Krankenhaus von Hargeon Town

Sice' Schmerzen waren so enorm gewesen, dass sie noch im Gras liegend das Bewusstsein verloren hatte. Sie erinnerte sich noch an Ielenas Stammeln, während sie versucht hatte, die Silberhaarige auf Doom zu befördern. Und dann, als Ielena angefangen hatte zu schreien, war alles schwarz geworden ...
Sie hatte nicht mitbekommen, was in der Zeit danach geschehen war. Viel mehr hatte sie scheinbar eine Art Traum gehabt. Alles war schwarz gewesen. Vollkommene Finsternis ... und sie stand alleine in dieser tiefen Dunkelheit.
Zumindest bis sie die Stimme von Darius gehört hatte.
Sie hatte bereits in ihrem Unterbewusstsein akzeptiert, dass sie sterben würde, als Ielena den ersehnten Angriff durchgeführt hatte.
Und genau deshalb hatte sie Ielena auch noch ein letztes mal angelächelt und Doom gebeten, dass er auf sie aufpassen sollte. Weil sie genau wusste, dass sie kaum eine Chance darauf hatte, zu überleben.
Und als sie dann Darius vor sich sah, in dieser Finsternis, wie er sie warm anlächelte ... sie war sich sicher, dass sie gestorben war. Wieso sonst sollte sie ihn gerade wohl wiedersehen ? Dennoch ... sie wollte sicher gehen.
"Darius ... wo sind wir hier ? Bin ich ... tot ?"
Der junge Mann nickte und legte ihr eine Hand auf den Kopf, während er die andere in die Hüfte stemmte. Ein Lachen drang aus seinem Mund.
"Tut mir leid dich enttäuschen zu müssen, aber deine Zeit ist noch nicht gekommen. Wir werden uns noch eine Weile nicht wiedersehen, wie es scheint."
Die Söldnerin blickte ihn nur ein wenig verblüfft an. Wenn das hier also nicht das Jenseits war und sie noch lebte ...
"Heißt das, du bist nur meine Einbildung ? Das hier spielt alles nur in meinem Kopf und nichts ist Realität ?"
"Hahaha ! Sice, du bist immernoch genau so ein kleines Dummchen wie früher. Nur weil das hier in deinem Kopf spielt, heißt das nicht, dass es keine Realität sein kann. Wir leben in einer Welt der Magie, Sice. Irgendwann musst du das mal in deinen Kopf bekommen. Realität ist nicht immer das, was sie zu sein scheint."
Er nahm nun seine Hand von ihrem Kopf und verschränkte die Arme vor der Brust, während er sie weiter anlächelte.
"Ich habe nicht allzu viel Zeit. Du schwebst immerhin nicht ewig auf der Grenze zwischen Leben und Tod. Deswegen werde ich mich kurz halten. Sice, ich bin Stolz auf dich. Endlich hast du wirklich eingesehen, was das Leben einer anderen Person wert ist. Du hast vorgehabt, dein eigenes Leben weg zu werfen, um sie zu retten. Einen besseren Freundschaftsbeweis kann es nicht geben. Also, sobald du wieder auf den Beinen bist, kümmer dich weiter um sie. Sie braucht dich. Mehr als wir beide uns jemals gebraucht haben. Also, ich will, dass du dein Leben lebst, auf dein 'Schwesterchen' acht gibst und verdammt nochmal endlich deinen hübschen Kopf aus dem Sand holst und mir nicht mehr hinterher heulst, wie eine getretener Dackel oder so !"
Er trat näher an sie heran, nahm sie in den Arm und gab ihr einen sanften Kuss auf die Stirn, während er anfing zu verblassen.
"Wir sehen uns sicher wieder. Keine Sorge also. Und jetzt zieh los und zeig der Welt, zu was Sice Lucrecia Williams fähig ist !"

