Wald von Thailia

(C-Rang) Die Blume Neugardes:

cf: Heroic Dragon Gildenhaus - Haupthalle

Das einzige, was Misaki noch mitbekam war, dass Ashley irgendetwas von einer „Plaudertasche“ erzählte, doch so richtig wahr nahm sie die Worte der Frau eigentlich nicht mehr, während sie aus dem Gildenhaus spazierte. Sie betete insgeheim, dass die Quest schnell vorbei war und sie wieder allein losziehen konnte. Ashley sagte zwar nichts, aber Misaki war trotz allem nicht wohl bei der Sache. Sie fühlte sich in ihrem Handeln zu beobachtet und zu eingeschränkt, wenn andere Leute anwesend waren. Aber die Quest ließ wohl kaum viel Platz für seltsame Aktionen, die in irgendeiner Form die Aufmerksamkeit unangenehm auf sie lenken würden. Während sie so darüber nachdachte fiel ihr ein, dass sie gar nicht wusste, wo der Wald Thailia sich überhaupt befand. Lag er in der Nähe von Era, konnte das sein? Sie glaubte sich finster daran zu erinnern, doch sicher war sie sich da nicht. Aber sie konnte auch nicht schon wieder Ashley ansprechen. Was sollte die Scarlet denn von ihr denken? Erst fragte sie sie, ob sie sie auf diese Quest begleiten wollte und nun musste sie auch noch gestehen, dass sie gar nicht genau wusste, wo dieser Wald überhaupt lag? Niemals! Da ließ sie es lieber auf ihre Instinkte ankommen und glaubte ihrer finsteren Erinnerung, dass Era der Ort war, wohin sie würden reisen müssen. Bei dem Gedanken an die Zugfahrt wurde ihr bereits ganz flau im Magen. Sie hasste diese Art der Fortbewegung, da lief sie doch lieber. Aber bis nach Era zu wandern war wohl doch zu viel des Guten.

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Bisher hatte Ashley geschwiegen und Misaki war ihr deswegen überaus verbunden, doch nun machte die andere Rothaarige den Mund auf und sofort verspürte Misaki den Drang, etwas mehr Abstand zwischen sich und die Scarlet zu bringen. Doch sie zwang sich dazu schweigend zuzuhören. Natürlich war ihr der gemeinsame Nachname nicht entgangen … aber das war nun wirklich ein Thema worüber Misaki ungern sprach. Sie war noch nicht bereit ihre Schwester zu treffen und somit brauchte auch niemand anderes sich darum zu kümmern. „Reika Kinoshita? Nie gehört den Namen“, entgegnete sie in monotonem Tonfall und blickte weiter starr nach vorn. Warum kam Ashley denn bitte gerade jetzt mit diesem Thema? Hätte sie nicht weiter schweigen und sie in Ruhe lassen können? Dankbar erblickte Misaki den Bahnhof, der sich vor ihnen befand und nun wurden ihre Schritte doch ein Stück zügiger. Es war ihr dabei egal ob das unhöflich wirkte oder nicht. In diesem Tempo war sie in wenigen Augenblicken im Inneren des Bahnhofes und stand vor dem riesigen Plan der an- und abfahrenden Züge. „Unser Zug fährt in 15 Minuten“, informierte sie die Scarlet, als wäre es eine absolute Nebensächlichkeit und ließ sich dann auf die rechte Seite einer vollkommen leeren Bank nieder.

