Drunken Gryphon

{. S p i e l e r ? Illiana Amell && Shino
{. W o ? && W a n n ? Bar „Zur Natter“ && Später Abend

{. I n h a l t Der Sommer naht ganz offensichtlich und die Straßen von Crocus werden nachts immer belebter, Bars und Restaurants immer besuchter und es ist schwer, noch einen Ort zu finden, an dem man eher für sich sein kann. Die Bar „Zur Natter“ ist dafür jedoch genau der richtige Ort. Nur wenige Bewohner der Stadt treiben sich hier herum, Touristen sieht man gar keine. Es ist eher eine zwielichte Spelunke inmitten des wohl gefährlichsten Stadtteils von Crocus. Die Polizei der Stadt hat an diesem Ort so einiges zu tun. Nicht selten trifft man hier das eine oder andere Mitglied von Cursed Gryphon, eher seltener ganze Gruppen.

Als Shino von ihrem Anwesen sprach, musterte Illiana sie einen Moment eindringlich. Wollte das Mädchen damit etwa sagen, dass es tatsächlich  ein ganzes Anwesen besaß? Shinos Preisklasse traute sie das eigentlich sogar zu, immerhin verdiente man in ihrer Position wesentlich besser, als Illiana es derzeit tat. „Ganz genau so sieht’s aus“, bestätigte sie die Worte des Mädchens und folgte ihr dann nach drinnen, wo sie sich recht schnell einen Platz gesucht und sich niedergelassen hatten. Entspannt und bewaffnet mit der Karte lehnte sich die Rothaarige auf ihrem Stuhl zurück und warf eine Weile einen konzentrierten Blick in den Inhalt derer. Auf etwas Bestimmtes hatte sie eigentlich keinen Appetit, also ließ sie ein wenig das Zufallsprinzip entscheiden. Ein paar Mal blätterte sie die Seiten durch, ohne hinzusehen, bis sie irgendwann bei einer inne hielt und ihren Finger blind ein Ziel suchen ließ. Ein Teller Asiapfanne sollte es also werden.
Sobald der Kellner die beiden Frauen erreicht hatte, gab Illiana ihre Bestellung auf und ließ sich zum Essen noch einen guten Rotwein und ein Wasser bringen. Dabei schenkte sie dem jungen Mann einen recht zweideutigen Blick, als sie ihre Augen über seinen Körper fahren ließ. Dann richtete sie ihre Aufmerksamkeit wieder auf ihre Begleitung. „Das wird es, versprochen. Ich bin nicht zum ersten Mal hier und bin bisher nie enttäuscht worden“, versprach sie ihr und überschlug ihre Beine, um sich bequem hinzusetzen. Dann legte sie ihre Hände auf den Tisch und verschlang ihre Finger ineinander. „Dann erzähl mal. Wann hast du gelernt, dich in einen Wolf zu verwandeln?“, fragte sie mit einem breiten Grinsen im Gesicht. Es würde eine Weile dauern, bis ihr Essen kam und in dieser Zeit konnten sie ein wenig Smalltalk führen.

Spoiler:

Gespannt lauschte Illiana der Erzählung ihres Gegenübers, die auf ihre Frage bezüglich der Wolfsform kam. Geister kontrollieren? Das klang wirklich außergewöhnlich und nach etwas, das dem Besitzer einer solchen Kraft schier endlose Möglichkeiten bereitstellte. Daneben wirkte ihre Lava Magic fast schon ausgebrannt … um nicht zu sagen unspektakulär. Kurz brachte dieser Gedanke die Magierin dazu, mit den Zähnen zu knirschen, empfand sie den Umstand, dass das Mädchen so viel schwächer wirkte und doch so viel stärker war, als pure Kränkung ihres eigentlich ziemlich großen Egos. Als Shino ihre Erzählung beendet hatte, wechselte sie vor den ungläubigen Augen der Rothaarigen ihre Gestalt und für einen Augenblick ertappte Illiana sich dabei, wie sich ob dieses Körpers, der da vor ihr saß, nicht wirklich jugendfreie Gedanken in ihren Kopf schlichen. Schnell verdrängte sie diese und setzte ein kokettes Lächeln auf. „Ich verstehe. Und es macht dir nichts aus, in solch einer … animalischen Form herumzulaufen?“ Damit sprach sie natürlich auf den langen Schweif und die spitzen Ohren an, die Shinos Äußeres in ihrer normalen Gestalt prägten. Die Frau, die nun vor ihr saß hatte langes, wunderschönes, tiefrotes Haar und Augen, die in eben derselben Farbe schimmerten. Wenn es wahr war, was Shino sagte und sie vergeben war, dann konnte Illiana definitiv verstehen, wieso das der Fall war. „Ich meine, wenn du doch auch eine solch wesentlich erwachsenere Form annehmen kannst?“

