~Du hast zum äußersten gegriffen und mein innerstes erreicht~

Wie bereits an den Abenden zuvor hatte Yhwach sich an den Dorfbrunnen gestellt. Er lehnte gegen diesem und las eines der vielen Bücher die er bekommen hatte im Laufe seiner Reise. Neben ihm stand ein großes Schild auf den Boden, das er jegliche Monster oder Banditen oder ähnliches jagen würde wenn man ihn mit Devilslayer Bücher bezahlte. Er war bereits ein paar Tage hier in diesem Dorf und die Leute waren ihm gegenüber skeptisch. Aber das waren sie immer, Yhwach kannte es gar nicht anders. Dieses Dorf schien ein stink normales zu sein wie die unzähligen in denen er vorher Aufträge ausgeführt hatte. Entweder hatte man ihn verscheucht oder es gab einfach keine Arbeit mehr für ihn. Solange würde er auch in diesem Dorf verweilen.
Kurz widmete Yhwach seinen Blick gen Himmel und schaute in den orangenen, leuchtenden Himmel. Seine Gedanken schweiften für einen Augenblick in seine Vergangenheit. Lebte sein Vater eigentlich noch? Er hatte ihn so viele, viele Jahre nicht mehr gesehen und Yhwach dürstete die Klinge nach Rache.
Wie dem auch sei, daran zu denken aufzuhören und wieder zu versuchen ein normales Leben zu führen war ausgeschlossen. Tief im Unterbewusstsein von Yhwach dachte er sich das genau dann sein Vater zuschlagen würde. Yhwach würde wieder zu spät an Ort und Stelle ankommen, würde wieder seine Geliebten verlieren durch den ekelhaften Dämonen den er seinen Vater nennen musste.

Es war erst einige Tage her seit ihr jüngerer Bruder das Licht der Welt erblickt hatte und Yuiko war eine stolze große Schwester. Für sie war von Anfang an klar das sie alles geben würde um den jüngeren zu schützen. Und so war das erste Opfer das sie geben musste die Zeit ihrer Eltern, denn Saitou brauchte davon jetzt mehr als sie. So kam es auch das Yuiko den ganzen Nachmittag auf dem Spielplatz verbracht hatte. Viele der anderen Kinder mochten sie nicht, denn ihre Familie hatte kaum etwas und das schienen die Eltern den Kindern zu sagen. Für die anderen Kinder war sie also etwas schlechteres und sie wurde direkt abgewertet. Aber das war okay für sie, solange ihre Eltern ihr immer wieder sagten das mit ihr nichts falsch sei. Das sie gut so war wie sie ist und das, dass Leben schön sei. Auch heute hatten die anderen Kinder sich wieder von ihr abgewandt und so hatte Yuiko die meiste Zeit alleine gespielt. Irgendwann hatte sie aber keine Lust mehr auf dem Spielplatz zu bleiben und so hatte sie sich auf eine kleine Reise durch das Dorf begeben. Einige Blumen hatte sie dabei gesammelt, die wollte sie ihren Eltern am Abend schenken. Mit einem Lolli im Mund entdeckte sie eine interessante Person am Brunne. Er war dunkel gekleidet, groß und irgendwie unheimlich. Die anderen Dorfbewohner schienen ihm keine Beachtung zu schenken und das war wohl auch der Grund weswegen die kleine Yuiko sich zu ihm gesellte. Sie blieb vor ihm stehen, durch ihre Körpergröße ging sie ihm gerade so bis zum Knie. "Mögen die anderen dich auch nicht?", erklang ihre kindliche Stimme und sie hielt ihm einen Lolli entgegen. "Hier! Mit einem Lolli im Mund ist alles gleich viel schöner! Das sagen Mama und Papa mir immer", lächelte sie fröhlich und es schien so als hätte sie keine Angst vor ihm. Warum sollte sie auch? Sie konnte das Schild schließlich noch nicht lesen.

Yuikos Alter: 5

Spoiler:

