Zoeys Zimmer

das Eingangsposting lautete :

Zoeys Zimmer ist hauptsächlich in den Farben schwarz und weinrot gestaltet worden. In ihrem Zimmer stehen desweiteren noch so einige Rüstungen herum, ebenso wie sich Schwerter und Bogen im ganzen Zimmer verteilt an den Wänden zur Dekoration befinden. Was natürlich aber auch nicht fehlen darf, sind einige süße Tierposter über ihrem Bett.

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(cf: Eingangshalle Violent Phoenix)

Glücklicherweise hatte er Latif wieder zurück in die Leere geschickt und so hatten sie auch ihre Zweisamkeit. Was vor allem nach einem Beziehungsstart einfach dazu gehörte. Selbst wenn sie es teilweise dem Voidling zu verdanken hatten, dass sie nun zusammen waren und sich einander gefunden hatten. Vor ihrem Zimmer blieb die Schwarzhaarige dann stehen und schloss die Tür auf, um den Propheten hinein zu lassen.
"Bitteschön, willkommen in meinem kleinen Reich" ihr Zimmer war recht dunkel gehalten und mit sehr vielen Rüstungen und Schwertern bestickt. Ihr Bett war ebenfalls relativ breit und würde wohl für die beiden reichen und über ihrem Bett klebten so einige süße Tierposter. Zum Beispiel von kleinen Katzenbabys oder Welpen.

Ja diese Frage stellte sie sich in der Tat bereits öfter, weswegen sie auf den Vorschlag ihres Freundes einging.
"Na gut, einen Versuch ist das ganze ja wert..." man konnte ja hoffen, dass es ein gutes Ende nahm und wenn nicht, dann wüsste sie wenigstens, dass das ihre Vergangenheit war und sie dieses Erlebnis nie wieder durchstehen musste.
"Aber was wenn das nachspielen nichts bewirken sollte?" nun ja, all zu pessimistisch sollte man nicht an diese ganze Sache heran gehen, doch all zu große Hoffnungen wollte sie weder Karim noch sich selbst machen. Zoey war sich sicher, dass sie stark genug war um alles mögliche zu verkraften... schließlich wurde ihr die geistige Stärke bereits mit in die Wiege gelegt. Geistige Stärke benötigte man generell auch um die Zeit als Sklavin zu durchstehen und nicht die ganze Zeit Selbstmordgedanken zu hegen. Oh ja, das hatten sehr viele und einige hatten es leider auch durchgezogen, unter anderem ein paar ihrer damaligen Freunde.

Der Prophet verschränkte die Arme vor der Brust.
"Dann werden wir die Situation ändern, die Aufstellung, den Ort. Wenn wir beim ersten Versuch es hier im Zimmer so darstellen, als wären wir auf der Straße und du würdest mich als normalen Passanten wegen Geld ansprechen, und es funktioniert nicht, dann ändern wir entweder die dargestellte Szene, sodass ich dich anspreche, oder aber wir verlegen die Szene auf eine abgelegene Straße dieser Stadt. Irgendetwas wird deiner Erinnerung schon einen Schubs geben und du wirst dich erinnern, da bin ich mir sicher."
Er wandte sich zur Küche.
"Ich werde nun in die Küche gehen und etwas warten. Währenddessen können wir uns beide in voller Ruhe auf unsere Rollen vorbereiten. Dann komme ich heraus und die Szene beginnt."
Da ging Karim schon los.
"Wir fangen mit dem an, was ich gerade beschrieben habe. Versuch dich wirklich in die Situation hinein zu fühlen, in der du damals warst. Ohne Familie, ohne Freunde, ohne Heimat."

Moment, wie sollte das gehen? Sie wusste doch, dass sie mittlerweile genug Geld hatte und ebenso wusste sie ja auch, dass Prophet sich in sie verliebt hatte und keineswegs irgendein Fremder war, den sie auf Geld ansprechen konnte. Einerseits war es ja schon ziemlich peinlich ihren Geliebten auf Geld anzusprechen, aber naja, man konnte es natürlich andererseits als eine Art Schauspiel betrachten.
"Okay gut, ich gebe mein bestes..." die Requiplerin nutzte sogar ihre Magie um ihr Bettlerkleid anzuziehen. Ein zerissenes Kleid, mit welchem sie wohl auf der Straße gelandet war, an ihren Füßen waren flache Schuhe, welche ebenso bereits kaputt waren. Dass ihr damals von einem Typen einfach ein vollständiges Outfit geschenkt wurde und das nur für eine "spaßige" Nacht, war für die Schwarzhaarige bereits ein Wunder. Denn sonst hätte sie sich vermutlich niemals in die Gilde rein getraut und somit auch nie Prophet kennengelernt. Noch schlimmer, höchstwahrscheinlich säße sie dann immernoch auf der Straße und müsste fremde Leute um Geld anbetteln.

