Wasserfälle in der Nähe Magnolias

Die Quest war also ausgewählt und die beiden Schwestern hatten sich auf den Weg zum Auftraggeber gemacht. Dieser hatte den beiden erklärt wo sie hin mussten, gleichzeitig warnte er die beiden aber noch. Er kam sogar auf die Idee zu behaupten das es für Mei sicherer wäre dort nicht mit zu gehen, da sie ja noch so jung war. Doch Mei ließ sich doch von so etwas nicht unter kriegen. Sie hatte ihre Meinung vertreten und lang und breit erklärt das sie nicht ewig nichts tun könnte, das sie nur stärker & besser werden würde wenn sie sich auch mit anderen messen würde. Und da es sich hierbei um einen Geist handelte und sie ihre ältere Schwester dabei hatte, so würde ihr sicherlich nichts passieren. Nach dieser Diskussion machten sich die beiden also auf dem Weg zum Grab. Ob ich Azu-nee fragen soll ob wir hier nach Mama und Papas Grab besuchen gehen wollen?, fragte sich die jüngere im stillen als sie neben ihrer Schwester lief. Schnell verwarf sie diesen Gedanken jedoch. Der Schmerz war noch zu tief, noch zu frisch. Außerdem wollte sie ihre Schwester nicht damit nerven, denn für diese war das sicherlich auch schwer.
„Warst du schon mal an einem Wasserfall?“, fragte Mei. Sie hielt nichts davon schweigend nebeneinander zu laufen. „Ich stell mir das immer total entspannend vor. Ich meine das Geräusch wie das Wasser so nach unten fällt und sich dann sammelt. Das wäre bestimmt auch total romantisch. Was meinst du, ob ich mal versuchen sollte zwei ineinander verliebte Menschen an einen Wasserfall zu locken?“, während sie so fröhlich sprach konnte sie sich ein grinsen nicht verkneifen. Der Gedanke daran zwei einsame Herzen zueinander zu führen machte sie einfach glücklich.

Während ihre ältere Schwester erklärte das sie höchstens schon mal an einem Wasserfall vorbei gelaufen sei, hatte Mei sich umgedreht. Sie lief nun Rückwärts, aber so konnte sie wenigstens die ältere anschauen. Offensichtlich fand diese die Idee nicht so gut das Mei – mal wieder – Liebende an einen romantischen Ort bringen wollte. „Aber Azu-nee!“, setzt die jüngere nun an. „Manche Leute trauen sich einfach nicht das offensichtliche auszusprechen! Deswegen brauchen sie Hilfe.“ , erklärte sie nun weiter und grinste. Für Mei war es einerseits ein Hobby, andererseits war es ihr eine Freude anderen zu helfen. Vielleicht war es demnach auch schlau wenn sich Mei eher auf Support und Anti-Support konzentrierte, als darauf an zu greifen. Nicht das ie schlecht im angriff war, aber andere zu unterstützen lag ihr doch viel eher. Oder? Letztendlich würde sich das wohl eh erst im laufe der Zeit heraus stellen. Aber Gedanken konnte man sich darum ja wohl machen. „Und ich helfe ihnen gerne, außerde-“, sie brach ab als es ihr eiskalt den Rücken hinunter lief. „Was war das...?“, ihre Stimme war derweil nur noch ein flüstern, als sie sich nun wieder umdrehte und näher an Azuma ging. Auch ihr Blick wurde aufmerksamer und sie sah sich um. „Ob sie das war?“, flüsterte sie zu ihrer älteren Schwestern, während sie sich an dem Oberteil der älteren – unbewusst – fest hielt.