Als Sice viele Stunden später die Augen langsam wieder aufschlug, war alles weiß ... Es blendete so sehr ... aber schon bald erkannte sie, dass sie auf eine weiße Zimmerdecke starrte. Sie brauchte einen Augenblick, ehe sie bemerkte, dass es hellichter Tag war und sie nicht alleine im Raum war ... Sie hatte also wirklich überlebt ... und was war das für ein seltsamer Traum gewesen ?
Dann legte sie den Kopf zur Seite und sah Ielena, welche neben ihr am Bett saß. Sie war zwar verschwommen, aber Sice erkannte sie dennoch ohne weiteres. Ein Wort bekam sie trotzdem nicht heraus. Sie blickte Ielena einfach nur an.

Ielena wartete, es kam ihr vor wie Tage, dabei mochte sie nur Stunde gewartet haben, bis es endlich wieder Morgen war. Die ganze Nacht hatte sie, nach der Operation, am Bett von Sice gewacht und hatte kein Auge zu getan, dafür war ihr Adrenalin Spiegel auch viel zu hoch.
Ielena quietschte freudig auf, als Sice nun die Augen aufschlug und sie ansah. Die Freude, dass ihre beste Freundin noch am Leben war, war viel größer als der Schmerz über die Dinge, welche in der letzten Nacht geschehen waren. Diese Dinge hatte Ielena bis jetzt auch verdrängt, doch als sie Sice, so schwach, dort liegen saß, kamen die Erinnerungen wieder hoch und augenblicklich fing Ielena an zu weinen. Ihr Lächeln, welches sie eben noch im Gesicht gehabt hatte, verzerrte sich zu einer verheulten Fratze, als Ielena schluchzend und weinend im Zimmer saß. "Nrgh... es... tut... mir... so... leid", gab Ielena mit halb erstickter Stimme von sich, "ich wollte doch, dass du nie mehr wegen mir verletzt wirst... und jetzt das..."

Nicht lange, nachdem Sice die Augen aufgeschlagen hatte und den Blick zu Ielena gewandt hatte, fing diese auch schon an zu weinen und sich zu entschuldigen. Sie sagte, sie habe doch gewollt, dass Sice nie wieder wegen ihr verletzt wurde ... und nun das ... ja ... nun hatte sie sogar selbst beinahe dafür gesorgt, dass Sice gestorben wäre, so wie es schien ... andererseits hatte Sice sich freiwillig treffen lassen.
Schwach und kaum fähig, sich selbst richtig zu bewegen, streckte Sice nun eine Hand nach Ielena aus. Doch wer vielleicht dachte, dass eine sanfte Berührung folgte, hatte sich tief geschnitten. Denn Sice packte doch wahrhaftig Ielenas Haare und zog einmal so fest sie im Moment konnte daran, um die nun wieder Schwarzhaarige näher zu sich zu zerren.
Dann jedoch folgte das, was man vielleicht vorher hätte ahnen können, da Sice ihr eine Hand auf den Hinterkopf legte und sie sanft an sich drückte.
Die Silberhaarige hustete kurz und räusperte sich dann, ehe sie all ihre Konzentration, die sie momentan hatte, aufbrachte um ein paar Worte zu reden. Diese waren zwar eher heraus gehaucht als wirklich gesprochen, aber das war wohl besser als garnichts.
"Hoffentlich ist dir das eine Lehre, Dummerchen. Wenn nicht, dann werde ich wohl ab jetzt jeden Neumond im Krankenhaus sein."
Sie lachte schwach und merkte, wie sehr das in ihrem Bauch schmerzte, woraufhin sie sofort wieder aufhörte. Das war ein verdammt guter Treffer gewesen ... ohne die schnelle Behandlung und vor allem ein wenig Magie dabei, hätte sie sicher nicht überlebt ... Und obwohl die Schmerzen sie eigentlich auch ziemlich daran hinderten, einfach so zu sprechen, gab es noch ein paar Worte, die Sice unbedingt sagen wollte.
"Und keine Sorge. Ich habe dich immernoch lieb.", meinte sie schwach lächelnd, bevor sie sich erst einmal wieder darauf konzentrierte, normal Luft zu bekommen und die Schmerzen zu verdrängen.

