Kleines Parkgelände

cf: Quest

Illiana war noch immer sauer. Man hatte sie eiskalt sitzen lassen. Normalerweise hatte sie nichts dagegen, einen Auftrag allein zu erledigen, aber nicht, wenn sie eine Quest angenommen hatte, die eigentlich für drei Leute bestimmt gewesen war. Im Endeffekt hätte sie zwar ohnehin versucht, die gesamte Belohnung für sich einzustreichen, doch war das noch lange kein Grund sie letzten Endes auch allein arbeiten zu lassen. Die Augen zu schmalen Schlitzen verengt spazierte die Rothaarigen mit schnellen Schritten durch den idyllischen Park und achtete kaum darauf, dass sie damit die entspannte Stimmung manch anderer Parkbesucher störte. Erst als sie den Brunnen in der Mitte des Parks erreicht hatte, ließ sie sich auf einer der Bänke nieder, verschränkte ihre Beine übereinander und starrte mit blitzenden Augen in das kühle Nass, das fröhlich aus dem Mund der Nixe sprang. Eigentlich hätte sie jetzt einen Kaffee gebraucht … vielleicht auch zwei, aber das wäre in das Geld gegangen, was sie gerade im Schweiße ihres Angesichts verdient hatte und letzten Endes lieber für Kleider ausgab, als für Nahrungsmittel. Essen konnte sie auch im Gildenhaus, ohne dafür zu bezahlen. Man musste sparen, wo man konnte, um sich das leisten zu können, was man wollte. Auch wenn Illiana nicht abgeneigt war, hin und wieder auch mal auf andere Weise an das zu kommen, was sie wollte.
Unwirsch pustete sich eine freche Strähne aus dem Gesicht, die sich dahin verwirrt hatte und verschränkte dann noch ihre Arme vor der Brust, ehe sie sich nach hinten zurück lehnte und für einen Moment die Augen schloss. Der Tag war noch jung und sie musste irgendetwas unternehmen. Nur gelangweilt hier herum zu sitzen würde ihre Laune ganz sicher nicht steigern.

Sie konnte aber auch weiter hier herum sitzen, die Augen schließen und hoffen, dass sie irgendwann einfach einnickte und bis zum Abend durchschlief. Doch dann passierte doch noch etwas Spannendes. Naja – so halb spannend zumindest. In einem rasanten Tempo kam ein Mann auf den Brunnen zu, warf seine Schuhe davon, sprang auf den weißen Brunnenrand und steckte seine Füße tief in das kalte Nass. Illiana, die ihm direkt gegenüber saß, musterte ihn neugierig. Er war offensichtlich ein sehr großer Mensch, ein überaus ausgefallener Hut zierte seinen Kopf und der lange Mantel, in den er gehüllt war, sorgte bei Illiana für einen unschönen Hitzeschub. Wie konnte er bei diesem Wetter in einem solchen Aufzug herumlaufen? Mit wachsendem Interesse beobachtete sie, wie er ein Blatt Papier und einen Stift hervorholte und zu kritzeln begann. Dass die Leute, an denen er vorbei gekommen war, ihn nun weniger mit Interesse, als mit einer gewissen Abneigung stirnrunzelnd begutachteten. Das brachte Illiana dazu, einen Entschluss zu fassen: Zwar war dieser Mann nicht unbedingt ihr Typ, aber für eine kleine Ablenkung würde er ganz sicher ausreichen.
So erhob sie sich langsam von der Parkbank und stolzierte hüftwackelnd auf den Brunnen zu. So, wie ihr Gegenüber saß, musste er sie eigentlich früher oder später bemerken. Dennoch machte sie sich mit einem leichten Räuspern bemerkbar. „Ich hoffe Sie sind sich darüber im Klaren, dass dieser Brunnen nicht dafür gebaut wurde, seine Füße darin zu baden?“, säuselte sie mit fast schon klebrig süßer Stimme und blinzelte ihn mit einem zarten Lächeln auf den Lippen an. Dabei entging ihr nicht, wie er etwas vor sich her murmelte, was sie jedoch nicht verstehen konnte. Sie war sich nicht einmal sicher, ob es wirklich Worte waren. Dafür konnte sie nun einen umso besseren Blick auf ihn werfen: Und sie war sich nun umso sicherer, dass er nicht ihr Typ von Mann war. Andererseits wusste sie nicht einmal, was denn nun überhaupt ihr Typ von Mann war. Wenigstens seine Größe stimmte, der Bart gefiel ihr allerdings nicht so gut. Aber sie befand sich momentan nicht in der Situation, wählerisch sein zu dürfen.

