(wer nicht alles lesen will, das einzige was zählt ist das sie am ende in crocus town ist)
Shino hatte sich ein Ziel gesetzt. Seitdem sie einen der Urgeister in sich aufgenommen hatte wollte sie auch die anderen vereinen. Bisher hatte sie nur durch Aufträge das Glück gehabt diese zu finden, doch die letzten Beiden würden es ihr nicht so einfach machen. Sie wusste genau das Beide in der Art eingesperrt waren und das aus gutem Grund: Würden sie zusammengeführt würden sie ein gewaltiges Chaos anrichten. Shino war sich dessen bewusst. Die vier Urgeister waren in der Realität nicht mehr als ein einziger Dämon der in die Geisterwelt verbannt und in vier geteilt wurde. Jeder verfügte über seine eigene Persönlichkeit. Sie wollte die rechtmäßige Königin der Geisterwelt werden und das bedeutete die Stärksten unter sich zu vereinen. In diesem Falle würde sie die Stärksten IN sich vereinen. Doch sie war weder töricht noch dumm genug um zu glauben sie könnte so eine große Macht in sich aufnehmen ohne auch den Rest ihrer Menschlichkeit zu opfern. Glücklicherweise hatte sie einen genialen und doch gefährlichen Plan. Als der König des Canyons sie getötet und wiederbelebt hatte verband er sich auch mit ihr. Er konnte wann immer er wollte mit ihr reden oder sie gar vor einer Gefahr warnen wenn er dies für angebracht hielt. Er wachte über sie und ehrfürchtig akzeptierte sie ihn als einen Beschützer. Sogesehen könnte man ihn ja vielleicht sogar als ihren König ansehen, doch Shino hatte nicht vor ihren Titel zu teilen. Trotzallem war er der mächtigste Magier den sie je gekannt hatte. Nicht einmal ihre geteilten Erinnerungen und ihr gesamtes angesammeltes Wissen ließen je auf etwas schließen das annähernd an diese Macht herangekommen wäre. Er war skeptisch, doch dank seiner ganz eigenen Verbindung mit der Geisterwelt konnte er in Erfahrung bringen wo sich die anderen Geister aufhielten. Anschließend würde sie die Geister in sich aufnehmen und sie wäre offiziell die Königin. Würde sie scheitern hatte dies garantiert den Tod zur Folge. Zumindest den Tod für die Shino die jeder ihrer Freunde kannte. Wohlmöglich würde der Dämon, wiedervereint in ihr, danach streben die Kontrolle zu übernehmen. Doch Shino war bereit. Sie hatte die Hilfe des Königs auf ihrer Seite und dieser würde ihr auf jeden Fall helfen die Geister zu binden. Sie würden nicht vereint sein, sondern in sich abgeschlossene Wesenheiten bleiben. So war ausgeschlossen, dass sie zu alter Stärke gelangten. Trotzdem war dies alles andere als ungefährlich.
Es war mitten in der Nacht als Shino in ihrem Bett aufschreckte. Kerzengerade saß sie auf ihrem Bett und rieb sich die Augen. Was war das? Ein Einbrecher? Sie war alleine zuhause und es war dunkel. Die Nacht hatte an sich gerade erst angefangen. Nein, das Geräusch das sie hörte und sie hochschrecken ließ kam nicht aus ihrem Haus. Sie bezweifelte es war überhaupt real. Zumindest kam es auch nicht von draußen. Es kam aus der Geisterwelt. Sie fühlte sich alleine, in ihrem Doppelbett war zuviel Platz als das sie sich so geborgen fühlen könnte. Die Dunkelheit machte dieses Gefühl nicht gerade besser. Ein wenig betroffen blickte sie sich um und beschloss aufzustehen und ein wenig spazieren zu gehen. Sobald würde der Schlaf sie sowieso nicht wieder empfangen. Ihr Herz raste. Schnell warf sie sich ihre Kleidung über und verließ das Haus, welches sie sorgfältig abschloss. Sie konnte sich glücklich schätzen ein derart teures Haus mitsamt Ausstattung zu besitzen, doch dies war momentan nicht wichtig. Sie war nervös. Warum? Sie konnte es nicht sagen. Es könnte viele Gründe dafür geben doch ihr wollte partout keiner einfallen. Wurde sie langsam verrückt? Vermutlich. Aber das war okay. Wen suchte denn nicht zwischendurch einmal der Größenwahn auf? Sie hatte Großes vor, da war es verständlich das einem Zweifel aufkamen, besonders wenn das eigene Leben daran hing oder hängen konnte. Deutlich spürte sie das gerade eine Menge Leute ihr Leben aushauchten. Es war ein grässliches Gefühl eine große Menge Seelen überwandern zu spüren, doch gleichzeitig war es auch sehr befreiend. Als sie selbst starb spürte sie es ganz deutlich. Alle Last fiel von einem ab und man brauchte sich nie wieder Sorgen machen. Das hatte sie seitdem immer mitgenommen. Der Tod war nichts vor dem man sich fürchten musste. Früher oder später trat er ein, gefolgt von einem Schwall der Unmut und Trauer. Doch Trauer verblasste wie alles in der Welt auch irgendwann. Man erinnerte sich an die Namen derer man mit Gräbern gedachte, doch nach einiger Zeit vergingen Erinnerungen und tatsächlich nur die Namen auf einem Stein blieben zurück. Ein erschreckender Gedanke und Shino setzte sich als Ziel nicht als ein bloßer Name auf einem bedeutungslosen Stein zu enden. Sie würde die Königin werden und Leute würden zu ihr aufsehen. Ihre Macht gefürchtet und ihre Persönlichkeit geliebt. Sie war eine gütige Herrscherin, akzeptiert von allen. Nur bekam nie jemand etwas davon mit. Alles spielte sich in der Geisterwelt ab. Für einen Großteil der Menschen bedeutete dies wohl das Unbekannte oder gar das Erfundene. Geister gab es doch gar nicht. Falsch. Geister waren mehr als bloße Erinnerungen. Geister waren genau das was sie zu ihrer Lebzeit waren, nur in einer anderen Welt mit anderen Bedingungen. Namen bedeuteten für einen Geist nichts, nur sein eigener war wie ein Schatz behütet. Kannte man den Namen eines Geistes fiel es einem bedeutend einfacher ihn zu kontrollieren, auch wenn dies nicht garantiert war. Um die Kontrolle eines Geistes zu übernehmen brauchte es einiges, vorallem jedoch erstmal eine Verbindung zu diesem. Für Shino war dies der einfachste Schritt. Dank ihres Dämonenblutes verfügte sie über eine natürliche Verbindung mit dieser Welt des Sonderbaren, des Anderen. Und es war keine schwache Verbindung. Sie hatte die stärkste Verbindung mit dieser Welt die es gab. Eine wunderbare Grundlage