Natürlich konnte Azuma nichts hören, denn einen kalten Schauer spürte man auch nur, den sah man nun einmal nicht. Ob man Geister auch spüren konnte? Mei war sich sicher das es ging. Sie wusste zwar nicht wie genau das gehen sollte, aber irgendwie würde das schon klappen. Doch die Frage war wohl eher: Konnte das jeder? Oder würden das nur bestimmte Menschen merken? Und wenn es nur bestimmte waren, warum dann ausgerechnet diese? Sie hatte den Griff an Azumas Oberteil ein wenig gelockert, blieb dennoch in der nähe der älteren. Diese meinte das sich Mei keine Sorgen machen musste, denn Azuma würde sie beschützen. Daran hatte die jüngere auch keine Sekunde gezweifelt. Nach dem ersten Schock kam bei Mei jedoch die Neugier durch. „Vielleicht weiß sie ja das wir kommen … vielleicht erwartet sie uns schon“, warf sie nun ein und löste sich wieder von ihrer Schwester. „Vielleicht ist sie ja ganz nett und die anderen Menschen haben sie nur falsch verstanden“, sprach sie weitere Gedanken aus und lief nun sogar ein Stückchen vor Azuma. Sie wollte diesen Geist sehen und eigentlich konnte sie es kaum noch erwarten.
„Geist von Karen Lilica wo bist duuuuuuuh?“, rief sie nun und drehte sich dabei immer wieder im Kreis. Denn schließlich wusste man nie von wo so ein Geist kommen würde.

Verwirrt blickte die jüngere zu ihrer Schwester. „Warum sollte sie denn nicht heraus kommen, wenn ich sie rufe?“, wollte sie wissen und blinzelte einige male. Doch Mei war einfach nicht so gestrickt das sie nun auf eine Antwort warten würde. Nein. Sie lief direkt weiter. Zwar rief sie den Geist nun nicht mehr, aber sie hielt weiterhin Ausschau. Es dauerte auch nicht lange und eine kreischende Frau kam den beiden entgegen. Azuma meinte darauf hin das sie weiter sollten. Mei nickte entschlossen. Bald würden sie vermutlich da sein. „Ich will auf jedenfall zuerst versuchen mit ihr zu reden“, erklärte Mei. Denn nur weil der Geist andere erschreckte, hieß das ja nicht das er nicht mit sich reden ließ. Die Gedanken das ihre Eltern auch Geister sein könnten, verdrängte sie immer wieder. Denn sie wusste das diese sie nur unkonzentriert werden ließen und das wiederum würde den Auftrag gefährden. Das wusste Mei nicht aus Erfahrung, aber sie war nicht dumm und es war eigentlich nur eine logische Folgerung.
Nun waren die beiden Schwestern fast an dem Wasserfall angekommen und Mei wurde immer aufgeregter. Wie sah so ein Geist wohl aus? Konnte ein Geist jemanden schaden? Was würde der Geist sagen? Würde sie versuchen auch die beiden Schwestern zu erschrecken?

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Hmh, wenn der Geist auf ihre Rufe nicht reagierte weil er so damit beschäftigt war Passanten zu erschrecken, dann wäre es wohl ein sehr unaufmerksamer Geist. Zumindestens war das die logische Schlussfolgerung. Mei hatte erklärte das sie zuerst mit dem Geist reden wollte und auch ihre ältere Schwester stimmte diesbezüglich zu. Das erfreute sie. Einerseits weil die beiden so nicht in eine Meinungsverschiedenheit kamen, andererseits weil sie es mochte wenn sich die beiden einig waren. Das war für sie als wenn man sie in dem festen Band zu ihrer Schwester bestätigte.
Die beiden kamen also am Wasserfall an, doch von einem Geist fehlte Jede Spur. „Ich schau mich mal um“, erklärte Mei eher beiläufig als sie sich auch schon auf den Weg machte die Umgebung ab zu suchen. Doch sie konnte keinen Geist finden. Weder hinter einem Baum, noch unter einem Stein. „Azu-nee, ich glau-“, gerade als sie sich wieder umgedreht hatte entdeckte sie den Geist direkt vor Azuma und hielt inne. Sie fühlte sich plötzlich wie gelähmt, nicht fähig sich zu bewegen. Da war tatsächlich ein echter Geist. Schwer schluckte das Mädchen, ehe sie sich wieder fing. Einmal kurz tief ein und wieder aus geatmet und schon ging sie auf Azuma und den Geist zu. „Hallo! Ich bin Mei und das ist meine große Schwester Azuma. Wir sind hier um mit dir zu reden!“, plapperte Mei fröhlich los. Der Schock vom Anfang schien wie weg geblasen.