Mit einem einzigen Schlag hatte Shino Illianas Grund, wieso das Mädchen denn vergeben war, zunichte gemacht. Sie hatte ihrer FREUNDIN laut eigener Aussage nie erzählt, dass sie auch andere Formen annehmen konnte. Einen Augenblick lang schwieg die Rothaarige. „Freundin …?“, hakte sie letzten Endes dann doch nach, hatte ihre Neugierde letztlich einfach Überhand genommen. Sie hatte nichts gegen gleichgeschlechtliche Beziehungen, ganz im Gegenteil. Sie teilte das Bett auch lieber mit einer Frau, als mit einem Mann, doch hätte sie das bei dem Mädchen tatsächlich nicht erwartet. „Wieso denn nicht? Sowas vergisst man doch nicht einfach zu erwähnen, oder?“, fragte sie grinsend und zuckte dann mit den Schultern. Ebenso, wie sie ihr den einen Grund genommen hatte, so gab sie ihr mit dem Kommentar zu Illianas Magie einen neuen Grund, weshalb sie vergeben war. Ihre Flirts waren nicht von schlechten Eltern und dabei waren sie vermutlich noch nicht einmal ernst gemeint. „Lava Magic. Ich bin dazu in der Lage Lava im flüssigen oder festen Zustand zu nutzen und meine Opfer entweder sofort verbrennen oder langsam und qualvoll verdampfen lassen“, erklärte sie beiläufig. Sie war im Grunde extrem begeistert von ihren Fähigkeiten, doch wusste sie, dass sie damit bei Shino nur auflaufen würde. Es gab für sie keinen Grund, egozentrisch oder überheblich in der Nähe dieser Frau zu sein, da sie letztlich sowieso keinen Vorteil daraus ziehen würde und Shino sich ganz sicher nicht mehr mochte, indem Illiana ihr etwas vorhimmelte. „In den richtigen Händen hat diese Magie eine ungeheure Zerstörungskraft. Sie ist nicht dazu da, jemanden zu retten, nur zu zerstören“, lächelte sie.

„Verstehe. Dann wünsche ich dir viel Glück mit ihr“, meinte Illiana und zwinkerte Shino zu. Sie meinte das Gesagte wirklich ernst. Selten hatte sie das Bedürfnis, anderen Leuten ein schönes Leben zu wünschen, aber sie hatte das Gefühl, dass eine gute Beziehung zu Shino ihr irgendwann einmal von großem Nutzen sein könnte. Als Shino davon sprach, dass alles in der Welt seinen Platz hatte nickte Illiana nachdenklich. „Du bist wirklich älter, als es den Anschein hat, was? Solche Worte würde ich von einem Mädchen deines äußeren Alters ehrlich gesagt nicht erwarten.“ Wie alt genau Shino denn war, fragte sie jedoch nicht. Zwar war sie eine Frau und als Frau war es nicht ganz so schlimm, eine andere Frau nach ihrem Alter zu fragen, doch hatte Illiana selbst es bereits nicht gern, gefragt zu werden, wie alt sie war und auch wenn Shino nicht wie jemand wirkte, der einen besonders großen Hehl um sein Alter machte, so wollte sie doch ein wenig Höflichkeit beibehalten.
Als Shino jedoch meinte, ob sie diese Magie nicht vielleicht selbst irgendwann einmal lernen könnte, blinzelte Illiana einen Moment lang überrascht. „Gerne …“, brachte sie hervor und sah ihr Gegenüber noch immer etwas perplex an, als das Essen kam. Erst, als der Teller vor ihr stand und der wunderbare Duft ihr in die Nase stieg, fasste Illiana sich wieder und griff nach ihrem Glas, um es gegen Shinos zu richten und anzustoßen. „Auf uns, vor allem. Und auf einen wahrhaft heißen Abend“, entgegnete sie mit einem Zwinkern, ehe sie sich einen Schluck des Weines gönnte. Sei sie hier angekommen war, hatte sie nur aus dem Wasserglas getrunken, doch nun, da ihr Essen da war, konnte sie endlich von dem Wein nippen. Und er war köstlich. „Das klingt überhaupt nicht falsch, Liebes. Es ist überaus passend.“ Dann nahm sie das Besteck auf und begann, zu essen. Natürlich erst, nachdem sie Shino einen guten Appetit gewünscht hatte.

