zu Valkenburgs Ball

Komtess Lucía zu Valkenburg, Tochter von Graf Erwin zu Valkenburg hatte an einige bekannte und befreundete Adelshäuser Einladungen ausschicken lassen, da sie zu ihrem 18. Geburtstag einen Ball geben wollte. In den Kreisen der Bellmare Familie war sie damit eher auf Missmut gestoßen. Aurelies Eltern wollten gleich gar nicht hingehen, Hiiragi war viel zu jung und damit ruhten alle Augen auf ihr und ihren drei älteren Geschwistern. 100% der möglichen Kandidaten weigerten sich jedoch strikt dorthin zu gehen und verzogen sich alle auf ihre Anwesen. Nichtsdestotrotz konnte diese Verweigerung seitens der vier nicht geduldet werden, sodass ihr Vater sie schlicht und ergreifend von Angestellten heruasbefördern und ins Hauptanwesen bringen ließ. Dort wurden Aurelie, ihre Halbbrüder Jeremiah und Rob, sowie ihre Halbschwester Cornelia derartig zusammengestaucht, dass sie doch lieber auf den Ball von Lucía gingen. Äußerst freiwillig natürlich! Das sie sie nicht leiden konnten verbagen sie jedoch nicht. Zumindest nicht bis sie beim Anwesen ankamen. In freundlichster - und aufgesetzter - Manier gratulierten die vier Geschwister dem Geburtstagskind und suchten sich im Anschluss einen ruhigen Platz um die offizielle Eröffnung der Feier abzuwarten. Aurelie trug ein schlichtes schwarzes Kleid und dazu ebenso dunkle Schuhe. Es hatte fast den Anschein, als würde sie auf eine Beerdigung gehen. Die Magierin sah sich während der Wartezeit ein wenig um. Es gab hier einige bekannte Gesichter, aber niemand den sie wirklich kannte. Vorerst wollte sie bei ihren Geschwistern bleiben, welche das selbe Schicksal durchmachten wie sie. Gezwungen worden auf einen Geburtstag von einer Person die man nicht ausstehen kann zu gehen...

Sie hatten eine Einladung zu einem Ball erhalten. Doch er wollte an eben diesem nicht teilnehmen. Da ihre Familie jedoch dort erscheinen sollte, blieb es an der Rothaarigen die Wilder Familie zu vertreten. Auch wenn sie durch Erzählungen und eigenen Erfahrungen kein gutes Bild von dem Geburtstagskind hatte, so gehörte es doch zur guten Manier einer solchen Einladung nachzukommen. Mit ihrem üblichen freundlichen Lächeln hatte die Jugendliche das Anwesen betreten und der Gastgeberin gratuliert. Danach hatte Seles zugesehen dass sie so schnell wie nur irgend möglich so weit es eben ging weg kam. Hatte sich so einen Platz am Rand gesucht und zog es vor erst einmal alles zu beobachteten. Auch wenn die Abläufe meistens immer die gleichen waren. Als die Adlige ihre blauen Seelenspiegel durch den Raum wandern ließ fiel ihr als erstes auf, dass hier viele bekannte Gesichter waren. Aber mindestens genauso viele unbekannte. Trotz dessen, dass die eine oder andere Bekanntschaft von diversen anderen Bällen vorhanden war, stand der Wilder nicht der Sinn danach eine Konversation zu beginnen. Ihr war eher danach noch die Gäste zu beobachten und so die Verhaltensweisen herauszufinden. Ein tonloser Seufzer verließ ihre Lippen. Wäre ihr Bruder dabei würde alles anders ablaufen. Dennoch hatte sie vereinzelte Adlige bereits begrüßt. In ihren Augen gehörte es sich so.

