Das ist mein Zwilling!

das Eingangsposting lautete :

Luna wollte einfach Mal wieder ihre Eltern besuchen, wo sie doch gerade zum B-Rang aufgestiegen war. Nicht, dass sie es verdient hätten, schließlich hatten sie ihre Tochter weggegeben, damit sie Lunar-Magic lernte. Andererseits hatte Luna deswegen Diana ihre "große Schwester" kennen gelernt. Egal wie man es drehte und wendete, letztlich fand man eine positive Seite. Sie seufzte als sie das quietschende Gartentor öffnete und bis zur Haustür ging, an die sie klopfte. Sie wartete einige Sekunden, bis die Tür von ihrer Mutter geöffnet wurde. "Luna!", sagte sie mit einem freundlichen Lächeln und schloss ihre Tochter in die Arme. Regungslos blieb Luna stehen, bis die Umarmung gelöst und sie hinein gebeten wurde. Erneut fragte sie sich, ob es die richtige Entscheidung war hier her zu kommen, hatte sie doch kein allzu gutes Verhältnis zu ihren Eltern. Im Wohnzimmer setzte sie sich zu ihrem Vater, der sie über die letzten Geschehnisse, ausfragte. Luna antwortete kurz und knapp, wie es für sie üblich war. Ihre Mutter brachte den beiden anch kurzer Zeit einen Tee und wandte sich dann wieder der Zubereitung des Mittagsessens zu, welches wohl bald fertig sein dürfte. So gesehen hatte Luna einen recht guten Zeitpunkt abgepasst vorbeizuschauen.

Sol nickte nur langsam auf die Frage von Luna, um auszudrücken das er sie diesmal verstanden hatte. Er nahm erstmal einen Löffel seines Parfaits und nahm sich gleich den nächsten. Die Mischung schmeckte genauso gut wie er sich gedacht hatte. Er wandte sich nicht von seinem Dessert ab als er antwortete, er wollte es ungern noch weiter schmelzen lassen. "Raging Fenrir." gab Sol trocken zu verstehen, jedoch behielt er seinen netteren Ton bei. Eine solch kurze Antwort dürfte wohl reichen, denn so unbekannt war seine Gilde nun wirklich nicht, zumindest dachte er sich das. Sein Gildenzeichen wollte er ihr jedoch nicht zeigen. Dafür hatte er sein Zeichen an einer ungünstiger Stelle platziert. Sicherlich hätte er kein Problem damit sein Hemd auszuziehen und ihr sein Gildenzeichen zu zeigen, doch hier in der Öffentlichkeit musste es wirklich nicht sein. Im Augenblick hatte der junge Magier weniger Lust Fragen an Luna zu stellen beziehungsweise gab es keine die er ihr unbedingt hätte stellen wollen. Somit beließ er es dabei lediglich auf Fragen zu antworten und sein Parfait zu essen.

Sol steckte sich zunächst den Löffel in den Mund und antwortete, nachem er den nächsten Löffel gefüllt hatte, e wäre Mitglied in der Gilde Raging Fenrir. Wenn Luna sich recht entsann war dies eine Gilde von Kopfgeldjägern, aber ganz genau wusste sie es nicht. Eigentlich wollte sie auch nicht nachfragen, zwar war das Eis zum größten Teil gebrochen, allerdings war sie selbst zu zurückhalten um frei mit einer Frage nach der anderen herauszuplatzen. Dennoch wollte sie gerne das Gespräch am Laufen halten war Sol doch viel mehr mit seinem Dessert beschäftigt, als darum bemüht ein Gespräch mit seiner Schwester zu führen. Eine Zeit lang herrschte wieder Stille, während Luna seelenruhig ihr Eis aß und Schluck für Schluck ihren Kakao trank. Nach einiger Zeit nuschelte Luna etwas vor sich hin und sah anschließend erwartungsvoll zu Sol. Dann senkte sie den Blick jedoch wieder und aß das Eis komplett auf, den Kakao wollte sie sich nun in aller Ruhe zu Gemüte führen.

Offensichtlich reichte Luna diese eine kurze Antwort von Sol beziehungsweise hatte sie scheinbar nur diese eine Frage auf den Herzen gehabt. Zumindest kam nichts weiter, vielmehr widmete sich Luna mehr ihrem Eis und nebenbei auch ihrem Kakao als weiter Fragen zu stellen. Sie wollte wohl nicht mit ihm Frage, Antwort spielen wie mit der Kellnerin zuvor. Wobei Sol schon in Stimmung dazu wäre. Vielleicht musste er den Spieß nur umdrehen und selbst fragen? Wirklich Fragen an sie hatte er nicht und sonst gab es aus seiner Sicht nichts was sich als erfragenswert herausstellen könnte. Vielleicht, vielleicht sollte er tatsächlich doch das Ruder in die Hand nehmen. Er versuchte es einfach mal. "Dann stell ich dir mal eine Frage, wenn du so nichts weiter fragen möchtest.", sagte er während er mit seinem Löffel in seinem fast leeren Becher herumstocherte und die Reste ein wenig durchrührte. Sol hatte sich mit seinem Dessert zeitgelassen und es war nun mehr keine Pampe sondern komplett flüssig. Hatte es daran gelegen, dass er sich mehr seiner Schwester zu gewandt hatte als seinem Parfait? Hatte er tatsächlich versucht ihr mehr zu zuhören, obwohl sein absolutes Lieblingsdessert vor ihm stand und sie bis auf ihre eine Frage nichts mehr gesagt hatte? Innerlich schüttelte Sol den Kopf. Alles absurde Gedanken. Sie ist wie alle anderen auch bloss eine einfache Person, die mit mir zwar eine Blutsverwandtschaft teilt, aber sonst weiter nichts. Er kam nach einer kurzen Pause auf die Frage zurück, die er ihr stellen wollte, wobei sein Tonfall etwas, jedoch nicht ganz, von seinem freundlichem Klang verloren hat und wieder etwas schroffer geworden ist. "Sag wieso wolltest du unbedingt mit mir sprechen? Wohl kaum um herauszufinden in welcher Gilde ich bin. Da hätte es bestimmt auch andere Wege gegeben, also was willst du von mir?" Er sah ihr direkt in die Augen als er die Frage stellte.