Karim wartete in der Küche und kramte einige Geldstücke heraus, die er dann in der linken Hand immer wieder hochwarf, um sie dann wieder aufzufangen. Das hatte er bei vielen reichen Leuten gesehen, die anscheinend damit angeben wollten, wie viel Geld, Macht und Wohlstand sie doch hatten. In den Städten seines Landes hatte es viele davon gegeben, doch damit hatten sie sich auch zu leichten Zielen für Straßenräuber und Taschendieben gemacht. Das führte zu einem Teufelskreis, denn die Reichen wollten sicher leben, ohne ihren Luxus aufzugeben, weshalb sie Schutzleute anheuern und für deren Bezahlung ihre Kunden und Untergebenen ausbeuten. Dies wiederum sorgt zusammen mit den vorher sehr leicht zu überfallenen Reichen zu einem Anstieg der Kriminalität. Dies wiederum zur Verstärkung der Schutzeinheiten und so weiter und so fort. Karim schüttelte nur den Kopf und atmete die Luft tief ein und wieder aus, ehe er sich in seine Rolle eingefühlt hatte und dann das Zimmer betrat, als wäre er gerade beim vorbeilaufen auf einer Straße. Er ging in Zoeys Richtung, die ein Bettlerhemd angelegt hatte, und warf ihr einen schauspielerisch gut gemeisterten abschätzigen Blick zu.

Eigentlich erwartete sie von dem ganzen Schauspiel nicht all zu viel, sondern tat es größtenteils nur um Karim nicht zu verärgern oder gar zu verletzen, nachdem er ihr nun sogar helfen wollte ihr Gedächtnis zurück zu erlangen. Also versetzte auch sie sich in ihre damalige Lage und atmete tief durch, um nicht gleich los zu lachen oder was noch schlimmer ist mit stottern anzufangen. Aber es war schon ziemlich peinlich dem Mann den sie liebte als Bettlerin gegenüber zu treten und ihn um einen Gefallen zu bitten. Mittlerweise passte es gar nicht mehr zu ihr, überhaupt irgendeinen Menschen um einen Gefallen zu bitten. Doch, dieses eine Mal würde sie wohl über ihren Schatten springen müssen, rein schauspielerisch natürlich.
"Hätten sie vielleicht ein wenig Geld für mich übrig? Ich habe seit mehreren Tagen nichts mehr gegessen geschweige denn getrunken..." die Mitfühlmasche kannte sie noch von damals und genauso wie in dieser Zeit, legte sich auf Zoeys Gesicht auch ein trauriger und leerer Blick, welcher mit ein paar echten Tränen gefüllt war. Denn schon alleine die Zeit als Bettlerin war verdammt schlimm gewesen, es war einfach unter ihrer Ehre und dass dann auch noch ein paar reiche Schnösel vorbei kamen und lediglich davon sprachen, dass sie mir auf Grund sehr vieler Krankheiten nicht zu nahe kommen dürften, war schon beleidigend und kränkend genug.

Karims Blick, den er Zoey nach ihrer Bitte zukommen ließ, triefte vor Abscheu und Verachtung... wobei er einen gewissen Gedanken sich nicht erwehren konnte. Dieser Gedanke brachte ihn zu einer Idee, die wohl durchaus bei so einigen der Angebettelten ebenfalls gekommen war. Die meisten werden das nicht durchgezogen haben, doch so einige hatten wahrscheinlich den Mut dazu gehabt. Also griff der Prophet in seinen Beutel und zog zwei golden glitzernde Münzen hervor, die er Zoey hinhielt.
"Hier hast du etwas Geld."
Er wartete, bis sie die Münzen fast erreicht hatte, und zog dann im letzten Moment seine hand zurück und ließ die Münzen in seiner Hand zwischen seinen Fingern hin und her tanzen, während er mit einem teilweise grausamen, teilweise gierigen Blick auf die andere Magierin hinab sah.
"Zuerst tanzt du aber für mich. Vielleicht bekommst du dann ja mehr."
Ja, er spielte seine Rolle perfekt. Vielleicht sollte er seine Religion aufgeben und weltberühmter Schauspieler werden?