"Ich sehe einige bekannte Gesichter, aber an sich nur wenige...", flüsterte Rob in die Gruppe der vier hinein, nachdem er sich etwas umgesehen hatte, "Die meisten haben sich wohl erfolgreich drücken können. Was für Glückspilze..." "Das ist aber nicht nett Rob~", merkte Cornelia, Aurelies ältere Halbschwester, an. "Ist ja nicht so, dass WIR freiwillig hier wären", warf die junge Frau mit einem genervten Unterton ein, "Allgemein ist das wohl ohnehin niemand..." Danach herrschte kurzes Schweigen, bis Cornelia sich wieder zu Wort meldete: "Ist das nicht Seles Wilder?" "Kann gut angehen, aber ganz alleine? Andererseits habe ich Zelos schon ewig nicht mehr gesehen", meinte Rob. "Der hält sich halt von solchen minderwertigen Veranstaltungen fern", meckerte Aurelie, während sie aufstand, "Ich hol sie hierher... Ist schon schlimm genug hier zu sein, aber dann noch alleine..." Aurelie empfand ein wenig so etwas wie Mitleid, was sie aber definitiv nicht zeigen würde. Gleich darauf ging sie zu Seles herüber und sprach sie an: "Seles Wilder, richtig? Ist es nicht ein wenig einsam hier ohne jemanden zum reden?"

Noch immer Abseits und die Gesellschaft beobachtend stehend, bemerkte die Rothaarige wie sich ihr jemand näherte. Aurelie Bellmare. So viel hatten sie bisher noch nicht mit einander zu tun gehabt. Daher konnte sie die junge Frau auch noch nicht sonderlich gut einschätzen. Nachdem diese dann bei ihr war, begann sie sofort zu reden. Mit einem ihr üblichen, freundlichen Lächeln antwortete die Rothaarige. ”Hallo, ja, die bin ich. Doch, dennoch macht man das beste aus so einer Situation.” noch immer zierte das Lächeln ihre Lippen. Seles war froh, dass man sie angesprochen hatte. Das Mädchen würde nicht von sich aus jemanden hier ansprechen, außer natürlich sie würde die Person besser kennen als nur von ein oder zwei Bällen. Dennoch wollte sie sich noch vergewissern, dass sie die richtige Person im Sinn hatte. ”Du bis Aurelie Bellmare, oder?” eher zaghaft klangen ihre Worte. Immerhin könnte es sehr peinlich werden, wenn dies nun nicht zutreffen sollte. Bei ihren vorangegangen Beobachtungen war ihr auch aufgefallen das ihre Gesprächspartnerin nicht alleine war. Nun war sie darauf gespannt, wie dieser Abend verlaufen und Enden würde.

"Viel mehr lässt sich ja auch nicht machen unter solchen Umständen", meinte die Magierin auf Seles' Aussage hin, dass sie einfach das Beste aus der Situation mache, "Außer der gegebenen Langeweile den Kampf anzusagen und etwas dagegen zu unternehmen." Möglicherweise war es nicht ganz eindeutig wie sich die Magierin gerade ausdrückte, aber das war momentan ohnehin eher zweitrangig, da Seles die junge Frau nach ihrem Namen gefragt hatte. "In der Tat. Aurelie Lutecia Erika Bellmare. Meine Eltern waren nicht gerade sparsam bei meiner Namenswahl", erklärte Aurelie kurz und bündig. Ihr war nicht entgangen, dass die Worte ihres Gegenübers eher vorsichtig und bedächtig wirkten. Richtig zaghaft sogar. Eine Art und Weise zu sprechen, welche Aurelie aus ihrer eigenen Familie nicht wirklich kannte. Man konnte zwar nicht wirklich behaupten, dass ihre Familienmitglieder nicht bedächtig sprechen würden, aber man konnte durchaus sagen, dass ein Jeder von ihnen sich laut auszudrücken wusste. Selbst das jüngste Familienmitglied. "Also Madame Wilder. Solltet ihr der Einsamkeit und Langeweile dieser Veranstaltung überdrüssig sein, so fühlt Euch gerne zu mir und meinen Geschwistern eingeladen. Ein jeder von uns sitzt im selben Boot und ich wage die Behauptung aufzustellen, dass bis auf das Geburtstagskind niemand freiwillig hier ist."