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Tjaja, die Gildenmeisterin von Graceful Tiger – Misakis Schwester. Natürlich kannte sie die rothaarigen Magierin und natürlich wusste sie, wo sie lebte, arbeitete und verfolgte jeden Monat die Artikel über sie, die hin und wieder im Weekly Sorcerer erschienen. Dennoch zuckte sie nur gelangweilt mit den Schultern, als Ashley ihr offensichtlich nicht abkaufte, was sie entgegnet hatte. Es war ja auch allgemein recht unwahrscheinlich, dass man die Gildenmeister nicht kannte. So ziemlich jeder Magier las zumindest hin und wieder den Weekly Sorcerer und erfuhr somit etwas über das Treiben in den einzelnen Gilden. Aber egal. Sie verdrängte ihre momentanen Gedanken und konzentrierte sich eher auf die nächsten Worte ihrer Begleiterin. Am liebsten würde sie das ganze zwar einfach ignorieren aber so unhöflich wollte die Kinoshita dann doch nicht sein. Sie lud sie zum Kuchen essen ein? Der Rothaarigen schlief wortwörtlich das Gesicht ein, als sie die Worte vernahm. „Warte, warte, warte …“, unterbracht sie Ashley abrupt. „Das hier ist eine einzige Quest, die wir gemeinsam erledigen. Das bedeutet nicht, dass wir auch in Zukunft ein Team bilden. Also wieso sollten wir Vertrauen zueinander aufbauen?“ Ihre roten Augen fixierten die der Scarlet und pure Verständnislosigkeit lag darin. Für Gewöhnlich sprachen Leute nicht so mit ihr, luden sie zu irgendetwas ein oder wollten sie besser kennen lernen. Und das war ihr auch ganz lieb so, denn dann musste sie sich nicht auf ewige Gespräche über das Wetter einlassen.

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Ashley begann die Gründe aufzuzählen, die sie dazu veranlassten zu glauben, die beiden könnten ruhig ein wenig Vertrauen zueinander aufbauen. Misaki, die ihr bis eben in die Augen gesehen hatte, senkte den Blick und schüttelte langsam den Kopf. „Das ist dein Ernst, habe ich Recht? Weil wir berühmte Nachnamen tragen und rote Haare haben, sollen wir gleich genug gemeinsam haben, um uns gegenseitig vertrauen zu müssen?“ Gut, sie waren Kolleginnen und beiden Dragon Slayer, doch überzeugte das Misaki nur wenig. Sie hielt nicht viel von Vertrauen oder Gemeinsamkeiten. Aber … konnte es schaden? „Ich kam bisher sehr gut alleine klar. Und bezweifle, dass ich in näherer Zukunft allein Probleme beim Erledigen von Quests bekommen könnte.“ Ja, sie war sogar fest davon überzeugt, dass sie nur allein stark genug werden konnte, um ihrer Schwester irgendwann einmal mit Stolz gegenüber treten zu können. „Es gibt Dinge die man allein klären muss und bei denen man allein auch wesentlich besser dran ist.“ Sie verschränkte ihre Arme vor der Brust und lehnte sich leicht zurück, den Blick weiterhin gesenkt. „Und ich glaube nicht, dass diese wenigen Gemeinsamkeiten uns sofort zu einem guten Team machen.“

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Las die Scarlet ihr gerade ernsthaft die Leviten? Misaki musste ein Augenrollen unterdrücken und richtete ihren Blick starr geradeaus, weit weg von Ashley, die noch immer sprach. „Ich wollte nicht deine ganze Lebensgeschichte hören, danke“, entgegnete Misaki spitz, nachdem ihre Partnerin zum Schweigen gekommen war. „Sehe ich für dich wie ein Mensch aus, der großartig Spaß am Leben hat oder gar haben will? Es ist mir egal, wie du über diese Sache denkst, es ist mir egal wie die Menschheit darüber denkt, einzig was ich denke ist entscheidend. Und ich denke, dass es für uns beide das leichteste wäre, wenn du nicht versuchen würdest, mein Leben zu beurteilen. Ich bin eine erwachsene Frau, ich weiß wie ich auf mich aufzupassen habe und benötige niemanden, der mich dahingehend zurechtweist.“ Ja … sie war sauer. Sauer, weil Ashley Recht hatte. Misaki war einsam, ihr machte das Leben keinen Spaß aber sie hatte auch nie wirklich erfahren was es bedeutete, das Leben zu genießen und Freude daran zu haben. Sie lachte nicht, sie lächelte nicht, sie wusste nicht einmal, was bei ihr eine solche Regung überhaupt auslösen konnte. Es war einfacher sich abzuschotten und andere Menschen weitestgehend zu ignorieren - so auch Ashley, die gerade von dem Zug sprach, der einfuhr. Noch so eine Sache, die sie hasste. Transportmittel. Warum konnte sie nicht wie jeder Mensch ganz normal damit fahren, ohne dass ihr unsagbar schlecht wurde?! Grimmig folgte sie der anderen Rothaarigen ins Innere des Zuges und ließ sich dort auf eine der Bänke nieder - schweigend.