Na toll, Karim musste es wohl übertreiben und die schlimmsten Passanten wieder geben, wegen denen sich die Schwarzhaarige in dieser Zeit jede Nacht in den Schlaf geweint hatte. Es war nicht nur ihr Sklavenleben gewesen, dass sie zu dem starken Mädchen werden ließ, welches sie heute war - sondern auch diese Art von Passanten. Doch damals brauchte sie das Geld UNBEDINGT also war sie auch bereit alles dafür zu tun. Diesmal war sie allerdings froh, dass hinter der Fassade nach wie vor ihr Freund steckte und nicht irgendein Fremdling. Die Schwarzhaarige nickte deshalb kurz, erhob sich und tanzte auf die Art und Weise, welche er anscheinend haben wollte - auf Grund seines Blickes. Ein Blick konnte schließlich eine ganze Menge über einen Menschen verraten. Ja, tatsächlich hatte sie sich in der Zeit so aufgegeben gehabt und das lediglich um an das Geld zu kommen, welches sie dringendst zum Überleben benötigte. Doch auch jetzt, wo sie eigentlich wusste dass Karim dahinter steckte und es kein anderer Typ war, schmerzte es schon alleine daran denken zu müssen, wie sie sich damals den fremden Menschen hingeben musste. Wie ein Affe im Zirkuszelt, oder aber noch schlimmer...

Nachdem Zoey beim Tanzen die Zeit von fünf Minuten erreicht hatte, hob Karim die Hand.
"Gut das reicht mir. Ich habe noch zu tun und kann mir nicht ewig dein erbärmliches Herumgewackel ansehen. Hier hast du das, was ich dir versprochen habe."
Er warf seiner Freundin mehrere Münzen zu. Der vorherige Goldbetrag war um die Hälfte in Silber erhöht worden. Das Geld prallte gegen ihren Oberkörper, rutschte in ihren Ausschnitt oder fiel ihr zu den Füßen, was den Schauspieler-Propheten zum gespielten Lachen animierte.
"Na los, heb sie auf! Gaanz langsam. Ich bleibe noch, bis du sie alle in der Hand hast."
Nachdem die Requiplerin in ihrer spärlichen Kleidung damit fertig geworden war, wozu er sie aufgefordert hatte, legte er noch zwei Bronzemünzen auf ihre "Bezahlung" drauf indem er sie ihr in den Ausschnitt warf, als sie sich gerade wieder aufrichtete.
"Ich werde wiederkommen. Dann kannst du dich an richtige Arbeit machen. Die Straße ist für eine hübsche junge Frau wie dich doch kein Wohnort. Du kannst vielleicht, wenn du dich gut anstellst, bei mir bleiben. Aber nur, wenn du wirklich brav bist, verstanden?"
Und so verschwand er im Bad, als würde er zu irgendeinem Termin gehen...

Genau solch eine Behandlung hatte die Schwarzhaarige jeden Tag aufs neue fürchten müssen, doch für den Moment spielte sie ebenso wie damals einfach weiterhin die Starke.
"Danke" erklang leise ihre Stimme. Zoey wollte nicht, dass der Fremde sie weinen sehen würden und so tat sie was der geschauspielerte Typ wollte und setzte sich schließlich wortlos wieder hin, bis er gegangen war bzw. bis ihr Freund ins Bad ging und das Schauspiel somit beendet war. Es hatte aber leider ihre Erinnerung nicht zurück bringen können, das wäre viel zu schön gewesen... Dafür allerdings hatte es etwas anderes in ihr wach gerüttelt. Die Schwarzhaarige nutzte erneut ihre Requip Magie um sich ihr Alltags Outfit anzuziehen und schmiss sich schließlich bäuchlings auf das Bett, mit den Tränen kämpfend. Immerhin war sie doch eine starke Frau, sie nutzte Requip und konnte mit dem Schwert bereits besser umgehen als manche Männer in ihrem ganzen Leben. Doch solche Situationen hatten sie immer wieder schwach werden lassen und sie ließen sie anscheinend immer noch schwach werden. Vor Prophet allerdings wollte sie deswegen nicht weinen, weswegen sie die Tränen runter schluckte. So wie sie es immer tat, schon seit dem Tag an dem sie ihr Sklavenlager verlassen hatte, hatte die Requip Magierin nicht mehr geweint. Zumindest so weit sie wusste, denn die Zeit zwischen dem Sklavenlager und der Bettlerzeit war spurlos verschwunden.