Ielena sah ein wenig erschrocken drein, als Sice nun auf einmal eine Hand nach ihr ausstreckte... würde sie Ielena, die inzwischen wieder schwarzhaarige war, nun streicheln oder schlagen?
Sice tat nichts von Beidem, sie krallte sich in die Haare der Beschwörerin und zog kräftig daran, bis sie Ielena näher zu sich heran gezogen hatte. "Aua!", jammerte Ielena laut, als Sice dies tat, doch sie sah ziemlich verblüfft drein, es wirkte jedoch und Ielena hörte auf zu Weinen und zu Schluchzen.
Nun wurde Ielena jedoch sanft an Sice gedrückt und die Silberhaarige legte eine Hand auf ihren Hinterkopf, während sie einige Worte hauchte. Ielena gab daraufhin ebenfalls eine geflüsterte Antwort und meinte: "Es ist mir eine Lehre, ich werde das nie nie nie nie nie nie nie nie nie nie nie nie nie nie", sie holte einmal tief Luft, "nie wieder machen. Ich verspreche es. Hauptsache du hast mich immer noch lieb... weil ich hab dich immer noch lieb."
Ielena quieckte freudig auf und kicherte, als Sice wenig später bestätigte, dass sie die Beschwörerin immer noch lieb hatte. Bevor Ielena nun weiter sprach, löste sie sich von Sice, damit diese wieder richtig Luft bekommen konnte. Ein wenig besorgt fragte sie: "Sind wir noch beste Freundinnen?"

Es war schön zu hören, dass Ielena versprach, dass sie so etwas nie wieder tat. Doch ob sie dieses Versprechen hielt, konnte nur die Zukunft zeigen. Und Sice musste zugeben, dass Ielena nach der ganzen Aktion eine ganze Menge Vertrauen wieder neu aufbauen musste. Es war einfach zu viel gewesen, um es einfach herunter zu schlucken und zu vergessen. Dennoch würde Sice ihr bestes geben ... Immerhin war es mehr die Schuld von Ielenas Vater, als von ihr selbst.
Und selbst in ihrem jetzigen Zustand und nach allem was geschehen war, freute Sice sich, als Ielena freudig aufquiekte und kicherte, als ihr bestätigt wurde, dass man sie noch immer lieb hatte.
Als Sice dann erst einmal wieder durchatmete, fragte Ielena schließlich, ob sie denn noch beste Freundinnen waren, worauf Sice erst einmal ein wenig verblüfft schaute, zumindest so gut es im Moment ging, ehe sie eine kleine Schmollippe zog.
"Eigentlich dachte ich, du wärst mein Schwesterchen, und nicht meine beste Freundin. Aber gut, von mir aus sind wir auch beides.", gab sie ein wenig scherzhaft zurück, ehe sie selbst schmerzvoll kichern musste.
Sie schob nun vorsichtig die Bettdecke zur Seite um die Wunde zu überprüfen. Dabei bemerkte sie, dass sie nur in Unterwäsche dalag. Natürlich wurde sie ein wenig entkleidet, damit man besser an ihre Wunde heran kam, aber dennoch traf die Erkenntnis sie gerade ein wenig heftig. Gut, dass nur Ielena im Raum war und sonst niemand.
Dann fiel ihr Blick jedoch auf die Wunde, oder eher, was davon übrig war. Stechend rote, vernarbte Haut. Sie sah sogar, dass man die Wunde per Hand genäht hatte und nicht mit Magie geschlossen hatte. Sie fragte sich warum ... vielleicht würde sie, wenn sie fit genug war, einen Arzt fragen können.
Nun deckte sie sich aber erstmal wieder zu und streckte die Arme in Ielenas Richtung aus und blickte sie abwartend an, ohne ein Wort zu sagen. Einfach nur mit einem leicht schmollenden, fordernden Blick in den Augen. Es war wohl klar, was sie wollte.