Als Yhwach eine zarte Stimme von unten hörte, nahm er das Buch aus seiner Sicht das er wieder weitergelesen hatte. Als er Yuiko sah blinzelte Yhwach erstmal verwirrt. Wo waren ihre Eltern? Hatte man seine Kinder nicht immer von ihm weggehalten? Sein Blick ging nun erstmal durch die Umgebung. Niemand hier schien mit Yuiko verwandt zu sein oder sie genug zu kennen damit man sie von ihm wegführte.
Als Yhwach wieder zur der Kleinen schaute, sah er den Lolli in ihrer Hand den sie ihm anbot. Sonderbares Ding... sie hatte so einen ähnlichen im Mund. War es etwa eine Art Speise? Schweigend nahm Yhwach vorsichtig den Lolli aus der Hand des Kindes und öffnete das Papier, steckte jenes dann in die Hosentasche um es später ordentlich in den Müll zu werfen. Erst wollte Yhwach ein Stück vom Lolli abbeißen, doch bemerkte er schnell wie hart er war und schaute ihn verwirrt an. Wieder ein Blick zu Yuiko, dann zurück zum Lolli. Nun steckte er ihn einfach zurück in den Mund. Yhwach zuckte zusammen und hielt sich erschrocken das Kinn. Dieser Geschmack... er war so seltsam und sehr dominant... jedoch so genüsslich.
"Mädchen." antwortete der wesentlich größere mit dem Lolli in dem Mund und ignorierte dabei komplett die Frage von Yuiko. "Was hast du mir da genau zum verspeisen gegeben?"
Yhwach klappte das Buch in seinen Händen zu und legte es auf den Brunnenrand ab, kniete sich dann zur Besucherin und schaute sie neugierig an.

Scheinbar brauchte der ältere ein wenig Zeit um wirklich mit ihr sprechen zu können: Warum das so war, das wusste sie nicht. Immerhin ahnte Yuiko nicht das andere Eltern ihre Kinder von ihm fern hielten. Für sie gab es dafür auch einfach keinen Grund. Neugierig beobachtete sie wie er den Lolli nahm und das Papier in seine Hosentasche führte. Es freute das kleine Mädchen das er ihren Lolli angenommen hatte, denn wenn er böse gewesen wäre, dann hätte er sicherlich gesagt das er keine lust hatte sich mit ihr zu unterhalten oder so etwas. Aber der Mann hier vor ihr war nicht so. Er biss zuerst in den Lolli und eine von Yuikos Augenbrauen hoben sich an. War der Typ irgendwie blöd oder so? Einen Lolli lutsche man doch und biss ihn nicht ab! Das schien auch der schwarzhaarige zu verstehen und so nahm er den Lolli in den Mund und lutsche ihn: Dennoch ... etwas schien ihn erschreckt zu haben, auch wenn Yuiko nicht verstand wo sein Problem war. Sie hatte auch keine Angst als er anfing mit ihr zu sprechen, dennoch störte sie etwas. "Hey! Ich heiße nicht 'Mädchen'! Meine Eltern gaben mir den wunderschönen Namen Yuiko Oni Furukawa!", machte sie direkt klar das sie einen Namen hatte und auch bei diesem genannt werden wollte. Sichtlich verwirrt sah Yuiko ihn an. Er wollte wissen was sie ihm da gegeben hatte, aber war das nicht sonnenklar? "Das ist ein Lolli", erklärte sie und blinzelte einige male. "Sag bloß du kennst keine Lollis", ihre Augen wurden ganz groß und scheinbar traurig. "Haben deine Eltern die nie welche gegeben?", wollte sie wissen. Die Vorstellung wie jemand ohne Lollis leben konnte verstand sie nicht. Das passte einfach nicht in ihre Welt.

Als Yhwach der kleinen zuhörte färbten seine Augen sich langsam von leuchtenden Gold zu perlen-schwarz. Sie schien ja recht aufgeweckt zu sein und hatte offensichtlich keine Angst vor Yhwach. Sowas hatte er nun sehr lange nicht mehr gesehen. Er legte den Kopf etwas schief und blinzelte noch ein paarmal bevor er ihren Namen nachdenklich aussprach.
"Yuiko... hm. Hast du denn gar keine Angst vor mir Yuiko? Ich bin bewaffnet. Ich töte Monster und Banditen... fresse ihre Leichen. Hast du keine Angst gefressen zu werden?" fragte der Halbdämon den Menschen und erwartete nun alleine gelassen zu werden. Nach seinen Worten lutschte er weiter an seinen Lolli und beobachtete Yuiko. Suchte aufmerksam nach Anzeichen von Feindseligkeiten oder Angst.
"Nein, das haben meine Eltern nicht." antwortete er auf Yuikos Frage hin knapp.
Bei Yuiko musste Yhwach an das Kind denken das er vor Jahren geholfen hatte. Sie war ähnlich gewesen. Hatte sich nicht gefürchtet, warf ihm sofort ihre Gedanken an den Kopf... so wie mal einen Stein als er sie ignoriert hatte. Er liebe diese Ehrlichkeit der Kinder. Darum wollte auch er keine Geheimnisse vor sie haben und erzählte ihr sofort von seinen Aktivitäten.

