicht zu wenig Geld zu sein, sodass sich die beiden also heute einen chilligen Tag gestalten könnten. An Jonathan musste Mina momentan deshalb auch eher weniger denken und auch wenn, sie hätte immernoch Ayanokoji und die Wahl würde stehts auf ihn fallen. Ganz egal in welcher Hinsicht. Dass schon alleine Jonathan solche Freunde hatte, deckte schlechte Karten für ihn auf, auch wenn er selber vollkommen anders war. Mina betrat nun mit einem dankbaren Lächeln das Restaurant und setzte sich gemeinsam mit Ayanokoji an eine eher ruhigere Ecke des Hauses. Doch bislang hatte Mina größtenteils geschwiegen und Ayanokoji immer mal wieder lediglich kurz zugenickt. Eine Verhaltensweise die bei der Lichtmagierin eher selten zum Vorschein kam.

Nachdem sich die Zwei gesetzt hatten, kam auch gleich eine Kellnerin und nahm ihre Bestellung auf. Ayanokoji wollte fürs erste nur einen Tee, denn beim Essen wäre es etwas schwieriger mit Minako zu reden. Er lehnte sich ein wenig vor und sah die Lichtmagierin fragend an.
"Ich hätte da noch eine Frage: Warum hast du dich nicht gewehrt? Mit Magie hättest du diese Typen doch leicht loswerden können, aber du hast es nicht getan. Haben sie dich mit etwas erpresst?"
Was hätten diese Typen schon, um sie einzuschüchtern? Ayanokoji konnte sich nichts vorstellen, dass Minako wehrlos machen könnte...

Während sich Ayanokoji lediglich einen Tee bestellte, bestellte sich die Lichtmagierin ein Vanilleeis. Doch dann kam dieses unangenehme Thema auf, mit welchem die Jungs sie vorhin erpresst hatten. Eigentlich wollte Mina nicht wirklich darüber reden, selbst mit ihrem besten Freund nicht. Natürlich war ihr bewusst dass sie keine Geheimnisse vor ihm haben dürfte... doch diesmal war es ein absolutes Muss.
"Ich hätte mich schon gewehrt, wenn es so leicht gewesen wäre.. doch sie haben mich erpresst etwas Jonathan weiter zu sagen..." nun würden sie es wohl vermutlich erst Recht tun. Doch dann würde sie nun wenigstens versuchen es vor Ayanokoji erst Recht geheim zu halten. Immerhin hatte sie Angst, dass er die Freundschaft kündigen könnte, nach dem er das mit dem Ritzen herausgefunden hatte.

Ayanokoji hob fragend eine Augenbraue.
"Jonathan? Sollte ich den kennen?"
Hatte sie etwa sich entschieden, sich neue Freude zu suchen, weil er so lange nicht erreichbar gewesen ist? Aber so lange war er doch gar nicht weg gewesen, oder? Der Windmagier sah zum Kalender, der im Restaurant an einer Wand hing, und erschreckte sich tierisch, als er die grausame Zahl auf diesem erkannte. Sein Blick ging wieder zu Minako.
"Sag mal, bin ich wirklich 3 Wochen nicht rausgekommen?! Warum hast du mir nichts gesagt?"
Fürs Erste war er total verwirrt. Er hatte gedacht, er wäre nur ein paar Tage weg gewesen...

"Ehm nein, brauchst du nicht zu kennen... er ist ein guter Kumpel von mir, aber keine Angst deinen Platz wird niemand streitig machen" grinste die Blondine nun ein wenig und beobachtete den Windmagier nun ganz genau, bei seiner Reaktion. Ja, drei Wochen waren es mittlerweile bereits her und diese Zeit verging viel zu langsam, zumindest in ihren Augen. Ayanokoji hatte ihr tagtäglich gefehlt und so war sie auch bei jeder neuen Abfuhr so ziemlich traurig.
"Ja, drei Wochen sind es bereits her, ich habe allerdings nichts gesagt, weil du vermutlich auch deine Ruhe gebraucht hast und ich auf dich Rücksicht nehmen wollte" was ja bei ihr nicht sonderlich vor oft kam, viel zu oft zerrte sie ihn mit sich an irgendwelche Orte mit.

"Hm."
Ayanokoji dachte kurz darüber nach, was Minako gesagt hatte und brauchte eine kleine Weile um zu bemerken, dass ihm ein Deatil vorhin nicht aufgefallen war. Er sah seine Freundin fragend an, ehe er weiterfragte:
"Du hast mir aber nicht gesagt, was es war, womit sie dich erpresst haben. War es etwas peinliches?"
Währenddessen kam der Tee und Ayanokoji konnte endlich etwas trinken. Kurze Zeit darauf kam Minakos Vanilleeis und Ayanokoji war sich schon fast sicher, dass die Lichtmagierin das Vanilleeis als Themenwechsel benutzen würde. Er musste diese peinliche Sache für sie entschärfen.
"Sieh mal, wenn dieser Jonathan dich wegen dieser Sache nicht mehr mögen würde oder wütend auf dich wäre, wäre er nicht ein richtiger Freund. Mir kannst du alles erzählen und ich werde dir nicht den Rücken kehren."