Es schien halbwegs wieder alles gut zu sein... halbwegs.
So leicht war die Sache nicht vergessen, da war Ielena sich sicher.
Ielena kicherte, als Sice nun eine Schmolllippe zog und dann verblüfft drein sah. "Natürlich bist du meine Schwester und meine beste Freundin. Beides. Für immer", quietschte Ielena freudig und lachte, als sie den Witz von Sice verstand.
Nun begutachtete Sice ihre Wunde und Ielena verzog leicht das Gesicht, da sie immer noch vor Augen hatte, dass sie selbst an der Wunde Schuld war... oder zumindest das, was sie letzte Nacht gewesen war. Doch lange blieb Sice mit ihrer Wunde nicht beschäftigt, kurz darauf hob sie schon die Arme an und streckte sie auffordernd in die Richtung von Ielena. Diese wusste natürlich, was von ihr gewollt war und streckte nun ebenfalls die Arme aus, bevor sie sich an Sice kuschelte, dabei aber vorsichtig, damit sie Sice nicht verletzte.
Innerlich fragte sie sich, wie lange Sice hier wohl im Krankenhaus bleiben musste. Ielena fiel jetzt noch eine Sache ein und sagte dann: "Beim nächsten Mal, falls du noch mal so viel Blut verlieren solltest, sagten die Ärzte... kann ich dir auch Blut spenden, wären wir dann nicht auch so was wie Blutsverwandte? Man hat mein Blut extra hier untersucht dafür, falls sie keine richtige Sorte oder so da hätten."

Sice nickte Ielena zu, als diese meinte, sie wären Schwestern und beste Freundinnen. Und das für immer. Ja, für Sice stand das auch so fest. Sie würde erst von Ielena ablassen, wenn sie irgendwo tot am Boden lag. Vorher würde sie sich um Ielena kümmern, komme was da wolle.
Als sie danach die Arme ausgestreckt hatte, reagierte Ielena auch recht schnell und knuddelte sich an sie, genau wie die Silberhaarige schweigend verlangt hatte. Dabei war sie sehr vorsichtig, was auf ziemliches wohlwollen stieß. Noch mehr Schmerzen konnte sie wirklich nicht gebrauchen.
Dann fing Ielena an zu erzählen, dass sie wohl in der Lage war, Sice Blut zu spenden, falls sie noch einmal so enorm viel davon verlor. Man habe sie wohl extra untersucht.
Und sie war der Meinung, dass sie das ja wohl auch zu so etwas wie Blutsverwandten machen würde, was zwar nicht ganz stimmte, aber irgendwie ja dann doch.
"So ganz richtig ist das nicht. Aber ja, dann fließt in uns beiden das gleiche Blut. Das würde uns noch weitaus enger aneinander binden ... und ich fände das schön.", flüsterte Sice ihrer besten Freundin zu. Laut sprechen konnte sie bei bestem Willen nicht. Vor allem jetzt, wo sie alles in ihrer Macht stehende tat, um Ielena einfach nur zu umarmen und bloß nicht mehr gehen zu lassen ... vor allem, damit die Schwarzhaarige nicht sah, wie Sice nun in Tränen ausbrach.
Sie war einfach so froh, dass sie Ielena ja scheinbar doch irgendwie 'gerettet' hatte ... Wie hätte sie zulassen können, dass ihrer 'kleine Schwester' in diesem Zustand herum zog und nachher noch Dinge anstellte, die sie in irgendwelche Kerker hätten befördern können. Allein der Gedanke, dass Sice ihre beste Freundin nicht mehr hätte wiedersehen dürfen, brachte die Tränen noch mehr zum fließen.
"Ich bin so froh, dass alles gut gegangen ist. Ich bin so froh ...", gab sie mit erstickter, bebender Stimme von sich, während sie Ielena ein wenig näher an sich heran zog und sich so fest an sie drückte, wie es möglich war, ohne vor Schmerzen aufzukeuchen.