Den Kommentar, dass man der Langeweile den Kampf ansagte, kommentierte die Wilder mit einem zustimmenden Nicken. Als ihre Vermutung bestätigt wurde, war die Rothaarige sehr froh darüber. Dies sah man auch anhand ihres Lächelns. Ihre Gesprächspartnerin sprach eine Einladung und dann eine Vermutung aus. ”Ich werde mich zu euch gesellen.” teilte Seles ihre Entscheidung mit und ging dann auf die Vermutung ein. ”Eure Vermutung ist gar nicht mal so weit daher geholt, wenn man sich die Mimiken genauer anschaut, welche die Gäste zur Schau stellen.” dabei schaute sich die Rothaarige einmal um. ”Jeder scheint heute eine Maske zu tragen, obwohl es sich hierbei nicht um ein Maskenball handelt. Die meisten die lächeln sehen gequält aus.” sprach die junge Frau der weilen weiter. Und dennoch war sie froh darüber, dass der Abend nun nicht mehr so ausgehen würde, wie es die Adlige zu Anfang befürchtet hatte. Über die Einladung und ein hoffentlich interessantes Gespräch freute sich Seles sehr.

Seles stimmte zu, dass sie mit Aurelie zu ihren Geschwistern kommen würde. Wie Aurelie vermutete, war dafür hauptsächlich die Langeweile und Stimmung auf dieser Zusammenkunft der Grund. Obendrein erwähnte sie noch, dass die Rothaarige wohl Recht habe, wenn man sich die Gesichter aller anderen Anwesenden einmal genauer ansehe. "Selbst auf einem Friedhof herrscht eine bessere Stimmung als an eben dieser Örtlichkeit", nörgelte die Magierin vor sich hin, während sie Seles zu ihren drei Geschwistern herüberführte. "Ich weiß nicht ob Ihr Euch noch an die drei erinnert, aber das sind Jeremiah. Wenn Ihr ihn vergessen habt ist es nicht schlimm. Er ist vergessenswert", meinte Aurelie und deute dabei mit der Hand in Richtung Jeremiahs, während sie ihm kurzzeitig die zunge rausstreckte. "Deine Freundlichkeit ehrt mich Mal wieder über alle Maßen, verehrte Schwester. Vielleicht sollte ich dir Mal wieder einen Kraken auf den Kopf packen." "Riskier es wenn du keine Kinder mehr bekommen willst." "Ich lass das lieber. Freut mich jeden falls Euch zu treffen, Madame Wilder. Ignoriert doch einfach meine kleine tempramentvolle Schwester", sagte Jeremiah letztlich mit einem Lächeln an Seles gewandt. "Wie dem auch sei...", meinte Aurelie und verkniff sich offensichtlich einen scharfen Kommentar Jeremiah gegenüber, "Diese hübsche Dame hier ist meine ältere Schwester Cornelia." Dabei deutete Aurelie in Richtung Cornelias. "Danke sehr Aurelie, du bist zu freundlich. Freut mich euch wiederzusehen Madame Wilder, dass letzte Mal liegt einige Jahre zurück", sagte Aurelies Halbschwester daraufhin. Zuletzt wandete Aurelies Hand zu Rob. "Und das hier ist mein viel freundlicherer älterer Bruder, Rob." "Madame Wilder, eine Freude Euch nach all den Jahren wiederzusehen. Gut seht Ihr aus", meinte er in freundlichster Manier, erhob sich sogar und gab Seles einen Handkuss, eher er ihr einen Stuhl anbot. "Und etwas sehr dick auftragend ist er auch...", fügte Aurelie letztlich hinzu und setzte sich wieder.