Yasuos Hütte

cf: [Quest] Hargeon Town

Ihre Quest hatte sie erfolgreich beendet und sich das Geld letzten Endes zurücklegen lassen, um es zu einem späteren Zeitpunkt abholen zu gehen. Für den Moment hatte sie sich nämlich ein klein wenig zu beeilen, um noch pünktlich zu einem Treffen zu gelangen. Somit hatte Ajana sich schnellen Schrittes zurück zum Gildenhaus begeben, um dort ihr Zimmer in Windeseile nach der gesuchten Kleidung zu durchwühlen. Sie war normalerweise niemand, der es wirklich eilig hatte, doch setzte sie besonders viel auf Pünktlichkeit und so war es ihr durchaus wichtig, schnell fertig zu werden, denn ein kurzer Blick auf die Uhr verriet ihr, dass sie nicht mehr ganz eine Stunde Zeit hatte. Zwar hatte Yasuo ihr klar gemacht, dass es für ihn in Ordnung wäre, zu warten, doch wollte sie ihn um keinen Preis warten lassen. Sie wollte den gesamten Abend genießen und nicht nur den kleineren Teil den sie bekam, wenn sie später da war, als verabredet.
Bewaffnet mit dem halblangen, dunkelblauen Kleid begab sie sich ins Badezimmer, duschte kurz, machte sich dann die Haare und zog sich an. Erst überlegte sie, sich eine aufwändigere Frisur zu machen, entschied sich letztlich dagegen. Immerhin war das ein Kennenlern-Essen und kein Date. Auch wenn sie in gewisser Weise ein wenig das Gefühl hatte. Also ließ sie ihr Haar gewohnt offen, setzte nur ein ganz dezentes Make-up auf und kramte dann eine Tasche hervor, in der sie den Zimmerschlüssel und ihren Ausweis, sowie ein paar andere Dinge, die in eine Handtasche gehörten, verstaute. Dann warf sie noch einmal kurz einen prüfenden Blick in den Spiegel, ehe sie sich zu dem von Yasuo beschriebenen Ort aufmachte.
Da sie zu Fuß unterwegs war, dauerte es ein Weilchen, bis sie ein Stück außerhalb der Stadt an den Weg kam, der nach oben zu der kleinen Hütte führte, die Yasuo sein Eigen nannte. Kurz atmete die Weißhaarige einmal tief durch, dann machte sich daran, den schmalen Pfad hinauf zu steigen. Eine sanfte Brise begrüßte sie dabei und schien um sie herumzuwirbeln, wobei sie ihr Haar leicht zurückhalten musste, damit es ihr nicht im Gesicht herumflog. Es war nicht mühselig für sie, den ganzen Weg hinauf zu laufen, schon gar nicht, da der Himmel aufgrund der langsam untergehenden Sonne in ein tiefes Orange getaucht war und der frische Wind  machte sogar die noch immer anhaltende Wärme erträglich.
Nachdem sie den Aufstieg beendet hatte, sah sie direkt vor sich das Häuschen, in dem ihr Gildenmeister wohl leben musste. Neugierig betrachtete sie das Gebäude und überlegte, ob es wohl irgendwo eine Klingel oder eine Klopfvorrichtung gab. Vielleicht sollte sie einfach anders auf sich aufmerksam machen? Neugierig schlich sie um das Haus herum, wobei ihr Blick letztlich auf einen kleinen Schrein fiel, der direkt an die Hütte angrenzte. Mit großen, blauen Augen sah sie dort hinüber und war sichtlich begeistert von dem Anblick. Sie kannte solche Schreine gut, war sie doch auf ihrer Reise durch ein paar Dörfer und Städte gereist, die ebenfalls die verschiedensten Schreine besessen hatten. Doch selten hatte sie einen Schrein im Privatbesitz einer Person gesehen. Yasuo musste etwas Starkes damit verbinden, wenn er ihn direkt nebenan hatte. „H-hallo?“, rief sie letztlich, in der Hoffnung, dass der Wind ihre Worte schon dorthin tragen würde, wo sie hingehörten.