Er sprach ihren Namen aus und zufrieden nickte sie. So war das doch schon viel besser. Immerhin war sie nicht nur irgendein Mädchen, sie war Yuiko! Er wollte wissen ob sie keine Angst vor ihm hatte und in ihrer kindlichen Naivität schüttelte sie einfach den Kopf. Warum sollte sie auch Angst haben? Er führte das ganze aus und meine er sei bewaffnet. Na und? Ihr Vater war auch bewaffnet, da er fürchtete Banditen könnten das Dorf angreifen und in diesem Falle wollte er gewappnet sein. Also war das schon mal kein Grund für sie um Angst zu haben. Er erklärte weiterhin das er Monster und Banditen tötete. Aber sie war weder ein Monster noch ein Bandit, also musste sie nichts befürchten. Auch das er diese aß ließ sie nicht zurück schrecken. Yuiko schüttelte den Kopf auf die Frage ob sie keine Angst hatte gefressen zu werden. "Nein, warum sollte ich Angst haben? Ich bin weder ein Bandit, noch ein Monster, also hast du kein Grund mir weh zu tun", erklärte sie und lächelte. "Außerdem stehst du hier so abseits und die anderen scheinen dich nicht zu mögen ... aber ich weiß wie das ist ... und deswegen können wir doch Freunde werden!", schlug sie direkt vor sich mit ihm an zu freunden. Für sie sprach immerhin nichts dagegen. Auf ihre Frage hin antwortete er das seine Eltern ihm nie Lollis gegeben haben. Empört stemmte sie ihre Hände gegen die Hüfte. "Das geht ja gar nicht! Weißt du was, ab heute bringe ich dir jeden tag einen Lolli!", kam sie auf eine tolle Idee, die zu mindestens ihr gefiel. Sie lächelte ihn weiter an und musterte ihn. "Warum habe ich dich hier noch nie gesehen?", wollte sie von ihm wissen. Denn die meisten anderen Menschen hier sah man öfter. So wie es in einem Dorf nun mal üblich war.

Hmm... also schien sie keine Angst davor zu haben, dass Yhwach ihr eventuell etwas antun würde. Das hatte ihn allerdings auch gar nicht überrascht. So hatte Yhwach Kinder nun mal eingeschätzt. Sie würden keine Vorurteile fällen, nicht in diesem jungen Alter. Ihre Worte bestätigend, nickte Yhwach Yuiko langsam zu und griff in seine Hosentasche. Dort nahm er einen kleinen Zettel hervor auf dem sein Name in einer magischen Sprache stand die nur Dämonen und diejenigen die Dämonen studierten lesen konnten. Die Tinte auf dem kleinen Zettel schien etwas zu glühen, außerdem schien sie den stets den jeweiligen Buchstaben wie ein kleiner Fluss nachzufließen. Diesen kleinen Zettel drückte Yhwach dem kleinen Mädchen in die Hände und er erhob sich wieder.
"Ich wünschte wir könnten Freunde werden, aber das ist mir nicht erlaubt. Stattdessen nimm dieses Stück Pergament mit dir, halte es fest in deinen Händen und denke an mich wenn du in Not bist. Dann werde ich dir zur Hilfe eilen... aber halte eine Belohnung bereit." nach diesen Worten nahm er den Lolli aus seinem Mund und schaute sich diesen genauer an. "Das erste Mal hast du bereits bezahlt." fügte er dann noch hinzu.
"Verwöhne mich besser nicht mit diesen Lollis jeden Tag, am Ende werde ich mich damit nicht mehr zufrieden geben und..." er beugte sich zu Yuikos linken Ohr vor und flüsterte dann. "...verschlinge dann stattdessen lieber dich."
Als Yhwach sich ihr wieder entfernte war am äußersten Ende seiner Lippen ein Hauch eines Grinsens zu erkennen.
Gerade als Yhwach auf Yuikos letzte Frage eingehen wollte, eilte ein älterer Herr des Dorfes herbei, stieß Yuiko bald um, wenn er das nicht sogar tat. In seinen Armen hielt er ein Buch und hektisch sprach er zu Yhwach vor dem er sich stellte. Mit einem 'Platz da, Kröte!' hatte er entschuldigt sich einfach so vor Yuiko zu drängeln. Flehend sprach er nun zu Yhwach, erzählte dem Halbdämonen von einer Banditenbande in der Nähe des Dorfes. Hatten sie doch tatsächlich den armen Mann und seine Familie auf dem Heimweg zurück zum Dorf überfallen. Seine Familie hatte Milch im Nachbardorf verkauft. Yhwach solle doch losziehen und im Tausch gegen das Buch die Banditen erledigen.
Erst schaute Yhwach über die Schulter des Mannes vor ihm zu Yuiko, dann fuhren seine Augen zurück zum flehenden Mann.
"Ich glaube sie haben übersehen, dass ich bereits eine Unterhaltung führe... warten sie gefälligst bis sie dran sind." bei diesen Worten starrte Yhwach den Mann kalt an und wartete darauf das er sich wieder aus den Staub machte. Kurz hatte der Mann erstmal verarbeiten müssen, dass ein Kleinkind scheinbar wichtiger war als er und seine Familie, doch dann packte ihn die Wut und er warf Yhwach das dicke Buch vor den Kopf, bevor er fluchend davonstampfte. Das Buch prallte also gegen Yhwachs Kopf und er drehte durch den Aufprall seinen Kopf ein wenig zur Seite, bevor er dann einen Arm anhob und sich zur Nase langte. Daraufhin schaute er sich seine Hand an und bemerkte, dass seine Nase leicht blutete. Er verrieb das Blut zwischen Daumen und Zeigefinger und flüsterte etwas vor sich her, das Yuiko akustisch nicht verstanden haben sollte.
"Menschen..."
Doch dann widmete er wieder seinen Blick zum kleinen Mädchen und kniete sich abermals zu ihr.
"Hast du dir wehgetan, Yuiko?"