Sol meinte, er wolle Luna jetzt eine Frage stellen, wenn sie nichts weiter fragen wolle. Zuvor wirkte er jedoch ein wenig abgelenkt und stocherte noch in seinem Becher herum, vielelicht dachte er über etwas nach? Luna freute sich jedoch darüber, dass ihr älterer Bruder auch einige Fragen an sie zu haben schien. Dann stellte er seine Fragen. Er wollte wissen, weshalb sie unbedingt mit ihm reden wollte. Er war der Ansicht, dass es wohl kaum daran lag, dass sie wissen wolle welcher Gilde er beigetreten war, da es hierfür auch andere Wege gegeben hätte. Hierbei klang er zwar immer noch freundlich, allerdings hatte seine Stimme ein wenig der vorigen Wärme verloren. Luna stockte ein wenig. Sie wusste nicht konkret wie sie darauf reagieren sollte. Seine Frage war berechtigt. Was wollte sie eigentlich von ihm? Es war für sie ein Wunsch, fast schon ein bedürfnis gewesen mit ihm zu reden. Aber was genau wollte sie? "Du bist mein älterer Bruder...", fing sie an zu erklären. "Seit ich mich zurück erinnern kann, weiß ich das ich einen älteren bruder habe. Ich konnte und durfte ihn allerdings nie sehen. Es war eigentlich immer mein Wunsch dich wenigstens ein einziges Mal zu treffen. I-ich glaube... Ich wollte einfach mit dir reden. mit meinem älteren bruder reden...", sagte sie und sah dann verlegen weg. Sie freute sich unheimlich, dass sie Sol getroffen hatte und mit ihm redete. Ihr größter Wunsch, ihren bruder zu sehen, mit ihm zu reden, war in Erfüllung gegangen.

Sol lehnte sich zurück, während Luna ihm erklärte weshalb sie unbedingt ihn sehen wollte. Er verschrenkte seine Arme und hörte ihr genau zu, wobei sein Blick ernster geworden war. Einfach nur mit mir reden? Schon merkwürdiger Grund ihm nachzulaufen wie er fand. Sol jedenfalls hatte kein so großen Wunsch gehegt, mal seine Zwillingsschwester zu treffen, denn wenn dem so wäre, wäre er ihr wohl hinterher und nicht andersherum. Letztlich da ihr Zusammentreffen rein zufällig gewesen ist, hatten sich die beiden Geschwister getroffen, denn von Sols Seite aus wäre vermutlich kein Impuls gekommen sich zu treffen.
Da scheinbar auch alles gesagt zu sein schien, stand Sol auf, legte Geld passend für beide Bestellungen auf den Tisch - er hatte sich doch dazu durchgerungen beides zu bezahlen, schließlich hatte er einen gewissen Stolz zu wahren - und zückte seine Sonnenbrille wieder aus seiner Innentasche. "Nun Schwesterchen, wenn noch etwas reden willst, wirst du mich wohl begleiten müssen. Denn Zuhause hab ich noch ein paar wichtige Sachen zu erledigen." Er schlängelte sich durch die Tischreihen und stellte sich auf die Strasse vor dem Café. Normalerweise wäre er jetzt einfach los nach Hause gegangen, doch aus irgendeinem Grund, den er selbst sich nicht ganz erklären konnte, bleib er stehen und blickte in Richtung des Cafés, wo Luna noch saß. Er wartete nicht auf sie, redete er sich ein, er wollte es ihr bloss nicht so schwer machen hinterher zu kommen, wenn sie denn nun ihm folgen wollte.

Sol erhob sich und legte Geld auf den Tisch. Tatsächlich war es genug für alle beiden Bestellungen. Eigentlich hatte Luna eine derartige Geste von ihrem älteren Bruder nicht erwartet, wo die beiden sich doch kaum kannten. Allerdings stellte er sich doch als freundlicher heraus als gedacht und dem Anschein nach wohl auch ein kleines, wenn auch nur minimales bisschen fürsorglich seiner kleinen Schwester gegenüber. Während er seine Sonnenbrille wieder hervorholte meinte er, dass Luna ihn begleiten müsse, wenn sie weiterhin mit ihm reden wolle, da er Zuhause einige wichtige Sachen zu erledigen habe. Dann verließ er in Sekundenschnelle das Café. Luna hatte ihm antworten wollen, allerdings war er bereits von Dannen gezogen, weswegens ie sich erhob und ebenfalls aus dem Café eilte. Tatsächlich wartete er auf sie vor dem Café. "D-dann begleite ich dich... Ich habe derzeit sowieso nichts zu erledigen...", erwähnte sie und ging gemeinsam mit ihrem Bruder los. "Weißt du Onii-san...", sie brach den Satz ab und schüttelte den Kopf. "Ach nichts..." Sie hatte ihm sagen wollen wie froh sie darüber war ihn getroffen zu haben, selbst wenn sie sich gerade erst kennen lernten. Ein gewisses Gefühl die verlorene Zeit nachholen zu müssen hatte Einzug in ihr gehalten, für sie ein weiterer Grund mit ihm mitzugehen. Sicherlich würden sie noch ein wneig was über den jeweils anderen Zwilling erfahren, während sie unterwegs waren.