Ohne dass Illiana hatte fragen müssen, gab Shino ihr wahres Alter bereitwillig preis. 190 Jahre? So wirklich glauben wollte die Rothaarige das zwar nicht, doch da Shino von einer „Rasse“ sprach und damit ganz offensichtlich nicht den Menschen meinte, wurde Illiana doch etwas neugieriger. „Rasse? Welcher Rasse gehörst du denn an, wenn ich fragen darf?“, wollte sie wissen und nahm anschließend erneut einen Schluck aus ihrem Glas. Das Essen, das vor ihr stand, zerging ihr regelrecht auf der Zunge, das Gemüse war perfekt gewürzt, der Reis hatte genau die richtige Konsistenz und Illiana hatte bei jedem Bissen das Gefühl, im siebten Himmel zu schweben. Einige Minuten vergingen, in denen die beiden schwiegen und ihr Essen genossen. Erst, als Shino die Stille brach, sah Illiana von ihrem Teller auf, schluckte den Bissen herunter, der ihr im Mund steckte und nickte dann langsam. „Das ist richtig. Beziehungen stehen mir nicht besonders gut“, entgegnete sie mit einem leichten Lächeln auf den Lippen. „Es kommt eigentlich echt selten vor, dass sich ein Partner mehr als einmal in mein Bett verirrt“, gab sie grinsend zu. Es machte ihr absolut nichts aus, darüber zu reden kein Beziehungsmensch zu sein, sondern von One Night Stand, zu One Night Stand zu wandern. „Für gewöhnlich widert es mich an, Personen öfter als einmal näher zu kommen.“ Sie zuckte mit den Schultern, während sie sprach.

„Etwas ganz Exotisches also“, witzelte Illiana ob der Bezeichnung „Tiermensch-Halbdämonin“. Dass es Dämonen gab hatte sie im Grunde nicht gewusst, stellte deren Existenz jedoch auch nicht infrage. Es gab so viel Verrücktes auf der Welt, wieso dann nicht auch Dämonen und Halbdämonen? Doch als ihre Gesprächspartnerin von einem Herren sprach, einem anderen Halbdämonen, der das ganze wohl ähnlich sah, wie Illiana, legte diese ihren Kopf leicht fragend zur Seite. Dann nahm sie einen erneuten Bissen von ihrem Essen, kaute, schluckte herunter und meinte dann: „Tja, Männer sind sprunghaft. Man soll uns Frauen noch einmal nachsagen, wie seien komplizierter. Ich bin der Ansicht, dass Kerle noch sehr viel komplizierter sind und vor allem alles sehr viel komplizierter machen.“ Erneut steckte sie sich einen Bissen in den Mund, dieses Mal mit einem gewissen Enthusiasmus, fast als wolle sie damit die Richtigkeit ihrer Worte unterstreichen. Überzeugt von ihrer Wahrheit war die Magierin allemal. Sie staunte nicht schlecht über die nächste Frage Shinos. Fast hätte sie sich dabei sogar an dem Bissen verschluckt, der ihr noch in der Speiseröhre steckte. Ihr war natürlich klar, worauf das Mädchen hinauswollte und vor allem auch, wieso sie danach fragte. Trotzdem konnte sie sich nicht zurück halten und starrte ihr Gegenüber für einen Moment ungläubig an. Dann schluckte sie und nickte zustimmen. „Kein Problem, das lässt sich einrichten“, versicherte sie Shino und setzte ein recht kokettes Lächeln auf. „Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich da so ein paar Ideen habe.“ Ihre Stimme war etwas gesenkt, denn immerhin mussten nicht alle hier Anwesenden unbedingt wissen, worüber die beiden Frauen hier sprachen. Illiana mochte es zwar, im Mittelpunkt zu stehen, doch nicht bei solch einem Thema.