Ihr Blick war erneut über die kleine, bescheidene Behausung gehuscht, als sie Schritte seitlich von sich vernahm und kurz darauf Yasuos Stimme hörte. Sie sah hinüber zu dem kleinen Schrein, vom dem aus der Gildenmeister nun zu ihr geschritten kam. Sofort begann sie, zu strahlen und nickte zum Dank für das Kompliment, das er ihr entgegen brachte. „Danke, ich habe mich beeilt. Und da ich mir einen Auftrag hier in Hargeon Town gesucht habe, war mein Weg nicht allzu weit“, entgegnete sie und ließ sich von ihm zum Eingang seines Hauses führen. Derweil berichtete sie, was genau sie eigentlich gemacht hatte. „Ich weiß nicht, ob der Arme Kimsley dir etwas sagt aber ich habe ihn heute eingefangen und bei der Zentrale abgegeben. Es verlief alles gut und nach Plan und es waren keinerlei Probleme zu verzeichnen.“ Sie versuchte, das ganze so professionell wie möglich klingen zu lassen, immerhin war das das erste Mal, dass sie ihrem neuen Gildenmeister einen Auftragsbericht erstattete. Unterdessen führte er sie ein wenig durch sein Haus und erklärte ihr, wieso er genau diese Lage gewählt hatte.
„Ich finde es hier wunderschön. Man kann den Sonnenuntergang so wunderbar sehen“, erklärte sie mit leuchtenden Augen. „Und ich wette, dass man von hier aus auch die Sterne viel besser sehen kann, als in der Stadt, oder?“ Ajana liebte die Sterne. Sie empfand es sie als Zeichen der Hoffnung und für sie, als jemand der viel gereist war, waren die Sterne stets ihre treusten Begleiter gewesen. „Außerdem ist ein wenig Abgeschiedenheit ein schöner Ausgleich zu dem wilden Treiben in einer Stadt.“ Sie verstand seine Wahl vollkommen und wenn sie eines Tages genügend Geld zusammengespart hatte, so würde sie sich sicher auch ein kleines Häuschen etwas außerhalb der Stadt suchen. Zwar war Ajana gern unter Menschen, aber auch sie suchte hin und wieder ganz gern nach etwas Ausgleich und Entspannung.
„Ich hoffe, das Kochen verlief einigermaßen gut?“ Langsam folgte sie ihm in den letzten Raum, während er ihr davon berichtete, dass das Essen bereits fertig war und als er ihr etwas zu trinken anbot, überlegte sie kurz, ehe sie mit „Ein Wasser wird fürs Erste reichen, danke“ antwortete und sich dann auf einen der freien Plätze setzte. Der Tisch war bereits gedeckt und obwohl das Esszimmer nicht allzu groß war – was sie aufgrund der Größe des Hauses auch nicht erwartet hatte – hatte sie nicht das Gefühl, eingeengt zu werden, sondern fühlte sich viel eher sehr willkommen. Es war nicht viel, was Yasuo hier hatte, dafür teilte er es jedoch für diesen einen Abend mit ihr. Nachdem sie Platz genommen hatte, hängte sie ihre Tasche über die Rückenlehne ihres Stuhls und blickte sich dann ein wenig aufmerksamer in dem kleinen Raum um. Zwar war hier nicht viel Platz, dafür war es jedoch mit hübsch verzierten Schränken recht gut eingerichtet und die Farbe des Holztisches gefiel ihr besonders gut. Allerdings war sie ja nicht der Inneneinrichtung wegen hier, weshalb ihr auch recht schnell der angenehme Geruch nach Essen in die Nase stieg. Die Küche musste direkt an dieses Zimmer angrenzen, denn sie konnte ganz klar riechen, von wo der Duft kam. „Es riecht köstlich“, murmelte sie und lehnte sich entspannt zurück, ihre Hände erneut im Schoß zusammen gefaltet. „Soll ich dir bei irgendetwas helfen?“

Das Kompliment, das Yasuo ihr entgegenbrachte, ließ sie leise verlegen auflachen. Er beschrieb die Schönheit des Nachthimmels, als nur verblassend im Vergleich zu ihrer Schönheit und sie wusste nicht ganz, was sie dazu sagen wollte. Aber genau diese Art und Weise, in der er sprach – in der er zu ihr sprach – begeisterte sie und ließ sie insgeheim sogar darauf hoffen, dass er dieses kleine Essen auch als ein wenig mehr ansah, als eben nur ein … Essen. „Du bist ja ein richtiger Charmeur“, entgegnete sie und schüttelte leicht den Kopf. „Aber es freut mich zu erfahren, dass es noch mehr Menschen hier gibt, die auch die einfachen Dinge im Leben zu schätzen wissen. Die jüngere Generation legt eher Wert auf das Materielle. Ich wünschte, es gäbe eine Möglichkeit, das zu unterbinden.“ Sie nickte ihm dankend zu, als er ihr ein Glas gefüllt mit Wasser an den Platz stellte, ehe er für einen Moment im Nebenraum verschwand. Wie Ajana bereits erwartet hatte, lag dort die Küche, denn als er kurz darauf zurückkehrte, war er bewaffnet mit zwei gut gefüllten Tellern, die die köstlichen Duft von Curry verbreiteten. Ajana spürte, wie das Wasser ihr im Mund zusammenlief. Das letzte Mal, dass sie heute etwas Ordentliches gegessen hatte, war zum Frühstück gewesen, da sie um die Mittagszeit keine Möglichkeit gehabt hatte, sich etwas Essbares zu besorgen. Immerhin hatte sie einen Auftrag zu erfüllen gehabt.
Dementsprechend begeistert betrachtete sie das Essen, als Yasuo es vor ihr auf den Tisch stellte und sich anschließend ihr gegenüber nieder ließ. „Es riecht nicht nur gut, es sieht auch noch gut aus“, murmelte sie mit einem zufriedenen Ausdruck im Gesicht und griff nach dem Besteck. Er wünschte ihr einen guten Appetit und sie tat es ihm gleich. Bereits der erste Bissen bewirkte bereits Wunder und auch wenn durchaus klar war, dass das nicht das Essen eines Meisterkochs war, so war es geschmacklich für Ajana einwandfrei. „Und schmecken tut es auch.“ Mit dieser Feststellung steckte sie sich eine weitere Gabel voll in den Mund und kaute zufrieden. Er hatte ihr berichtet, dass es auch noch Nachschlag gäbe, wenn sie danach verlangte, doch Ajana war sich ziemlich sicher, dass das nicht nötig war. Sie hatte zwar Hunger, doch ihre Portion war groß genug, um sie gänzlich zu sättigen. „Es freut mich, dass du Spaß dabei hattest, das hier zu kochen. Man schmeckt das, würde ich sagen.“ Ihr war klar, dass sie im Begriff war, sein Essen in den höchsten Tönen zu loben, doch nachdem er ihr bereits wiederholt ein Kompliment gemacht hatte, war es nun an ihr, diese zurück zu geben.

