Eine erfolgreiche Mission

Gelangweilt blätterte Gin die ihm vorgelegten Berichte über alles mögliche durch, was sich in Fiore abgespielt hatte ... alles vollkommen unbedeutend ... vielleicht sollte er sich mal neue Spione zulegen ...
Andererseits machten sie wenigstens ihre Arbeit ... gutes Personal war so verdammt schwer zu finden.
Neben ihm, auf dem Schreibtisch seines Büros stand ein Glas mit Wein, von welchem er ab und zu trank.
... Sollte er sich vielleicht eine Sekretärin zulegen ? Nein ... er durfte so gut wie niemandem trauen ... Die Informationen, die er manchmal in seinen Berichten hatte, waren einfach zu wichtig und gefährlich ... Falls sie in die falschen Hände gerieten, konnte nicht einmal mehr seine Kontrolle über den magischen Rat und sein Einfluss auf den Adel Fiores dafür sorgen, dass er nicht für mindestens fünfzig Jahre in den Kerkern von Crocus verrotten würde ... wenn sie ihn fingen zumindest ...
Hach ja ... Dennoch war diese Arbeit so langweilig ... Eine Abwechslung würde ihm wirklich mal gut tun ...

Bericht:

Scheinbar sollte es doch noch eine Abwechslung geben, eh ?
Als es an der Tür klopfte, blickte Gin auf und bat die Person hinein, welches auch immer war, die da geklopft hatte.
Wer da jedoch hinein kam, verblüffte ihn ein wenig: Akane Tora ... ehemaliges Anhängsel seiner werten Vorgängerin ... Wie er es hasste, auch nur an die vergangenen Gildenmeister vor ihm zu denken. Wie er es hasste, dass Akane ihn durch ihren bloßen Anblick immer an Arashi Sora erinnerte, die letzte Gildenmeisterin von Violent Phoenix. Alleine er, Ginawai Senshi, war es wert der Gildenmeister zu sein, NIEMAND SONST !
Dennoch ... Akane selbst war immer friedlich und freundlich gewesen und hatte ihn immer respektvoll behandelt. Sie selbst hasste er nicht ...
Demnach war sein Blick auch vollkommen neutral, als sie ihn begrüßte. Dennoch schwieg er, während sie meinte, ihre Mission wäre ein Erfolg gewesen. Eine augenbraue von ihm wurde hochgezogen, als sie sich aufrichtete und ihm den Bericht vorlegte. Er sah auf den ersten Blick, dass es nicht viel war. Aber für die Zeit, die sie weg war, war die Menge eindeutig ausreichend. Informationen sammelten sich immerhin nicht in wenigen Tagen, sondern in vielen Wochen. Und Heroic Dragon war eindeutig keine kleine Gilde.
Als er nun den Bericht kurz überflogen hatte, legte er ihn zur Seite. Einen Augenblick später erschien ein kaum bemerkbares Schmunzeln auf seinem Gesicht.
"Keine schlechte Arbeit, Akane. Wirklich keine schlechte Arbeit. Ich gebe zu, ich habe dich unterschätzt. Du hast bewiesen, dass du als vollwertiges Mitglied der Gilde akzeptiert werden solltest. Demnach heiße ich dich herzlich willkommen zurück."
In der Tat, sie hatte etwas geleistet. Er würde sie jetzt nicht mehr als das 'Anhängsel von Arashi Sora' oder dergleichen sehen, sondern zumindest als Gildenmitglied akzeptieren. Sie war doch zu mehr nutze, als manch anderes Mitglied, so viel stand fest.

Gin war in der Tat verblüfft darüber, dass Akane ihre Aufgabe so gut bewältigt hatte. Sie hatte einiges geleistet. Immerhin war sie in der ehemals stärksten Gilde Fiores als Spion unterwegs gewesen. Manchmal, wenn ihm lange nichts über sie berichtet wurde, hatte er bereits angenommen, sie sei erwischt worden ... doch dem schien nicht so.
Als Akane sich dann bedankte und fragte, ob es noch etwas gab, was sie für ihn tun konnte, schenkte er ihr tatsächlich ein ernst gemeintes Lächeln. Nichts, was man häufig bei ihm sah. Es war zwar kein überschwängliches Lächeln, aber es zeigte, dass er sich doch tatsächlich freute.
Gut, er würde sich zwar noch immer ständig durch sie an Arashi Sora erinnert fühlen, aber sie hatte genug getan, um zu beweisen, dass sie ihm wirklich loyal ergeben war und vermutlich auch so gut wie alles tat, um was er sie bitten würde. Gute Mitglieder kamen nicht häufig in die Gilde, doch sie schien eines zu sein. Fleißig, geschickt, intelligent ... und vielleicht sogar vertrauenswürdig. Da er von Natur aus misstrauisch war, gestand er sich zwar ein, dass er ihr mehr Vertrauen konnte, als den meisten anderen aus der Gilde, aber es gab auch Mitglieder, so wie Zatana, die noch deutlich eher sein Vertrauen verdient hatten.
Dennoch würde er Akane von nun an nicht mehr wie ein niederes Mitglied der Gilde behandeln, sondern aufgrund ihrer Leistungen so behandeln, wie sie es verdient hatte: zuvorkommend.
"Es gibt nichts zu danken, Akane. Du hast dich als sehr nützlich erwiesen und hast auch gezeigt, dass man dir vertrauen kann. Ich entschuldige mich dafür, dass ich so misstrauisch war, aber du kennst unsere Gilde. Man weiß nie, wer heimlich gegen jemanden arbeitet und nur so tut, als wäre er ein Verbündeter. Du hingegen stehst nun auf der recht kurzen Liste von Gildenmitgliedern, denen ich genügend Vertrauen entgegen bringe, um sie als Verbündete zu bezeichnen."
Nach diesen Worten richtete er sich nun auf, ging weiterhin lächelnd auf Akane zu und legte ihr eine Hand auf die Schulter.
"Und es gibt nichts, was du im Moment für mich tun könntest. Nach einer so aufwendigen Aufgabe, bist du herzlich eingeladen, erst einmal ein wenig Ruhe zu genießen, etwas zu essen, zu trinken und dir ein paar Tage Urlaub vom typischen Gildenleben zu nehmen. Leb dich erst einmal wieder ein, knüpfe Kontakte mit den neueren Mitgliedern der Gilde und erhol dich ein wenig. Du hast es dir verdient. Und was deinen Bericht angeht, den werde ich mir gleich auch einmal genauer anschauen. Für besonders nützliche Informationen, gibt es dann auch noch zusätzlich Belohnungen."
Er ging nun zu seinem Schreibtisch zurück, bevor er sich setzte, blickte er sie jedoch noch einmal genauer an.
"Wenn du willst, können wir uns natürlich auch noch ein wenig unterhalten. Es gibt sicherlich auch noch die ein oder andere interessante Erfahrung, die du bei deinem Aufenthalt bei Heroic Dragon gemacht hast. Und ich für meinen Teil bin ja von Natur aus darauf bedacht, alles mögliche in Erfahrung zu bringen, was in irgend einer Weise hilfreich sein würde. Wir können uns aber auch gerne in den nächsten Tagen noch unterhalten. Das ist deine Entscheidung. Zeit habe ich auf jeden Fall genug, Termine oder so etwas stehen nämlich nicht an."