Irgendwie hatte Mei sich einen Geist ganz anders vorgestellt. Viel unheimlicher, irgendwie. Aber die Gestalt vor ihnen sah eher aus wie ein normaler Mensch .. nur durchsichtiger. Total unspektakulär. Kurzerhand hatte sie sich und ihre Schwester vorgestellt. Warum auch nicht? Warum sollte sie Angst vor dem Geist haben? Selbst wenn  der Geist sie angreifen wollen würde, so könnte Mei sich verteidigen und Azuma war ansonsten auch noch da. Der Geist hingegen versuchte noch immer gruselig zu wirken. Mei hingegen schien unbeeindruckt. Anders als viele andere Kinder in ihrem Alter vermutlich, aber Mei war nun mal schon recht weit. Außerdem war sie ein wenig abgehärtet, nach dem Tod ihrer Eltern. „Warum sollte ich denn Angst haben?“, fragte sie nun also und tippte sich dabei nachdenklich auf die Lippen. Kurz dachte sie ernsthaft darüber nach warum sie Angst haben sollte, aber es fiel ihr einfach kein richtiger Grund ein. Also ergriff sie erneut das Wort. „Sag mal, warum erschreckst du die ganzen Leute? Macht dir das etwa Spaß?“, wollte sie nun wissen.

Sie hatte den Geist also gefragt ob es ihr Spaß bereitete die andren Menschen zu erschrecken. Die Antwort des Geistes erschien eher traurig und Mei's Miene hatte sich mitfühlend verändert. „Oh nein … das tut mir wirklich leid“, machte sie ihre Anteilnahme deutlich. Andererseits verstand sie aber auch das viele andere einfach Angst hatten. „Du machst das also eher aus Langeweile ...“, es war keine Frage sondern eher eine gemurmelte Feststellung von Mei. Einige Zeit lief die jüngere im Kreis und dachte angestrengt nach. Was tut man am besten gegen Langeweile? Was tue ich gegen Langeweile?, fragte sie sich selbst, ehe sie plötzlich stehen blieb. „Ich habs!“, rief sie ihrer Schwester und dem Geist zu. „Wir spielen ein wenig und dafür hörst du auf Leute zu erschrecken“, erklärte Mei ihre Idee und nachdem sie – mehr oder weniger – die Einstimmung des Geistes hatte begann sie zu grinsen. „Okay, zuerst spielen wir fangen!“, sie kicherte kurz, stupste den Geist an und rief: „Du bist!“. Danach wandte sie ein wenig Magie an um sich selbst in die Luft zu befördern. „Hier oben bekommt ihr mich niiiiiiiiie~“, rief sie lachend.

Spoiler:

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Sie hatte sich denken können das Azuma vielleicht dagegen war fangen zu spielen, aber das hier war der aller erste Auftrag der beiden. Und das bedeutete das sie ihn auch gemeinsam meisterten. Natürlich hätte Mei ihre ältere Schwester auch zunächst fragen können, aber die Wahrscheinlichkeit das diese dann dagegen gestimmt hätte, wäre einfach zu hoch gewesen. Also hatte Mei den Geist angestupst und hatte sich selbst in die Luft befördert. Sie sah dabei zu wie Azuma erklären wollte das sie nicht mitspielte, aber da war es schon zu spät. Leise kicherte Mei und beobachtete die beiden. Es dauerte nicht lange und schon war auch der Geist und Azuma in der Luft. Eigentlich könnten die beiden Schwestern doch öfters in der Luft fangen spielen! Mei war recht flink und war auf Abstand zu ihrer Schwester, so konnte sie beobachten wie Azuma wieder den Geist antupste. Danach begann der Geist die kleine Mei zu verfolgen und die beiden entfernten sich ein wenig von Azuma. „Haha, du wirst mich niiiiiiie fangen“, kicherte sie und drehte ihren Kopf dabei um, so das sie den Geist sehen konnte. Dabei achtete sie einen Moment lang nicht drauf wo sie hinflog und ehe sie sich versah machte die kleine Mei Bekanntschaft mit einem Baum. Während sie vor Schreck nicht mehr reagieren konnte, fiel sie  durch die Äste nach unten. Unten angekommen sah sie viel schlimmer aus als es eigentlich war. „Aua....“, murmelte sie. In ihren Augen hatten sich Tränen gebildet und ihr Körper schmerzte. Doch Mei wollte stark sein, sie wollte nicht los heulen wie ein kleines Kind! Denn sie war kein kleines Kind mehr. Also riss sie sich zusammen, blieb dennoch sitzen. „Wie findest du eigentlich deine Ruhe?“, fragte sie nun den Geist um von ihren eigenen Schmerzen ab zu lenken.