um die unangefochtene Königin zu werden, nicht wahr? Wie von unmöglichen Zielen getrieben stiefelte sie durch die dunklen Straßen des Adelsviertels von Hargeon Town. Sie beobachtete die dunklen Fenster ihrer Nachbarn, doch sie schienen alle schon zu schlafen wenn sie denn zuhause waren. Man konnte über die Stadt sagen was man wollte, ob es nun der Fischgeruch am Hafen oder das Elendsviertel war, das Reichenviertel war beeindruckend. In all den Jahren und den Erfahrungen die sie machte fand sie es immer wieder beeindruckend hier zu sein. Auch wenn sie keinen Kontakt mit den Menschen hier hatte so erzählten die Geister sich einige interessante Geschichten. So lernte sie das ein oder andere Geheimnis und erfuhr über die buchstäblichen Leichen im Keller. Ein unschöner Gedanke jagte den Anderen. Die Straßenlampen stießen ein warmes Licht aus und Shino blieb an einem Springbrunnen stehen welcher so ziemlich im Zentrum des Viertels stand. Sie setzte sich auf eine Bank und schaute auf das Wasser. Beruhigend plätscherte es vor sich hin und dort wo es durch den Strom nicht aufgewühlt wurde spiegelten sich deutlich die Lampen und auch der Mond. Für einige Zeit vergaß sie die Welt um sie herum. Alles hatte keine Bedeutung mehr und war dementsprechend unwichtig. Erneut spürte sie eine Menge Seelen wandern. Warum starben soviele Leute gleichzeitig? War ein Unglück geschehen? Sie stand auf und schaute sich in der Stadt um. Im Armenviertel schien ein Feuer ausgebrochen zu sein. Viele Leute waren zusammengepfercht, ideal um Feuer auf unkontrollierbare Ausmaße eskalieren zu lassen. Sie würde ihnen nicht helfen können. Und trotzdem fühlte sie sich schlecht. Wie von ihr angezogen kamen plötzlich sehr viele Geister zugeflogen, sie schienen ihre Verbindung und Anwesenheit gespürt zu haben. Flehend blickten sie Shino an. "Ich kann euch nicht helfen. Aber ihr seid jetzt Geister und nur wenige haben die Gabe mit euch zu interagieren. Seht es als Glück im Unglück: Ihr seid eine riesige Familie und ich bin das Familienoberhaupt. Ich leite euch in eine unbeschwerte Zeit." Nun schienen sie sehr glücklich zu sein. Zwar hatten sie ihr Schicksal noch nicht gänzlich akzeptiert, aber sie waren Shino dankbar. Sie war ein wenig gerührt von den verschiedenen Schicksalen und ein paar Tränen rannen ihre Wangen herunter. Nach einer Weile des Zuhörens wischte Shino sich die Tränen aus den Augen und dem Gesicht und nickte glücklich. Die Geister hatten sich ihr soeben angeschlossen, sie als ihre Herrscherin erkannt. Sie nannten ihr ihre Namen und Shino merkte sich diese. Voll und Ganz hatten sie sich ihr damit verschrieben. Fast so als wüssten sie von der Zusammenkunft der Großen. Sie rief ihr Geisterpferd herbei und sattelte auf ehe sie im vollem Galopp die Stadt hinter sich ließ. Ihr erstes Ziel war der Canyon den der König sein Reich nannte. Er hatte den Dritten herbeigerufen. Seine Stimme hallte ganz klar in ihrem Kopf wieder. Er hatte ihn gerufen und er hatte auf ihn gehört. Geduldig würde er dort auf sie warten. Shino war aufgeregt. Würde alles problemlos verlaufen? Sie kannte den Weg und bei diesem Tempo kam sie auch gut voran. Nichts schien sie stoppen zu können. Sie ignorierte erneut alles um sie herum und konzentrierte sich voll und ganz auf das was nach ihr rief. Ehrfürchtig blickten ihr die Geister in der Umgebung hinterher und fielen auf die Knie, es schien sich rasend schnell herumgesprochen zu haben was sie vorhatte. Mit all dieser Unterstützung würde es ihr leicht fallen ihr Ziel zu verwirklichen. Sie bewegte sich schnellstmöglich fort und erreichte nach einigen Stunden die Ausläufer des Canyons. Die gewaltigen Steintore hinter denen sich die Festung des Königs erstreckte konnte sie entfernt bereits erkennen. Als sie ein wenig deutlicher erkennbar waren fingen sie bereits an sich in Bewegung zu setzen. Die Umgebung erzitterte und sogar auf diese Entfernung spürte sie die Öffnung dieses Tores. Belustigt dachte sie an die Reaktion des Komponisten der sich hier niederlassen hatte. Hakutaku und sie hatten ihm geholfen als sie das letzte Mal hier waren. Gewiss würde er sich vor Schreck in die Schuhe beißen. Das Tor öffnete sich sonst ja nicht einfach. Allerdings war im Dunkel der Nacht alles ein wenig unheimlicher, so war ihr ein wenig unwohl dabei den Canyon zu durchqueren um schließlich am Tor anzugelangen. Erstaunt wie auch beim ersten Mal und darüber verzückt, dass dieses gewaltige Tor sich nur wegen ihr öffnete ritt sie hindurch und durfte erneut die Armee des Königs begutachten. Im Dunkel wirkten sie wie ganz normale Menschen. Sie schienen noch zahlreicher zu sein wenn man ihnen erst einmal nahe kam, denn Shinos Weg führte sie direkt durch das kampfbereite Heer hindurch. Sie bildeten eine Schneise durch die sie gefahrlos reiten konnte. Alles wirkte so beeindruckend und unwirklich. Sie fürchtete gar sie würden ihr zu einem Zeitpunkt den Weg versperren und sie angreifen. Ein absolutes Todesurteil. Doch glücklicherweise befahl ihr untoter König ihnen genau das nicht zu tun. Da war er! Shino spürte ihn ganz deutlich. Der dritte Urgeist war hier! Und er war gewaltig. Der König leitete sie an sein Schloss zu betreten, welches sich nach etwa einer halben Stunde Reiterei vor ihr auftat. Die Maßstäbe die hier herrschten waren absolut nichts für sie. Wie auch beim ersten Mal fürchtete sie den Moment in dem die Armee Fuß setzte um wohlmöglich sogar den Menschen und Magiern den Kampf anzusagen. Doch dazu würde es wohl in Tausenden von Jahren noch nicht kommen. Der König erfasste ihren Gedanken und teilte ihr noch einige Dinge mit. So beruhigte es sie zu hören er plane niemals einen Angriff, würde bei einem Angriff mit aller Macht zurückschlagen. Seine Streitmacht wuchs auch zu diesen Tage noch weiter an. Etwa zwei Soldaten wurden jeden Tag ins Unleben gerufen, dabei handelte es sich aber jeweils um Exemplare der Sorte gegen die Hakutaku und Shino kämpfen