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Allein die Tatsache in diesem Gefährt zu sitzen – es fuhr noch nicht einmal – verursachte in Misaki ein mulmiges Gefühl. Sie hasste es, Schwäche zu zeigen und das war eindeutig eine vollkommen unnötige Schwäche … Mit verbissenem Gesichtsausdruck ignorierte sie Ashleys Worte und konzentrierte sich gänzlich darauf, die Fassung zu bewahren, während der Zug langsam los zuckelte. Es gäbe für sie in diesem Moment wohl kaum etwas schlimmeres, als ihr Frühstück im nächsten Augenblick gänzlich wieder auszuspucken, weshalb sie auch keinen spitzen Kommentar mehr brachte, obwohl er ihr auf der Zunge lag. ‚Tch, halt einfach die Klappe … ich bin selbst nicht besser dran.‘ Stoisch starrte sie aus dem Fenster und versuchte das laute Grummeln ihres Magens zu ignorieren. Dass ihr allgemein schon blasses Gesicht immer mehr an Farbe verlor war dabei wohl kaum zu übersehen. Sie hatte Glück, dass der Zug unendlich oft hielt, um neue Leute ein- und andere aussteigen zu lassen. So konnte sich Misakis wenigstens für wenige Augenblicke ein wenig entspannen. Und dann waren sie endlich da. Es war eine gefühlte Ewigkeit vergangen und die Rothaarige hing mehr auf ihrem Sitz, als dass sie noch gerade saß. Aber sie hatte alles drinnen behalten. Ein Hoch auf die Konzentration! Langsam erhob sie sich auf die Beine, wobei – sie zugegebener Maßen – gefährlich schwankte und bewegte sich dann schweigend auf den Ausgang des Abteils zu.

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Sie hatte den Ausgang fast erreicht, da spürte sie Ashley neben sich, die sie sanft stützte, um ihr beim Aussteigen zu helfen. Am liebsten hätte Misaki einen Aufstand gemacht und die Rothaarige von sich gestoßen, doch wenn sie ehrlich war, so war sie fast ein wenig froh über die Unterstützung. Schweigend ließ sie sich also nach draußen führen, wo frische Luft ihr augenblicklich um die Nase zog und sie erleichtert durchatmen ließ. Ihr Magen fühlte sich von Minute zu Minute ruhiger an und auch in ihrem Kopf drehte sich nichts mehr. Nun endlich konnte sie sich wieder aufrecht hinstellen und ihren Kopf in Ashleys Richtung wenden. „Ich habe dich zwar nicht um deine Hilfe gebeten … aber danke“, murmelte sie und sah kurz darauf in die entgegengesetzte Richtung. Um zu überspielen, dass diese Situation ihr peinlich war deutete sie mit dem Zeigefinger dahin, wo sie hinblickte und meinte: „Ich glaube wir müssen da entlang. Der Wald ist zwar überall, aber ich glaube von dort einen andersartigen Geruch wahrzunehmen, der auf eine Blume passen könnte.“ Und – wie man es wohl nicht anders erwarten konnte – setzte Misaki sich auch sogleich in Bewegung, ohne auf eine Reaktion Ashleys zu warten.
Der Wald war wahrlich groß und überaus majestätisch, die Bäume standen wild durcheinander und doch wirkte es, als würde diesem Wirrwarr eine gewisse Symmetrie beiwohnen. Mit großen Augen betrachtete die Magierin ihre Umgebung und prägte sich alles ganz genau ein, denn immerhin mussten sie hier später auch wieder herauskommen. Dass es hier von Monstern ebenso wimmeln sollte, wie von seltenen Pflanzen hatte sie bereits mehr oder weniger aus ihrer Erinnerung gelöscht.