Der Brunnen war nicht sonderlich pompös, aber trotz allem befand Logann dass er es durch aus wert war in seine Aufzeichnungen zu kommen. Mit wenigen Strichen hatte er die Umrisse des Brunnens auf dem Papier festgehalten und sofort begann er damit, die Details der Figuren aufzuzeichnen, während er eben diese vor sich hin murmelte. Der Blick der gelben Augen sprang zwischen dem Original und der Zeichnung hin und her. Zwar war Logann nicht unbedingt ein Künstler, aber das Handwerk des Zeichnens beherrschte er doch recht gut, doch kam er meist seinen eigenen Erwartungen nicht gerecht. Deshalb beugte er seine Zeichnung sehr kritisch und immer wieder verbesserte einzelne Stellen.Das kühle, klare Wasser des Brunnens umspielt die nackten Füße Loganns und durchnässten seine Hose um die Knöchel herum, doch das störte den Magier nicht. Genau genommen beachtete er es nicht einmal, ebenso wenig wie die Frau die an ihn heran getreten war. Zwar konnte Logann genau aus den Augenwinkeln sehen, dass sie etwas von ihm wollte, aber da er gerade beschäftigt war, ignorierte er sie und konzentrierte sich stattdessen weiter auf den Brunnen.Mit einem Räuspern versuchte sich die Frau bemerkbar zu machen, so als hätte Logann sie nicht schon längst sehen können. Scheinbar war es ihr egal, dass er gerade beschäftigt war und als sie dann auch noch die Unhöflichkeit ihn anzusprechen, war Logann drauf und dran seine Sachen zu packen und wortlos abzuhauen. Dummerweise war er weder damit fertig den Brunnen zu skizzieren, noch hatte er eine Probe des Wassers nehmen können und die Temperatur allein, war ihm noch nicht genug. Zu erst zeichnete Logann also still weiter, in der Hoffnung das die Frau wieder abhauen würde. Den Gefallen tat sie ihm aber nicht und so wandte er seinen Kopf zu ihr und warf ihr einen scharfen Blick ins Gesicht. "Können Sie nicht sehen das ich beschäftigt bin? Oder hat man Ihnen keine Manieren beigebracht? Sehe ich so aus, als ob ich hier bade?", giftete er zu ihr und ohne eine Antwort abzuwarten, stieg Logann aus dem Brunnen und begann im Stehen weiter zu zeichnen. Neben dem Brunnen malte er kleine Temperaturangabe.

Auf die Reaktion des Mannes war sie alles andere, als gefasst gewesen. Zwar hatte sie geglaubt, er würde den Brunnen verlassen, doch hatte sie nicht damit gerechnet, dass er es so tat. Statt begeistert von dem Brunnen abzulassen und sich mit ihr zu beschäftigen, stierte er weiter auf die Form der Nixe, schenkte ihr nur kurz einen giftigen Blick, schlug ihr ein paar Worte ins Gesicht, verließ dann den Brunnen und blieb neben ihm Stehen, die Augen wieder abwechselnd auf die Skulptur und das Blatt Papier gerichtet. Für einen Moment war Illiana ob dieser Reaktion sehr überrascht, blickte ihn ungläubig an und mit der Zeit verwandelte sich die Überraschung in Ärger. Wie konnte er es wagen, ihr solch eine Abfuhr zu erteilen?! Grimmig stemmte sie ihre Hände in die Hüften und verengte die Augen erneut zu Schlitzen. Nun war sie nicht mehr der Quest wegen angepisst, sondern wegen der Unart dieses Mannes. „Nun hören Sie mal! Was glauben Sie eigentlich, wer Sie sind, sich hier so aufzuspielen?!“, fauchte sie, von der vorherigen Grazie war kaum noch etwas übrig. Stattdessen war ihr Gesicht vor Ärger verzerrt und auf ihrer Stirn war zwischen ihren Augen eine v-förmige Falte erschienen. „Sie haben Ihre Füße in das Eigentum der Stadt gesteckt. Natürlich sah es so aus, als würden Sie darin baden.“ Ihre grünen Augen wanderten zwischen dem Mann und dem Brunnen hin und her und sie fragte sich, was zur Hölle an diesem Brunnen so einzigartig sein konnte, dass man sie dafür so ignorierte? „Offensichtlich sind Sie es, die keine Manieren beigebracht bekommen haben, so wie sie sich einer Dame gegenüber verhalten!“ Je mehr sie sprach, desto verärgerter wurde sie, desto mehr steigerte sie sich sogar in ihre Worte hinein. Sie war eine Lady und sie war es nicht gewohnt, nicht beachtet oder gar beleidigt zu werden. Normalerweise folgte darauf für ihr Gegenüber der Tod, doch hier in aller Öffentlichkeit konnte sie wohl kaum ihre Magie spielen lassen.