durften. Wahre Elitesoldaten die auch noch begabt in der Magie waren. Elegant sprang sie von ihrem Ross ab welches anschließend wieder verschwand und lief durch die Tür die vor ihr geöffnet wurde. Erwartungsvoll betrat sie das Schloss und war erstaunt über die Ausstattung. Der Boden war aus Gold, Sämtliche Säulen und Statuen die hier standen waren aus teuerstem Marmor gefertigt und Edelsteine als Augen eingelassen. Sogar im Boden waren Edelsteine keine Seltenheit und zwischendurch gab es sogar Bodenplatten die gänzlich aus Rubinen oder Smaragden bestanden. Da wurde ihr erst bewusst das die gesamte Einlassung in der sie sich befand wie aus dem Stein geschlagen sein zu schien. Der König bestätigte es ihr. Alles war im Grunde ein riesiger Steinbruch mitsamt Mine, nichts war von außen herangeschafft worden. Der Boden steckte so voller Reichtümer, wenn je ein Mensch davon erfuhr würde ihre Gier geweckt werden. Doch der König erledigte seine Arbeit sehr gewissenhaft. Niemand erfuhr von all dem, weil es hier Niemanden gab der es erfahren konnte. Bis auf den Komponisten lebte hier Niemand. Da Komponisten sich allerdings nicht mit dem Bergbau beschäftigten war die Wahrscheinlichkeit einer Entdeckung nahe dem Nullpunkt. Shino folgte den Anweisungen und machte sich auf den Weg zu einer weitläufigen Terrasse. Vorbei an Wachen die noch bedrohlicher und stärker wirkten als die, die sie schon vorher gesehen hatte. Doch die tatsächliche Überraschung wartete auf sie als sie die Terrasse betrat. Nicht etwa die Größe der Terrasse sondern der Geist, der seine Form in der normalen Welt angenommen hatte. Es handelte sich um einen gewaltigen Greifen, den Körper eines Löwen aber Flügel und Kopf eines mächtigen Adlers. Eines der anmutigsten und stolzesten Wesen die es auf dieser wunderlichen Welt gab. Sofort spürte Shino eine autoritäre Aura und diese kam nicht ausschließlich von dem König der ein Berg von einem Mann war. Höflich verneigte sie sich vor den Beiden und staunte nicht schlecht als der Greif meinte sie solle ihn an der Seite streicheln. Ehrfürchtig ging sie zum Tier herüber und war nicht zuletzt darüber erstaunt, dass es sich tatsächlich um ein reales Tier handelte und nicht wie erwartet einen Geist. Das Fell fühlte sich großartig an und Shino spürte eine eigenartige Wärme in ihrem Körper als sie es anfasste. Sie fühlte sich sehr glücklich, fast so als würde sie mit einem Hundewelpen schmusen. Sie umarmte das Tier so gut es ihr eben aufgrund des gewaltigen Größenunterschiedes möglich war. Dann sah sie zum König und er nickte. Er hatte sie also her gerufen damit sie den nächsten Geist in sich aufnehmen konnte. Und dann handelte es sich auch noch um so ein stolzes Tier! "Shino. Du hast dich bereits bewiesen. Ein König akzeptiert dich bereits, ich akzeptiere dich ebenfalls. Wenn du bereit bist wechsele ich wieder in die Geisterwelt und du kannst auf meine Unterstützung zählen." Sie nickte. "Es ist mir eine Ehre." "So sei es." Mit großen Flügelschlägen richtete sich der Greif auf und stieß einen für Adler typischen Schrei aus, allerdings mit der Kraft eines Löwen dahinter. Definitiv hatte man dies über eine sehr große Distanz gehört. Anschließend setzte er zu einem Sprung an, direkt auf den König und Shino zu die sich mittlerweile wieder bei ihm eingefunden hat. Sie zuckte zusammen doch der König stand dort ohne mit der nicht mehr vorhandenen Wimper zu zucken. Stattdessen lachte er mit seiner tiefen Stimme sodass Shinos Herz für einen Moment außer Takt geriet. Solch Kraft, alleine in seinem kehligen Lachen. Es war einschüchternd. Shino zuckte beinahe ängstlich zusammen als sich das gewaltige Tier ihr näherte und sie mitzureißen schien, jedoch als Geist nur durch sie hindurchflog und sich anschließend auflöste. Wie auch bei den Malen zuvor spürte sie die unvorstellbare Kraft die nun in ihr hauste. Sie spürte wie zuvor erneut diese wunderbare Wärme in sich. Sofort fühlte sie sich noch stärker. "Shino, meine Form steht dir zur Verfügung. Allerdings muss sich dein Körper noch eine Weile daran gewöhnen einen weiteren Geist zu beherbergen. Du wirst dich nicht sofort verwandeln können. Doch sei gewarnt, bevor du den letzten Teil von uns aufnehmen kannst müssen wir ihn erst einmal aus seinem Schlaf wecken und erneut versiegeln. Er würde dich zerstören und in den Wahnsinn treiben. Der Geist der Kälte ist ein Narr dir noch nicht zu gehorchen, aber er scheint nicht von dir überzeugt. Zu recht. Du hast ihn zwar befreit, aber er sieht nicht viel in dir. Du musst unsere Kraft noch verdoppeln wenn du einen Vergleich zu seiner eingesperrten Macht haben willst." "Verständlich. Aber eine Königin muss Opfer bringen. Ich habe Eure Unterstützung, es sollte mehr als genug sein. Vielen Dank." Ein tiefes Raunen verkündete von der Zustimmung des Geistes. "Als Nächstes musst du das Kloster der Mondschwestern besuchen. Dort ruht er. Der Letzte von uns. Er schläft einen ruhigen Schlaf seit Tausend Jahren. Du wirst die Schwestern lieben. Sie sind sehr freundlich. Sage ihnen du kommst um deinen Titel einzufordern. Einige von ihnen können sogar mit Geistern sprechen. Ich lasse ihnen eine Nachricht zukommen." Interessant. Sogar Menschen ohne halbdämonischen Ursprungs konnten mit Geistern kommunizieren. "Als ich davon gesprochen habe dein Körper müsse sich noch an die neuen Umstände gewöhnen habe ich einen Fehler gemacht Shino. Ich habe deinen neuen Körper nicht in Betracht gezogen. Er ist durchaus in der Lage uns alle aufzunehmen. Ich hoffe du bist dem weisen Wolf sehr dankbar dafür. Er hat seine gesamte Kraft aufgebraucht um es dir zu ermöglichen." "Selbstverständlich." "Nimm Anlauf mein Kind." sagte der König und lachte. "Anlauf?" "Du wirst fliegen." sprach nun wieder der Geist zu ihr. Hatten sie sich gerade etwa abgesprochen und waren ihr einen Schritt voraus? Der Geist zeigte ihr ein paar Bilder und so verstand sie. Sie sollte Anlauf nehmen und von der Terrasse