Sice erklärte ihr nun, dass sie selbst nach einer Bluttransfusion nicht als blutsverwandt gelten würden, dennoch würde in ihnen das gleiche Blut fließen, was die beiden wohl noch mehr verbinden würde. "Ist also fast das Gleiche, ist also egal, ob nun blutsverwandt oder ob nun das gleiche Blut in uns fließt. Für mich macht das keinen Unterschied", gab Ielena als Antwort zurück und ließ sich von Sice knuddeln.
Diese drückte die Beschwörerin so fest an sich, dass es den Anschein hatte, das sie Ielena nie wieder gehen lassen wollte. Sice versuchte zwar ihre Tränen und ihr Heulen zu verstecken, dennoch konnte man die stockende Stimme von Sice gut hören, als sie sprach und auch das Beben, welches durch den Körper von Sice ging, war deutlich von Ielena zu spüren. Die schwarzhaarige Beschwörerin wurde weiterhin an Sice heran gedrückt, als diese versuchte ihre Tränen zu verbergen. Ielena gab ein Seufzen von sich, als sie anfing zu sprechen: "Du Dummerchen, ich weine doch auch schon nicht mehr, also warum weinst du jetzt? Irgendwie... ist ja alles wieder okay und du musst nur wieder richtig fit werden oder?", sagte Ielena mit aufmunternder Stimme, es war ihr unangenehm, dass Sice weinte.

He, wem hatte sie etwas vormachen wollen ? Hatte sie wirklich gedacht es würde unbemerkt bleiben, wenn sie weinte ?
Doch Ielena versuchte sofort sie aufzumuntern, indem sie meinte, sie würde ja schon nicht mehr weinen und es wäre ja ales okay und Sice müsse nur wieder richtig fit werden.
Sie hatte alles so falsch verstanden.
"Du bist hier das Dummerchen ...", gab sie erst einmal verheult zurück, während sie sich an Ielena klammerte.
"Ich hatte solche Angst. Ich habe mir solche Sorgen gemacht. Um dich und nichts sonst. Ich war bereit zu sterben um dafür zu sorgen, dass du dich nicht in Schwierigkeiten bringst, sondern ein einfaches, normales Leben führen könntest, wie es dir immer verwehrt wurde. Ich habe bereits vor mir gesehen, wie du in diesem Zustand auf jemanden triffst, der nicht so nachsichtig ist wie ich. Jemand der dich fängt und ins Gefängnis bringt oder dich sogar an Ort und Stelle tötet und dir damit in beiden Fällen jede Möglichkeit darauf nimmt, deine verlorene Kindheit je wieder nach zu holen. Du kannst dir nicht vorstellen, wie ich bei diesen Gedanken gelitten habe ... Also Ielena, lass mich bitte einfach weinen und knuddel weiter mit mir, in Ordnung ? Ich brauche das gerade ..."
Nach diesem, für ihren aktuellen Zustand, übertrieben langen Vortrag fing Sice wieder an zu husten, so dass ihre Wunde stark schmerzte. Doch sie ließ Ielena nicht los und hielt sie an sich gedrückt, während der Schmerz abklang.
"Ich hab' dich so lieb ...", flüsterte sie dann noch in Ielenas Ohr, ehe sie wieder in Schweigen verfiel und einfach weiter weinte.

Ielena hielt Sice fest in den Armen und kuschelte mit ihr, als diese nun wieder anfing zu erzählen.
Sie meinte, sie hatte sich einfach nur Sorgen um Ielena gemacht, dass ihr auch etwas Schlimmeres bei ihrer Aktion passieren könnte, Gefängnis oder Tod... Deswegen hatte Sice eben alles auf eine Karte gesetzt und hatte sogar mit ihrem eigenen Tod gerechnet um Ielena zur Vernunft zu bringen, damit sie so was nie wieder tat und nun... Sice hatte eben gewollt, dass Ielena jetzt ein normales Leben führen konnte, was ihr immer verwehrt gewesen war und das sie ihre Kindheit nach holen könnte. Ielena verstand nun und knuddelte weiterhin Sice, ließ sie auch weiterhin weinen. "Ich habe dich auch lieb", sagte Ielena leise, als Sice aufgehört hatte zu Husten. "Aber dennoch muss ich einen kleinen Einwand geben. Ein normales Leben wäre mir weiterhin verwehrt, wenn du gestorben wärst, da ich mir das nie verziehen hätte und... wer hätte mich dann noch zur Vernunft bringen können? Aber ich denke deine Lehrstunde hat dieses Mal auch wieder gewirkt und ich werde an Neumond besser im Bett liegen und schlafen."