Logann war aus dem Brunnen geklettert und das er nun im saftigen Grün des Parks stand, störte ihn genau so wenig, wie ihn das kalte Wasser gestört hatte. Er beachtete es nicht. Aber da er nicht im Brunnen war, hatte die unhöflich sicherlich keinen Grund mehr ihn weiter zu belästigen und so hatte er sich wieder dem Objekt seines Interesse, dem Brunnen, zugewandt. Doch anscheinend schien die Frau das ganz anders zu sehen, Logann realisierte nebenbei das sie nicht gegangen war sondern ihn stattdessen ankeifte und zum zweiten Mal, lies er den Stift sinken.Mit einem genervten Seufzen auf den Lippen drehte er sich noch einmal kurz um und bedachte sie mit einem abwertenden Blick von oben herab. "Nur weil sie vielleicht mal ein paar Männern den Kopf verdreht haben, scheinen Sie dem Irrtum erlegen zu sein ich könnte auch nur im Entferntesten an der Meinung irgendeines dahergelaufen Weibstück interessiert sein.", spie er ihr die Worte ins Gesicht und machte keinen Hehl daraus, was er fühlte und unterstrich das ganze noch mit einer entsprechenden Geste des Mittelfingers. "Also tun Sie mir doch den Gefallen und verschwinden Sie. Ich habe wichtigeres mit meiner Zeit zu tun, als sie mit Ihnen zu vergeuden.", forderte im Anschluss noch, hob seinen Rucksack und umrundete demonstrativ den Brunnen und begann die Rückseite abzuzeichnen. Die Frau lies er einfach stehen.

Innerlich, sowie äußerlich kochte Illiana. Sicher war das nicht das erste Mal, dass sie eine Abfuhr erhielt, aber normalerweise waren sie nicht so, wie dieser hier. Und im Endeffekt war ihr Ego nicht angekratzt worden. Mittlerweile hatte er seine Position gewechselt und sich auf die andere Seite des Brunnens gestellt. Für Illiana gab es eigentlich keinen Grund, weiter hier stehen zu bleiben. Am liebsten wollte sie sich theatralisch auf dem Absatz umdrehen und davon marschieren. Allerdings hätte das von Schwäche ihrerseits gezeugt. Und das konnte sie nicht zulassen. Vor allem nicht, weil einige der Leute, die um sie herum saßen, sie noch immer anstarrten. Und Illiana liebte es, angestarrt zu werden. Langsam holte sie tief Luft und atmete dann eine gefühlte Ewigkeit lang aus, ehe sie ihren Blick direkt auf den Schwarzhaarigen lenkte und um den Brunnen herum schritt. „In Ordnung. Ich glaube, Sie haben da etwas falsch verstanden. Es gibt keinen Grund, persönlich zu werden. Lediglich habe ich versucht, Sie auf ein Vergehen hinzuweisen.“ Wenn weder Zuckerbrot, noch Peitsche etwas half, dann musste sie es eben mit einem anderen Zuckerbrot versuchen. Das funktionierte nämlich immer. Sie musste nur versuchen, die Ruhe zu bewahren und sich nicht weiter von ihm auf die Palme bringen zu lassen.
Mit hinter dem Rücken verschränkten Armen stellte sie sich neben ihn, wagte es jedoch nicht zu versuchen, über seine Schulter zu schauen. Mit Sicherheit hätte ihm das nicht gefallen. „Ich habe Sie in diesem Park bisher noch nicht gesehen. Sie kommen nicht von hier, habe ich Recht?“ Ein wenig bebte ihre Stimme noch immer, da sie sich zusammen reißen musste, ihn nicht anzuschreien, aber zumindest war sie weniger spitz als zuvor. „Mein Name ist Illiana. Was führt Sie hier her? Es wird ja wohl kaum der Brunnen sein, wegen welchem Sie her gekommen sind.“