auf der sie standen herunterspringen. Tief atmete sie durch und nickte dem König zu. Sie zielte auf einen Punkt am Horizont und lief darauf hinzu. An der Kante sprang sie ab und fiel. Der Boden kam ihr bedrohlich nah, doch da spürte sie die Verwandlung. Bevor sie dem Boden zu nahe kam breiteten sich auf ihrem Rücken die gewaltigen Flügel des Greifen aus und sie gewann wieder rasant an Höhe. Sie schaute sich um und sah alles genau aus den Augen des Tieres. Die Luft um sie herum schien zu leuchten. Diese Wärme die sie zuvor in sich gespürt hatte schien nun von ihr auszugehen. Begeistert genoss sie das Gefühl des Windes und all der Eindrücke aus der Luft. Die Armee wirkte trotz der Entfernung immer noch gewaltig. Die ganze Festungsanlage wirkte enorm, doch plötzlich verschwand sie. Verunsichert fragte sie den Geist weshalb. "Eine reine Vorsichtsmaßnahme. Die Festung ist von außerhalb eines bestimmten Radius um den König herum nicht auffindbar." So war das also. Ziemlich geschickt geregelt wenn jemand unentdeckt bleiben wollte. Sie legte unglaublich viel Weg zurück dank ihrer neuen Flugfähigkeit. Gleichzeitig fühlte sie sich mächtiger als alles andere was sie zuvor erlebt hatte. Wie sollte denn etwas anderes dies je überbieten? Unter ihr wirkte alles so klein, so unwirklich und doch erkannte sie alle ihr vertrauten Häuser wieder. Täglich ging sie an ihnen vorbei, es sei denn sie war mit Hakutaku unterwegs. Dann kamen sie auch mal in bisher unbekannte Gebiete. Erst vor Kurzem hielten sie sich öfter in Termina auf, wo ein Maskenmann ziemliches Chaos angerichtet hatte. Beinahe hätte sie vergessen, dass der Canyon aus dem sie gerade kam ebenfalls zu Termina gehörte. "Ich will diesen Maskenmann finden und ihn aufhalten. Er ist immer noch am wüten, ich kann es spüren." "Du kannst es wagen. Doch sobald du dich zurückverwandelt hast wird es dich einen Großteil einer Energie kosten diese Form aufrechtzuhalten." Sie akzeptierte diese Bedingung. Erneut spürte sie eine gewaltige Menge Seelen die durch die Welten traten. Sie folgte ihnen zur Quelle und entdeckte einen einzelnen Mann in mitten einer zerstörten Stadt. Er schien ziemlich glücklich darüber zu sein was hier passiert war. Natürlich bemerkte er sie sehr früh und schaute ihr entgegen in den Himmel, er trug eine unheimliche Maske doch Shino war sich sicher ein unmenschliches Leuchten in seinen Augen zu entdecken. Als sie ihm näher kam hörte sie ihn auch lachen und ihr entgegenbrüllen warum sie denn seine schöne Arbeit zunichte gemacht hatte. Shino vergaß auch nicht den künstlichen Mond der über ihnen schwebte. War es jetzt an der Zeit ihn zu zerstören? In einem Sturzflug hielt sie gerade auf den Mann zu, der ihr schwarze Blitze entgegensch oss. Sie konnte ihnen gerade so ausweichen. "Warum hast du mir nicht einfach meinen Spaß gelassen? Jetzt muss ich dich töten." rief er ihr entgegen und sprang hoch in die Luft. Ein Luftkampf also. Shino versuchte es mit einem direkten Angriff doch ihr Gegner war so schnell, sie konnte seiner Bewegung nicht einmal folgen. Sofort war er hinter ihr doch bevor sie sich auf ihn einstellen konnte war er schon auf der anderen Seite. Shino ließ sämtliche Geister in der Umgebung frei um ihr zu helfen. Den Geistern konnte er nicht entkommen und so verlangsamten sie ihn um Einiges. Nun war er im Vergleich zu vorher ziemlich langsam. Er kannte sie nicht und das war ihr Vorteil, vorallem da sie nun Gelegenheit zum Angriff hatte. Sie ließ die Geister um sie herum wie einen Wirbel angreifen und es wirkte. Blut spritzte von dem aufgeschlitzten Körper, doch tot war der Kerl noch lange nicht. Er warf seine ramponierte Kleidung von sich und offenbarte einen muskulösen Körper.. bestehend aus einer dunkelroten Masse die Fleisch nur entfernt ähnelte. Die Maske auf seinem Gesicht leuchtete in einer schwarzroten Aura auf und ließ den Körper dieser Kreatur noch weiter wachsen. Sie waren zwar in der Luft, aber das Wesen wuchs auf eine deartige Größe an das es im Stand noch mit Shino auf einer Höhe war. Sie vergrößerte den Abstand. Die Kreatur stand nun immer noch menschlich wirkend auf zwei Beinen, jedoch gigantisch. Das massige Fleisch pulsierte und bewegte sich haargenau wie es Muskeln taten. Die Maske hatte ebenfalls ihre Größe angepasst und offenbarte nun auch ein paar widerlicher Zahnreihen im grässlichen Mund dieser Kreatur. Es könnte Shino wohl im Ganzen herunterschlucken und das obwohl sie diese gewaltige Form angenommen hatte. Er war immer noch ziemlich schnell, allerdings würde er ihr so nicht ausweichen können. "Shino, verschwinde. Du bist ihm nicht gewachsen. Noch nicht." hallte die Stimme des Königs im Einklang mit dem Greifen in ihrem Kopf. Sie waren der gleichen Meinung. Ihr Gegner hatte vermutlich noch nicht einmal die Hälfte seines Potentials genutzt und sie war schon an ihre Grenzen gegangen. Sie erhöhte die Geschwindigkeit und flog auch ein wenig höher. Sie msuste nun so schnell wie es ihr möglich war verschwinden. Zu ihrem Entsetzen lief ihr der Riese hinterher und eine ekelhafte lange Zunge hing aus seinem offenen Maul heraus. Sie könnte nicht höher fliegen selbst wenn sie es wollte, dafür hatte sie noch nicht genügend Gefühl für diese Form. Schnell sah sie ein das sie nicht entkommen konnte. "So sterbe ich also." sprach sie ihren Gedanken aus, gab allerdings nicht auf. Sie flog in Richtung der schneebedeckten Berge, diese würden zumindest eine Art Schutzwall bilden. Der Pass war zu eng für den Riesen in dieser Form und so könnte sie ihn vielleicht abhängen. Einen Versuch war es wert. Eisige Winde kamen ihr in dieser Höhe entgegen, doch ihre Form erlaubte es ihr sie an sich abprallen zu lassen. Eine warme Schutzschicht bildete sich um sie, sie konnte gar nicht erfrieren. Genauso wenig wie sie gegessen werden konnte! Ein neuerlicher Blick nach hinten verriet ihr, dass ihr Verfolger aufgehört hatte. Stattdessen ging er mitten auf die Stadt