Eine Erinnerung von Merumi…
Der Winter war dieses Jahr besonders kalt. Der starke Wind ließ den Weg schwerer durchstreiten als es auch schon ohne war. Und der entgegen gewehte Schnee ließ die klare Sicht beschweren. Ein kleiner Junge lief durch den verschneiten Wald. Der Junge war schon fast am Ende seiner Kräfte. Auch Waldbewohner bemerkten den Jungen und warteten darauf dass er einsackte, damit sie ihr wehrloses Abendessen genüsslich zerkauen können. Die hungrigen Wölfe heulten so dass der ganze Wald schallte..
„Ich muss nach Hause..“ sagte der kleine Junge hustend und weinend. Als er die Wölfe heulen hörte wurde sein Herz schwer und schlug noch unruhiger. Der hohe Schnee ließ die Schritte kaum vorwärts treten. Das Atmen brannte im Hals. Es war bereits später Nachmittag. Doch im Winter sah das wie Mitternacht aus.
Bevor der letzte funken Energie aus dem kleinen menschlichen Körper verschwand und auf dem Schnee hinein fallen konnte, konnte das Kind in der Weite etwas verzehrt erkennen. Es sah wie eine Halluzination aus.
„Lieber Engel, bitte….“ Sagte der Kleine mit einem ausgestreckten Arm fallend zu der Gestalt. Die immer näher an ihn heran kam. Die Wölfe ergriffen sofort die Chance. Und sprangen aus dem Gebüsch um sich ihr Fressen aus dem Schnee mit ihren Fängen zu greifen. Doch genau in diesem Moment erhob die Gestalt ihren Arm und starrte dabei mit ihren gelbweißen Augen in die des einen Wolfes.
Dem Alphamännchen. Der erstarrte sofort. Doch zwei seines Wolfsrudel packte der Hunger und rannten weiter auf dem Jungen zu. Die anmutige Gestalt zuckte nur mit dem Finger und der noch kräftig gewordene Schneesturm schleuderte in wenigen Sekunden die zwei hungrigen Wölfe auf einen Baumstamm und einen Felsen... Die Tiere winselten und liefen unverletzt mit einem eingerollten Schwanz in den dunklen Wald hinein. Die anderen bis auf das Alpha Wolf taten das gleiche. Als sich der Sturm legte. Und es nur leicht schneite, konnte man erkennen das die Gestalt eine Frau war. Eine sehr schöne Frau mit weißen bis zum Boden lange Haare, eine Hautfarbe die dem Schnee gleicht. Augen wie der Mond. Sie trug einen Kimono.
Der schwarze Wolf verwandelte sich und im nächsten Augenblick stand ein gut gebauter, großer, mit breiten Schultern und schwarzem, schulterlangem Haar da. Die ausgewachsene menschliche Gestalt des Wolfes ging mit großen Schritten auf die weißhaarige Frau zu. Umso näher an sie kam. Umso mehr konnte man erkennen, dass zwischen ihnen keine Feindschaft oder Fremdheit lag. Sie kannten sich schon sehr lange. Aber keiner außer der Zwei wusste von ihrem Kennen.
Sie legte eine warme Decke um den kleinen Körper. Und nach einiger Zeit konnte man erkennen das er wieder auf dem Weg der Besserung war. Seine dicken Backen wurden von der warmen Decke rosig.