Karim kam wieder aus dem Bad heraus und sah Zoey auf dem Bett liegen. Augenblicklich tat sie ihm sehr leid und so ging er natürlich zu ihr hinüber und setzte sich zu ihr aufs Bett, um tröstend über ihr Haar zu streicheln, als er mit ihr sprach. Seine Stimme war geschwängert an Zuneigung, Mitleid und auch ein wenig Schuld. Schließlich war er an ihrem jetzigen Zustand genauso Schuld wie die Leute damals. Die Schwarzhaarige Schönheit hatte wirklich viel erleben müssen. Aber dass sie kein unbeschriebenes Blatt war, hatte Karim schon von Anfang an gewusst. Das schreckte ihn also nicht ab.
"Es tut mir leid, wenn ich dich verletzt habe. Ich tat mein bestes, damit das Schauspiel authentisch wirkte. Wenn wir schon nicht auf der Straße stehen und das durchspielen, sollte doch wenigstens mein Schauspiel realistisch wirken."
Das war zwar nur ein kleiner Trost und sorgte nicht für eine Abnahme von Karims Gewissensbissen, doch wenigstens war es etwas.

Dem Propheten gab die Schwarzhaarige absolut keine Schuld, ganz im Gegenteil.
"Ich bin dir keineswegs böse, ich möchte dir sogar dafür danken, dass du versuchst meine Erinnerungen anzukurbeln. Doch es scheint wohl leider nichts gebracht zu haben" außer dass Zoey sich an eine sehr düstere Zeit ihres Lebens erinnern musste.
"Das schlimme dabei ist ja, dass mir solche Kerle sehr oft über den Weg gelaufen sind..." Perverslinge, die wohl in ihrer 'reichen' Welt keine Freundin finden konnten. Eben weil sie sich so verhielten... Aber als Bettlerin hatte man keine andere Chance als alles dafür zu tun, damit man am Abend wenigstens etwas Geld in der Tasche hatte und man weder verhungern noch verdursten musste. Denn diese zwei Todesarten waren schrecklich, schließlich gehörten sie zu der langsamen Sorte sein Leben zu beenden. Da sie selber eine Bettlerin gewesen war, hatte sie - obwohl es eigentlich nicht zu ihrem eigentlichen Charakter passte - schon ziemliches Mitleid mit ihnen.

Der Prophet sah die Schwarzhaarige immer noch mit diesem mitleidigen Blick an, als sie sich erklärte. Die kleine Schönheit tat Karim so sehr leid, er würde seine Ideen dazu, ihre Erinnerungen wieder auszugraben, am liebsten sofort wieder verwerfen. Er konnte es nicht mit ansehen, wie seine Freundin so sehr leidete und dann auch noch indirekt der Grund dafür zu sein schmerzte ebenso sehr. Also streichelte er immer noch seine Freundin und sprach weiter in einer sanften Stimmte, um sie ja nicht zu beunruhigen.
"Wenn du willst können wir gerne auch das Experiment hier abbrechen. Ich will nicht, dass du dir zu viel Schmerz antust, damit wir deine Erinnerungen zurückbekommen und das auch nur aus reiner Neugier. Außerdem gefällt es mir nicht den perversen geldgeilen Reichen spielen zu müssen. Ich bin zwar pervers, aber geldgeil und oder reich bin ich auf gar keinen Fall. Es schmerzt mich, dich so sehen zu müssen..."

Die Schwarzhaarige setzte sich nun wieder auf die Bettkante und schenkte dem Propheten ein leichtes Lächeln, aber auch nur in so fern, wie es ihre Laune gerade zuließ und die war vollkommen gesunken.
"Ich möchte ja auch gerne wissen, was ich in meiner Vergangenheit getan habe und woran ich keine Erinnerung mehr hab... immerhin ist es schrecklich einen Teil der Vergangenheit verloren zu haben" aber vielleicht war es so ja auch besser. Vielleicht ersparte sie sich dadurch so einiges an Leid.
"Aber ich glaube, ich sollte zuerst einmal lernen, mit dem Teil meiner Vergangenheit klar zu kommen... den ich bereits kenne, ehe ich überrumpelt werde von dem Teil, den ich noch nicht kenne. Diese Aktion hat mir nur gezeigt, dass ich meine Vergangenheit noch nicht überwunden habe" meinte die Schwarzhaarige, ehe sie die Hand des Propheten in ihre nahm und ihn ansah.
"Ich hoffe doch mal, das wenigstens meine Zukunft toll wird" und darauf konnte sie sich schon verlassen, denn sie hatte bereits den besten Freund, den man auf dieser Welt nur finden konnte. Noch dazu hatte sie ihren Glauben an die Leere, welcher sie ebenfalls auf eine Art und Weise stärkte. Das sie nun allerdings größtenteils ihre Trauer runter schluckte, nahm sie nur unterbewusst war, denn das tat sie schon seit sie klein war aber natürlich staute sich auch alles auf.