zu. Nein! Er ging nicht auf die Stadt zu, er ging auf den künstlichen Mond zu! Er griff nach ihm und was anschließend geschah war für Shino wie ein Horror. Er ließ sich von diesem künstlichen Mond aufessen. Nach und nach versank er in ihm, fast wie eine Schlange schluckte der Mond ihn einfach Stück für Stück und das obwohl diese Riesenform viel zu groß war als das sie in diesen Mond gepasst hätte. Sie spürte den Blick des Mondes auf ihr und es lief ihr ein Schauer über den Rücken. Zumindest war sie sicher für den Moment. Schnell nahm sie ihren eigentlichen Weg wieder auf und beschloss die Sache auf sich ruhen zu lassen. Es war nichts was siie alleine ändern konnte. Solange er in dem Mond war schien ja auch nichts zu passieren. Ein trügerisches Gefühl der Sicherheit machte sich in ihr breit. Eigentlich konnte sie froh sein, hatte sie doch vor einigen Momenten noch ihr Leben komplett abgeschrieben. Doch die wohltuende Aura des Greifen hatte ihr neue Kraft gegeben. Doch ihr nächstes Ziel war das Kloster der Mondschwestern. Dort, in den Tiefen der Katakomben verborgen schlummerte der größte der Geister. Shino wusste kaum etwas und auch weder der König noch die anderen Geister wollten ihr mehr verraten. Sie würde es schon selbst sehen sagte sie. Natürlich heizte das ihre Neugier nur noch weiter an. So sehr, das sie erneut das Tempo erhöhte und sich schon regelrecht abhetzte um dorthin zu kommen. Sie ließ sich dennoch vom Wind tragen sobald er in die richtige Richtung wehte. Es war so ein angenehmes Gefühl, sie wollte es gar nicht mehr vermissen durch die Lüfte zu fliegen. Innerlich wünschte sie sich die Form des letzten Geistes würde auch in der Lage sein zu fliegen. Als sie ein wenig tiefer flog bemerkte sie allerdings erst wie riesig sie tatsächlich war. Als sie den Greifen gesehen hatte war er schon gewaltig, aber selbst in diesem Körper zu stecken ist ein komplett anderes Gefühl. Sie war sich gar nicht bewusst wie sich wohl die Menschen fühlten die von unten nur einen gewaltigen Vogel am Himmel sahen. Doch wenn sie genauer hinsahen erkannten sie, dass dieser Vogel auch noch den Körper eines Löwen hatte. Wahrlich majestätisch schwebte sie ein wenig herum bevor sie ihren Kurs korrigierte und nun direkt auf das Kloster zuhielt. So verbrachte sie die nächsten Stunden damit darüber nachzudenken was sie wohl erwartete. Alles andere war egal. Dort vorne lag es. Das Kloster der Mondschwestern. Es war ein wirklich schöner Anblick. Die Gebäude waren sehr gut gepflegt und es schien als wären sogar die Dächer poliert. Die Abenddämmerung reflektierte sich und lieferte sich einen Wettbewerb mit den Reflektionen die Shinos Fell und Federn von sich gaben. Sie bemerkte den feurigen Glanz der sie umgab, das musste diese Aura sein die sie gespürt hatte. Konnten andere diese auch sehen? Es würde sich herausstellen. Nun fragte sie sich ob es schlau war im Hof zu landen oder lieber menschlich anzuklopfen. Wofür auch immer sie sich entschied, unbemerkt war sie schon seit langem nicht mehr. Schlussendlich entschied sie sich dafür den Hof zu nehmen und landete wenig später und ziemlich erschöpft dort. Sie verwandelte sich in ihre normale Form zurück und wurde auch sogleich von einigen Schwestern empfangen. Natürlich waren die Meisten von ihnen ziemlich misstrauisch, doch sie wussten was zu tun war und wunken die Vorstehende des Klosters herbei. "Wie ich höre wurde hier für Einiges an Aufsehen gesorgt? Wer bist du und was machst du hier?" Stolz richtete Shino sich auf und stand der Frau mit silberweißen Haaren gegenüber. "Mein Name lautet Shino Amakusa. Ich bin hier um meinen rechtmäßigen Titel einzufordern. Ich bin die Königin der Geister!" Ein Raunen ging durch die versammelte Menge. "Folge mir in den Ratssaal, dort können wir weitersprechen." meinte die Frau nur als Antwort. Shino erkannte den freundlichen Unterton in ihrer Stimme. Sie fühlte sich wohl hier, denn es schien nicht so als sei jemand ihr böswillig eingestellt oder sogar feindselig gesonnen. Mit angebrachtem Abstand folge sie der Frau in den großen Raum der mehrstufig zu einem Thron heraufführte. Neben dem Thron schlummerte eine weißer Säbelzahntiger friedlich vor sich hin. Kurz richtete er seinen Kopf auf um den fremdartigen Geruch einem Gesicht zuordnen zu können, senkte ihn jedoch kurz darauf auch schon wieder um weiter zu schlafen. Die Frau ging zum Thron herauf und setzte sich, den Tiger streichelnd dort hin. "Ich hoffe du bist dir bewusst wie wohlgehütet das Geheimnis des schlummernden Geistes ist. Wie du sicherlich weißt wurden wir von deinem Eintreffen in Kenntnis gesetzt. Einer der Großen selbst hat sein Wort für dich eingelegt, ich schätze du weißt wie viel das für Sterbliche bedeutet. Auch Halbdämonen wie du sollten sich dessen geehrt fühlen. Sag, was sind deine Pläne? Wie hast du vor diese unvorstellbare Macht in dir zu sichern?" Shino war absolut nicht davon überrascht mit Jemandem zu reden der sie sofort als Halbdämonin identifizieren konnte. Zum Teil war das auch durch die Nachrichtenübermittlung mittels des großen Geistes keine Überraschung mehr, dieser hatte immerhin höchstwahrscheinlich ein wenig von Shino erzählt. Sie nahm es ihm in jedem Falle jedoch nicht übel, sie war ihm sogar recht dankbar. So war es auch kein Schock oder dergleichen jemanden mit Tierohren und Schweif vor sich stehen zu haben. "Ich brauche diesen Geist um meinen Titel zu erhalten. Seine Kraft benötige ich um einen mächtigen Feind zur Strecke zu bringen der ein kleines Gebiet unweit von hier terrorisiert und auch um meine Stellung in der Welt der Magier zu festigen. Mein Körper wurde eigens von den anderen Urgeistern getestet und angepasst um die Macht beherbergen zu können. Binden werde ich sie mithilfe der Kraft eines fernen Königs." erklärte sie wahrheitsgemäß. "Sehr wohl. Es sei dir gestattet unsere heiligen Hallen zu betreten. Wir werden deine weiteren Beweggründe nicht hinterfragen, denn