Reikas Zimmer

cf: [Event] Marktplatz

Timeskip - einige Tage

Schon seit fast zwei Stunden lag Rin wach und blickte an die Decke. Gedanken rasten durch ihren Kopf, die sie nicht mehr los lassen wollten. Erst vor wenigen Tagen waren sie und Reika zur Gildenhalle zurückgekehrt, sie beide hatten ihre Wunden zu lecken und obwohl sie beide verletzt waren, hatten sie es recht locker genommen. Zwar hatte Rin ihrer Verlobten gezeigt, wie froh sie war, diese wieder in ihre Arme schließen zu können, doch hatte sie bisher nicht wirklich ihren Sorgen freien Lauf lassen können. Sie hatte versucht, Stärke zu zeigen und sich nicht anmerken zu lassen, wie sie sich während der Suche nach ihrer Gildenmeisterin gefühlt hatte und wie sehr die Angst an ihr genagt hatte, die Rothaarige vielleicht sogar verloren zu haben.
Nun lag eben diese in ihren Armen, ihr Atem ging ruhig und Rins eisblaue Iriden wanderten von der Decke zum Gesicht ihrer Liebsten. Sie ließ einen leisen Seufzer verlauten und schlang ihre Arme enger um Reikas Körper. „Ich liebe dich“, murmelte sie und gab der Rothaarigen einen Kuss auf die Stirn. Am liebsten hätte sie Reika nie wieder los gelassen und für immer hier bei sich behalten. Doch früher oder später würden sie aufstehen müssen, rief doch die Pflicht nach ihnen. Wobei Rin sich nicht einmal sicher war, ob sie dieser Pflicht wirklich noch weiter gehen wollte. Wieder einmal war ihr zu Augen geführt worden, wie schnell es vorbei sein könnte und je häufiger sie auf Aufträge ging, desto länger war sie weg und desto weniger Zeit hatten sie und Reika füreinander. Vielleicht … sollte sie einfach ein paar Wochen lang gar nichts tun und stattdessen ihrer Gildenmeisterin unter die Arme greifen? Rin fasste letztlich den Entschluss, dass sie nun erst mal eine Weile keine großen Aufträge mehr erledigen würde. Vielleicht ein paar wenige, einfache, um nicht zu verarmen, aber doch nicht zu viele, um genug Zeit für Reika zu haben.
Während sie so ihren Gedanken nachhing, strichen ihre Finger gedankenverloren über Reikas Oberarm und ihr Blick hing weiterhin auf dem schlafenden Gesicht ihrer Liebsten. Es war sicher bereits 10 Uhr am Morgen, aber Rin würde Reika so lange schlafen lassen, wie diese es benötigte. Zwar lagen die Kämpfe ein paar Tage zurück und sie beide hatten sich genug ausgeruht, um wieder gänzlich fit zu sein, dennoch steckten die Anstrengung und sicher auch die Sorge noch immer in ihren Gliedern, was sich bei Rin durch Schlaflosigkeit und bei Reika offenbar durch starke Müdigkeit auszeichnete.

Kurz nachdem Rin ihr einen Kuss auf die Stirn gegeben hatte, begann Reika sich zu regen und öffnete langsam ihre Augen. Ihr verschlafener Blick ließ Rin liebevoll lächeln. „Guten Morgen, mein Herz“, murmelte sie und fühlte sich von Reikas Gähnen angesteckt, weshalb sie ebenfalls kurz gähnte. Direkt im Anschluss seufzte sie leise. „Ich kette mich nicht ans Zimmer … ich denke nur, dass wir in letzter Zeit viel zu wenig Zeit miteinander verbracht haben und finde, dass wir das unbedingt nachholen müssen.“ Sie schloss für einen Moment ihre Augen, als Reika ihr über die Wange streichelte. „Außerdem möchte ich dir ein wenig bei deiner Arbeit helfen. Aufträge kann ich auch in einer Woche noch erledigen.“
Auch sie setzte sich auf und streckte sich einmal ausgiebig. „Wir haben noch ein Picknick nachzuholen, weißt du?“, sagte sie und ihr eben noch recht ernster Blick wich einem breiten Grinsen, das jedoch ebenso schnell plötzlich traurig wurde, als sie daran dachte, aus welchem Grund sie ihr vorheriges Picknick hatten abblasen müssen. Dieses Gildenmeistertreffen … das letztlich in diesem ganzen Durcheinander geendet war. Reika hatte zwar Recht mit dem was sie sagte, denn Rin ging tatsächlich sehr gern auf Aufträge, aber dieses Hobby war ihr bei Weitem nicht so wichtig, wie Reikas Wohl. Und solange diese sich noch nicht wieder fit genug fühlte, um ihren Pflichten wieder gänzlich nachgehen zu können, würde Rin bei ihr bleiben. Sie gab ihrer Liebsten einen Kuss auf die Lippen, dann lächelte sie, als sie sich wieder zurück lehnte. „Ich weiß ja nicht, wie’s dir geht, aber … ich hab einen Mordshunger!“ Und mit diesen Worten schlug sie die Bettdecke zurück und schwang ihre Beine aus dem Bett. Dabei fiel ihr Blick auf den Ring an ihrem Finger und das Lächeln auf ihren Lippen wurde breiter. Nicht nur, dass sie ein Picknick nachzuholen hatten. Sie hatten auch eine ganze Hochzeit zu planen.

Auch Reika erhob sich aus dem Bett und wuselte durch das Zimmer, wobei sie sich ein Kleid aus dem Schrank nahm und es anzog. Rin stand derweil an der Tür und wartete, ohne zu realisieren, dass sie selbst sich vielleicht auch etwas anziehen sollte. Erst, als die Rothaarige sie darauf hinwies, lachte Rin kurz auf und begab sich ebenfalls zum Schrank. „Du hast Recht, die anderen müssen ja nicht sehen was nur für dich bestimmt ist“, meinte sie grinsend und nahm sich selbst ein hübsches, dunkelblau-weißes Kleid aus dem Schrank. Mittlerweile waren sie lange genug zusammen, damit Rin gänzlich bei Reika „eingezogen“ war. Zwar gehörte ihr noch immer ein Zimmer im Gildenhaus, doch diente das eher als Gästezimmer, war doch mittlerweile alles, was Rin besaß, nun hier.
Bei dem Gedanken ans Zusammenwohnen fiel ihr etwas ein. „Sag maaaal, Reika?“ Sie wandte sich zu der an der Tür stehenden Gildenmeisterin um. „Was hieltest du eigentlich davon, wenn wir … uns eine Wohnung oder ein Häuschen hier in der Nähe suchen? Einen Ort nur für uns, an den wir uns zurückziehen können?“ Sie legte der Rothaarigen die Hände an die Hüften und gab ihr erneut einen Kuss. Es hatte durchaus seine Vorzüge, im Gildenhaus zu wohnen. Man war immer sofort zur Stelle, wenn etwas war und man hatte keinen allzu langen Weg zum Questboard. Dennoch hatte ein eigenes Heim einen gewissen Reiz, der Rin, jetzt wo sie so darüber nachdachte, gar nicht mehr los lassen wollte. „Ich meine, wir heiraten bald und ich kann nicht versprechen, dass unsere Hochzeitsnacht den Rest der Gilde nicht wach halten würde.“ Während sie das sagte, zwinkerte sie Reika kurz zu, ließ dann von ihr ab und wandte sich wieder der Tür zu. Sie hatte wirklich Hunger und über diese Thematik würden sie immer noch beim Essen reden können.

tbc: Erdgeschoss