Etwas peinliches? Nun ja... eigentlich nicht wirklich, zumindest nicht in der Hinsicht... und Mina würde es wieder tun, denn etwas peinliches hatte sie daran nicht gefunden. Sie musste irgendwie ablenken und so gab sie auf diese Frage auch keine Antwort, sondern tat so als würde sie sich gleich in ihren Eisbecher hinein stürzen und hätte somit auch gar keine Zeit zum antworten.
"Das Problem ist nur, ich würde ihn verstehen wenn er nichts mehr mit mir zutun haben wollte..." kurz sah sie ein wenig traurig nach unten, ehe sie nun wirklich die Initiative zur Ablenkung ergriff.
"Hmm... das Eis schmeckt wie immer toll" Mina konnte von Glück reden, dass sie heute einen langärmligen Pullover an hatte.

Natürlich wollte Minako mal wieder ablenken. Allerdings durchschaute Ayanokoji sie schon im Voraus, schließlich kannte er sie fast so gut wie -wenn nicht sogar besser als- sich selbst. Also schlürfte er kurz an seinem Tee und blieb vollkommen ruhig, während er Minako etwas im Glauben ließ, er hätte nicht erkant, was sie vor hatte. Jedoch musste er irgendwann nachfragen und das besser früher als später.
"Minako... du hast mir immer noch nicht gesagt, worum es sich dabei handelt. Und dass das Eis lecker schmeckt weiß ich selber."
Er schlürfte wieder etwas vom Tee und beobachtete Minako aufmerksam über den Tassenrand.

Er pochte weiterhin darauf und wollte scheinbar unbedingt wissen um was es sich gehandelt hatte, doch sagen wollte und konnte die Blondine es ihm einfach nicht. Deshalb zog sie ihre Ärmel nur noch weiter runter, nicht dass es ungewollt dazu kommen würde, dass er es einfach sehen konnte. Wie konnte sie nun erneut von diesem Thema ablenken?
"Es ist nichts wichtiges... wirklich nicht..." konnte er ihr nicht einfach vertrauen und es dabei belassen? Erneut nahm sie nun einen Löffel des leckeren Eises, in der Hoffnung er würde dieses Thema nun endlich ruhen lassen. Doch sicherheitshalber musste sie nochmals eine Ablenkungsmöglichkeit finden.
"Was hast du in den vergangenen Wochen eigentlich so gemacht?"

Dem Windmagier entging die Geste seiner Freundin keineswegs. Nachdem sie mit ihrer zweiten Ablenkung fertig geworden war, entschied Ayanokoji sich dazu, sich zu rächen und sie jetzt auszutricksen. Er antwortete auf ihre Frage: "Gelernt." und wartete noch ein bis zwei Minuten, bis er aufstand.
"Ich muss mal auf die Toilette, bis gleich."
Nun, das war nicht gelogen, er ging wirklich zur Toilette und folgte somit dem Ruf der Natur. Jedoch als er fertig war, sauste er mit hochgeschwindigkeit zu Minako heran, griff ihre Hand und hob sie hoch, wobei er ihrenn Ärmel hochschob. Zum Vorschein kamen mehrere kleine Wunden, wahrscheinlich von einem Messer oder von einer Rasierklinge, da war er sich nicht sicher. Er ließ ihre Hand los und sah sie mit festem Blick an.
"Es gibt zwei Möglichkeiten dafür, wie so etwas entstanden sein könnte. Entweder du wurdest von jemanden gefoltert oder aber du warst das selbst..."

"Okay bis gleich" solch eine Aktion hätte sie ihrem besten Freund nun wirklich nicht zugetraut und am liebsten wäre sie auch augenblicklich aufgestanden und fortgegangen. Sie konnte nämlich keinen anderen für diese Wunden verantwortlich machen. Weder Jonathan noch die Jungs von vorhin konnten etwas dafür.
"Ach vergiss es..." etwas traurig aber auch enttäuscht wandte sie sich nun von ihm ab und riss ihren Arm quasi aus seiner Hand heraus, nur um kurze Zeit später ihren Pullover wieder herunter zu ziehen.
"Natoll zufrieden, jetzt wo du es gesehen hast?" war es etwa das was er gewollt hatte? Sie so bloß zu stellen?