Den Worten ihres Gegenübers konnte Ajana so getrost zustimmen. Es gab keinen anderen Weg, die neuen Generationen zu ändern, als eben das weiterzureichen, was man selbst fühlte, wie man sich selbst verhielt und auf das Beste hoffen. Ein leises Seufzen von sich gebend, entgegnete sie: „Es sieht so aus, als wäre das die einzige Möglichkeit, ja. Und dabei sind Familie und Freunde das einzige, worauf es im Leben doch wirklich ankommen sollte. Ich kann mich nicht daran erinnern, wann Geld mir mal das Leben gerettet hat. Dahingehend sind die Highlands ganz anders …“ Sie senkte kurz ihren Blick und starrte nachdenklich auf ihren Teller. „Dort, wo ich herkomme, verlässt man sich aufeinander, wenn es Hart auf Hart kommen sollte. Auch wenn ein Krieg nicht unbedingt das beste Mittel ist, Menschen miteinander zu verbinden.“ Sie schüttelte den Kopf. In ihrer Heimat hatten sie so viele Jahre in Frieden und Gerechtigkeit gelebt, doch die Machtgier der Menschen hatte all das zerstört. „Ich glaube, dadurch dass Magie unser Leben so sehr erleichtert, sind wir materieller geworden. Kaum jemand hier ist es noch gewöhnt, hart für das zu arbeiten, was er braucht.“ Als ihr klar wurde, was sie da im Grunde Fiore unterstellte, hob sie abwehrend die Hände. „Ich … ich meine, nicht dass es überall so ist. Aber Magie sorgt schon für Luxus. Und wer sich Magie leisten kann, der kann auch in Frieden leben. Also ist es das Geld, was so viele Menschen voran treibt. Natürlich … gibt es auch Ausnahmen.“ Ihr Blick fiel auf Yasuo, der nebenbei ebenfalls am Essen war. Sie hatte in der Gilde bisher kaum jemanden kennen gelernt, der der Materialität allzu stark verfallen war, doch in der Zeit ihrer Reisen hatte sie genügend davon getroffen. Sie war froh darüber, dass der Mann, der ihr gegenüber saß, ebenso dachte, wie sie, was die Wichtigkeit von Familie anging.
Als Yasuo vorschlug, mit ihr gemeinsam den Sonnenuntergang anzusehen, spürte sie, wie ihre Wangen abrupt wärmer wurden. Sie hoffte, dass man die Röte im Licht der langsam untergehenden Sonne, das in den Raum fiel, nicht allzu sehr sehen konnte. „Gern“, entgegnete sie zögernd und räusperte sich anschließend leicht. „Ich würde mir den Sonnenuntergang sehr gern mit dir ansehen.“ Dass er unter seinem Haus einen Trainingsplatz hatte, ließ sie aufhorchen. Es gab also neben dem Schrein und dem Haus noch einen weiteren Ort, an dem der Gildenmeister sich hin und wieder aufhalten konnte. Auch diesen wollte sie nur allzu gern einmal sehen. Zwar war ein Trainingsplatz ganz sicher nichts besonderes, aber da sie nun schon den Rest des Hauses inklusive des zweiten Stockwerks gesehen hatte, wollte sie nun auch den Untergrund kennen lernen. „Ich freue mich übrigens wirklich sehr darüber, dass du mich hier her eingeladen hast. Es ist ein Weilchen her, dass ich mit jemandem gemeinsam zu Abend gegessen habe.“ Ihr Blick fiel auf den ihres Gegenübers, die blauen Iriden gefüllt mit ehrlicher Dankbarkeit und einem leichten Anflug von Sehnsucht.

Ajana nickte. „Von diesen Geräten habe ich gesprochen. Ich meine, ich nutze sie ebenso gern und finde sie unglaublich praktisch, aber ich denke, dass der Wert, den man ihnen zuspricht, das Denken der Menschen stark verändert hat. Magier selbst betrifft das natürlich eher weniger.“ Sie legte ihr Besteck fein säuberlich auf dem mittlerweile leeren Teller ab und legte ihre Hände in ihrem Schoß ab. Ihr Blick ruhte auf Yasuos Gesicht, während er zu verstehen gab, dass dieser Abend für ihn weitaus mehr bedeutete, als ein einfaches Essen und Ajana spürte, wie die Röte auf ihren Wangen sich ein wenig vertiefte. „Ich …“, fing sie an, brach aber ab, da sie wusste, dass ihre Gedanken nicht sortiert genug waren, als dass ihr Mund nun etwas halbwegs Sinnvolles von sich gegeben hätte. Er sah das Ganze also tatsächlich genau so, wie sie und empfand es ungefähr ebenso egoistisch. Darauf schüttelte sie nur den Kopf, hatte sie mittlerweile doch im Sinn, was sie sagen wollte. „Das ist überhaupt nicht egoistisch. Ich muss gestehen, dass es mir genauso geht. Ich bin auch nicht ganz ohne Hintergedanken hier her gekommen. Die Sache ist, dass du mich mit deiner Präsenz und deiner Persönlichkeit irgendwo begeisterst. Und ich wüsste gern, wieso“, erklärte sie letzten Endes und lehnte sich letztlich ein Stück zurück, als er nach ihrem Teller griff, um diesen gemeinsam mit seinem abzuräumen und zurück in die Küche zu bringen. Ajana wäre gern aufgesprungen und hätte ihm geholfen, doch wusste sie, dass das in diesem Fall unhöflich gewesen wäre, immerhin hatte er bereits gesagt, dass sie nicht zu helfen brauchte.
Als er ins Esszimmer zurück kam, sprach er vom Sonnenuntergang. Als Ajana ihren Blick zum Fenster wandte verstand sie, worauf Yasuo hinaus wollte. Sie mussten sich ein wenig beeilen, anderenfalls wäre die Sonne wohl hinterm Horizont verschwunden, ehe sie sich versehen hatten. „Du hast wohl recht“, entgegnete sie und erhob sich langsam. Ihre Tasche ließ sie am Stuhl hängen, immerhin brauchte sie draußen nun weder ihren Ausweis, noch sonst irgendwas aus dem Inneren des Accessoires. Sie gesellte sich neben den wesentlich größeren Mann und hakte sich kurzerhand bei ihm ein. Wenn es stimmte, was er gesagt hatte, so würde er diese Geste ganz sicher annehmen und nicht zurückweisen. Es war eine ganze Weile her, dass sie sich bei einem Mann eingehakt hatte und es war ein überaus angenehmes Gefühl. Vielleicht, nur vielleicht war Yasuo ja seit langem mal wieder ein Mann, für den sie mehr empfinden konnte, als Freundschaft. Sie hoffte inständig, dass es nicht allein seine Ausstrahlung war, die sie hierbei so sehr begeisterte.