nach wie vor gilt das Wort der Großen. Doch sei dir darüber im Klaren, dass große Macht auch mit sehr großer Verantwortung einhergeht. Kontrolliere die Geister und lasse sie nicht die Oberhand über dich gewinnen. Ich denke du bist dir bewusst wie eine Verbannung in die Geisterwelt aussieht und wie ausgeschlossen eine Rückkehr ohne entsprechendes, menschliches oder eben nicht, Verbindungsstück, einen Katalysator, ist. Wohl an denn." sagte die weißhaarige Frau in einem klaren, jedoch auch autoritären Ton welcher Shino noch einmal den Ernst der Lage verdeutlichte. Tatsächlich stand hier nicht nur ihr eigenes Leben auf dem Spiel. Würde sie das Wesen verzehren so war ein guter Teil der Bevölkerung in Gefahr. Der Geist hatte damals schon beinahe gewaltige Schäden angerichtet, doch seine Gier trieb ihn in eine Falle und damit in den Ruin. Doch Shino war durchaus schlau, sie würde nicht so einfach in eine Falle tappen. Auch wenn sie die Kontrolle verlieren würde blieb ihr Verstand ja immer noch an Ort und Stelle. Gefährlicher wurde es dadurch dann auch noch mehr, denn ihr Bewusstsein war direkt an das Wissen sämtlicher Vorgängergenerationen gekoppelt. Wenn sie das gesamte Wissen erlangte und es somit in die falschen Hände geriet... Wer vermochte zu sagen was passieren würde? Aber das zählte nun vorerst nicht. Entschlossen schritt sie auf die Tür zu die sie in die Katakomben führte. Dort wartete eine sehr lange Treppe auf sie, gefolgt von einem schier endlosen Gang. Es fiel ihr ziemlich schwer die Treppe hinunterzugehen, einige Stufen waren in weniger Abstand in den Stein geschlagen, scheinbar eine Amateurarbeit. Bei genauerer Betrachtung stellte sich dabei jedoch heraus das sämtliche Stufen mithilfe von Magie geschaffen wurden, wenn auch keine perfekte Arbeit so merkte man dies an der Beschaffenheit der jeweiligen Stufe. Eine dünne Schicht Magie schien direkt mit dem Stein verwoben zu sein, dies dürfte es unglaublich schwer gemacht haben ihn zu bearbeiten. Trotzdem musste sie aufpassen nicht zu stürzen, denn Treppen die unregelmäßig waren, waren auch dafür bekannt einen sehr leicht ins Stolpern geraten zu lassen. Man könnte sagen es war das Markenzeichen. An der Qualität von Treppen ließen sich früher einige Schlüsse auf den Reichtum ziehen, aber das war hier wohl absolut nicht der Fall. Nur das Nötigste wurde getan und das war vollkommen akzeptabel. Shino entschloss sich dafür leicht über den Stufen zu schweben und so herunter zu kommen. So sparte sie sich das Ärgernis des Stolperns gänzlich. Ziemlich clever wie sie fand, allerdings nutzte sie ja nur die ihr gegebenen Mittel, ein Umstand den wohl jeder ausgenutzt hätte. Warum auch nicht? Man musste sich ja nicht mehr Arbeit als nötig machen. Unten angekommen beschloss sie allerdings wieder normal zu laufen da es keinen Grund mehr gab zu Schweben. Sie mochte es trotz allem normal zu laufen, auch wenn es manchmal ziemlich unbequem war. Immerhin konnte sie so ihre Ausdauer trainieren und das war ziemlich wichtig wenn man in Kämpfe verwickelt wurde die länger waren als solche die schon nach den ersten zwei Angriffen so ziemlich entschieden waren. Das erinnerte sie an einen kleinen Duellkampf den sie vor einiger Zeit mittlerweile hatte. Das arme Mädchen hatte sich so gefreut sie zu sehen und kippte letztendlich bewusstlos um nachdem Shino ein wahres Sperrfeuer eröffnet hatte. Innerlich hoffte sie ihre Kontrahentin war nicht sauer auf sie. Vor ihr war ein schmaler Pfad, umgeben von allesverschlingender Dunkelheit. Gar nichts war auf den ersten Blick erkennbar, doch während sie auf diesem Weg entlang ging entdeckte sie ein leichtes Leuchten in der Dunkelheit. Das Funkeln von sternen aus unfassbar großer Entfernung wirkte auf sie ein. Tatsächlich erkannte sie einige Sternenbilder und kam so schließlich zu dem Entschluss, dass es sich hier um eine exakte Nachbildung des Sternenhimmels handelte. Erstaunlich. Diese Dunkelheit ließ auf ein bodenloses Loch schließen und dennoch funkelte ihr ein Sternenmeer entgegen wie man es in der klarsten aller Nächte vielleicht erleben konnte. Und das unter der Erde! Sie war ein ganz schönes Stück unter der Erde unterwegs. Dadurch wurde das Ganze nur noch besonderer als es ohnehin schon war. Fasziniert von all dem versuchte sie diese Eindrücke auf sich wirken zu lassen und musste dabei mehrmals ihren Weg korrigieren um nicht beim nächsten Schritt im Abgrund zu landen. Vermutlich wäre dies nicht einmal sonderlich schlimm gewesen, immerhin konnte sie fliegen beziehungsweise Schweben und sollte es wirklich notwendig werden auch als Greif herumfliegen. Eng dürfte es vielleicht werden, aber darum ging es ja nicht. Sollte es dazu kommen ging es dabei um Überleben und da passte Bequemlichkeit einfach nicht hinein. Schnell verwarf sie den Gedanken und schritt einfach weiter. Ein Blick nach hinten verriet ihr das das Ende dieses Pfades wohl immer noch weiter weg war als jetzt einfach umzukehren, doch das wollte sie nicht. In Etwa eine halbe Stunde später nahm sie eine Veränderung wahr. In der Ferne war Licht zu erkennen, doch davor befand sich eine gähnende Leere. Tatsächlich so dunkel, sie fragte sich ob diese Dunkelheit das Licht aus der Umgebung saugte als sei es der Abgrund selbst der dort residierte. Sie spürte eine deutliche Verbindung zu dem Ort. Vielleicht war ihr Gedanke gar nicht so verkehrt, immerhin war der letzte Geist der Schutzgott der Schatten. Die verbotene Finsternis. Die versiegelte Dunkelheit persönlich. Der Grund für diese Verbindung war allerdings ein Anderer. Je näher sie dieser Dunkelheit kam desto mehr nahm sie wahr und realisierte sie worum es sich hier handelte. Einer der wenigen Orte die in direkter Verbindung mit der Geisterwelt standen war ganz nah. Tatsächlich war es allerdings nicht nur das. Sie spürte auch eine Kraft die so unsagbar groß und natürlich zu sein schien, dass sie gar nicht in Worte zu fassen war. Handelte