Der kleine Streit zwischen Logann und der unhöflichen Frau vor ihm schien zu einer Art Attraktion für die anderen Parkbesucher geworden zu sein, denn obwohl Logann sein bestes gab die Welt um sich herum auszublenden, fiel es selbst ihm schwer die ganzen Blicke und das Geflüster komplett zu ignorieren. Was seine Geduld jedoch wahrhaft auf die Probe stellte, war diese Person von einer Frau, die ihn trotz seiner eindeutigen Ansage noch immer nicht in Ruhe lies.
Eine große Ader an der Schläfe des Magiers und ein eindeutiges Knirschen seiner Zähne, das jeden Zahnarzt erschauern gelassen hätte, machte wohl eindeutig wie schwer es Logann viel sich in der Anwesenheit der Frau auf den Brunnen zu konzentrieren, aber demonstrativ wandte er ihr die kalte Schulter zu, während er die Rückseite des Brunnens abzeichnete. Das seine Zeichnung jedoch nicht einmal annähernd so gut wie die erste war, konnte jeder Laie erkennen und bei fast jedem Wort zitterte Loganns Hand, so sehr versuchte er sich zurück zu halten, um nicht los zu schreien.
Eine ganze Weile schaffte er es auch, sich zurück zuhalten, aber irgendwann war es ihm doch zu viel. Konnte diese Frau denn nicht sehen, dass er in Ruhe gelassen werden wollte? Mit einem wütenden Schnauben warf er die fertige, wenn auch schlechte Zeichnung, samt Stift in den Rucksack und blickte die Frau an, während er seinen Hut auf den Brunnenrand legte, um ihr offen ins Gesicht sehen zu können. Seine Stimme bebte. "Nein ich war noch nie hier. Aber bei dieser Gesellschaft ist es mit Sicherheit das letzte Mal, wenn man nicht mal ungestört arbeiten kann." Mit diesen Worten schnaubte er noch einmal gereizt auf, dann schnappte er sich Rucksack und Stiefel und marschierte in Richtung Ausgang des Parks, seinen Hut hatte er vor Wut glatt vergessen.

Die ganze Zeit, während Illiana gesprochen hatte, hatte ihr „Gesprächspartner“ ihr die kalte Schulter gezeigt und offensichtlich versucht, sie zu ignorieren. Doch irgendwann drehte er sich dann endlich zu ihr um, nachdem er Stift und Papier in seinen Rucksack gepackt hatte. Allerdings gefielen die Worte, die er ihr entgegen brachte, noch immer nicht. Warum konnte er denn nicht auf ihre Freundlichkeit anspringen? Dabei bemühte sie sich schon, wirklich zuvorkommend zu sein! Und genau das wollte sie ihm auch sagen, doch statt dass er sie zu Wort kommen ließ, packte er sein Zeug zusammen und marschierte dann mit schnellen Schritten davon. Illiana spürte, wie die Blicke der restlichen Parkbesucher zwischen ihr und ihm hin und her sprangen und hatte plötzlich ein sehr unangenehmes Gefühl. Diese Leute dachten nun vermutlich weniger positiv von ihr, waren ihr gegenüber sogar fast abgeneigt und das konnte sie absolut nicht leiden. Also brauchte sie einen Anreiz, so schnell wie möglich ebenfalls von hier zu verschwinden. Und der wurde ihr gewährt. Der schwarzhaarige Mann hatte seinen Hut am Brunnenrand liegen gelassen, als er ihn zuvor abgenommen hatte, um mit ihr in direkten Blickkontakt treten zu können. Nun lag das gefiederte Etwas reglos da und schien sie nahezu anzuflehen, es aufzuheben und seinem rechtmäßigen Besitzer zu bringen.
Kurzerhand griff Illiana nach dem Hut und eilte dem Fremden hinterher. Er war also wirklich nicht aus der Stadt und das konnte sie sich ganz sicher irgendwie zu Nutzen machen. Schnell hatte sie ihn eingeholt, denn obwohl er große Schritte machte, joggte sie nahezu hinter ihm her. „Hey, warten Sie!“, rief sie ihm dennoch vorsichtshalber zu, um ihn erneut auf sich aufmerksam zu machen. „Nun laufen Sie doch nicht weg, Sie haben was vergessen!“ Während sie rief wedelte sie mit dem Hut über ihrem Kopf herum.