Gemeinsam traten die beiden vor die Tür, um sich den von den Kippen aus den Sonnenuntergang besser ansehen zu können. Tatsächlich nahm Yasuo die Geste entgegen und reagierte darauf sogar, indem er sie etwas näher zu sich zog. Lächelnd ließ Ajana es geschehen und richtete ihren Blick aufmerksam auf das Licht der Sonne. Von dem Punkt aus, an dem die beiden standen, hatte man wirklich einen unglaublichen Ausblick und Ajanas Begeisterung stieg sichtbar an. Ihre Augen glänzten beim Anblick der orangeroten Sonne, die nur noch zur Hälfte zu sehen war. „Es hat etwas sehr Romantisches an sich“, murmelte sie mit leicht verträumter Stimme. „Was würde ich dafür geben, diesen Anblick jeden Abend genießen zu können?“ Ihr Blick wanderte vom Sonnenuntergang hinauf zu Yasuo. „Wenn du mich noch ein paar Mal zum Essen einlädst, wirst du diese Möglichkeit in näherer Zukunft sicher wieder haben.“ Ihre Augen funkelten neckisch, ehe sie wieder zurück sah. Noch am heutigen Morgen hatte sie sich nicht einmal vorstellen können, was letztlich geschehen war. Aber meist war es das Unerwartete, was die besten Ergebnisse hervorbrachte.
„Eine Frage hätte ich noch an dich, Yasuo“, begann sie, nachdem sie eine ganze Weile geschwiegen und einfach nur den Anblick genossen hatte. Nun, da die Sonne beinahe gänzlich untergegangen war, war ihr wieder eingefallen, was sie ursprünglich so sehr dazu veranlasst hatte, zu diesem Treffen zu erscheinen. Nämlich, um noch etwas mehr über ihn in Erfahrung zu bringen. „Warum bist du Kopfgeldjäger geworden?“ Es war eine Frage, die sie bereits einigen Gildenmitgliedern gestellt hatte und eine, deren Antwort für sie eine große Bedeutung hatte. Es gab viele verschiedene Arten von Kopfgeldjägern. Ehrenvoll, ehrlos, solche die es nur für das Geld taten und solche, die einen Kodex verfolgten. Sie für ihren Teil erledigte stets nur Aufträge, bei denen sie niemanden töten musste, sondern die Möglichkeit hatte, lebende Gefangene zu machen. Ihr ging es darum, die Welt zu einem friedvolleren Ort zu machen und die zu bestrafen, die den Frieden störten. Sie wusste, dass diese Sichtweise sehr eintönig war und dass es immer Leute geben würde, die mit aller Kraft versuchten das zu zerstören, was andere sich aufgebaut hatten. Doch wenn sie wenigstens ein paar Menschen mit dem helfen konnte, was sie tat, war sie vollkommen zufrieden.