„Warum tust du das?“ sagte der Wolf namens Durai mit einer tiefen aber doch ruhigen Stimme zu Merumi. Sie zeigte erstmals keine Reaktion. Und sorgte lieber dafür dass das Kind es warm hat und gesund wird. Man konnte ein leichtes Knurren hören die vom Wolf kam. „Weib! Du bist kein Mensch. Du musst sie nicht beschützen!“ dabei packte er sie an den Schultern und drehte sie zu sich um. Seine Zähne waren die des Wolfes spitz und diese fletschte er vor Wut. „Ich beschütze euch, dummer Wolf! Und ich bin ein Mensch…“ – „Nein bist du NICHT! Selbst diese abscheulichen Kreaturen sehen dich nicht als ihren an. Sobald sie dich sehen werde ihre Blicke mit Verachtung und Abscheu gefühlt! Und was meinst du damit du beschützt uns!? Als du zwei von meinem Rudel weggeschleudert hast, sah das nämlich nicht so aus!“ – „Durai… die Wut eines Menschen ist groß und zerstört ganze Wälder. Ich will nicht das ihr dieses Menschenkind frisst und deren Wut zu spüren bekommt.“ – „Merumi, … wir haben ihren Hass schon. Sobald sie uns sehen schießen sie grundlos auf uns. Und glaub nicht, dass das Wolfsrudel sich nicht dagegen wehren wird. Es ist unser Wald, nicht Ihrer… und ich sehe dich nicht als einen von ihnen an, sonst hätte ich dich schon längst zerfleischt.. sondern eine von uns..“ Merumi legte eine Hand auf seine Wange und streichelte diese sanft. „Mein dummer, dummer, geliebter Wolf. Ich möchte nicht das euch was passiert.. nicht das Dir etwas passiert.“ Als ihre Hand seine Wange streichelte schloss er seine Augen. Und sein Griff auf sie wurde sanfter, glich die einer Umarmung. „Ich hab euch Essen besorgt. Es liegt alles im leeren Stall der hinten im Dorf ist. Ihr werdet damit den Winter auskommen. Beeilt euch und holt es. Ich habe dafür gesorgt, dass die Dorfbewohner nach dem Jungen suchen. Sie werden jeden Moment hier sein.“ Genau in diesem Moment hörte man einen lauten Knall und eine Kugel die für Durai gedacht war traf Merumi auf die Schulter. Das Blut spritzte auf dem weißen Schnee und auf das Gesicht des Wolfes. Es waren die Dorfbewohner die nach dem Kind suchten. Durai packte die Wut erneut. Er packte den Frauenkörper und lief in den Wald hinein. Am liebsten würde er zurück rennen und diese Menschen, jeden einzelnen dieser Art zerfleischen. Einige Male schossen sie noch nach Ihnen hinterher. Außer einem Streifschuss den der Wolf am oberen Bein noch erlitt trafen die zwei keine weiteren Kugeln des Gewehrs.
Sein Rudel kam ihm gleich entgegen. Und wollten Merumi fressen doch dieser stoppte ihn, ließ es so aussehen das er Merumi alleine auffressen will. Und er erzählte ihnen, was Merumi ihm sagte. Das in einem Stall Futter gibt und das sie es sich holen müssen, bevor die Dorfbewohner ins Dorf zurück kehren. Diese taten das auch sofort ohne zu zögern.
In einer Höhle suchte er mit ihr Unterschlupf. Normalerweise trafen sie sich hier nur jeden Monat zweimal allein. Er hatte früher als Mensch gelebt. Und tut es manchmal wieder um unbemerkt im Dorf Essen zu holen. Und kannte ein paar Mittel um jemanden zu verarzten.. Er machte ein Feuer. Und deckte Merumi mit allen Decken die in der Höhle zu finden waren zu.
In den frühen Morgenstunden schien alles wieder ruhiger. Er lag neben Merumi in Wolfsgestalt. Die weißhaarige ging es wieder besser. Sie spürte jedoch noch ein Brennen auf der Schulter das das Aufstützen schmerzhaft erschwerte. Sie blickte auf ihre Schussverletzung. Dabei bemerkte sie das gute Verarzten des Wolfes. Auch die Kugel schien draußen zu sein. Dieser Gedanke bestätigte sich als sie in der Nähe einer Feuerstelle in einer Metallschüssel darin die Kugel erblickte.
Sie sah nochmal auf dem schlafenden Wolf und streichelte mit ihren dünnen Fingern durch das lange raue schwarze Fell. Sie legte ihren Kopf auf seinen und schloss dabei die Augen, eine drückende Stille trat herein. Nur das Streifen der Hände durch das Fell war zu hören.
„Danke Durai… ich hoffe wir sehen uns wieder.“ Sie verließ die Höhle und machte sich allein auf dem Weg zu ihrem eigenen Heim.
*To be continued..
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