Er brauchte nicht lange vor dem Café stehen zu bleiben - er wartete ja schließlich nicht auf jemanden - da kam Luna auch schon heraus geeilt. Da sie im Gegensatz zu ihm nichts zu tun hatte, nahm sie sein vorheriges indirekt gegebenes Angebot an und meinte zu ihm, dass sie Sol begleiten wolle. Kaum war sie auch draußen gewesen, da hatte Sol sich bereits zu der Richtung gewendet in der sein Heimweg lag. Wie eh und je ging er in seiner lässigen Manie mit den Händen in den Taschen und der Brille auf der Nase die Strasse hinab, Luna an seiner Seite. Es schien ihr doch einiges an ihrem Bruder zu liegen, so wie sie ihm überall hin folgte. Und wenn schon. Dann mag sie mich eben. Heißt ja nicht dass ich sie auch mögen muss. Jedoch... Zugegeben sie ist anders wie unsere Eltern. Schließlich teilen wir das selbe Leid. Oder teilten. Er linste kurz zu ihr rüber wie sie nebeneinander liefen. Den Blick konnte sie unmöglich mitbekommen haben, schließlich hatte er seine Sonnenbrille auf und insgeheim war er froh darüber, dass es so war. Weshalb er eigentlich genau froh war, wusste er nicht wirklich, doch irgendwie war Sol es. Wie sie so neben ihm lief, seine kleine Schwester, war schon ein komisches Gefühl. Sonst ging der junge Magier oft allein durch die Welt, da er keine anderen Menschen ertrug, doch bei ihr hatte er das Gefühl nicht.
Die Zwillinge waren eine Weile schon unterwegs, da begann Luna einen Satz, den sie aber gleich auch wieder abbrach und lediglich kommentierte, dass nichts wäre. Du Idiot, sag doch einfach raus, was du willst. Er linste erneut zu ihr rüber und drehte dabei seinen Kopf leicht zu ihr, sodass sie es dieses Mal mitbekommen würde. Du bist die Erste, die nicht frei aus mit mir spricht. Jeder andere sagt mir ins Gesicht was sie von mir halten. Und meist bereuen sie dann diese Entscheidung... Letzteres murmelte er vor sich hin, mit einem leicht gereiztem Unterton. Sag was du möchtest. Wie jeder andere auch. Und wenn jemand dich dann deswegen beißen sollte, schlag zurück. Am besten gleich in die Fresse, damit ihnen jeglicher Widerspruch im Hals stecken bleibt... Erneut war in seinem letzten Satz ein gewisser Unterton vorhanden. Ja mit anderen konnte er wirklich nicht besonders gut um. Innerlich hoffte er noch seine Schwester würde nochmal versuchen ihm was auch immer zu sagen, auch wenn es wieder nur gestotter sein sollte.

Die beien waren bereits eine Weile unterwegs bevor Luna wieder den Mut zusammen genommen und ihren Bruder angesprochen hatte, den Satz anschließend jedoch wieder verwarf. Sol sah zu ihr rüber und meinte, dass sie die erste wäre, die nicht frei aus mit ihm spreche. Jeder andere sage ihm ins Gesicht, was er von ihm halte. Anschließend murmelte er etwas das Luna nicht recht verstand. Sie solle sagen was sie möchte, wie jeder andere andere auch und wenn sie dafür jemand beiße solle sie zurück schlagen, am besten in die Fresse, bis jeder Widerspruch im Hals stecken bleibe. Aus seinem letzten Satz war ein gewisser gereizter Unterton zu vernehmen. An sich hatte er ja Recht. Luna wünschte sich auch so manches Mal anderen einfach ins Gesicht zu sagen, was sie dachte, aber sie traute sich nicht. Seinen gereizten Unterton allerdings assoziierte sie auf sich. Sie hatte ihn wohl gereizt dadurch ihre Gedanken nicht auszusprechen und fing an ihn wütend zu machen. Das war nicht ihre Absicht, weswegen sie sich innerlich selbst ohrfeigte. Der Tatsache, dass ihr älterer Bruder wohl der Ansicht war Porbleme mit Gewalt lösen zu können sagte ihr nicht ganz zu, allerdings ignorierte sie dies. Vielmehr machtesie sich Sorgend arum, dass sie dem Anschein nach ihren bruder wütend gemacht hatte. "T-tut mir Leid...", sagte sie um sich dafür zu entschuldigen.

Lunas Reaktion kam nun völlig für Sol. Eigentlich sollte sie einfach losreden oder ihm wenigstens für den Tipp danken, stattdessen entschuldigte sie sich mit mal. Dementsprechend hatte er einen ziemlich fragenden Gesichtsausdruck. Das sein Tonfall dazu geführt haben könnte, kam dem Magier nicht in den Sinn. Schließlich hatte er in seinen Augen alles richtig gemacht. "Wofür entschuldigst du dich denn bitte? Ich hab dir einen Tipp gegeben wie man es machen könnte, dafür muss man sich doch nicht entschuldigen." Sie beide gingen noch eine Weile die Strasse hinunter, ehe Sol ihr einmal an die Stirn schnippte. "Und wenn du dich für deine Entschuldigung entschuldigst, mach ich das nochmal. Und wenn du dich dafür widerum entschuldigst, dann hau ich dich." Er machte noch eine Pause. "Bei mir musst du dich nicht entschuldigen dafür wie du bist. Also möchte ich solange wir beide hier die Strasse entlang gehen keine Entschuldigung mehr hören.", fügte er mit einem ernstem Tonfall hinzu. Der Ton war jedoch weniger gereizt als wie er zuvor an all die nervigen Typen denken musste, sondern hatte etwas von seiner freundlichen, brüderlichen Weise zurück. Obwohl er gewissermaßen Grund dafür hatte, gereizt zu sein, da sie ihn ja schließlich missverstanden hatte, war er es jedoch nicht. Er folgte mit seiner Schwester immer weiter der Strasse und mittlerweile waren sie aus dem Ort raus, nur vereinzelt standen noch kleine Einfamilienhäuser neben der Strasse.