Yasuo antwortete recht schnell auf die ihm von Ajana gestellte Frage und während die Sonne endgültig hinter den Bergen verschwand, erfuhr die Weißhaarige, aus welchem Grund der heutige Gildenmeister von Raging Fenrir überhaupt erst ein Kopfgeldjäger geworden war. Durch Dante. Ein Schmunzeln breitete sich auf ihrem Gesicht aus und sie kicherte leise auf. „Ich glaube, ich muss Dante, wenn ich ihn mal wieder sehe, danken, dass er dich hier her gebracht hat, mh?“, grinste sie. „Ein wandernder Schwertmeister? Ich habe gehört, dass du besonders gut mit dem Schwert bist, ja.“ Dementsprechend überraschte es sie auch nicht, wie erpicht er darauf war, ihr sein Training zu demonstrieren. Er war stolz auf seine Fähigkeiten, das sah sie ihm an. Ebenso stolz war er offensichtlich auch darauf, trotz allem kein Mann zu sein, der allein des Mordens willen zu einem Kopfgeldjäger geworden war. Etwas, das bei Ajana einen kleinen Stein vom Herzen fallen ließ. Zwar hatte sie ihn nicht als jemanden eingeschätzt, der nur kämpfte, um zu gewinnen oder zu töten, doch die meisten Menschen zeigten ihr wahres Gesicht nie sofort. Und auch jetzt konnte es noch immer sein, dass er log, doch war sie ein Mensch, der stets in das Gute an einem Menschen appellierte. Und so, wie Yasuo zu ihr sprach und sie ansah, konnte er unmöglich lügen. „Es freut mich, das zu hören“, entgegnete sie und ließ sich anschließend von ihm nach unten führen, wo er laut eigenen Aussagen seinen Trainingsplatz hatte.
Er bat sie, sich ein wenig abseits hinzusetzen, was sie natürlich tat. Hier, einige Meter unter der Erde, war es im Vergleich zu draußen angenehm kühl und Ajana fühlte sich gleich noch eine Ecke wohler. Die Hitze des Frühlings tat ihr nicht immer allzu gut und so eine Abkühlung war genau der richtige Ausgleich. Sie sah dabei zu, wie Yasuo sich sein Oberteil und seine Schuhe auszog, während sie selbst es sich auf der Bank halbwegs bequem machte. Auch sie hatte ihre Schuhe mittlerweile ausgezogen, denn auch wenn die Absätze nicht allzu hoch waren, so gefiel es ihr doch barfuß besser. Außerdem konnte so der kalte Boden ihre Füße ein wenig abkühlen. Der Gildenmeister holte sich ein Holzschwert aus einer Reihe anderer Schwerter und nahm eine für einen Schwertkämpfer recht typische Position ein. Aufmerksam sah Ajana dabei zu, wie er begann, gleich eines Tanzes über den Boden zu schweben. Tatsächlich berührte er eben diesen nur selten und es sah wirklich ein bisschen so aus, als würde er wenige Zentimeter über dem Boden dahin gleiten. Dabei verursachte er bei jeder seiner Bewegungen einen leichten, bis mittleren Windstoß, wovon ein paar auch Ajana erreichten und ihr langes, weißes Haar gut durchlüfteten. Die Magierin musste sich hin und wieder ein paar Strähnen aus dem Gesicht wischen oder gar von vornherein festhalten, um auch weiterhin beobachten zu können, was genau Yasuo tat. Sie hatte genug Zeit, ihren Blick über seinen ganzen Körper gleiten zu machen, der sich in ständiger Bewegung befand. Die starken Muskeln in seinen Armen und seinem Bauch spielten unter seiner Haut und sein Gesicht war geprägt durch pure Konzentration. Ajana war fasziniert von dem Schauspiel, das sich ihr bot. Es kam selten vor, dass sie Magier mit einem Schwert beobachten durfte. In den meisten Fällen waren die Leute, mit denen sie zu tun hatten, reine Caster-Typen – war sie selbst doch ein Caster-Magierin – und so nutzten nicht viele von ihnen auch hin und wieder mal eine Waffe. Als sie dabei zusah, wie Yasuo die hölzernen Bogenschützen zerschlug, zuckte sie jedoch ein paar Mal innerlich zusammen. Wäre sie eine dieser Puppen gewesen, sie hätte ebenfalls keine Chance gehabt. Ihr wurde in diesem Moment klar, wie schwach sie doch im Vergleich zu vielen anderen war und das, obwohl sie ihre Magie schon eine ganze Weile beherrschte und mit dieser sogar in einem Krieg gekämpft hatte. Doch in den Highlands hatte es weitaus weniger Magier und vor allem nur ganz wenige „starke“ Magier gegeben, als hier in Fiore. Dementsprechend hatte sie mit ihren paar Techniken mit zu den Stärkeren gehört. Wobei selbst die stärksten Magier der Highlands ungefähr auf dem Stand eines B-Rang-Magiers wären. So stellte sie sich die dringende Frage, ob es für sie von Wichtigkeit war, unbedingt stärker zu werden, in einer Welt, in der ein starker Magier für eine Gilde so wichtig war oder ob es genügte, wenn sie auf dem Level blieb, auf dem sie sich momentan befand? Im Grunde war sie der Ansicht, mit ihren Fähigkeiten glücklich zu sein, solange sie diese nutzen konnte, um anderen zu helfen, doch wenn sie stärker wäre, so hätte sie vielleicht die Möglichkeit, noch mehr Leuten noch besser helfen zu können.
Ihre blauen Augen ruhten nachdenklich auf Yasuo, als dieser bereits fertig war, sich wieder anzog und zu ihr herantrat. Es dauerte einen Augenblick, ehe sie sich der Tatsache bewusst wurde, sich ja nicht allein in diesem Raum zu befinden und so sah sie etwas irritiert zu Yasuo auf. „Das war faszinierend!“, rief sie aus, nachdem ihre Gedanken sich einigermaßen geklärt hatten und klatschte ein paar Mal feierlich in ihre Hände. „So kämpft also ein Schwertmeister?“, lächelte sie und erhob sich langsam. Dabei richtete sie mit ein paar kurzen Handgriffen ihre durch den Wind verwehte Frisur wieder einigermaßen, bis sie halbwegs wieder so saß, wie zuvor – sofern sie das ohne einen Spiegel beurteilen konnte. Sie war sichtlich begeistert von dem, was Yasuo ihr soeben vorgeführt hatte, gleichzeitig war irgendwo tief im Inneren ihrer Augen eine leichte Unsicherheit zu bemerken. Sich derer bewusst seiend, sprach Ajana ihren Gildenmeister letzten Endes auch indirekt darauf an. „Zu welchem Typ Magie gehört das hier?“, begann sie ihre eigentliche Frage einzuleiten. „Denn … ich würde gern mehr darüber lernen. Allgemein würde ich gern stärker werden.“ Sie sah einen Moment lang auf ihre rechte Hand, dann wieder zu Yasuo zurück. „Es ist nicht so, dass ich unzufrieden mit meinen Fähigkeiten bin, aber glaube ich nicht, dass ich auf meinem momentanen Level allzu viel bewirken kann.“ Sie ließ ein leises Seufzen hören und schüttelte dann den Kopf. „Mein Kampf gegen Kimsley war nicht schwer gewesen, aber das lag nur daran, dass er ein Idiot ist. Angenommen ich stehe keinem Idioten gegenüber, einfangen kann ich so ganz sicher niemanden mehr … und wer schützte die Unschuldigen sonst, wenn nicht wir Magier?“