Sice weinte einfach und schwieg, während Ielena auf die Worte von ihr einging. Sie sagte, ein normales Leben wäre ihr weiterhin verwehrt geblieben, da sie es sich nie verziehen hätte, wenn Sice gestorben wäre. Und wer hätte sie dann noch zur Vernunft bringen können ?
Doch sie meinte, auch dieses mal hätte die Lehrstunde ihre Wirkung nicht verfehlt und Ielena würde von nun an bei Neumond im Bett liegen und schlafen.
All diese Worte brachten Sice nur dazu, dass sie sich noch mehr an die Schwarzhaarige krallte, bis sie schließlich wieder langsam aufhörte zu weinen. Erst dann kommentierte sie Ielenas Worte, während sie anfing, sich mit einer Hand die Tränen aus dem Gesicht zu wischen.
"Das will ich auch hoffen. Wenn so etwas noch einmal passiert, dann werde ich beim nächsten mal wirklich versuchen, dir alles auf die harte Tour in den Kopf einzuprügeln. Und Ielena ... wenn du doch so unter deiner Vergangenheit gelitten hast, musst du wissen, dass du jederzeit ein wenig Frust an mir auslassen kannst. Von mir aus auch in Kämpfen. Ich will nur nicht, dass du herum läufst und eine Gefahr für dein Umfeld darstellst. Da trage ich lieber ein paar Blessuren davon, indem ich mich mit dir prügle. Verstanden ?"
Sie gab Ielena nun die Möglichkeit zu antworten, während sie ein wenig im Bett zur Seite rutschte, um somit ihrer besten Freundin mehr Platz zu machen. Eine Weile darauf meinte sie dann: "Ich glaube, ich bin noch ziemlich am Ende. Ich brauche eine Pause ... Knuddelst du mit mir, während ich schlafe ? Ich finde bestimmt mehr Ruhe, wenn ich weiß, dass du direkt hier, bei mir, bist."

Ielena lächelte Sice an, als sie sich quasi als Boxsack anbot und meinte, dass sie froh war das Ielena ihr Lektion gelernt hatte... sonst würde sie beim nächsten Mal die wirklich harte Tour anwenden. Eifrig nickte die Beschwörerin, als sie nun Sice antwortete: "Gegen ein bisschen Stressabbau zu meiner eigenen Sicherheit habe ich nichts und ein wenig Training kann auch nicht schaden... beim nächsten Mal bin ich aber vorsichtiger und ersteche dich nicht wieder..." Trotz ihrer seltsamen Worte, blieb Ielena weiterhin wieder fröhlich, selbst wenn Sice sich hier ausheulte.
Sice machte nach einer Weile Platz im Bett, damit sich Ielena an sie kuscheln konnte. Diese tat das gerne und machte es sich neben ihrer besten Freundin bequem, damit sie diese wieder in den Arm nehmen konnte. "Schlaf ruhig und ruhe dich aus. Ich bin bei dir und passe auf dich auf, Sice", sagte Ielena sanft.
Ielena fragte sich wieder, wann Sice wieder fit war... es würde sicherlich einige Tage dauern...