Fragend blickte ihr älterer Bruder sie an, als sie sich entschuldigte. Er erkundigte sich, wofür sie sich entschuldigte, da er ihr doch einen Tipp gegeben habe, wofür man sich nun nicht entschuldigen müsse. Anschließend schnippte er ihr an die Stirn und drohte, dass er dies erneut mache, sollte soe soch wieder entschuldigen. Sollte sie sich dann ernuet entschuldigen haue er sie. Nach einer kurzen Pause fügte er hinzu, dass sie sich nicht entschuldigen brauchen, dafür das sie so sei wie sie ist. Solange sie die Straße entlang gingen wolle er keine weitere Entschuldigung von ihr hören. Luna wollte sich gerade erneut entschuldigen brach aber nach dem "Tu" ab. Sie nickte. Scheinbar war ihr Bruder doch nicht wütend. Er wirkte nun wieder freundlicher als zuvor. Diese Weise gefiel ihr sowieso besser an ihm. "Ich dachte... Du wärst wütend... Wegen mir...", bekannte sie aufgrund der voran gegangen Frage Sols. Die Entschuldigung die sie anschließend aussprechen wollte verkniff sie sich lieber. Sie woltle ihren bruder nicht unbedingt dazu treiben sie zu hauen. Eigentlich verzichtete sie allgemein gern darauf geschlagen zu werden und auch darauf andere zu schlagen. So gesehen war sie eine recht friedliebende Natur.

Sol musste nur seufzen als Luna ihren Grund für die Entschuldigung offenbarte. Sie war der Ansicht gewesen, aus welchem Grund auch immer, das Sol wütend auf sie gewesen wäre. Schon merkwürdig wie er fand. Wie kommt sie bloss darauf, dass er wütend auf sie gewesen sei? Es war doch mehr als offensichtlich, dass er jene meinte von den er indirekt gesprochen hatte. Also alle, die bisher was von Sol wollten beziehungsweise ihre Meinung von ihm offen darlegten. Allein das er wieder an solche Leute denken musste, machte ihn ziemlich gereizt, doch schluckte er das erst einmal. Was nützt ihm angestaute Wut, wenn er sie an niemanden auslassen kann? Seine Schwester jedenfalls sollte nicht wegen solch einer Lapille den Kopf hinhalten müssen, wenn dann der nächstbeste Typ, der meint ihn schief ansehen zu müssen. Sol blieb kurz vor Luna stehen, sodass beide an einer Kreuzung hielten an die sie mittlerweile angekommen waren. Er täschelte sie über den Kopf. Wieso er das machte wusste er nicht aus irgendeinem Grund machte er es einfach. "Meine Wut betrifft alle, die gegen mich sind. Du bist das nach allem nicht. Und selbst wenn. Selbst wenn es so kommen sollte..." Er machte erneut eine Pause, nahm seine Sonnenbrille ab und sah sie mit seinen blauen Augen direkt in ihre. "Würde ich meine Wut nicht an dich auslassen. Bestenfalls such ich mir ein Ventil dazu, aber du wirst es nicht sein, verstanden?" Er hoffte sie würde ihn diesmal richtig verstanden haben. Das mit ihr reden war doch nicht ganz so einfach, wie er es sich zeitweilig vorgestellt hatte und er bemühte sich - auch wenn es ihm innerlich widerstrebte - sich auf sie einzustellen und das war gewiss keine leichte Aufgabe.

Gerade als die beiden an einer Wegkreuzung ankamen, stellte sich Sol ihr in den Weg und drehte sich anschließend um, sodass er sie ansah. Dann tätschelte er Luna den Kopf. Sie war überrascht aufgrund dieser Geste, da sie nicht nur so plötzlich sondern auch vollkommen unerwartet kam. Dennoch konnte sie nicht leugnen, dass sie sich sehr darüber freute. Sol erläuterte, dass seine Wut sich gegen alle richte die gegen ihn seien und Luna sei dies nach alle dem nicht und selbst wenn es so kommen sollte, so würde er seine Wut nicht an ihr auslassen, sondern sich ein anderes Ventil suchen. Hierbei nahm er zwischendurch die Sonnenbrille ab und sah seiner kleinen Schwester direkt in die Augen. Luna wusste nicht genau wie sie reagieren sollte. "Danke sehr, Onii-san...", sagte sie leise. "Tut mir Leid, dass ich dachte, dass du..." Sie schlug sich die Hände vor den Mund. Sie wollte sich gar nicht entschuldigen, wollte Sol doch keine Entschuldigungen hören so lange sie die Straße entlang gingen. Gingen? Sie standen doch gerade. Luna nahm die Hände wieder runter atmtete einmal durch und beendete dann den begonnenen Satz: "Wüten auf mich wärest."

Sols Blick wurde ernster als Luna sich erneut entschuldigte. Um nicht an Authorität oder Glaubwürdigkeit zu verlieren, machte er zunächst seine Drohung war und stupste ihr erneut an die Stirn. "Das war für die Entschuldigung..." Er hoffte nicht, dass er seine zweite Drohung wahr machen musste, denn wirklich wollen tat er es nicht. Denn so könnte wirklich der Eindruck für sie entstehen, dass er wütend auf sie wäre. Ansonsten ging der Magier nicht weiter auf die Entschuldigung seiner Schwester ein, bis eben auf das Stupsen. Sie standen nun da auf der Kreuzung und keiner sagte was. Sol war sich sicher, wieso wusste er nicht, dass Luna garantiert nicht die selbe Richtung wie er selbst gehen musste, es aber bestimmt tun würde nur um ihm nahe zu sein. Wenn er also nun gehen würde, sie folgte ihm sicherlich noch eine Weile. Sich von ihr verabschieden und dann die Flucht ergreifen könnte einen falschen Eindruck hinterlassen und war auch so keine Option für Sol. Wobei er bestimmt schneller war als sie. "Trennt uns nun unser Weg oder begleitest du mich weiterhin? Ich müsste nun in diese Richtung weiter." Er deutete auf die Strasse weiter geradeaus. Theoretisch könnte Sol auch den Zug nehmen, dazu müsste er nur nach rechts abbbiegen um zum kleinen Bahnhof von dieser Ortschaft zu gelangen - paradox dass der Bahnhof so weit vom Ort selbst entfernt war. Doch fuhr Sol eher ungerne mit dem Zug, insbesondere an einem solch schönem, sonnigem Tag. Darüber hinaus müsste er auch noch auf diesen warten und seine Geduld war ohnehin nicht die beste, weswegen diese Option umso mehr ausfiel.
Um Luna die Antwort leichter zu machen, ging Sol weiter die Strasse hinunter. Sie würde ihm schon folgen, wenn sie weiter in die Richtung wollte oder woanders lang, wenn nicht. Bevor er jedoch weiterging, tätschelte er ihr noch einmal über den Kopf mit einem Schmunzeln auf dem Gesicht und hängt seine geliebte Sonnenbrille ihr an den Kragen. "Pass mir gut darauf auf.", hatte er noch zu ihr gesagt, ehe er seinen Weg fortsetzte. Er drehte sich nicht um, sondern hob bloss seinen Arm und winkte, die andere Hand ruhte weiterhin in der Tasche seiner Anzugshose. Na? Folgst du mir jetzt oder lässt du es sein?