Tatsächlich begann Yasuo damit, ihre Frage zu beantworten. Er erwähnte den Namen seiner Magie, was diese bewirken und wie man sie anwenden konnte. Zudem meinte er, ihr diese Magie sogar beibringen zu können, wenn sie das denn wirklich wollte. Kurz sah die Magierin ihn überrascht an. Darauf hatte sie eigentlich nicht abgezielt und vermutlich war es auch keine besonders gute Idee, wenn sie versuchte, eine weitere Magie zu ihrer bisherigen dazuzulernen. Andererseits war es ein Angebot, das sie sich zumindest noch eine Weile durch den Kopf gehen lassen konnte, um vielleicht später darauf zurück zu kommen. Yasuo fügte noch hinzu, dass es absolut keinen Grund für sie gab, sich schwach zu fühlen, zumal sie mit der Zeit sowieso stärker werden würde. Mit Sicherheit stimmte das und Ajana wusste auch, dass sie mit jedem Tag, den sie zum Trainieren nutzte, an Stärke gewann. Anderenfalls hätte sie wohl nie gelernt, Fenris zu beschwören. Dennoch machte es ihr ein wenig Angst, wenn sie daran dachte, wie stark viele andere im Vergleich zu ihr waren. „Danke … ich werde vielleicht sogar darauf zurückkommen“, begann sie und griff nach seiner Hand, um sich hochziehen zu lassen. „Und ich weiß, dass ich meinen Fähigkeiten entsprechend eingestuft werde, an Kraft gewinne und stärker werde, aber ich habe eher selten die Möglichkeit, intensiv zu trainieren, da mir entweder die Zeit oder ein Trainingspartner fehlt. Zudem fehlt mir ein wenig die eigene Einschätzung meiner Stärke. Zwar lebe ich jetzt schon eine ganze Weile hier in Fiore und habe viele Magier getroffen, doch so ganz kann ich mich noch immer nicht in diesen Pulk an magisch Begabten eingliedern, verstehst du?“ Ihre blauen Augen wanderten besorgt zu dem Gildenmeister hinauf, während sie barfuß und Hand in Hand den Trainingskeller verließen. Dadurch, dass in ihrer Heimat so wenig Magie genutzt wurde, hatte sie bis vor kurzem nicht wirklich das Problem gehabt, ihre eigene Kraft nicht mit denen anderer in einen Vergleich setzen zu können. Und so sicher sie sich mit ihren Fähigkeiten doch war, so wusste sie auch, dass es für sie noch unglaublich viel zu lernen gab.
Langsam führte ihr Gildenmeister sie zu dem Schrein, den Ajana eine Weile zuvor so intensiv angestarrt und bewundert hatte. Er erklärte ihr, dass er zu Ehren seiner Eltern dort stand und die Magierin nickte lächelnd. Er fand gute Beziehungen zu Freunden und Familien offensichtlich nicht nur wichtig, sondern pflegte solche Bindungen auch sorgsam. „Es ist ein sehr schöner Schrein. Vielleicht sollte ich auch darüber nachdenken, so etwas zu errichten.“ Zwar lebten ihre Eltern nicht mehr, aber gerade deswegen wäre ein Ort des Gedenkens wichtig für sie. Und sie hatte eine recht gute Beziehung zu ihrem Vater gehabt, bis dieser verstorben war.
Gemeinsam gingen sie zurück ins Haus, wo er sich letztlich im Wohnzimmer von ihr trennte und sich mit den Worten verabschiedete, duschen gehen zu wollen. Sie nickte zustimmend und ließ sich auf dem kleinen aber bequemen Sofa nieder. Ihre Schuhe hatte sie neben das Möbelstück gestellt und sie selbst lehnte sich nun entspannt nach hinten zurück und schloss die Augen, während sie darauf wartete, dass Yasuo wieder aus der Dusche zurückkam. Ihre aufmerksamen Ohren vernahmen dabei das Rauschen des Wassers, als der Gildenmeister den Duschkopf anstellte. Es war ein angenehmes Geräusch, das sie langsam in einen leichten Halbschlaf sinken ließ.