Es war schön zu hören, dass Ielena auf ihr angebot einging. Kontrollierte Kämpfe zum Stressabbau waren wohl ein wenig angenehmer, als ein Kampf, in dem sie beide keine Zurückhaltung an den Tag legten und Gefahr liefen, sich gegenseitig abzuschlachten ...
Nicht lange danach lag Ielena schon neben ihr und knuddelte mit ihr, während sie sagte, Sice könne ruhig schlafen, da die Beschwörerin auf sie aufpassen und hier bleiben würde. Es war schön, das zu hören.
"Danke, Ielena. Danke dafür, dass du bei mir bist und bei mir bleibst.", , murmelte sie leise und geschwächt vor sich her. Sie würde nicht noch einmal zulassen, dass Ielena von ihrer Seite wich. Zumindest fürs erste.
Aus eben diesem Grund nahm Sice ihre beste Freundin nun in die Arme und kuschelte sich einfach nur Trost suchend an sie, während sie schon kurz darauf weg dämmerte und vor Erschöpfung einschlief.

"Mach ich doch gerne", flüsterte Ielena, als Sice sich bei ihr dafür bedankte, dass sie bei ihr war und blieb. Sice kuschelte sich an sie und es schien fast so, als würde sie Ielena nicht mehr gehen lassen... nun Ielena hatte auch nicht vor zu gehen, sie kuschelte sich eher noch enger an ihre Freundin. Nun irgendwann war Sice vor Erschöpfung eingeschlafen und als Ielena ihren ruhigen Atem hörte... wurde auch sie langsam schläfrig. Der fehlende Schlaf der letzten Nacht machte sich langsam bemerkbar und deshalb wurde Ielena auch langsam so ruhig... schlief irgendwann selbst ein...
Die nächste Woche blieb größtenteils unspektakulär. Sice wurde viel untersucht und die Ärzte kümmerten sich darum, dass sie möglichst gut wieder gesund wurde. Ielena wich nur selten von der Seite von Sice, vermutlich um ein wenig ihr schlechtes Gewissen zu beruhigen, aber die Beschwörerin wich nur von der Seite ihrer Freundin, wenn sie unbedingt musste... ja selbst ins Bad verfolgte Ielena sie oft. Nach der einen Woche ging es Sice wieder so gut, dass die Ärzte ihr erlaubten, dass Krankenhaus zu verlassen, dennoch sollte sie es langsam angehen. Am Morgen des Entlassungstag stand Ielena schon früh am Bett von Sice und summte vor sich hin, damit sie ihre Freundin damit wecken konnte.

Eine volle Woche lang war sie nun hier gewesen.
Es hatte gut und gerne zwei Tage gedauert, bis sie sich überhaupt wieder bewegen konnte, ohne dass ihr Bauch sich angefühlt hatte, als würde die Wunde sofort wieder aufreißen. Zwei weitere Tage hatte es gedauert, bis sie überhaupt ohne Hilfe aufstehen konnte. Und nun, nach der vollen Woche im Krankenhaus, sagte man ihr endlich, dass sie weit genug genesen war, um am nächsten Morgen wieder ihrer Wege zu gehen, wobei sie jedoch erst einmal keine großen Anstrengungen auf sich nehmen sollte. Im Klartext: Nur ungefährliche C-Rang Quests erlaubt.
Zudem hatte man ihr gesagt, dass die Narben an Bauch und Rücken vermutlich noch viele Jahre, wenn nicht sogar ewig sichtbar bleiben würden. Man hatte auf eine Heilung mit Magie verzichten müssen, da die Verletzung eigentlich einen tödlichen Verlauf hätte nehmen müssen und nur eine Behandlung mit Blutungsstillenden Medikamenten und dergleichen, direkt an ihren Organen, war in der Lage gewesen sie zu retten. Um im Falle eines erneuten Wundbruchs schnell handeln zu können, hatte man es deshalb nur vernäht und nicht vollkommen schließen lassen. Und Narbengewebe wiederrum, war durch Magie wohl nicht wirklich heilbar, da es nun einmal schon vernarbte Haut war. Sie würde also von nun an als lebendes Zeugnis an diese Nacht dienen und somit vermutlich jedes mal wieder in Ielenas Gedächtnis rufen, was geschehen war. Wenn das half, ihre Anwandlungen an Neumond zu unterdrücken, war das Sice nur recht.
Nachdem die Ärzte ihr also die Nachricht der Entlassung zukommen lassen hatten, waren Ielena und Sice irgendwann zu Bett gegangen. Und nun brach der Morgen an, an welchem sie gehen durfte.
Und der Morgen fing direkt wundervoll an, da sie wieder einmal von Ielenas wunderschönem Gesumme geweckt wurde.
Es dauerte auch nicht lange, bis Sice sich zu Ielena drehte und die Augen aufschlug. Wie immer war das viele weiß nicht angenehm, aber durch die vielen Fakten, die für gute Laune sorgten, war ihr das ziemlich egal.
"Guten Morgen.", gab sie mit fröhlicher, gleichzeitig jedoch wie üblich leicht kratziger und grummliger Stimme von sich, während sie ihre beste Freundin mit einem Lächeln musterte.