Shino war eher mit ihrem Essen fertig, als Illiana und lehnte sich bereits entspannt zurück, das Essen lobend. Die Rothaarige schluckte die letzten Bissen gemächlich herunter und ließ sich dann ebenfalls leicht nach hinten fallen, das halbleere Weinglas in der Hand haltend. „Ich habe also nicht zu viel versprochen, nein?“, säuselte sie, trank den letzten Schluck Wein aus und stellte das Glas dann direkt auf dem Tablett des Kellners ab, der in diesem Moment vorbei kam, um die Rechnung zu bringen. Dann zwinkerte sie dem jungen Mann zu, ehe sie ihre Aufmerksamkeit Shino schenkte, die dabei war, einmal komplett zu bezahlen. „Vielen Dank, für die Einladung, übrigens“, meinte Illiana nach einer kurzen Pause und erhob sich dann. Dass sie sich bedankte kam nicht wirklich häufig vor, doch in diesem Zusammenhang empfand sie es doch als durchaus angebracht. Da die Weinflasche sowieso bezahlt werden musste und noch nicht gänzlich geleert worden war, stand es den Frauen frei, sie mitzunehmen, was Shino offensichtlich sehr gut gefiel. Verübeln konnte Illiana ihr diese Freude natürlich nicht. Wer hatte schon nicht gern eine gute Flasche Wein zuhause, selbst wenn sie nicht mehr ganz voll war? Sich ihre kleine Tasche wieder umhängend zupfte Illiana einen Moment lang ihr Kleid zurecht, dann schwang sie ihr Haar ein wenig hin und her, ehe sie Shino zunickte. „Gehen wir.“ Und damit winkte sie dem Kellner noch ein letztes Mal verführerisch zu, ehe sie Richtung Ausgang stolzierte, die Tür öffnete, sie wieder für Shino offen hielt und letzten Endes selbst nach draußen spazierte. „Von hier aus ist es auch gar nicht weit bis zu meiner Wohnung.“ Tatsächlich mussten sie knapp 10 Minuten laufen, bis sie das kleine Häuschen erreichten, in dessen zweiten Stock sich Zweizimmer-Wohnung der Rothaarigen befand.

Noch im Flur zog Illiana ihre Schuhe aus und tapste dann barfuß weiter ins Wohnzimmer. Dort warf sie ihre Tasche auf den kleinen Sessel in der Ecke und drehte sich dann mit einem breiten Grinsen im Gesicht zu Shino um. „Ich wohne schon ein ganzes Weilchen hier, allerdings bin ich selten auch tagsüber da. Normalerweise komme ich nur zum Schlafen her.“ Das entsprach natürlich nicht ganz allem, was sie hier so trieb, doch war sie sich recht sicher, dass Shino dazu in der Lage war, eins und eins zusammen zu zählen. Außerdem nächtigte Illiana manchmal auch außerhalb und kam eine ganze Woche lang gar nicht hier her. Dementsprechend war es aber auch immer recht ordentlich hier. So viel gab es aber auch nicht, um Unordnung zu verbreiten. „Das Bad und das Schlafzimmer sind mein ganzer Stolz, der Rest ist eher sporadisch eingerichtet“, meinte sie und deutete mit der rechten Hand auf eine Tür in der Wand, die direkt in das recht große Schlafzimmer der Rothaarigen führte. „Kann ich dir irgendetwas anbieten? Ein Glas für deinen Wein oder irgendein anderes Getränk?“, fragte sie noch im selben Atemzug und spazierte durch einen offenen Türbogen direkt in die ans Wohnzimmer angrenzende, sehr kleine Küche, um sich dort ein Glas Wasser einzuschenken und es in einem Zug zu leeren. „Du kannst es dir gern schon mal bequem machen.“ Einen festen Ort fürs „Bequem-Machen“ gab sie ihr nicht vor, so lag es an Shino, ob sie das moderne Sofa oder das große Bett wählte. Je nachdem, was davon es wurde gesellte sich Illiana eben dorthin dazu.