Karim blieb weiter der verständnissvolle Freund, als er Zoey bei ihrer Erklärung zuhörte. Ab und zu nickte er, doch er sagte nichts, da der Prophet darauf wartete, dass die Requiplerin sich aussprach und er sie nicht zufällig unwissentlich unterbrach. Aber schon sehr bald konnte er sich sicher sein, dass sie mit ihrer kleinen Ansprache fertig geworden war und somit ihm nun die Möglichkeit gab, zu antworten.
"Ich werde mein bestes geben, um deine Zukunft so schön wie nur möglich werden zu lassen, aber eine Sache wurmt mich da immer noch: Wie willst du glücklich in der Zukunft leben, wenn du noch nicht mit der Vergangenheit fertig bist? Wie willst du mit dem Teil deiner Vergangenheit zurecht kommen, an den du dich erinnern kannst? Bis jetzt hast du es immer noch nicht getan und wenn du es könntest, wäre das Problem ja nicht mehr da."
Karim wollte Zoey ja nicht quälen, aber sie musste sich halt mit ihrer Vergangenheit auseinandersetzen. Sonst würde sie niemals wirklich glücklich...

Karim hatte Recht, aber was wenn sie den verloren gegangen Teil ihrer Vergangenheit für immer verloren hätte? Was wenn sie sich nie wieder daran erinnern könnte? Auch das gab es schließlich ziemlich häufig und auch wenn Karim diesen "geldgeilen Perversling", wie er selber diesen Charakter genannt hatte, sehr gut geschauspielert hatte, hatte sie ihre Erinnerungen dadurch leider nicht wieder zurück erlangen können. Wie sollte es denn dann sonst funktionieren? Auf die Straße würde sie wirklich nur sehr widerwillig zurück kehren wollen, dafür hatte sie dort viel zu schlimme Sachen erlebt.
"Ich weiß aber nicht, wie ich die Erinnerungen zurück erlangen könnte, dass gerade eben hat mir leider nichts gebracht... und ich weiß auch nicht, ob ich sie überhaupt irgendwie zurück erlangen kann?!" vielleicht sollte sie ihre Vergangenheit einfach vollkommen vergessen... Vielleicht war es besser, wenn sie sich an gar nichts mehr von all dem erinnern könnte. Wenn sie ihre Sklavenzeit und ihre Bettlerzeit einfach vergessen könnte und sich somit auch mit nichts auseinander setzen müsste, außer vielleicht damit dass sie sich an ihre Vergangenheit gar nicht mehr erinnern könnte.
"Manchmal wünschte ich, ich würde meine gesamte Vergangenheit vergessen"

Als er hörte, was Zoey da von sich gab, schüttelte Karim nur den Kopf und setzte sich an das Kopfende des Bettes, damit er sich dort anlehnen konnte. Dann sah er Zoey mit einem leicht kritischen Blick an.
"Da muss ich dir nun auf jeden Fall widersprechen. Du weißt selber ganz genau, dass es mehr als nur unschön wäre, deine gesamte Vergangenheit zu vergessen. Überleg einmal doch bitte, es gibt so viele Gründe die dagegen sprechen: Zum Ersten würdest du damit deine Möglichkeit, dich zu rächen, wegwerfen, obwohl der Schaden immer noch da ist, zum Zweiten würde es für eine andere Art Schmerz führen und zwar dem, die eigene Vergangenheit nicht zu kennen. Den kennst du bereits, das haben wir vorhin ja besprochen. Zum Dritten würdest du nicht nur das schlechte vergessen. All das Gute, all das Wichtige und all das Entscheidende wären weg. Und letztendlich zum Vierten: Du wärest dann nicht mehr die selbe Person, die du jetzt bist und ich lieben gelernt habe."
Da lächelte er sie mit leicht nach links geneigten Kopf an.
"Und das würde ich nicht aushalten. Da bin ich mir sicher."

Nun gut zu einem gewissen Teil stimmte Karims Einwand sogar, auch wenn die Schwarzhaarige anderer Meinung gewesen war. Ihre ganze Persönlichkeit würde sich kippen und vielleicht würde sie dadurch schon nicht mal mehr einer dunklen Gilde angehören oder Violent Phoenix verlassen und vielleicht würde sie Karim auch verlassen. Ganz egal wer denn nun die Trennung einleiten sollte, ob Karim, weil sich Zoey zu stark verändert hätte oder ob Zoey, weil Karim ihr nicht mehr ins Handwerk passte. Aus was für einen merkwürdigen Grund auch immer. In der Hinsicht, war es eigentlich ganz gut, so wie es gerade war. Sie hatte den besten Freund den man haben konnte und vor allem einen Freund, mit dem sie so oft und so viel Spaß haben konnte, wie sie wollte. Ganz einfach weil er 'pervers' war, wie er sich selbst bezeichnet hatte. Auch wenn es immer noch einen Deut schlimmer gehen könnte.
"Vielleicht hast du Recht... aber man hätte all das Negative für immer verbannt, weil man sich eben nicht daran erinnern kann"