Mit den Worten, das dies für die Entschuldigung wäre stupste ihr älterer Bruder sie erneut an die Stirn. "Aber wir stehen doch... Du meintest ich soll mich nicht entschuldigen während wir hier entlang gehen...", antwortete Luna mit einer leisen und zugleich bedrückten Stimme. Aber Sol hatte vermutlich seinen Grund auf diese Weise zu reagieren, obgleich Luna auch nicht genau zu deuten vermochte was dies für einer war. Nach einer Weile des Schweigens erkundigte sich Sol bei seiner jüngeren Schwester, ob der Weg sie nun hier trenne oder aber ob sie ihn weiterhin begleite. Er deutete auf die Straße welche weiterhin geradeaus führte und erklärte Luna, dass er in diese Richtung weiter gehen müsse. Wiederpassierte einen kurzen Augenblick nichts. Sol tätschelte Luna den Kopf und hängte ihr seine Sonnenbrille an den Kragen, wobei er meinte, sie solle gut auf diese aufpassen. Seine kleine Schwester nickte. "Ja!", sagte sie entschlossen und ihre Augen schienen ein wenig zu funkeln. Ein unverkennbares Zeichen der Freude. Sie freute sich nicht nur über dieses Geschenk ihres Bruders, den sie heute das erste Mal traf, seit sie sich erinnern konnte, sondern auch über seine Geste ihr ein Geschenk zu geben, selbst wenn es nur seine Sonnenbrille war, aber darauf aufpassen würde sie alle Mal. Sol setzte in der Zwischenzeit seinen Weg fort und winkte ihr noch ein wenig. Fieberhaft dachte Luna nach. Eigentlich hatte sie gar kein wirkliches Ziel. Ihm weiterhin zu folgen wäre also angebracht, zeitgleich könnte er sich aber auch ein wenig belästigt fühlen. Sie wollte wenigstens seine Geste erwidern und nahm sich ihre zwei Spangen aus den Haaren an denen die kleinen, künstlichen Fledermausflügelchen befanden. Anschließend lief sie ihrem Bruder kurz nach und fasste ihn an sein Handgelenk. Gleich darauf streckte sie ihre Hand mit den beiden Spangen aus und hielt sie ihm hin. Es war wohl ein recht unpassendes Geschenk für ihn allerdings, sollte es den Zweck erfüllen. "B-bitte pass gut auf sie auf Onii-san...", flüsterte sie schon fast. Ihre Entscheidung hatte sie getroffen. Sie wollte ihn noch ein Stück des Weges begleiten und ihm letztlich seine Ruhe lassen. Nur wäre ein Gesprächsthema während des Weges nicht nur angebracht sondern auch erleichternd und da Sol, ebenso wie Luna, nicht der gesprächigste zu sein schien, würde es wohl an Luna liegen ein Gesprächsthema vorzutragen, mit welchem beide zufrieden wären. Prinzipiell fiel es von vornherein aus dem Fort, über die Eltern zu reden. Da fiel Luna ein, dass sie zwar im Wissen darüber war in welcher Gilde ihr Bruder arbeitete, allerdings nicht über seinen Wohnort. Es wäre eine enorme Erleichterung in Kontakt zu bleiben, wenn man die Anschrift des jeweils anderen Zwillings hätte. Sie atmete einmal tief durch und stellte dann die sich vorgenommene Frage:"Du Onii-san... D-dürfte ich dir Briefe schreiben? N-nicht oft! A-aber...", sie wirkte ein wenig unsicher während sie ihre Frage stellte, wobei sie es auch wirklich war. Es kostete sie einiges an Überwindung ihren Bruder dies zu fragen, war allerdings erleichtert die Frage dennoch gestellt zu haben, fiel damit doch eine kleine Last von ihren Schultern. Erwartungsvoll blickte sie nun ihren Bruder an und wartete ob er die Spangen annehmen und was er ihr antworten würde.

Als seine Schwester sich gegen seine Stupsattacke mit dem Argument wehrte, dass sie standen und er, angeblich nur, während sie diese Strasse entlang gingen nichts von einer Entschuldigung hören wollte, hatte Sol nur etwas verärgert drein geschaut angesichts der Besserwisserei. Wie und wann er seine Drohungen geltend machte, lag schließlich letztlich bei ihm und immerhin waren sie beide noch auf der Strasse auf der er diese ausgesprochen hatte. Da diese Situation längst vergangen war, konnte Sol jetzt im nachhinein schlecht irgendwas darauf erwidern, zumal nun ganz anderes Thema war. Nachdem er ihr seine überalles geliebte Sonnenbrille zugesteckt hatte, wollte Luna ihm ihrerseits nun ihre Haarspangen schenken. Das sie ihm doch nachgelaufen war, lockte dem Magier ein kleines Schmunzeln von den Lippen, da er schon damit gerechnet hatte, dass sie dies noch tun würde. Er nahm die Spangen entgegen, die mit fast denselben Worten ihm gereicht wurden, wie er sie auch selbst genutzt hatte. Jedoch war Sol sich unsicher, was er eigentlich damit machen sollte. Sein Haar war zwar lang, allerdings so geschnitten, dass er sowas wie Spangen gar nicht erst benötigte und selbst wenn sie es nicht wären, bräuchte er sie trotzdem nicht. Eine der beiden Spangen fand letztlich ihren Platz an seiner Krawatte, wobei man sie kaum sehen konnte, da sowohl Spange als auch Krawatte schwarz waren. Die andere klemmte er sich in die Innentasche. Soweit das geklärt war, kam Luna mit der Frage auf, ob sie ihm schreiben dürfte. Schreiben war nun nicht unbedingt einer seiner favorisierten Disziplinen, was nicht bedeutet, dass er es nicht könnte. Er schreibt einfach nicht gern. Nun ja, wenigstens ihre lesen könnte... Mit einem Seufzen gab er sein Einverständnis und fügte noch hinzu, "Wenn du mir schreiben willst, dann schreib einfach direkt an die Gilde, da kommen sie garantiert zu mir." Zumal er ja direkt im Gildenhaus wohnte. Unschlüssig, ob er sie nun auch nach einer Briefanschrift fragen sollte oder nicht, entschied er sich letztlich dagegen. Schreiben war wirklich nicht sein Ding, so argumentierte er.