Ajana merkte gar nicht, dass sie in einen leichten Schlaf gefallen war und wurde sich dessen erst bewusst, als sie Yasuos angenehme Stimme zu sich sprechen hörte. Langsam blinzelnd öffnete sie ihre Augen und sah dem Gildenmeister entgegen. Er bot ihr an, im Gästezimmer zu übernachten, falls sie müde wäre und ihr sogar Kleidung zu überlassen, in der sie schlafen konnte. Schnell richtete Ajana sich auf und strich sich ein paar Mal durchs Haar. Der Auftrag hatte sie offensichtlich doch etwas mehr mitgenommen, als sie dachte. „Ah, tut mir leid, ich wollte nicht einschlafen. Nach einer schnellen Dusche bin ich sicher wieder hellwach“, entgegnete sie und stand auf. Sie strich sich über das Kleid, um es wieder glatt zu bekommen und warf dann einen kurzen Blick in die Richtung, in der das Bad lag. Tatsächlich würde sie, wenn sie geduscht hatte, wohl kaum wieder das Kleid anziehen können. Auch Yasuo trug mittlerweile etwas anderes. Natürlich hatte sie nicht damit gerechnet, direkt nach dem ersten Essen schon hier zu übernachten, andererseits wollte sie auch nur ungern jetzt schon nach Hause gehen und wenn er ihr schon mal anbot, sie bei sich schlafen zu lassen, wieso sollte sie das Angebot dann nicht auch annehmen? Sie war immerhin auch alles andere als schüchtern und es gab für sie keinen Grund, sich jetzt schnell aus der Situation herauszureden und zu verschwinden.
„Der Abend ist noch viel zu jung, um jetzt schon ins Bett zu gehen.“ Sie zwinkerte ihrem Gegenüber kurz etwas keck zu, dann huschte sie an ihm vorbei und schlenderte langsam zum Badezimmer. „Aber wäre wirklich nett von dir, wenn du mir etwas für die Nacht geben könntest. Das Kleid wird langsam ehrlich gesagt auch ein wenig zu unbequem.“ Ähnlich wie die Schuhe nicht zu hoch waren, war auch das Kleid nicht zu eng und doch fühlte Ajana sich in einfachen Kleidern meist wohler, als in solch schickem Firlefanz. Sie hatte sich für Yasuo ein wenig hübsch machen wollen, sich ihm nun so präsentiert und sah daher kein Problem darin, ihm nun auch die weniger herausgeputzte Seite zu zeigen.

Ein leises Kichern verließ Ajanas Lippen. Yasuo hatte durchaus Recht, wenn er sagte, dass es stark davon abhing, was man im Bett tat, ob der Abend noch zu jung war. Offensichtlich hatte sie ihm mit dem kleinen Zwinkern eine Einladung für zweideutige Bemerkungen gegeben. Es störte sie keinesfalls, dass er zwar dezent, aber doch recht offensichtlich auf sein wachsendes Interesse hin spielte. Und sie war sich ziemlich sicher, dass sie das nicht falsch interpretierte. Dennoch verschwand sie, ohne noch etwas zu sagen, im Badezimmer und zog sich rasch aus, um anschließend unter der Dusche zu verschwinden. Der Mechanismus war nicht der gleiche wie bei den Duschen im Gildenhaus, trotzdem hatte sie keinerlei Schwierigkeiten, das Wasser einzuschalten und so prasselte recht bald angenehm heißes Wasser auf ihre blasse Haut. Kurz darauf vernahm sie ein leises Klopfen und ließ Yasuo durch ein „Herein!“ wissen, dass er eintreten durfte. Er erklärte sich kurz und verschwand direkt danach bereits wieder. Durch den Duschvorhang hatte sie lediglich seine Silhouette gesehen und sie war sich ziemlich sicher, dass er nichts von ihr gesehen hatte.
Einen leisen, zufriedenen Seufzer von sich geben lehnte Ajana sich für ein paar Augenblicke an die kalte Duschwand, während das Wasser ihren Körper entlang floss. Ob sie sich wirklich von diesem Abend so viel erhoffen durfte? Nachdenklich ließ sie letzten paar Stunden Revue passieren. Es hatte vielerlei Andeutungen gegeben und seien es nur Blicke gewesen, die fix ausgetauscht worden waren. Die Luft zwischen ihnen hatte hin und wieder ein wenig geknistert und sie war sich ziemlich sicher, dass nicht nur ihr so vorgekommen war. Also was würde sie erwarten, wenn sie nun aus der Dusche stieg und zu Yasuo ins Wohnzimmer ging? Was würde als nächstes passieren? Für einen Moment schloss sie ihre Augen und atmete ein paar Mal tief durch, dann schaltete sie die Dusche aus und stieg nach draußen. Sie mochte Yasuo wirklich gern, das musste sie sich eingestehen und sie war sich ebenso darüber im Klaren, dass er einer der wenigen Männer war, mit denen sie sich tatsächlich eine länger währende  Beziehung vorstellen konnte. Also sollte sie nicht nur darauf hoffen, dass er es genauso sah, sondern ein paar Schritte in die richtige Richtung nehmen, in der Hoffnung, dass er ihr entgegen kam.
Die Sachen, die Yasuo für sie herausgesucht hatte, waren für ihren schmalen, kleinen Körper natürlich viel zu groß und zu weit, doch zumindest bei dem Shirt wusste sie Abhilfe zu schaffen, indem sie es kurzerhand knapp unter ihrer Brust zusammenband, sodass es bauchfrei wirkte. Und für das warme Wetter, das trotz allem draußen herrschte, war dieses Outfit sicher nicht überzogen. Ein kurzer Blick in den Spiegel ließ sie ein wenig aussehen, wie eine Bauchtänzerin. Da sie beim Duschen darauf geachtet hatte, ihre Haare nicht nass zu machen, brauchte sie sich um diese nicht großartig zu kümmern, sondern strich nur ein paar Mal mit der Hand hindurch, dann trat sie langsam aus dem Bad. Ihr Kleid hatte sie fein säuberlich zusammengelegt und trug es nun über ihrem linken Arm. Als sie das Wohnzimmer erreichte, fand sie einen dösenden Yasuo vor und schmunzelte leicht. Sie legte das Kleid auf den Sessel neben dem Sofa und ließ sich dann vorsichtig und relativ nah neben dem Magier nieder. Ein paar Herzschläge lang musterte sie sein friedliches Gesicht, dann räusperte sie sich. „Vielleicht solltest du auch das Bett aufsuchen?“, scherzte sie und schenkte ihm einen fröhlichen Blick aus ihren heiteren, aufmerksamen Augen. „Die Dusche hat sehr gut getan, danke dafür. Du weißt, wie man einen Gast zu behandeln hat.“