es sich hier um einen der Weltenbäume? Keine Zweifel! Einer der Spender allen Lebens sowie eine weltenengstelle am selben Ort glechzeitig! Die Geister hatten hier besondere Macht, manche konnten sogar die Grenzen übertreten und so die Menschenwelt terrorisieren. Doch gleichzeitig hielt sie auch die große Macht des Baumes im Zaum. Sie würden zumindest diesen Ort nicht dafür verwenden können, soviel war sicher. Sie stand am Ende des Pfades. Das Licht welches sie vorher erkannt ahtte war tatsächlich angesaugt worden und nichts weiter als die gesamelte Leuchtkraft der sie umgebenen Halle. Instinktiv wusste sie was zu tun war, denn es gab nur einen Weg den sie von hier aus gehen konnte. Sie atmete tief durch und sprang hinab in das verzehrende Dunkel. Ein Fall mit gleichbleibender Geschwindigkeit setzte ein. Ewig schien sie zu fallen, da kamen Zweifel in ihren Gedanken auf. Was wenn sie nicht bereit dafür war? Sie würde leichtsinnig das Leben Unschuldiger aufs Spiel setzen! Zwar war sie Mitglied einer dunklen Gilde, wenn nicht sogar der bösesten im ganzen Kontinent, doch sie würde deswegen trotzdem nicht tausende von Menschen töten nur weil ihr danach war. Stattdessen erledigte sie die, die es zu erledigen galt. Im Prinzip tötete sie Verbrecher indem sie ein Verbrechen begann. Ob dies nun gerecht war oder nicht sei dahingestellt, doch so war das Leben nun einmal. Sehr düster im Kontrast zu den wundervollen Phasen. Doch sie fühlte sich in dieser Dunkelheit alleine. Kraftlos und wertlos. Was konnte sie schon tun? Sie würde ja nicht einmal in der Lage sein diesen Maskenmann zu erledigen. Selbst mit all dieser Kraft war sie zu schwach. Unbemerkt rannen ihr einige Tränen über die Wangen während sie mit geschlossenen Augen immer noch weiterfiel. Sie schien nie unten anzukommen. Gefangen. Hoffnungslos. Niemand würde kommen um sie zu holen oder sie vermissen. Bald schon würde sie jeder vergessen haben und sie war wieder allein. So allein wie sie das letzte Jahrhundert schon verbracht hatte. Im Prinzip nichtstuend, nur lebend. Sehend wie ihre Freunde vom Alter dahingerafft wurden stürzte sie sich auf das Wissen welches sie erlangen konnte und vergrub sich regelrecht in dieser Berufung. Sie wusste sovie und doch wollte sie immer mehr lernen. Nie war es ihr genug. Sie lernte Bücher auswendig und rezitierte sie nach ihrem Belieben, forderte Denker heraus ihr die Stirn zu bieten und jedes Mal war sie siegreich. Sie verliebte sich und lebte kurzzeitige Beziehungen. Einseitige. Eintönige. Sogar eine die hätte glücklich werden können, hätte sie nicht eine Woche nach der Zusammenkunft das Schicksal getroffen und ihr Geliebter war bei einem Unglück gestorben. All diese Massen an negativen Erfahrungen und Erlebnissen sowie Gedanken die auf keiner wahren Begebenheit beruhten lasteten auf ihr. Schwer zogen sie sie hinab, fast so als hätte sie nie mit ihnen abgeschlossen. Nie hatte sie jemandem von all dem erzählt, wie konnte sie also damit abgeschlossen haben? Sie mied Themen stattdessen lieber. Eigentlich alles Andere als das korrekte Verhalten. Doch dies war retwas das man nicht lernen konnte. Entweder es war so oder eben nicht. Jeder ging anders damit rum. Gut und Schlecht existierten nicht. Sie öffnete die Augen als sie etwas realisierte. Die Vergangenheit war die Vergangenheit. Nie würde sie dazu kommen Vergangenes neu zu erleben und dies war gut! Fehler brauchte sie nicht erneut begehen. Sie hatte gelernt! Sie atte das getan was sie immer tun wollte. Unbemerkt und dennoch in diesem Moment der Schwäche sehr erfüllend. Nein, es war kein Moment der Schwäche. Es war tatsächlich ihre Stärke die dort gerade in sie fuhr. Sie war nicht schwach. Sie war lebendig. Zu leben bedeutete Rückschläge zu erleiden, doch man machte immer weiter. Egal was auf einen zukam oder kommen mochte. In dem Moment in dem sie das realisierte öffnete sich vor ihr eine wundervolle Blumenwiese auf der ein Baum stand, riesiger als alles andere was sie je zuvor gesehen hat. Nicht einmal die Festung des Königs kam dagegen an. Soviel Magie an einem Ort, gepaart mit der Geisterenergie ließen sie beinahe auf der Stelle zu Stein erstarren. Ihr Atem stockte doch normalisierte sich recht schnell wieder. Zwar fiel sie, jedoch kontrollierte sie nun alles selbst, sodass sie unbeschadet auf der Wiese landete. Die Sonne strahlte sie warm an und stimmte sie sehr glücklich. Sie hatte gerade ihren inneren 'Dämonen' besiegt und war einfach sehr erleichtert darüber diese Erfahrung gemacht zu haben. Der Weltenbaum lag vor ihr. Einer von wer weiß wie vielen. Doch alle waren sie irgendwie miteinander verbunden. Der Ursprung ging von hier aus. Zumindest ließen sehr viele Dinge darauf schließen. Nur Wenige erblickten jemals einen Weltenbaum, oder Baum des Ursprungs. Die Meisten wussten ja nicht einmal das diese Bäume existierten! Doch Shino wusste es. Tatsächlich wusste ihre Blutlinie ein wenig mehr darüber als die meisten Bücher hergaben. Erstaunlicherweise wussten sie mehr darüber als über Orte an denen die Grenzen zwischen den Welten verschwammen. Scheinbar waren diese nämlich nur eine Nebenerscheinung. Angeblich blieben sie zurück sobald ein Weltenbaum verwelkte um anschließend an einem anderen Ort neu zu erblühen. Natürlich war Zeit hier kein Faktor. Die Bäume konnten ihr Wachstum selbst kontrollieren, wenn sie an einem Tag auf ihre alte Größe wachsen wollten konnten sie es tun, doch sie taten es nicht. Sie waren wahrlich weise. Zwar hatten sie die Macht alles zu tun, doch sie mussten es nicht. Warum sollten sie also? Wie auch Shino zuvor mussten sie sich unnötige Arbeit nicht machen. So merkte sie gar nicht das sie über beide Ohren grinsend durch die Wiese trat wo sie schließlich vor einem älteren Mann stehen blieb. "Ah, ich weiß was du möchtest. Interessant. Ich bin der Avatar des Mondes. Vielleicht auch das Abbild dieses Baumes wenn dir das lieber ist. Du bist gekommen um den Schlafenden