Sol schien anfangs nicht so recht zu wissen, was er mit den Spangen machen sollte, die ihm seine kleine Schwester geschenkt hatte. Doch dann befestigte er die eine an seiner Krawatte und die andere ließ er in der Innentasche verschwinden. Auf Luans Frage, ob sie ihm schrieben dürfe seufzte Sol lediglich und gab sein Einverstädnis dafür. Er fügte jedoch hinzu, dass sie, insofern sie ihm schreiben wolle, direkt an die Gilde schreiben solle, da die Post auf diese Weise garantiert zu ihm komme. Luna nickte um ihm zu zeigen, dass sie ihn verstanden hatte. Er selbst fragte nicht nach ihrer Anschrift, was Luna nicht weiter schlimm fand, würde er es spätestens am ersten Brief sehen, da der Absender immer mit darauf stand. Schweigend ging sie neben ihm her und dachte über das nächste Thema nach, dass sie ansprechen könne, hoffte allerdings intändig, dass ihr Bruder ihr zuvor kommen würde.

Offensichtlich störte sich seine Schwester nicht daran, dass Sol ihr nicht die selbe Frage stellte wie sie in Bezug aufs gegenseitige Schreiben. Umso besser, sparte er nur Zeit, Papier und Nerven, wenn er nicht schreiben brauchte. Persönliche Gespräche, wenn überhaupt, bevorzugte der junge Mann ohnehin viel lieber. Da konnte man jemanden noch eine reinhauen, wenn einem das Gesagte nicht passte. Oder wenn einem der Gesprächspartner überhaupt nicht passte. Mit seiner Anschrift oder vielmehr mit der Adresse, die er ihr angab schien sie auch zufrieden zu sein, zumindest hatte Luna genickt, als er meinte sie solle direkt an die Gilde schreiben. Hätte ja sein können, dass sie es gerne genauer haben wollte, wobei es noch genauer wirklich nicht ging, wo Sol im Gildenhaus ein Zimmer hatte und mehr auch nicht. Mehr brauchte er auch nicht, wie er fand. Ob Luna ein eigenes Haus hatte? Das Luna noch neben ihm her lief, war schon Beweis genug, dass sie erstens mit ihm und seiner teils schroffen Persönlichkeit zu recht kam und zweitens, dass er mit ihr klar kam, da konnte er wohl auch etwas Interesse für sie zeigen. Moment. Interesse für jemand anderen als sich? Seine Zwillingsschwester war ja quasi wie er. Nur eine etwas andere Persönlichkeit und eben anderes Geschlecht. Eigentlich waren sie wie Tag und Nacht zueinander und völlig verschieden, aber das durfte wohl auch mit ein Grund sein, weshalb sie sich verstanden oder sie hatten doch mehr gemein als Sol wahr haben wollte. Er fragte dennoch nach, was ihn gerade interessierte, zumal es gerade wieder still zwischen den beiden, sehr gesprächigen Geschwistern geworden war. Wie wohnst du eigentlich so? Hast du ein eigenes Haus oder eine Wohnung? Nur keine falsche Hoffnung, ich möchte nicht dich besuchen oder dergleichen. Ich suche nur gerade eine neue Behausung und wollte mich dementsprechend erkundigen. Letzteres war komplett gelogen, er war völlig mit seinem Zimmer zufrieden und suchte nichts neues. Er wollte bloss sein offensichtliches Interesse an dem Leben seiner Schwester verbergen. Wenn gleich auch ziemlich ungeschickt wie manche meinen können.

Plötzlich brach Sol mit einer Frage wieder das Eis des Schweigens. Er erkundigte sich, wie seine kleine Schwester denn so wohnte und ob sie ein eigenes Haus oder eine eigene Wohnung habe. Gleich darauf sagte er sie solle sich keine falschen Hoffnungen machen, er wolle sie nicht besuchen oder dergleichen. Er suche gerade eine neue Behausung und erkundigte sich dem entsprechend. Luna freute sich darüber, dass ihr Bruder ihr auch eine weitere Frage stellte, selbst wenn er sofort klarstellte, dass er sie nicht besuchen wollen. "Ich wohne in einem Zimmer im Gildenhaus. Das ist für mich das Günstigste...", antwortete sie ihm wahrheitsgemäß. Sie glaubte ihm nicht so recht, dass er eine neue Behausung suchte, aber ließ es sich nicht anmerken. Vermutlich hatte Sol wohl doch mehr Ähnlichkeiten mit seiner Schwester, als sie dachte. Es schien ihm ähnlich wie ihr schwer zu fallen Interesse offensichtlich zu bekunden und so tat er es wohl lieber hinter vorgehaltener Hand. Hierbei unterschieden sie sich wieder denn Luna sprach in so einem Fall einfach gar nicht. Mit einem ausdruckslosen Gesicht wie eh und je ging sie neben ihrem älteren bruder her, während sie innerlich vor Glück strahlte. Währendessen dachte sie darüber nach, was sie ihn nun fragen köntne oder ob sie sich verabschieden sollte.