Zusammen mit zwei Weingläsern verließ Illiana die Küche letzten Endes wieder und gesellte sich zu ihrer nunmehr Freundin aufs Sofa. Sie stellte die beiden Gläser auf den kleinen Wohnzimmertisch und lehnte sich entspannt zurück, ihren Blick auf Shino legend. „Tja, ich denke … zuerst einmal sollte ich wissen, was ich denn überhaupt für dich Neues kenne. Ich meine … es gibt sicher ein paar Techniken, die du bereits ausprobiert hast, oder?“, zwinkerte sie ihr zu. „Ganz so neu kannst du auf dem Gebiet ja auch wieder nicht sein. Außerdem müsstest du mir verraten ob ich dir nur davon erzählen oder es dir auch zeigen soll.“ Während sie sprach, glänzten ihre Augen amüsiert. Sie hatte ein paar konkrete Ideen im Hinterkopf, aber direkt damit loslegen würde sie nicht. Illiana mochte zwar ein sehr direkter Mensch sein, doch ein wenig Diskretion hatte selbst sie sich in manchen Punkten angewöhnt. Außerdem hatte sie noch nicht genug Alkohol für irgendwelche absolut seltsamen Aktionen intus. Allgemein hatte sie nicht besonders viel getrunken. Ein Glas in der Bar, ein Glas im Restaurant und nun stand ein leeres Weinglas vor ihrer Nase. Die restliche Zeit hatte sie sich mit Wasser flüssig gehalten. Aber Illiana trank auch eigentlich nie wirklich viel. Sie saß zwar gern in Bars, doch mehr als zwei Gläser wurden es für sie nur selten, da sie in den meisten Fällen dann bereits etwas gefunden hatte, was es lohnte anzugraben. Meist gelang es ihr durch solche Aktionen dann auch, niemals selbst Geld für irgendein Getränk auszugeben. „Weißt du eigentlich, dass ich heute seit langem mal wieder selbst für einen Drink bezahlt habe?“, prahlte sie und setzte ein selbstbewusstes Lächeln auf.

