Illianas Wohnung

{. I l l i a n a s    W o h n u n g



In einem Haus inmitten der Innenstadt, vor dessen Füßen praktisch eine riesige Einkaufsstraße liegt, befindet sind die kleine, recht moderne Zwei-Raum-Wohnung der Magierin. Sie besteht aus einer hübschen, geräumigen Küche, die von Illiana kaum genutzt wird, einem recht großen Bad, einem ebenso verhältnismäßig großen Schlafzimmer und natürlich einem etwas kleineren, mit allerlei Kisten vollgestellten Wohnzimmer. Es ist ganz offensichtlich, dass die Magierin im Grunde nur dann ihre Wohnung aufsucht, wenn sie zu Bett gehen will oder einfach etwas Zeit für sich braucht. Abgesehen von diversen Luxusutensilien in ihrem Badezimmer bleibt ist sie nämlich frei von allem, was nicht unbedingt in einem Haushalt vorzufinden sein muss.

cf: Konditorei & Café "Der siebte Himmel"

Dass Logann nichts dagegen einzuwenden hatte, wie Illiana sich an ihn drückte, nahm sie als Bestätigung. Das Lächeln, das er ihr schenkte, als noch stärkere Bestätigung. Daran, dass er das alles nur tun könnte, weil er wusste, dass ihm sowieso nichts anderes übrig blieb, verlor sie keinen einzigen Gedanken. Stattdessen führte sie ihn in mäßiger Geschwindigkeit und mit einem zufriedenen Grinsen im Gesicht durch die kleinen und großen Straßen der Stadt, bis sie inmitten einer Einkaufsstraße vor einem schmalen Haus stehen blieb und begann, in ihrer Tasche herum zu kramen. „Eine Sekunde“, murmelte sie und wühlte etwas tiefer. Es sah fast so aus, als wäre das Innere ihrer Tasche grenzenlos. Dann, endlich, fand sie, was sie gesucht hatte. Mit einem zufriedenen Blick holte sie ihren Schlüssel hervor und steckte diesen in das Schloss der kleinen Eingangstür. „Wir müssen ein paar Treppen gehen, aber so wie ich das sehe wirst du damit wohl kein Problem haben.“ Die Wohnung der Rothaarigen befand sich im zweiten Stock des dreistöckigen Häusleins. Während sie nun den Schlüssel für die Wohnungstür heraussuchten, strich sie sich eine neckische Strähne aus dem Gesicht. Dann schloss sie auf und öffnete die Tür. „Trautes Heim, Glück allein!“, rief sie und trat ein, die Tür ließ sie dabei für ihren Besucher offen. „Möchtest du etwas trinken?“, wollte sie noch im Flur wissen, während sie ihre Schuhe auszog und anschließend im Nebenzimmer – der Küche – verschwand. „Oh und fühl‘ dich doch bitte wie zuhause!“ Da Illiana nicht allzu viel Zeit zuhause verbrachte, musste sie glücklicherweise nie viel aufräumen oder darauf achten, vorher Ordnung zu schaffen, bevor sie Besuch mit nach Hause nahm. Nur die Spuren vergangener Nächte räumte sie in der Regel weg.

cf: Konditorei & Café "Der siebte Himmel"

Mit einem gemütlich vorgegebenem Tempo folgte Logann seiner Begleitung, die ihn mit einem recht breiten Grinsen durch die Straßen führte. Obwohl es längst nicht mehr Hauptzeit war, waren die Straßen überfüllt und der Lärm der Menschen machte eine ordentliche Unterhaltung unmöglich. Dies kam Logann, der Unterhaltungen nicht für übermäßig wichtig empfand, auf der einen Seite entgegen, auf der anderen jedoch konnte er sich so nicht nach den Attraktionen erkundigen, die ihm versprochen wurden zu zeigen. Da er so keine Möglichkeit hatte seine Neugierde zu befriedigen, übte er sich kurzerhand und Geduld und betrat das schmale Haus, inmitten einer Enikaufsstraße nach seiner jetzigen Gastgeberin, die ihn darauf hinwies das sie ein paar Treppen laufen zu hatten.
In gebürtigem Abstand lief Logann hinter ihr die Treppen hoch, darauf bedacht keine Blicke auf ihre Hinterteil fallen zu lassen, dass vor ihm die Treppe hochwackelte. Nicht das sie einen falschen Eindruck bekam und er am Ende raus geworfen wurde. Der Ausruf der Frau, nachdem sie die Tür zu ihrer Wohnung geöffnet hatte, lies Logann kurz zusammen zucken, ehe er den Kopf einzog und ebenfalls in die Wohnung eintrat. "Nein danke. Mir reicht der Kaffee von vorhin erstmal.", lehnte er das Angebot nach einem Getränk ab. Die Schuhe der Frau landeten in einer Ecke und kurz darauf verschwand sie in einem Nebenzimmer, wobei sie Logann aufforderte sich wie zu Hause zu fühlen. Dies tat dieser selbstverständlich nicht, denn bei sich zu Hause herrschten raue Sitten, wohnte er defacto doch in der Stammkneipe seiner Gilde. Anstatt sich also mit Vollidioten rum zuplagen, verschob er lieber ein paar der Kisten im Wohnzimmer und lies sich, reichlich zusammengequetscht, zwischen zweien davon auf dem Sofa nieder. Sofort huschte der gelbe Blick umher und analysierte das Zimmer, was alles andere als ordentlich wirkte. "Ähem... nett, hast du es hier." Sonderlich ehrlich gesagt war dieses Kompliment nun wirklich nicht, aber was hätte man in so einer Situation auch sagen sollen?