Die Antwort von Luna war wieder einmal knapp und einfach gehalten. Aber was hatte er auch von ihr erwartet? Hatte er etwa wirklich gedacht, sie würde von sich aus das Gespräch am Laufen halten? Langsam fand Sol es nervend immer selbst Gesprächsinitiator zu sein und das er derjenige sein muss, der das Gespräch dann auch am Laufen halten muss. Wieso eigentlich nur er? Das endet dann letztlich entweder in einem Monolog seinerseits oder in einem schnöden Frage-Antwort-Spiel. Mit extrem knappen Antworten. Ach, was solls. Spielen wir eben dieses Spiel, wenn du unbedingt willst. Ob sie überhaupt ein Gespräch wollte, konnte er nicht mit Gewissheit sagen. Wobei sie jedoch ständig so ausdruckslos und desinteressiert in die Welt starrte. Er konnte daher auch einfach weitermachen. Ist wohl wirklich die günstigste Variante. Irgendwie hatte Sol dann spontan doch die Lust verloren, das Gespräch aufrecht zu halten. Es lag ihm einfach nicht, wieso es dann weiter versuchen. Es herrschte so weiter Stille zwischen den beiden Geschwistern.

Sol pflichtete seiner kleinen Schwester bei, dass das Wohnen in der Gilde wohl die günstigste Variante wäre. Dann herrschte wieder Stille, während sie gemeinsam die Straße entlang gingen. Bei der nächsten Kreuzung würde Luna sich wohl von ihrem Bruder verabschieden und diese kam in einiger Entfernung bereits in Sichtweite. "Wie war es so?", fragte Luna plötzlich. "Ich meine da wo du aufgewachsen bist. W-wenn du nicht erzählen willst, ist das vollkommen in Ordnung. Ich dachte nur... Tu..." Die Entschuldigung die sie letztlich noch hervorbringen wollte verkniff sie sich lieber, damit ihr Bruder sie nicht wie angedroht schlagen würde. Aus ihrer Stimme war von Anfang an eine gewisse Unsicherheit zu vernehmen, die immer weiter anstieg, je länger sie mit Sol sprach. Dennoch war sie froh das Eis erneut gebrochen zu haben, wenn auch nur für einen kurzen Augenblick. Aber vielleicht half dies ein neues Gespräch zu inszinieren.

Eine Weile schweigen sich beide noch an und dann war es überraschenderweise Luna, die das Eis brach und versuchte eine Konversation zu starten. Im Gegensatz zu Sol schien Luna gewisses Interesse für ihren Bruder zu haben zumindest zeigte sie es offener als Sol es getan hatte mit seiner Lüge. Ihre Themenwahl fand er jedoch nicht wirklich berauschend, da sie ihn an unangenehme Dinge erinnerte. An wirklich unangenehme Dinge. Er hatte seine "Heimat" nie sonderlich gemocht. Weder den Ort selbst noch die Leute, die mit ihm dort gelebt hatten. Vielmehr hatte er sie regelrecht gehasst. Doch war dies auch der Ort gewesen an dem er über sich hinausgewachsen war und zu dem Mann geworden ist, der er heute war. Jedoch, so fand er, war dies vollends sein eigener Verdienst gewesen und weniger der von jemand anderem. Er hatte schließlich die sonst offensivgerichtete Sol-Magic fast komplett zweckentfremdet und letztlich seinen Abschluss geschafft. Sein Blick jedenfalls wurde ernster als er sich an seine Alma Mater erinnerte und auch sein Tonfall wurde wieder rauer. "Allesamt inkompetente Idioten. Mehr gab es dort nicht. Erst machen die einen an, nur weil man angeblich nichts auf die Reihe bekommt. Und beschweren sich, dass man nichts so macht wie die es gerne hätten. Jedoch... die Ergebnisse haben stets ihre eigene Sprache gesprochen..." In seinen letzten Worten schwang ein gewisser Hohn mit als er sich mit Freude daran erinnerte, wie er gegen Ende seiner Ausbildung alle überflügelt hatte und dass obwohl er so gut wie keinen offensiven Zauber zu der Zeit kannte und nur unterstützende Zauber entwickelt hatte. "Die allermeisten konnten mit meinem Talent nicht mithalten und dementsprechend... war damals auch niemand stärker als ich." Mehr sagte er nicht dazu. Würde er seine Sonnenbrille noch tragen, dürfte ihr vermutlich sein Zorn weniger auffallen, der einzige eindeutige Indiz wäre dann sein schroffer Tonfall. Er hatte sie alle gehasst und war froh endlich dort weg zu sein. In seiner Wut hatte er nicht mitbekommen wie seine Schwester angeboten hatte, dass er eigentlich nicht antworten brauchte, wenn er nicht wollte. Schon die Frage hatte ihn so angestachelt, dass er einfach antworten musste oder vielmehr dem Gefühl revue passieren lassen und etwas lauter denken musste. So angestachelt behielt er seinen wütenden Blick noch eine Weile bei, sagte aber so weiter nichts mehr zu seiner Vergangenheit.

"Tut mir Leid...", entgegnete Luna mit einem piepsigen Tonfall, als sie den schroffen Tonfall bemerkte, ebenso wie seinen wütenden Blick. Selbst wenn es vermutlich nicht seine Absicht war, aber er hatte es geschafft seine kleine Schwester wieder vollkommen einzuschüchtern und sie so auf dem Wege der Kommunikation wieder weit zurück geworfen. Soweit, dass sie nicht einmal mehr daran dachte, dass er keine Entschuldigungen mehr hören wollte. Aber es hatte nciht den Anschein, dass es ihm dort wo er aufwuchs gefallen hatte. Luna hatte sich nicht beklagen können. Das Kloster der Mondschwestern war wirklich ein guter Ort gewesen, auch weil sie dort Diana kennen gelernt hatte. Für sie war Diana wie eine ältere Schwester, was wohl gerade das Kloster sehr angenehm in ihren Erinnerungen hinterlassen hatte. Still schweigend, eingeschüchtert und mit gesenkten Blick lief sie weiter neben ihrem älteren Bruder her. Vermutlich wollte er sie an der nächsten Kreuzung sowieso loswerden. Wer mochte schon mit einem nervigen Menschen wie ihr zusammen sein. Allgemein wirkte sie nun ein wenig betroffen, auch weil sie anfing sich selbst Vorwürfe zu machen, was für ein unausstehlicher Mensch sie wohl sein musste.