Wieder schüttelte der Prophet, diesmal mit dem leichten Lächeln auf dem Gesicht, den Kopf.
"Du kannst das Negative nicht verbannen. Niemand kann das. Es ist ein Teil deines Lebens und selbst wenn du die Erinnerungen daran auslöschst, wirst du es spüren. Verbannt ist der Schmerz nie und ein Mensch kann so etwas sowieso nicht vollbringen. Aber ist das denn etwas Schlimmes? Ist es solch ein Problem, sich an Vergangenes erinnern zu können? Daraus zu lernen? Ich denke nicht."
Nun verschwand das Lächeln und Karim sah an Zoey vorbei, in keine besondere Richtung, einfach irgendwo hin, als er sich an seine Vergangenheit erinnerte.
"Meine Vergangenheit war zwar nicht in Ketten geschmiedet, aber nichtsdestotrotz früher oder später blutiger, als sie es für ein Kind hätte sein sollen. Ich kam als Bauernjunge zur Welt und lebte bis zu meinem achten Lebensjahr friedlich und in mehr oder minder ruhigen Harmonie mit den Menschen um mich. Bis der Thenaar Kult unser Dorf angriff. Die Erwachsenen wurden gekötet, die Kinder entführt. Ich sah meinen Vater im Kampf um unser Besitz und Leben fallen, genauso wie meine Mutter. Die beiden waren gute Eltern gewesen, ich hatte sie mehr als alles andere geliebt und sie wurden vor meinen Augen blutig abgeschlachtet! Dann wollten diese fehlgeleiteten Monster mich mitnehmen, doch ich wehrte mich! Ich nahm den Dolch meines Vaters und..."
Karim bemerkte, dass er gerade seine Lebensgeschichte erzählte und kam zu dem Schluss, dass er mit seiner Erzählung doch besser aufhören sollte.
"Aber das interessiert dich doch bestimmt nicht oder?"

Gespannt hörte Zoey Karims Lebensgeschichte zu, schließlich hatte sie ihr Leben bereits offen dargestellt, doch er immer wieder darüber geschwiegen. Dabei hätte es sie ebenfalls interessiert, in wie fern er sich bereits mit dem Schicksal geschlagen geben musste oder in wie weit er bereits Glück in seinem Leben genießen durfte. Doch auch sein Leben klang düster und recht traurig, als er dann allerdings stoppte und ihr vorhielt, dass es sie höchstwahrscheinlich nicht interessieren würde, schüttelte sie energisch den Kopf.
"Wie kommst du denn darauf? Natürlich interessiert mich das!" gab die Blondine wirklich mit einer ernsthaft klingenden und teilweise interessierten Stimme wieder und fragte schließlich auch gleich weiter.
"Nun erzähl schon.. du nahmst den Dolch deines Vaters und erstachst damit diese schrecklichen Monster?" so ähnlich wie sie sich gegen die Sklavenfamilie gewehrt hatte. War es so, oder vielleicht doch eher anders? Sie war auf Karims weitere Erzählung wirklich mehr als nur gespannt.