Mit einer ordentlichen Geschwindigkeit rauschte Logann den Weg des Parks entlang und war sich beinahe sicher, dass man Rauchwolken von seinem Kopf aufsteigen sehen konnten. Noch immer kochte sein Blut und er konnte das Rauschen in seinen Ohren noch deutlich hören. Am liebsten wäre Logann einfach los gesprintet und wäre erst wieder stehen geblieben, wenn er die Stadt und dieses furchtbare Weib weit hinter sich gelassen hätte. Da er jedoch noch neue Bücher brauchte, das letzte bisschen freies Papier hatte die Zeichnung des Brunnens eingenommen, wäre es denkbar wenig zielführend, wenn er einfach aus der Stadt laufen würde. Aber so lange er von dieser Nervensäge weg kommen würde, wäre er erst einmal zufrieden mit seiner Situation.
Eine ihm bereits allzu bekannte Stimme ertönte auf einmal hinter ihm und wie von der wilden Biene gepickst, blieb Logann abrupt stehen und mit einem wütenden Ausruf auf den Lippen und wirbelte herum und noch bevor die Frau überhaupt angesehen hatte, schnauzte er sie auch schon an. "WAS! WILLST! DU!", brüllte er wutendbrandt und zeigte mit einem zitternden Zeigefinger auf die Frau, ehe er ihr diesen ein wenig grob vor die Brust stieß.
Logann bebte von Kopf bis Fuß und er wusste wirklich nicht mehr weiter. Ihm, der schon so viel von der Welt gesehen hatte und so viel erlebt hatte, Rang nach Worten und Atem, um sich Luft zu machen. Es dauerte einen Augenblick in dem er wutschnaubend vor der Frau stand, den Finger ausgestreckt und die Schultern angehoben, ehe er seinen Hut in ihrer Hand entdeckte. Der Magier stutze und die Wut, die er vor einem Moment noch gespürt hatte verflog so schnell wie sie gekommen war, als ihm erst die Kinnlade runterfiel und kurz darauf sein Kopf nach unten klappte. Den Blick zu Boden gerichtet, Kinn auf der Brust, stand er nun im Park und war geschockt. Noch immer war Finger auf die Brust der Frau gerichtet. Wieder musste er nach Worten suchen.
Mit einer unwirschen Bewegung schnappte Logann nach seinem Hut, um sich diesen auf den Kopf zu setzen und ihn zu richten. Als er den Kopf wieder anhob, hatte sich eine leichte Röte auf seine Wangen geschlichen und Logann versuchte keinen Blickkontakt mit der Frau zu machen und unverständlich murmelte er eine Entschuldigung vor sich hin.

Illiana konnte beobachten, wie die Schultern des Mannes bebten, als er abrupt stehen blieb und sich ruckartig zu ihr umdrehte. So schnell, wie er war, konnte sie kaum reagieren und so kam sie nur knapp vor ihm zum Stehen. Umso mehr traf sie dafür der ausgestreckte Finger, mit dem er ihr unwirsch gegen die Brust stieß. Da Illiana dafür bekannt war, zwar schnell aggressiv zu werden, jedoch nicht leicht zu überraschen war, war es umso seltsamer, wie sie nun bei der Reaktion des Fremden tatsächlich leicht zusammenzuckte. Ihre grünen Augen waren weit aufgerissen und sie machte automatisch einen Schritt zurück. „Ich … eh …“, begann sie, ehe sie realisierte, dass er noch gar nicht wirklich mitbekommen hatte, wieso sie ihm gefolgt war. Erst langsam fiel sein Blick auf den Hut in ihrer Hand, den er ihr auch sofort aus der Hand riss, während er zu Boden starrte. Illiana selbst schaffte es in dieser Zeit, ihre Fassung zurück zu gewinnen und setzte einen grimmigen Gesichtsausdruck auf, die Arme verschränkte sie vor der Brust und ihr Gewicht verlagerte sie auf die rechte Seite.
Eigentlich wollte sie einen spitzen Kommentar abgeben, doch da verließ bereits eine genuschelte Entschuldigung seine Lippen. „Wie bitte? Ich fürchte, ich habe Sie nicht verstanden“, entgegnete sie nun tatsächlich mit spitzem Tonfall und musterte ihn von oben bis unten eindringlich. „Unglaublich, wie Sie mir mein Mitdenken danken. Aber gut, Sie sind bisher allgemein nicht wirklich höflich gewesen. Wollen Sie mir denn nun wenigstens verraten, was Sie hier her geführt hat? Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich Ihnen erneut aushelfen könnte.“ Sie ließ es sich natürlich nicht nehmen, nun ein wenig auf der Tatsache herumzureiten, dass er aufgrund seines Verhaltens unangenehm aufgefallen war. Zumindest starrten sie nun noch mehr Leute an, als zuvor. „Und Sie wollen einer Lady dieses Angebot doch sicher nicht ausschlagen, oder?“ Sie hob eine Augenbraue und blickte ihm dabei direkt in die Augen. Die leichte Röte auf seinen Wangen war ihr natürlich nicht entgangen und auch wenn mit Sicherheit nicht ihr Äußeres Grund dafür war, so war sie zumindest teilweise daran schuld.