Er hatte ihr ein Stück Papier gegeben und so recht hatte Yuiko nicht verstanden wofür es gut war. Außerdem konnte sie es nicht lesen, was wohl auf ihr Alter zurück zu führen war. So dachte sie zu mindestens. Woher sollte denn die kleine Yuiko wissen, das es sich dabei um eine schrift handelte, welche nur für Dämonen lesbar war oder für solche Magier, die Dämonen studierten? Vermutlich würde sie ein solches Geheimnis nie lüften. "Gut ich nehme das Papier und wenn ich in Not bin, werde ich ganz fest an dich denken. Aber das wir sehr wohl Freunde werden können, das werde ich dir noch beweisen!", erklärte sie ihm und war fest entschlossen. Sie hatte nicht vor sich einfach abwimmeln zu lassen, denn sie konnte ein kleiner Dickkopf sein. Wenn sie sich etwas in den Kopf gesetzt hatte, dann verfolgte sie dies auch. Sie beobachtete wie er den Lolli aus dem Mund nahm und meinte das sie dieses mal schon bezahlt hatte. Nun, wenn er so einfach zu bezahlen wäre ... dann würde Yuiko bald ziemlich viel bei ihm gut haben. Das es wohl eher daran lag das sie ein Kind war, das konnte sie nicht einmal im entferntesten erahnen. Woher sollte sie auch? Der schwarzhaarige meinte das sie ihn besser nicht mit den Lollis verwöhnen sollte und beugte sich zu ihr vor. Er flüsterte in ihr Ohr das er am Ende sonst nicht lieber sie verschlingen wollen würde und Yuiko kicherte. "Wieso? Weil ich auch so zuckersüß wie ein Lolli bin?", gab sie schlagfertig zurück und zeigte immer noch keinen Anflug von Angst. Sie hatte nun mal keinen Grund dafür. Plötzlich kam ein älterer Herr dazu und stieß Yuiko um, welche auf ihrem Po landete. "Auu~", murmelte das Mädchen und sah zu dem Mann, wie er sich hektisch an ihren neuen Freund wand. Aufmerksam lauschte sie den Worten und in ihrem Gesicht begann sich Sorge zu zeigen. Allerdings machte der schwarzhaarige ziemlich gut klar das man sich bei ihm nicht vor zu drängeln hatte und dem Mann schien es nicht zu gefallen das ein kleines Kind mehr bedeutete als seine Familie. Das Buch wurde geworfen und der schwarzhaarige bekam es ab. Das tat sicher weh ..., dachte sich Yuiko im stillen und schüttelte den Kopf auf die Frage ob sie sich weh getan hatte. "Nein ... also ja, ein bisschen, aber das geht schon.", erklärte sie und stand wieder auf. "Du kannst ruhig gehen und dem Mann helfen. Immerhin geht es hier um Menschenleben ... und ich werde einfach morgen wieder hier her kommen, okay?", erklang ihre kindliche Stimme. Sie wollte nicht das jemand verletzt wurde und sie selbst hatte kein Problem damit einfach am nächsten Tag weiter mit ihm zu sprechen. Außerdem würde sie so wieso bald nach Hause müssen, da es langsam dunkel wurde. Sie klopfte sich den Dreck von der Kleidung und drehte sich um. "Pass auf dich auf und bis morgen!", verabschiedete sie sich von ihm lächelnd und hatte den weg nach Hause eingeschlagen.

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