Als Yasuo die Augen öffnete und ihr ein Lächeln entgegenbrachte, machte Ajanas Herz einen kleinen Sprung. Er war die Sorte Mann, die meist vor allem höflich und zuvorkommend, im Privaten jedoch unglaublich freundlich und aufgeschlossen war und doch eine gewisse Ernsthaftigkeit niemals verlieren würde. Genau die Sorte Mann und Mensch, die Ajana gern hatte. Dementsprechend nahm sie den Kuss ihres Gildenmeisters zwar mit einer gewissen Überraschung auf, ging jedoch direkt darauf ein. Sie war doch ein wenig erleichtert, dass er den ersten Schritt gemacht hatte, auch wenn sie sich sicher nicht zu fein war, das notfalls auch selbst in die Hand zu nehmen. Nun aber berührten seine festen Lippen die ihren und es war ein atemberaubendes Gefühl. Obwohl der Kuss nicht allzu lange anhielt und trotz allem ein wenig vorsichtig war, so ließ er doch für diesen kurzen Augenblick die Zeit stehen bleiben und warf Ajana mit ganzer Kraft in eine andere Welt. Sie spürte dieses angenehm wohlige Kribbeln in ihrer Magengegend, das ihr verriet, dass das, was sie hier tat, vollkommen richtig war. Für sie zumindest.
Als Yasuo den Kuss letztlich wieder unterbrach, blickte sie ihn mit leicht roten Wangen und einem Blick an, der wohl Bände sprach. Sie musste nichts sagen, um ihm ihr vollstes Einverständnis für das zu geben, was folgte. Nämlich dass er sie auf seinen Arm nahm und mit sich Richtung Schlafzimmer trug. Noch nie war Ajana von einem Mann irgendwo hin getragen worden und auch wenn es ein eigenartiges Gefühl war, so sagte ihr doch das immer stärker werdende Kribbeln, das alles in Ordnung war. Sie fühlte sich absolut sicher in seinen starken Armen. Als er sie letztlich mit dem Rücken zuerst auf sein Bett sinken ließ und sich anschließend das Oberteil auszog, war auch bei ihr Hopfen und Malz verloren. Nachdem das Oberteil weg war, zog sie ihn zu sich herunter und verwickelte ihn in einen innigen Zungenkuss.

tbc: FSK-Bereich *rrrrr*

cf: FSK-Bereich

Die Träume, die Ajana in dieser Nacht heimsuchten, waren allesamt gute Träume, doch an keinen von ihnen konnte sie sich erinnern, als sie am nächsten Morgen durch sanfte Berührungen geweckt wurde. Sie blinzelte ein paar Mal und fand sich in den Armen des Mannes wieder, neben dem sie die letzte Nacht eingeschlafen war. Es dauerte einen kurzen Augenblick, um sich zu orientieren, doch dann erinnerte Ajana sich an alles, was passiert war und murmelte ein leises „Guten Morgen“, während Yasuo ihr einen liebevollen Kuss aufdrückte. Anschließend erhob er sich langsam und ließ sie noch einen Moment liegen. Halb zugedeckt beobachtete sie ihn dabei, wie er sich seine Klamotten überzog. „Welch schöne Art und Weise, wach zu werden“, murmelte sie verträumt. Erst, als er komplett angezogen war, schälte sie sich aus der großen, weichen Decke und begann, ihre Klamotten zusammen zu suchen. Sie konnte sich entscheiden zwischen dem Abendkleid, das sie extra für das Abendessen angezogen hatte und dem eher freizeitlichen Outfit, das Yasuo ihr gegeben hatte. Letzteres machte allerdings in der Öffentlichkeit nicht unbedingt die beste Figur, also musste sie wohl oder übel auf das Kleid zurückgreifen – auch wenn das für den Tag ebenso wenig angemessen war. „Vielleicht gehen wir wirklich erst zur Gilde, damit ich mir was anderes anziehen kann.“ Vor allem die Schuhe waren nicht unbedingt die beste Wahl, um irgendwo durch die Stadt zu laufen, doch würde sie gern außerhalb irgendwo frühstücken gehen. In einem kleinen Café, durch dessen Fenster die frühen Sonnenstrahlen schienen. Apropos. „Wie spät ist es?“, fragte sie, nachdem sie sich das Kleid übergestreift hatte. In der Zwischenzeit waren sie ins Wohnzimmer hinunter gegangen, wo die Magierin es abgelegt hatte, nachdem sie aus der Dusche gekommen war. Die Sachen, die Yasuo ihr gegeben hatte, hatte sie vom Schlafzimmerboden aufgehoben und ordentlich zusammengelegt auf seinem Bett platziert. Sie ging stark davon aus, diesen Abend wieder hier her zu kommen und sei es nur, um ihm dieses Mal etwas zu essen zu kochen. Ihr Weg führte sie unterdessen langsam in Richtung Haustür, wobei sie kurz bevor sie hinaus ging noch einmal sicher stellte, dass sie ihre Tasche bei sich hatte und diese auch so gefüllt war, wie sie es gewohnt war.

tbc: Gildenhaus