Die plötzliche Entschuldigung und der erschrockene Ton seiner Schwester überraschte Sol nun ein wenig. Es gab doch nichts weshalb sie sich entschuldigen brauchte. Sie hatte gefragt und er hatte normal geantwortet. Sie konnte nun wirklich nichts dafür, dass Sol die anderen Mitschüler und auch diverse andere Personen von dort nicht ausstehen konnte. Sein Blick war noch ernst, jedoch konnte man eine gewisse Überraschung in seinen Augen erkennen. "Und wofür musst DU dich jetzt bitte entschuldigen? Wie schon gesagt, das waren alles Idioten damals, die einfach mit meinem Talent nich zurecht kamen und dafür von mir verdroschen wurden. Sie waren gegen mich und du bist es nach wie vor nicht. Also..." Er gab ihr einen sanften Klaps auf den Hinterkopf um seine Drohung einerseits wahr gemacht und somit nichts an Glaubwürdigkeit eingebüßt zu haben und andererseits wollte er sie ungern so richtig schlagen. Sein Ton war immer noch recht schroff, seine Wut konnte man allerdings nicht mehr so richtig in seiner Stimme vernehmen, dafür jedoch die Wärme, die er so gerne ihr gegenüber zum Vorschein brachte. "Lass das mit den Entschuldigungen. Ich hab dir doch meine geliebte Sonnenbrille gegeben für die ich jeden grün und blau geschlagen hätte, wenn jemand ihr was angetan hätte. Also trage sie mit Stolz so wie ich sie stets trage. Immer an den Gedanken was für ein großartiger Mensch dein Bruder ist..." Das er großartig ist, davon war schon seit seinem Abschluss überzeugt. Und bisher hatte es nur wenige gegeben, die ihn vom Gegenteil überzeugen konnten. Gesagt oder abgestritten hatten es schon viele, aber wie gesagt überzeugen konnte nur Sol, wenn auch mit Gewalt.

Sol gab seiner kleinen Schwester einen sanften Klaps auf den Hinterkopf und erkundigte sich, wofür sie sich denn jetzt wieder entschuldigte. Das damals wären alles Idioten gewesen, die gegen ihn waren, weswegen er sie verdroschen habe und Luna sei das nicht. "T-tut mir Leid... ich dachte ich habe dich wütend gemacht...", antwortete Luna mit einem Gesichtsaudruck als wenn sie jeden moment anfangen würde zu weinen. Gleich darauf setzte er fort, dass sie das mit den Entschuldigungen sein lassen solle. Er habe ihr seine geliebte Sonnenbrille gegeben, für die er jeden grün und blau geschlagen hätte. Deswegen solle sie diese mit Stolz tragen und dem Gedanken daran, was für ein toller Mensch ihr Bruder wäre. "Tu-... In Ordnung... I-ich werde die Brille hüten Onii-san. Für dich...", schwiegend ging sie neben ihm her, bis sie zur nächsten Kreuzung kamen. "D-d-d-du...", fing sie an zu stammeln, schüttelte dann aber den Kopf. Anschließend ging sie einen Schritt nach vorne, atmete noch einmal durch und umarmte dann Sol. Sie wusste selbst nicht, weshalb sie dies tat, aber es fühlte sich richtig an. Allerdings hatte sie nun Angst, dass Sol wirklich wütend auf sie werden könnte.

Und schon wieder eine Entschuldigung. Sol überlegte wie er sie dafür hätte strafen können, doch seine Drohung bezog sich nur auf zwei Entschuldigungen von ihr, soweit er sich richtig erinnern konnte. Da er beides schon wahr gemacht hatte, was er angedroht hatte, ließ er die eine noch durchgehen. Doch für ihre mangelnde Menschenkenntnis sollte er ihr mal ein paar Takte erzählen. Schließlich war es nicht das erste Mal, dass sie dachte, er wäre auf sie wütend ohne es wirklich zu sein. Wie kommt sie bloss auf den Gedanken? Wenn er wirklich wütend gewesen wäre, hätte er ihr es deutlich zu erkennen gegeben indem er sie direkt angesprochen hätte mit seiner miesen Laune. Er verzieh ihr jedoch auch in der Hinsicht, als sie versprach auf seine Brille aufzupassen. Na, das hoffe ich doch. Denn irgendwann will ich die wieder haben. Meine schöne Brille... Während er innerlich noch seiner Sonnenbrille nachtrauerte, umarmte Luna ihn aus heiterem Himmel. Sie waren mittlerweile an einer Kreuzung angekommen, wobei dies nicht die erste auf ihrem Weg gewesen war. Ein wenig verwirrt war Sol schon mit der plötzlichen Aktion. Er wusste zwar, dass er eine großartige Person war, doch deswegen hatte bisher niemand ihn umarmt. Oder wollte sie sich nun auf den Heimweg machen und sich so verabschieden? Normalerweise hätte ein Händedruck völlig ausgereicht wie er fand. Er erwiderte nicht die Umarmung sondern tätschelte ihr stattdessen wieder über den Kopf. Jedoch sagte er nichts weiter und so standen die beiden Geschwister erneut schweigend in der Gegend wie die meiste Zeit bisher, die sie gemeinsam an diesem Tag verbracht hatten. Kurz kam ihm der Gedanke, sich irgendwie aus der Umarmung zu befreien, da diese ihm nicht ganz behagte. Letztlich entschied er sich doch dafür es sein zu lassen. Ihr gefiel es ganz offensichtlich und bis er nicht den genauen Grund für diese Geste kannte, konnte sie ruhig ihn weiter im Arm haben. Auch wenns ihm, wie gesagt, nicht sonderlich gefiel.