Eine Woche hatte es gedauert, bis Sice wieder halbwegs auf dem Damm gewesen war...
Aber heute war es endlich so weit, heute durfte Sice das Krankenhaus endlich verlassen... dennoch würde sie vielleicht für immer eine Narbe, als Erinnerungen an jenen Tag, zurück behalten.
Ielena weckte Sice dennoch mit einem fröhlichen Summen und als ihre beste Freundin die Augen aufschlug, war sie so erfreut, dass sie eine freudiges Quietschen ausstieß. Mit grummeliger und rauer Stimme, wie eigentlich jeden Morgen, wurde Ielena nun begrüßte und dennoch... Sice schien fröhlicher als normalerweise, aber vielleicht kam es Ielena auch nur so vor.
"Guten Morgen mein Sonnenschein, hast du gut geschlafen?", Ielena wuselte durch das Zimmer und machte sich langsam für den Aufbruch bereit, bevor Sice überhaupt fertig war. "Lass uns schnell aufbrechen ja? Ich hab so eben beschlossen, dass ich Krankenhäuser nicht besonders leiden kann", meinte Ielena scherzhaft und lachte, aber dennoch wollte sie schnell hier weg, sie hatte sich hier lange genug aufgehalten fand sie und langsam wurde es der Beschwörerin langweilig hier.

Sice' Lächeln wurde noch ein wenig breiter, als Ielena sie als Sonnenschein betitelte und fragte, ob sie gut geschlafen hatte. Ein leichtes Nicken und ein "So gut, wie es in meinem Zustand und einem Krankenhaus geht, würde ich meinen.", waren die Antworten der Silberhaarigen.
Dann fing Ielena bereits an, sich fertig zu machen und sagte, sie wolle schnell aufbrechen, da sie beschlossen hatte, dass sie Krankenhäuser nicht leiden konnte. Sie lachte zwar, aber Sice hatte dennoch das Gefühl, dass das nicht vollkommen als Witz gemeint war.
Deshalb richtete sie sich auch schon bald auf und fing an, sich langsam an zu ziehen. Da sie erst inmal so wenig Magie wie möglich einsetzen wollte, war sie dieses mal also darauf angewiesen, ihre Kleidung zu tragen, welche sie bei ihrer Einlieferung durch Ielena anhatte. Dadurch hatte sie also mit Blutflecken und einem Loch im Oberteil zu kämpfen, was ihr nicht so unbedingt gefiel, jedoch bis zur Schenke reichen musste. Dort konnte sie sich ja dann neue Kleidung heraus suchen.
Als sie sich also fertig angezogen und frisiert hatte, war Ielena bereits lange fertig, so dass sie aufbrechen konnten.
Auf dem Weg nach draußen bedankte Sice sich noch einmal bei allen Ärzten, die sie erkannte, ehe sie das Gebäude verließen. Es war schön, die frische Meeresluft zu atmen und die wärme der Sonne auf ihrem Körper zu spüren.
Gemeinsam machten sie sich also auf den Weg zurück zum Stammlokal von Shining Falcon, damit Sice sich umziehen konnte. Was sie danach tun würden, war eine gute Frage, aber Sice hatte auf jeden Fall vor, sich irgendwie zu betätigen. Sie hatte zu lange herum gelegen und nichts getan, außer ihre täglichen Bedürfnisse zu befriedigen ...