Karim nickte. So ähnlich war es abgelaufen... jedenfalls zum Anfang hin.
"Sozusagen. Nagut, wenn du den Rest hören willst."
Er amete einmal tief ein und aus, ehe er seine Erzählung fortführte.
"Ich habe mich mit dem Dolch so gut gewährt wie es nur ging, doch konnte ich nicht mehr erreichen als zwei dieser Kultisten mithilfe der Überraschung und dank Latif umzubringen, ehe einer der Anführer kam und mich mit irgendetwas zuredete, was ich mitlerweile vergessen habe. Dann hat er mich gelähmt und mit auf eine Akademie genommen. Dort wurde mir die Magie der Leere beigebracht, jedenfalls so weit, wie diese Unwissenden es nur konnten. Sie nannten die Leere "Void", was davon zeugte, dass sie nur junge Aufzeichnungen dieser Dimension besaßen. Dieser Begriff entstand nämlich erst vor ein oder zwei tausend Jahren. Die Menschen haben die Leere, ihre Bedeutung und sogar ihren wahren Namen vergessen, doch die Wesen, die sie bevölkern, nicht. Jedenfalls, lernte ich bald ganz von allein, mit den Wesen der Leere zu kommunizieren, ohne ein Portal dafür zu öffnen. So lernte ich Cho'Gath kennen. Er selbst brachte mir einige wichtige Dinge bei und so wurde ich bald dazu fähig, ihn aus der Leere hervorzurufen. Doch ich wartete auf den richtigen Augenblick, auf den perfekten Moment. Dieser kam auch während einer meiner Unterrichtsstunden. Eine gewaltige Explosion hatte die Akademie erschüttert und mein Lehrer war abgelenkt. Das nutzte ich aus, um Cho'Gath unbemerkt zu beschwören und dann meinen Lehrer -und somit den einzigen, der mich aufhalten hätte können- zu überwältigen und zu töten. Ab dann begannen Cho'Gath, Latif und ich einen Amoklauf in der ehemaligen Akademie, die schon zur Hälfte durch die Explosion zerstört worden war. Nun sind nur noch Trümmer und einige verwirrte Kultisten übrig, die zu dem Tage nicht anwesend waren und sich wohl fragen, was ihren "Brüdern" zugestoßen ist.
Nachdem wir mit den Kult fertig waren, begab ich mich mit Latif und Cho'Gath in die Leere. Ich sah Wunder und Schrecken zugleich, erkannte Leben und Tot, Wahrheit und Lüge... und Wissen. So viel Wissen. Ich ertrinke immer noch in dieser Flut an Informationen, wann immer ich darauf zugriff nehme. Vieles ist veraltet, antik würde man sagen, aber das macht es nur umso schmackhafter. Ich muss sagen: Ich kann nicht alles über die Leere erklären. Das ist so als würdest du unsere Welt in allen Details erklären wollen. Es ist unmöglich. Nun, nachdem ich die Wahrheit und mein Schicksal als Prophet erkannt hatte, verließ ich die Leere mit den Augen des Propheten. Ich begann, meinen Glauben, den wahren Glauben an die Leere, zu verbreiten und stieß sogar ein mal auf ein verirrtes Wesen aus der Leere. Es war durch Zufall in eine Annomalie und somit in unsere Welt geraten. Ich schickte diese wunderbare Kreatur zurück in die Leere, damit es sich erholen konnte, und setzte meine Reise fort. Nach einiger Zeit spürte ich eine Erschütterung in der Leere. Jemand hatte die Kraft der Leere für einen großen Zauber genutzt. Dem musste ich nachgehen. So kam ich hier her nach Violent Phoenix. Ich bin der Gilde beigetreten, um das Land zu durchsuchen und vielleicht auf den Nutzer dieser Kraft zu treffen. Letztendlich tat ich das auch, aber ich war schon verwirrt, als ich erkannte, wer das war. Es war nämlich Alkaid, meine Cousine. Auch Dubhe, ihre Schwester, fand ich... wenn auch in einer merkwürdigen Situation. Nun, nachdem ich die beiden wiedergefunden habe und die Quelle der Kraft gefunden habe, ist ab jetzt mein einziges Ziel, die Leere und unsere Welt wieder zu vereinen."
Er lächelte und legte den Kopf schief.
"Aber davon habe ich dir schon erzählt, nicht wahr?"

Zoey hörte ihrem Freund die ganze Zeit über zu und nickte ihm ein paar Mal zustimmend zu. Seine Geschichte war größtenteils auch ganz schön traumatisch, doch im Gegensatz zu ihr hatte er immer noch Latif gehabt und war somit nicht ganz auf sich alleine gestellt. Sie konnte auf niemanden wirklich bauen, erst Recht nicht nachdem ihre Eltern umgebracht wurden und Geschwister hatte sie... keine? Oder? Selbst das wusste sie nicht einmal so genau, ihre Erinnerungen waren ganz schön trüb und leer. Sie wusste dass ihre Eltern von den Sklaventreibern umgebracht wurden und das nur, weil sie Zoey beschützen wollten... doch weiter... da kam nicht mehr viel an dass sie sich erinnern konnte.
"Ja, das weiß ich wieder... aber ich finde es interessant wie du hier in die Gilde gekommen bist und auch deine bisherige Lebensgeschichte. Ich meine, nun kenne ich dich besser und das sollte man ja wohl als Freundin oder Partnerin..." und seine Geschichte hatte ihr unbemerkt auch ein wenig Mut gegeben, wieder weiter nach vorne zu gehen. Er musste schließlich auch eine ganze Menge durchleben und dachte nun nicht daran, all das zu vergessen.
"Du scheinst das aber schon alles irgendwie überwunden zu haben oder? Wenn ja, könntest du mir dabei helfen, meine Vergangenheit auch zu überwinden?"