Autsch. Jetzt war er aber gerade volle Kanne gegen eine Wand gerannt. Mit dem Kopf voran ins Fettnäpfchen gesprungen, sozusagen. Wieder wurde es Logann unangenehm warm, dieses Mal war es jedoch nicht die Wut die ihn ansprang, sondern die Tatsache das er gerade ziemlich übertrieben hatte, obwohl die Frau ihm dieses Mal wirklich nur hatte helfen wollen. Eine ziemlich unschöne Erfahrung, egal wie oft man sie machte. Logann hatte bereits einige Kapitel darüber in einem seiner vielen Bücher stehen. Die spitze Bemerkung der Frau, sie hätte seine Entschuldigung nicht verstanden, glaubte Logann ihr keine einzige Sekunde lang. "Entschuldigung.", nuschelte er so schnell, dass man es kaum verstehen konnte. Es war ihm anzusehen, dass ihm diese Situation nun wirklich alles andere als angenehm war.
Logann störte sich nicht wirklich an der Aufmerksamkeit, die das Duo im Park erhielt und auch das die Frau versuchte auf seinem Ausrutscher herumzureiten, war ihm grundsätzlich gleichgültig. Es war eher die Tatsache, dass es überhaupt so weit gekommen war, die ihn belastete. Denn wann immer sowas geschah, hieß das, dass irgendetwas doofes passieren musste. Da war es auch schon, die Frau wollte wissen warum er hier war. Logann hätte sich in den Hintern beißen können. Nicht das er Gesellschaft grundsätzlich verachtete, aber er hatte die Unhöflichkeit der Frau nicht vergessen und außerdem wollte er so schnell wie möglich neue Bücher holen und dann aus der Stadt verschwinden. Aber da sie nun einmal recht damit hatte, dass er ihr Unrecht getan hatte, blieb Logann wohl keine andere Wahl.
Am liebsten hätte er geseufzt, aber er lies sich nicht anmerken das er eigentlich keine Lust darauf hatte mit der Frau zu sprechen. Dies lies sich Glück gut dahinter verstecken, dass er sich sichtlich unwohl darüber fühlte sie falsch behandelt zu haben. "Welche Lady denn?", fragte er ehrlich überrascht, von wem die da wohl sprach? Doch bestimmt nicht von sich selber. "Jedenfalls, ich brauche neue Notizbücher.", sprach Logann und nickte in Richtung des Ruckssack, aus dem ein Haufen offensichtlich gut genutzter Notizbücher herausragte, die wie Logann wusste, allesamt voll waren.