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Sie hatte einige Kratzer und ein paar Schrammen von dem Sturz durch die Äste ab bekommen, aber alles in allem war es nichts schlimmes. In ein paar Tagen schon würde man davon nichts mehr sehen und Mei hatte das ganze in ein paar Minuten eh wieder vergessen. Zumindestens wenn man sie nicht darauf ansprach oder es ihr weh tat. Der Geist antwortete ihr das sie selbst nicht genau wusste wie sie ihre Ruhe fand und Mei dachte nach. Dabei hatte sie gar nicht mehr darauf geachtet was um sie herum geschah und schon hatte ihre ältere Schwester sie angestupst. Sie war also wieder dran. Doch ehe sie sich wieder aufrappelte entschuldigte sich Azuma und meinte sie müsste noch etwas besorgen. Sollte etwas sein sollte Mei sie einfach rufen. Ein wenig unsicher sah sie ihrer älteren Schwester nach. Mei hatte kein Problem damit allein zu sein, aber das kam doch ein wenig plötzlich. Was hatte Azuma nur vor?
Die jüngere versuchte darüber nicht wieter nach zu denken und widmete sich wieder dem Gedanken wie sie dem Geist helfen konnte. Wenn sie ein Geist wäre, wie würde sie dann wohl am besten ihre Ruhe finden? Was würde sie erwarten? Unweigerlich musste sie an ihre Eltern denken und ohne das sich das Mädchen dagegen wehren konnte schossen ihr die schrecklichen Bilder des verheerenden Tages wieder in den Kopf. Die dunkle Gestalt. Das Blut. Die Schreie ihrer Eltern. Der Körper des Mädchens verkrampft und es fiel ihr schwer die Tränen noch zurück zu halten. „Was hast du denn?“, fragte der Geist und klang dabei mittlerweile kein Stück mehr gruselig.

Mei hingegen hatte den Blick abgewandt und atmete tief e, erklärte sie und schon fand sich das lächeln wieder auf ihren Lippen. „Alsoo... was würde die Fehlen damit du dich wohlfühlst?“, wollte sie nun von dem Geist wissen, denn ihr kam die Erkenntnis das sie selbst zwar darüber nachdenken konnte, aber der Geist wohl am besten wissen würde was ihm fehlte ums ich wohl zu fühlen.

Der Geist schien ebenfalls darüber nach zu denken was ihr den fehlen würde. In dieser Zeit hielt Mei inne. Sie nutzte die Zeit um ihre eigenen Gedanken ein wenig zu sortieren. Ob sie Azuma fragen sollte? Eigentlich würde sie schon gerne das Grab ihrer Eltern besuchen, aber alleine...? Nein, alleine war das sicherlich keine gute Idee. Aber Azuma ging es bestimmt selbst nicht besser. Immerhin musste sie den selben Verlust ertragen. Jedesmal wenn Mei an dieses Ereignis dachte, dann bekam sie auch ein wenig Angst. Wusste der Mörder ihrer Eltern das Mei ihn beobachtet hatte? Und wenn ja, würde er sie als Zeugin aus dem weg räumen wollen? Das ganze verunsicherte das Mädchen und vielleicht würde sie damit besser klarkommen wenn sie ein wenig älter wäre, doch das war sie nicht. Eines Tages würde sie bestimmt darüber hinweg sein. Doch in diesen Tagen begleiten Trauer, Angst und Unsicherheit das Mädchen. Mei wusste dieses jedoch zu überspielen.

Nach kurzer Zeit sah sie wie Azuma wieder zu ihnen geflogen kam. Es war nicht so das Mei ihrer Schwester nicht vertraute, aber sie wollte ihr nicht zur Last fallen. Immerhin hatte Azuma die Verantwortung für Mei und die jüngere wollte ihr einfach keinen Ärger, Kummer oder Sorgen bereiten. „Schau mal, Azu-nee ist wieder da!“, lächelte sie und deutete auf ihre Schwester. Doch was hatte die ältere da in der Hand? Was hatte sie vor?