zu wecken, nicht wahr?" "Es ist meine Aufgabe und auch wenn sich mir neue Herausforderungen stellen werden, werde ich nicht vor dieser Position zurückweichen." gab sie entschlossen bekannt. Der Avatar des Mondes nahm nickend ihre Worte wahr. "Das wohl. Der den du zu erwecken versuchst ist einer der Alten. Einer der Großen. Das ist dir bewusst, oder?" Während des Gespräches verhärtete sich Shinos Gesichtsausdruck und sie wirkte wesentlich ernster als es zuvor der Fall gewesen war. "Ansonsten würde ich nicht hier stehen. Ich vereine die Großgeister der Alten in mir und führe sie als Königin. Alle Geister sollen mir dienen." Der Mann schien seine Zweifel zu haben, sprach diese allerdings nicht aus. Shino konnte nicht einschätzen wie stark er war, von seiner Aura her schien er absolut nicht magisch begabt zu sein. Doch die Umstände und sein zweifellos hohes Alter verrieten ihr, dass er durchaus magische Kräfte besitzen musste. Einige Zeit lang schien er vor sich hinzudenken, zumindest sprach er kein Wort und Shino fühlte schon sehr bald eine Ungeduld in sich aufsteigen. Tief atmete sie durch. Geduld war eine Tugend und diese besaß sie. Es wäre äußerst unhöflich und würde vermutlich falsch aufgefasst werden. Außerdem musste sie daran denken mit wem sie hier gerade sprach. Wenn er ein Abbild des Baumes war, dann kannte er Ungeduld überhaupt nicht. Er hatte sein eigenes Tempo. "Hmmmmm...." -eine Weile war nichts anderes zu hören- "Sehr wohl. Konzentriere dich genau auf die Kraft im Inneren. Sobald du eine Wand entdeckst greif nach ihr." Mehr sagte er nicht und schien plötzlich Wurzeln zu schlagen ehe er ein leichtes Schnarchen verlauten ließ. War dies die wahre Bedeutung von 'angewurzelt stehenbleiben'? Shino nahm eine Meditationshaltung ein und setzte sich vor dem Mann auf den Boden. Gedanklich befand sie sich auf genau der gleichen Ebene. Obwohl sie gar nicht an diese dachte. Da bemerkte sie, dass sie nicht in Gedanken war, sondern in der Geisterwelt. Ihre Gedanken waren außerhalb ihres Körpers in dieser ganz besonderen Situation. Sie konnte den Baum und seine Ströme langsamen Lebens und all die Verbindungen in die Welt sehen. Wie ein Leuchtfeuer hellte er die Umgebung auf. Sie konnte auch durch den Boden sehen. Zu seinen Wurzeln. Dort unten befanden sich die gleichen Ströme, nur fundamentaler und ohne scheinbaren Ursprung, nein! Sie waren der Ursprung selbst! Doch sie waren nicht komplett miteinander verbunden. An einer Stelle schien eine Verbindung zu fehlen, was war das? Shino ging näher heran bevor sie die riesige schlummernde Gestalt erkannte. Der letzte Geist hatte die Form eines riesigen schwarzen Drachen! Und er absorbierte direkt einen Teil der Energie die stetig durch die Wurzeln floss! Das erklärte warum er der Mächtigste von den Geistern sein sollte. Er befand sich direkt an der Quelle der Kraft und ernährte sich von ihr. Vorsichtig näherte sie sich noch weiter, sodass sie den Drachen vor sich schnauben hören konnte. So hörte sich also ein schlafender Drache an. Fasziniert starrte sie das Wesen eine Weile an und verringerte den Abstand noch weiter. Wenn sie ihn anfassen würde, würde sie sofort von ihm verzehrt werden. Hier kamen die anderen Geister ins Spiel. Sie versammelten sich um die Halbdämonin, oder eher gesagt ihren Geist, und gemeinsam schafften sie es die Bestie zu erwecken. Langsam regte sie sich und breitete die gewaltigen Flügel aus und schlug diese ein paar Mal wie beim in die Lüfte erheben auf und ab. Shino spürte den Windstoß durch den Schleier hindurch der Geister und Menschenwelt voneinander trennte. Der Drache war riesig! Er stieß ein kehliges Gebrüll aus welches man seit Jahrtausenden nicht mehr gehört hatte. Die Schuppen waren derartig dunkel, dass Shino Probleme hatte den Drachen auszumachen. Er dunkelte die gesamte Umgebung nochmal ein Stück ab und schien schon beinahe mit den Schatten zu verschmelzen. Dann beugte er sich zu ihr vor und roch an ihr. Er hatte bereits verstanden und zeigte sich einsichtig. Hatte der Schlaf ihm letztendlich Frieden beschert? Er schien nicht aggressiv oder gierig zu sein wie jeder es ihr erzählte. Stattdessen stand er auf und warf sich auf sie, so wie der Greif es schon tat wurde sie nicht zerquetscht sondern der Geist verband sich mit dem ihren. Erstaunlicherweise spürte sie nicht das Gefühl welches sie erwartet hatte. Sie spürte die Kraft nicht, stattdessen bemerkte sie einen Kampf zwischen den anderen Geistern. Scheinbar teilten sie die Kraft unter sich auf um sie nicht zu überlasten. Gemeinsam mit dem König den sie auch spüren konnte. Schließlich hatten sie es vollbracht und langsam spürte sie ihre Kraft ansteigen. "Shino. Ich akzeptiere deine Herrschaft." hörte sie eine ihr noch unbekannte Stimme in ihrem Kopf. Der Drache sprach zu ihr! Und er akzeptierte sie! Ein unendliches Gefühl des Glücks und der Freude verdrängte alles was zuvor in ihrem Kopf war. Sie war somit nun tatsächlich die Königin der Geister! Schnell kehrte sie zu ihrem Körper zurück und öffnete die Augen. Der Avatar stand immer noch verwurzelt da und schlief vor sich hin. Na gut, alles war geklärt, nur wie kam sie wieder hinaus? Ein Blick nach oben verriet ihr, dass sie dorthin fliegen musste, also tat sie dies. Es dauerte gar nicht lange, was ihr bewusst machte, dass der endlose Fall nur durch die Magie herbeigeführt wurde.
Shino verließ mit neuer Kraft das Kloster und machte sich nun wieder in ihrer Greifenform auf. Wohin sollte sie? Sie beschloss nach Crocus zu gehen und dort erst einmal zu entspannen. Vielleicht konnte sie ja auch zur Gilde gehen. Aber erst einmal war alles andere wichtiger. Sie hatte es immerhin geschafft! Weit genug von der Stadt entfernt um kein Aufsehen zu erregen verwandelte sie sich zurück und schlenderte ein wenig durch die Straßen. Sie konnte es immer noch kaum glauben. Aber sie wusste bisher nicht einmal ob sie die Kraft überhaupt schon benutzen konnte...