Nachdem sie ihre Frage ausgesprochen hatte, gab Shino ihr zu verstehen, was sie bisher gemacht hatte und worum es ihr in erster Linie gegangen war. Zudem erklärte sie, dass sie nichts tun wollte, was Untreue nahe kam. Verständnisvoll nickte die Rothaarige. Dann hielt sie ihr Glas hoch, sodass Shino ihr ebenfalls etwas von dem Wein einschenken konnte und stieß dann mit ihrer Kollegin an. „In Ordnung. Es ist in erster Linie immer eine gute Idee das zu tun, was einem selbst am besten gefällt“, entgegnete sie und lehnte sich zurück, einen Arm auf die Sofalehne gelegt und halb zu Shino gewandt. Mit der anderen Hand schwenkte sie das Weinglas hin und her. „Wir Frauen sind sehr schnell mit wenigen Griffen befriedigt, wenn man’s richtig anstellt. Männer kriegen das aber nur in seltensten Fällen so gut hin, wie wir selbst“, grinste sie und zwinkerte Shino belustigt zu. „Deswegen sind Frauen auch eindeutig die besseren Liebhaber. Meine ich. Aber um zum Thema zurück zu kommen: Du solltest ihre erogene Zone herausfinden. Das ist nicht unbedingt immer hier unten.“ Sie gab mit einem leichten Nicken auf ihren Unterleib zu verstehen, wovon sie sprach. „Wenn du ihre Reaktionen ganz genau beobachtest, solltest du sie recht schnell finden. Wenn du willst, dass die Beziehung länger hält und der Sex immer gut ist, musst du anfangen, ihren Körper in- und auswendig zu lernen. Sobald du alle Punkte genauestens kennst, kannst du mit diesem Wissen Wunder vollbringen.“ Ein wenig komisch fühlte es sich für Illiana schon an, so offen mit Shino über diese Dinge zu reden. Zwar machte es ihr im Grunde nichts aus, doch ungewohnt war es schon. Vor allem, da es auf einer rein platonischen Ebene stattfand. Normalerweise landeten Illiana und ihr Gesprächspartner im Anschluss immer im Bett. „Je nachdem, wie deine Freundin tickt, darfst du auch ruhig ein wenig mehr Dominanz zeigen, als du es bisher wahrscheinlich getan hast. Auch wenn die meisten es abstreiten, so ziemlich alle Frauen mit denen ich etwas hatte, standen darauf, wenn ihr Partner dominant im Bett ist“, gab sie Shino anschließend noch zu verstehen. „Ist jedenfalls meine Erfahrung, ich weiß halt nicht, wie sie so drauf ist. Es hilft im Übrigen auch, wenn du sie vorher durch ein wirklich langes Vorspiel in Stimmung bringst. Je länger das Vorspiel, desto besser ist das, was darauf folgt.“ Auch davon hatte Illiana aus eigener Erfahrung und ihren eigenen Vorlieben heraus berichtet. Sie wollte allerdings nur ungern zugeben, dass es keine hundertprozentige Erfolgschance versprach. Immerhin hatte sie Shino gerade wunderbare Tipps gegeben, die auch ganz sicher ihre Wirkung zeigen würden. Dabei wusste sie jedoch nicht, was genau das Mädchen bereits alles ausprobiert hatte oder ob die Tipps ihr so wirklich weiterhelfen konnten. Dennoch sprach sie mit vollem Selbstvertrauen in sich und ihre Augen blitzten hin und wieder auf, während sie Shino von dem erzählte, was sie bisher für Erfahrungen gemacht hatte. Das Weinglas leerte sich dabei gehörig schnell und auch die Flasche wurde langsam leer. Zufrieden mit sich und ihren Ratschlägen trank Illiana eine gute halbe Stunde später den Rest Wein aus ihrem Glas, stellte dieses dann ab und überschlug ihre Beine, während sie Shino neugierig musterte – darauf wartend, was diese wohl darauf zu sagen hatte.