Karim hob eine Augenbraue, als Zoey meinte, er hätte seine Vergangenheit bereits schon vollständig überwunden. Das stimmte nun aber nicht ganz.
"Du meinst ich hätte das schon alles abgeschlossen? Da muss ich dich leider enttäuschen. Zwar würden einige meine Geschichte als traumatisch bezeichnen, doch ich würde sie simpel traurig und blutig nennen. Einen dauerhaften Schaden habe ich nicht davongetragen und erinnere mich auch nicht daran, jemals groß an den Folgen meiner Gefangenschaft gekitten zu haben. Natürlich reagiere ich etwas empfindlich darauf, wenn jemand diesen Kult erwähnt oder wenn ich ein ehemaliges Mitglied von eben jener Sekte begegne, aber ich falle nun nicht um und Schreie apathisch vor mich her..."
Er atmete tief ein und aus, ehe er seine Freundin wieder ruhig ansah.
"Gut, ich werde versuchen, dir zu helfen."

Kurz grinste die Schwarzhaarige, denn das tat sie bei weitem auch nicht, dennoch hatte sie irgendwie das Gefühl als ob der Prophet seine Vergangenheit bei weitem besser einstecken konnte als die Requip Magierin. Wieso? Nun, das konnte selbst die Schwarzhaarige nicht so genau sagen.
"Dankeschön" mit einem leichten Lächeln sah sie den maskierten Mann nun an. Sie konnte ihm wirklich für so manches dankbar sein. Doch jetzt wo sie darüber nachdachte, für was sie ihm dankbar sein konnte, fiel ihr eines ein.
"Sag mal was ist eigentlich an dem Tag gewesen, an dem ich auf der Bank aufgewacht bin? Ich kann mich noch an so manches erinnern, aber leider nicht mehr an alles" vielleicht hatte ja Karim irgendwas gesehen, dass ihr in der Hinsicht weiter helfen könnte und vielleicht auch ihre Erinnerung antreiben könnte. Schließlich war er damals gekommen um ihr zu helfen, doch wobei?
"Wobei hab ich denn damals eigentlich Hilfe benötigt? Ich weiß nur, dass ich Hilfe gebraucht habe und du mich gerettet hast, aber wovor?"

Karim seufzte schwer, als er dies Frage hörte. Natürlich, dazu hatte es ja kommen müssen. Eigentlich hatte der Prophet der Schwarzhaarigen diese Geschichte vorenthalten wollen, doch da sie nun unter diesen Umständen danach fragte, musste er ihr wohl ehrlich antworten.
"Ich weiß nicht alles, was passiert ist, doch das, wovon ich etwas weiß, wird dir nicht gefallen. Als du mit Latif mal alleine losgegangen bist, wurdest du von irgendwelchen Fremden entführt. latif konnte aber entkommen und hatte mir davon berichtet, was geschehen war. Ich bin also deinen Spuren gefolgt und befreite dich aus den Klauen dieser Typen. Später kam heraus, dass irgendein Typ aus deiner Vergangenheit etwas damit zu tun hatte, der irgendein besonderes Schwert beschwören wollte. Wir haben gegen ihn und sine Freunde gekämpft, sodass du letztendlich in den Besitz des Schwertes gekommen und kurzzeitig gestorben bist. Ich habe dich nach dem Kampf auf den Armen zu dieser Bank gebracht, wo du durch irgendetwas wiederbelebt wurdest..."

Fremde? Schwert? In dem Moment beschwor Zoey eben jenes Schwert, welches sie an diesem Tag gefunden hatte und besah es sich genau. Das war dieses Schwert gewesen, welches sie wieder ins Leben gerufen hatte. Doch... von den anderen, über die Prophet ein Wort verlor, wusste Zoey so gut wie überhaupt nichts.
"Moment... ein Mann aus meiner Vergangenheit? War das vielleicht der zweite Sohn der Sklaventreiberfamilie gewesen? Das musste er gewesen sein, wer denn sonst?" oder irgendeiner ihrer Mitsklaven? Davon gab es ja schließlich auch genug. Doch wieso sollten sie Zoey entführen? Für die Schwarzhaarige ergab es absolut keinen Sinn.
"Ja, ich weiß dass mich das Schwert wieder erweckt hat, ebenso wie ich weiß, was für eine immense Kraft von dem Schwert ausgeht. Ebenso kann ich mich auch daran erinnern, dass du mich in der Leere beisetzen wolltest" mit einem leichten grinsen sah sie nun ihren Freund an. Mittlerweile hatte sie damit kein Problem mehr, doch damals wusste sie mit der Leere noch nicht viel anzufangen. Auch wenn er gerade über ihre Vergangenheit erzählte, kam es ihr so vor als würde er über die Vergangenheit einer Fremden erzählen.