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Es war ziemlich ausgeschlossen, dass sie diese Quest allzu schnell beenden würden, der Wald war groß, viele der Gerüche waren unbekannt und so würden sie die Blume wohl nicht so bald finden, wie Misaki es sich wünschte. Sicher, sie war mittlerweile weniger von der Tatsache angepisst, dass Ashley neben ihr her lief, schließlich konnte sie so oder so nichts gegen deren Anwesenheit machen. So staksten sie also teils über morastigen Untergrund, da sie selbst der Meinung war diese Blume hier eher zu finden. Dabei klapperten sie jeden sonderbaren Geruch ab, der ihnen in die Nase stieg. Dabei zeigte sich die Tatsache, dass sie beide Dragonslayer waren, als mächtig nützlich. Denn so konnten sie sich hin und wieder auch auf einige Meter Entfernung trennen und sich problemlos wiederfinden. Bis Misaki irgendwann auf einer Lichtung zum Stehen kam, die von der Sonne angenehm bestrahlt wurde und das Grün der Wiese fast schon utopisch leuchtete. Aber das war es nicht, was Misakis Aufmerksamkeit auf sich zog. Viel eher war es die rote Blume, die in der Mitte der Lichtung stand und ihr Köpfchen gen Himmel rechte. Das musste sie sein!
Langsam trat die Rothaarige auf das Gewächs zu, bückte sich und wollte sie gerade pflücken, da vernahm sie ein Geräusch, das klang als würde sich jemand durch den Boden wühlen. Und dann, bebte der Boden unter ihren Füßen und sie wandte sich blitzschnell um, nur um die riesige Venusfliegenfalle zu sehen, die sich vor ihr aus dem Boden bohrte und mit einem lauten Kreischen nach ihr schnappte. Gerade noch rechtzeitig konnte Misaki einen ungeschickten Schritt zur Seite machen, sich halb abrollen und auf dem Hosenboden sitzen bleiben, während die Pflanze ein weiteres Mal nach ihr zu schnappen versuchte.

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Gerade als die Pflanze ihre Ranken nach ihr auswarf, kam Ashley angerannt und durchtrennte die Teile mit einem sauberen Schnitt ihres Schwertes. Langsam rappelte Misaki sich auf und rieb sich den Hintern, ehe sie Ashley zunickte um ihr zu zeigen, dass es ihr gut ging. Nun fiel ihr wieder ein, dass der Questzettel sie vor Monster gewarnt hatte. Wie hatte sie nur so blind und unachtsam sein können? Wütend auf sich selbst sah sie kurz ein weiteres Mal zu ihrer … Partnerin und konzentrierte sich dann kurz. Um die Pflanze herum schoss Holz aus dem Boden, das sich um sie schloss, sodass es aussah, als würde die Venusfliegenfall im Gefängnis sitzen. Tatsächlich war dieser Holzkäfig eigentlich recht stabil und Misaki erwartete nun, dass Ashley darauf reagierte und irgendetwas tat, um ihrem Gegner Schaden zuzufügen. Sie selbst brachte sich derweil in eine andere Position, von wo aus die sich darauf vorbereitete, selbst einen Angriff zu starten.

Techniken:

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Spoiler:

Nun, wenn Misaki ehrlich war wollte sie vorerst niemals gegen Ashley antreten müssen, denn das riesige Schwert, das die Rothaarige soeben heraufbeschwor war doch nichts womit sie sich anlegen wollen würde. Beeindruckt sah sie dabei zu, wie die Klinge auf den Holzkäfig niederging und ihn zerbärsten ließ. Erschreckend, wie leicht es für das Metall schien das Holz zu zerstören. Mit einem lauten Knall war das Schwert am Boden angelangt und eine breite Rauchwolke nahm den beiden Frauen für einen Moment die Sicht auf die Pflanze. Erst als die Wolke sich einigermaßen gelegt hatte konnte Misaki auf die Frage antworten, wobei ihre Worte wohl auch für Ashley offensichtlich sein mussten. „Nun … sie sieht ziemlich besiegt aus, wenn du mich fragst.“ Dennoch bewegte sie sich nur langsam auf das riesige, am Boden liegende Etwas zu, stieß es kurz mit dem Fuß an und stellte fest, dass es endgültig tot war. Etwas schneller nun rauschte sie zu der Pflanze, die sie zuvor schon hatte pflücken wollen und riss sie aus dem Boden. „Ich hoffe sie geht uns nicht ein ehe wir wieder zurück sind.“ Allein bei dem Gedanken an die ihr bevorstehende Zugfahrt wünschte sie die Quest hätte einige Tage in Anspruch genommen …

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