Als Illiana aus der Küche heraus kam, stellte sie fest, dass Logann sich auf dem Sofa zwischen den einzelnen Kartons niedergelassen hatte. Ein wenig musste sie grinsen, als sie diesen großen Kerl eingequetscht da sitzen sah. „Ich habe nicht oft Besuch, deswegen sieht das Wohnzimmer nicht besonders ordentlich aus, tut mir leid“, entschuldigte sie sich kurzerhand, während sie einen Schluck Wasser aus ihrem Glas trank. Illianas Magie sorgte hin und wieder dafür, dass ihr Körper sich stärker und schneller erhitzte, als andere, weshalb trinken das Beste war, was sie dagegen tun konnte. Anschließend stellte sie das Glas auf dem Tisch ab, dann hob sie ein paar der Kartons vom Sofa herunter und ließ sich neben Logann nieder. „Du hast doch sicher kein Problem damit, wenn ich mich einen Augenblick ausruhe, bevor ich mich fertig mache, oder?“, säuselte sie und rutschte bewusst etwas näher an ihr heran. „Du musst wissen, dass ich seit dem frühen Morgen auf den Beinen bin.“ Theatralisch ließ sie sich bei diesen Worten nach hinten sinken und betrachtete anschließend ihre Füße einen Augenblick lang nachdenklich. Ein wenig taten sie ja tatsächlich vom Herumlaufen weh, allerdings nicht von den paar Schritten, die sie durch die Stadt gemacht hatte. Eigentlich war sie ja am Morgen darauf bedacht gewesen, in dem kleinen Park eine Weile zu entspannen, aber letzten Endes war sie dazu nicht gekommen. Also wollte sie sich jetzt ein wenig ausruhen. Und vielleicht sprang parallel dazu ja etwas mehr heraus, als einfache Entspannung. Je nachdem, wie gut oder blöd sie sich jetzt anstellte und wie Logann darauf ansprach. „Mein Schlafzimmer und das Bad sind natürlich wesentlich ansehnlicher“, meinte sie lächelnd und rutschte noch ein Stück näher.

Mit einem Glas Wasser in der Hand kam die Frau des Hauses in das vollgestellte Wohnzimmer getreten, woraus Logann schließen konnte das sie die Küche soeben verlassen hatte. Mit einem Grinsen entschuldigte sie das Chaos das mit all den Kartons hier herrschte, doch Logann winkte wortlos ab. Ersten war er niemand der jemandem ein wenig Unordnung anklagen würde und zweitens würde es in seinem Zuhause vermutlich nicht anders ausschauen, wenn er den eins hätte. Zum Glück musste er sich nicht selber um all seine Notizbücher kümmern, sondern hatte einen vertrauenswürdigen Professor der seine Niederschriften verwaltete. Nachdem sie das Glas Wasser auf dem Tisch abgestellt und ein paar Kartons vom Sofa genommen hatte, lies sich Loganns Gastgeberin neben ihm auf eben diesem nieder, wobei sie sehr nah an ihn herankam. Logann dachte sich nichts dabei, immerhin waren immer noch Kartons auf dem Möbelstück und entsprechend wenig Platz hatte man, da war es nur logisch das sie ein wenig an ihn heranrutschte. Sie erkundigte sich, ob es wohl in Ordnung wäre, wenn sie sich ein wenig ausruhen würde. Zwar konnte Logann nicht nachvollziehen, warum man so etwas nötig hätte, nur weil man den ganzen Tag unterwegs war, aber vermutlich waren Städter einfach nicht so hart im Nehmen. "Natürlich nicht, nimm dir ruhig." Was anderes hätte er ja auch kaum sagen können, er konnte sie ja wohl kaum dazu zwingen ihm jetzt die Stadt zu zeigen. "Jetzt wo du es ansprichst, könnte ich kurz dein Bad benutzen?" Beiläufig erkundigte sich Logann danach, denn auch er war schon seit Sonnenaufgang auf den Beinen und ein wenig kaltes Wasser ins Gesicht würde ihm jetzt gut tun.