Einen Augenblick lang lallte Shino ein wenig, als sie ihr davon berichtete fast schon versucht zu sein, all das auszuprobieren, was Illiana leicht auflachen ließ. Das hier war das erste Mal seit vielen Jahren, bei dem sie keinerlei Hintergrundgedanken während einer Unterhaltung hatte. Sicher, sie konnte es sich ganz gut vorstellen, dass das Mädchen neben ihr eine gewisse Begabung in diesen Dingen hatte, was ihr sicher sehr gut gefallen würde aber Shino war, wie sie selbst öfter als einmal erwähnt hatte vergeben und was im Grunde auch der Grund dafür war, dass sie sich  hier her begeben hatten. „Glaub mir, ich wäre nicht abgeneigt. Aber ein wenig Anstand habe ich mir dann doch noch behalten.“
Etwas überrascht davon, wie abrupt das Mädchen aufhörte zu lallen, blinzelte die Rothaarige einen Moment, dann entgegnete sie: „Auch wenn sie nicht mehr ganz so überempfindlich ist werdet ihr euren Spaß haben.“ Sie winkte ab. „Ihr lernt euch mit der Zeit ja immer besser kennen und wenn du ein paar meiner Ratschläge befolgst wirst du auf jeden Fall glücklich sein. Ihr beide. Würde ich behaupten.“ Ihr Glas anhebend trank sie den letzten Schluck Wein aus, der noch vorhanden war und merkte, dass ihr langsam aber sicher nun auch ein wenig schummrig wurde. Ein Blick auf die Uhr verriet ihr, dass sie Mitternacht seit knapp 2 Stunden bei weitem überdauert hatten und dementsprechend saß Illiana auch nicht mehr ganz so aufrecht auf ihrem Sofa, sondern hing eher halbwegs darauf. Aber sie hatte ihre Aussprache weitestgehend unter Kontrolle – was aber wohl mitunter darunter lag, dass sie so einiges an Alkohol gewohnt war.
Ihre grünen Augen wanderten von ihrem Weinglas hinüber zu Shino, die gerade eine andere Form angenommen hatte. Sie erklärte, so vor ihrer Verwandlung ausgesehen zu haben und Illiana nickte. „Ein sehr süßes Gesicht“, murmelte sie lächelnd. Und das war es tatsächlich. Nur ein wenig jung für Illianas Geschmack. Was im Übrigen mit einer der Gründe war, weshalb die Rothaarige nicht gänzlich das Bedürfnis hatte, irgendetwas mit dem Mädchen anzufangen. „Aber du bevorzugst trotzdem die tierische Form? Ich meine … das hier ist echt putzig. Aber gut, putzig ist auch nicht so dein Stil.“ Irgendwo in den Tiefen ihres Langzeitgedächtnisses konnte sie sich erinnern, das Thema zuvor schon mal im Bezug auf die andere Form aufgegriffen zu haben aber das war schon ein Weilchen her und eine Menge Alkohol war in der Zwischenzeit geflossen. Man konnte es ihr also wohl kaum übel nehmen, wenn ihre Erinnerung daran nicht mehr die beste war.

Verständnisvoll nickte Illiana und gab nur einmal kurz ein „Verstehe“ von sich, bis Shino ihre Erklärung beendet hatte und für einen Moment Stille einkehrte. Die Rothaarige selbst war ein wenig in Gedanken daran versunken, was in ihrer Jugend passiert war, wie schwach sie sich manchmal gefühlt hatte und wie froh sie darüber war, dieses Leben ein für alle Mal hinter sich gelassen zu haben. Gleichzeitig fragte sie sich, was genau Shino wohl alles durchlebt haben mochte. Ihr war klar, dass sie nicht einfach so auf sie zugehen und sie danach fragen konnte … Sicher, ein bisschen hatte das Mädchen bereits von sich erzählt, doch Illiana kannte bei Weitem nicht alle Aspekte seiner Jugend. Aber Illiana wusste auch und wohl besser, als viele andere, dass es einfach Dinge gab, über die niemand gern sprach und die am besten verschlossen blieben.
Aus diesem Grund setzte sie sich abrupft aufrecht hin und griff nach Shinos Händen, um sie sanft zu halten, während sie der Jüngeren ins Gesicht sah. „Wie sieht es bei dir aus, bist du müde? Es ist schon recht spät und auch wenn du dich zur Wehr setzen kannst, so möchte ich dich ungern allein auf die Straße schicken. Was hieltest du also davon, diese Nacht hier zu bleiben. Als Kind habe ich nie bei so etwas, wie einer Pyjama-Party mitgemacht. Ich würde mich sehr freuen, einmal so etwas in der Art zu tun …“, schlug sie vor und schenkte ihrem Gegenüber dabei ein liebevolles Lächeln. Sie war sich zwar nicht sicher, ob Shino nicht vielleicht auf jeden Fall nach Hause zu ihrer Freundin wollte, aber vielleicht hatte diese ja auch etwas anderes zu tun und so jung, wie die Beziehung zu sein schien, wohnten die beiden wohl auch noch nicht zusammen. Also war es wohl kaum unverschämt von der Rothaarigen, solch eine Frage zu stellen. Und tatsächlich würde sie sich riesig freuen, würde die Jüngere einwilligen. Denn in keinem einzigen der angesprochenen Punkte hatte Illiana gelogen.