Nun war Illiana zufrieden. Zumindest halbwegs. Er hatte sich mehr oder weniger ordentlich bei ihr entschuldigt und schien vom Fehler, den er gemacht hatte, noch immer peinlich berührt zu sein. Zumindest diese Tatsache heiterte sie letzte Endes ein wenig auf. Nicht, dass sie schadenfroh wäre aber … doch. Sie war schadenfroh. Und das ließ sie sich auch anmerken, denn das breite, süffisante Lächeln, das sich da auf ihren Lippen bildete, war ganz sicher unverkennbar. Aber als er offensichtlich wirklich nicht wusste, von welcher Lady sie sprach, verschwand das Lächeln auf der Stelle wieder. War das sein Ernst? Doch darauf ein ging sie nicht. Immerhin musste sie weiter den Pfad der hilfsbereiten Zivilistin beschreiten, wenn sie Erfolg bei ihm haben wollte. Denn zumindest das half wenigstens ein bisschen, auch wenn er sich vermutlich eher dazu genötigt fühlte, ihr nun auf die Frage zu antworten, die sie ihm gestellt hatte. „Notizbücher findet man hier in jedem zweiten Laden“, entgegnete sie und machte eine ausladende Handbewegung. „Ich zeige Ihnen gern den einen oder anderen Laden. Sie brauchen mir einfach nur zu folgen.“ Und damit setzte sie sich bereits in Bewegung. Mit dem Nicken auf seinen Rucksack hatte er nun tatsächlich ihr Interesse geweckt. Illiana brannte es unter den Fingern, eines der Notizbücher herauszuholen und aufzuschlagen. Aber letzten Endes würde sie sicher irgendwie an deren Inhalt kommen, ohne selbst danach greifen zu müssen. „Nun erzählen Sie schon, woher kommen Sie? Sind Sie auf der Durchreise? Wahrscheinlich sind Sie das, wenn Sie doch nur hergekommen sind, um Notizbücher zu kaufen.“ Eine unangenehme Angewohnheit von Illiana war es, von ihr gestellte Fragen selbst noch im gleichen Atemzug zu beantworten. Dafür gab sie ihm allerdings direkt die nächste Frage, mit der er sich beschäftigen durfte, hinterher: „Haben Sie den Brunnen gezeichnet?“ In den meisten Fällen stellte Illiana Fragen über die Personen, um den Eindruck zu erwecken Interesse an ihnen zu haben. In diesem Fall hatte sie jedoch wirklich Interesse an einer ehrlichen Antwort. Und daran ihn zu verführen, nur um ihrem Ego wieder einen Schubs zu geben, doch das würde sich wohl nach und nach ergeben – davon war sie fest überzeugt.

tbc: Innenstadt

[justify]Ganz offensichtlich schien die Frau Spaß daran zu haben ihm anzusehen, dass ihm die ganze Situation unangenehm zu sein schien. Ein Lächeln, dass man gar nicht anders deuten konnte, lag kurz auf ihren Lippen. Logann sprach es gar nicht erst an. Aber zumindest kann war er soweit ihr zuzuhören, als sie auf die Notizbücher zusprechen kam. Logann vermutete, dass sie übertrieb denn soweit er sich erinnern konnte, hatte er bestimmt nicht in jedem zweiten Laden Notizbücher gesehen. Zumindest nicht solche, wie er sie brauchte.Mit einer ausladenden Handbewegung wurde er eingeladen ihr zu folgen und obwohl er dies lieber nicht getan hätte, rechnete sich Logann schlechte Chancen dafür aus, dass es unbemerkt bleiben würde, wenn er stehen blieb oder sich davonstahl. Deshalb rückte er noch einmal den Hut zurecht, zupfte Hemd und Mantel in Position und folgte der Frau, die er mit wenigen Schritten bereits eingeholt hatte. Ein klarer Vorteil wenn man so lang war, wie wer. Jedoch achtete Logann eher weniger auf die Fragen der Frau, sondern mehr auf das Gefühl der gepflasterten Straße unter seinen Füßen.Als sie ihn schlussendlich auch noch nach dem Brunnen fragte, hielt Logann es für nicht rechtens sie weiterhin vollkommen zu ignorieren. Immerhin schien sie ihm ja sogar tatsächlich helfen zu wollen, auch wenn er davon noch nicht ganz überzeugt war. "Ich komme aus der Wildnis.", begann er die Fragen nebensächlich zu beantworten, ohne einen Blick auf die Frau zu werfen. Stattdessen betrachtete er alles um sie herum und versuchte so viel wie möglich zu bemerken. "Und ich bin nur wegen der Notizbücher hier und ja, den habe ich gezeichnet." Die Antworten wahrheitsgemäß gegeben, aber weiter ausführen tat Logann diese nicht. Zu beschäftigt war er damit die Stadt anzuschauen, auf der Suche nach etwas das er noch nicht gesehen hat.

gt: Innenstadt[justify]