Ob Logann es nun aus Höflichkeit tat, weil er es ernst meinte oder weil er sowieso keine andere Wahl hatte, auf jeden Fall gab er an, nichts dagegen zu haben, wenn sie sich zuvor noch ein Weilchen ausruhte. „Bei Nacht ist die Stadt sowieso viel schöner“, hängte sie mit einem Augenzwinkern an und machte dann eine weite Geste in Richtung Badezimmer. „Aber gern doch.“ Sie würde im Anschluss selbst das Bad aufsuchen, allerdings nicht, um sich nur frisch zu machen, sondern um direkt duschen zu gehen, wie sie es zuvor angekündigt hatte. „Wie gesagt, du kannst dich hier wie zuhause fühlen. Du brauchst nicht extra fragen“, grinste sie und verschränkte dann die Arme vor der Brust, während sie ihn eindringlich musterte, ihr Gesicht mit einem anzüglichen Lächeln besetzt. „Weißt du eigentlich, wie viel es mir bedeutet, dass du mich begleitet hast? Und das, obwohl wir keinen besonders guten Start hatten.“ Sie lachte kurz auf. „Aber du hast darüber hinweg gesehen und dich sogar von mir hier her einladen lassen.“ Während sie sprach, setzte sie einen leicht traurigen Gesichtsausdruck auf. „Du musst wissen, dass ich durch meine Arbeit sehr viel unterwegs bin und selten die Gelegenheit bekomme, engeren Kontakt zu Menschen aufzubauen. Umso mehr freut es mich, dass du über diese harte Schale hinweg gesehen und den weichen Kern erblickt hast“, sprach sie, wobei die Worte, die sie von sich gab, tatsächlich so klangen, als wären sie ernst gemeint. Sie sprach mit solch einer Ernsthaftigkeit, dass sie fast selbst glaubte, was sie da erzählte. Mittlerweile hatte sie verstanden, dass Loganns Persönlichkeit recht stark auf Schuldgefühlen basierte. Zumindest hatte er sich in aller Förmlichkeit entschuldigt, als er einen Fehler ihr gegenüber begangen hatte und dann hatte er sie auf einen Kaffee eingeladen, weil sie ihm den Laden für die Notizbücher gezeigt hatte. Somit glaubte sie, seinen großen Schwachpunkt entdeckt zu haben und wenn sie es schaffte, ihn emotional ein wenig für sie sympathisieren zu lassen, war sie sich ziemlich sicher, die Falle endgültig zuschnappen lassen zu können. „Ich kenne dich zwar erst seit heute Mittag, aber ich habe in deiner Gegenwart ein wirklich wunderbares Gefühl.“ Ein leiser Seufzer verließ ihre Lippen, als sie sich ein Stück von ihm entfernte. „Aber … ich will dich natürlich nicht aufhalten.“

Kurz darauf erhob Logann sich und verschwand in dem von ihr gezeigten Badezimmer. Illiana selbst strich sich derweil ein paar Mal provisorisch durchs Haar und warf einen Blick in den kleinen Handspiegel, der sich stets in ihrer Tasche befand. Sie empfand ihr Äußeres als perfekt und steckte den Spiegel schnell wieder weg, während sie sich auf dem Sofa ein wenig platzierte. Und dann wartete sie. Und wartete ... und wartete. Bestimmt eine Viertelstunde saß sie schweigend da und blickte sich angestrengt zum Badezimmer um. Als Logann noch immer nicht zurück kam, verdrehte sie die Augen, stand auf und klopfte an die Tür. „Du bist aber nicht ins Klo gefallen, oder?“, scherzte sie und wartete einen Augenblick. Da sie keine Antwort erhielt, klopfte sie noch einmal an, dieses Mal lauter und vor allem fordernder. „Bist du bald fertig? Mir ist langweilig!“ Noch immer keine Antwort. Langsam aber sicher begann die Magierin innerlich zu brodeln. Sie legte eine Hand an den Türknauf und brannte diesen einfach so herunter, sodass sie die Tür aufdrücken konnte. Was sie vorfand waren ein offenes Fenster und ein leeres Badezimmer. Der Kerl war aus dem Fenster gesprungen? Wirklich? Als sie aus dem Bad herausstürzte und sich umsah fiel ihr auf, dass er sogar seine Tasche mitgenommen hatte. Und sie hatte es nicht bemerkt. Grimmig schlug sie mit der Hand gegen die Wand. Das würde Konsequenzen haben, wenn sie ihn jemals wieder sah! Niemand ließ eine Illiana einfach so sitzen.
Mit verbissenem Ausdruck im Gesicht schnappte sie sich ihre Handtasche, schloss das Badezimmerfenster und anschließend die Tür wieder und verließ ihre Wohnung. Das rief gerade so nach ein paar Drinks und anschließend einem weiteren Fangversuch, um ihren inneren Zorn zu bekämpfen.

tbc: Gildenhaus