cf: Tully Village
Als Kaya ins Wunderland kam, traute sie ihren Augen nicht. Die ganze Ortschaft war komplett verrückt gestaltet, als wäre ein verrückter Typ dabei gewesen alles soweit zu ändern was so geht. Einige weiße Kaninchen hoppelten an ihr vorbei. Auch andere Wesen, deren Bezeichnung die Rothaarige nicht drauf hatte, oder sogar komplett neu gesehene 'Tierchen' liefen an Kaya vorbei. Blicke von ihnen blieben kurz an ihr hängen. Ihr war bewusst, dass sie nicht wie sie hier war und natürlich fiel sie mit ihrer Kleidung auf. Vor allem der Hut müsste hier die größte Aufmerksamkeit anregen. Fürs Erste würde sie gar nicht mit irgendjemanden reden wollen. Das alles war hier zu abstrus, um das wirklich zu glauben. Hoffentlich träumte die Magierin das nicht und würde jederzeit aufwachen. Dann würde sie sich selbst für verrückt erklären wollen.
Vor allem die vielen weißen Hasen machten einen großen Bogen um sie als sie die Straßen oder die Rasenflächen betrat. Ständig wechselte die Landschaft und sehr wenige Menschen konnte Kaya hier sehen. Entweder war die Rothaarige wirklich schon Gaga im Kopf oder es war wirklich deren Realität. Eine Realität, die kaum für Normale zu begreifen war. Wahrscheinlich würde sich auch Kaya nicht mehr an den Anblick gewöhnen, wenn sie ihren Auftrag beenden würde. Sie hätte vielleicht jemanden in der Gilde nach Unterstützung fragen sollen. Dann wäre sie hier nicht so alleine gewesen und musste sich mit merkwürdigen Lebewesen auseinander setzen. Zwar hatte sie nicht so die beste Verbindung zu den restlichen Gildenmitgliedern aufbauen können, weil sie mehr auf den Spaß des Lebens fixiert war. Außerdem musste sich Kaya eingestehen, dass sie die Quest nicht mal wirklich durchgelesen hatte. Sie hatte nur die Summe und das Ziel gesehen und war sofort mit der Aufgabe im Einklang.
Die Umgebung hatte sich erneut geändert und Kaya lief an einer sehr langen Mauer entlang. Ein Ei lief darauf rum. Es hatte einen Anzug mit Schlips an und die junge Dame musste für einen Moment erst einmal still stehen, da sie ihren Augen einfach nicht glauben wollte. Es tanzte oder taumelte wirklich ein Ei auf einer Mauer herum. Es hatte Arme und Beine. Kaya war sich sicher, dass ihr diese Geschichte niemand glauben würde. Was war das hier für eine Magie? Wer hatte das hier alles unter Kontrolle und wie machte dieser Jemand das? Eine verrückte Welt oder Stadt oder ähnliches war das hier. Kaya konnte das nicht einschätzen. Hoffentlich würde sie die Quest hier schnell durchbringen können, um ja nicht den Verstand zu verlieren. Das Ei lief hin und her auf der Mauer als wäre das die einzige Tat, die das Ei da machen sollte. Es murmelte auch etwas vor sich hin, doch Kaya konnte das nicht verstehen. Sie wollte auch gar nicht anfragen. Aber sie konnte es nicht. Sonst war sie sich nie zu scheu ein Wort aus ihrem Mund zu bringen, doch da sie hier so sehr von dem Eindruck geflasht war. Kaya war sich nicht einmal sicher, ob die Wesen hier die Sprache sprechen konnten.
Langsamen Schrittes lief sie an der Wand entlang. Das Ei lächelte sogar kurz und winkte ihr. Es schien freundlich zu sein und das war etwas Positives. Der Mund würde aber trotzdem von der Rothaarigen geschlossen bleiben. Mit einem Lächeln antwortete Kaya aber dennoch. Sie wollte nicht zu unfreundlich wirken.
Soweit Kaya auf dem Questblatt erkennen konnte, wurde das Wunderland von mehreren Königinnen oder Königen regiert. Sie hatte sich kurz an diese Mauer gesetzt, um doch nochmal gründlich ihren Auftrag zu lesen. Denn sie musste zwei Köpfe an eine Königin liefern. Das wird ja ein witziges Abenteuer. Da dies ein verrücktes Land zu sein scheint, musste Kaya wenigstens eine Karte organisieren. Ohne viel Zeit hier zu vergeuden, wollte sie lieber wieder zurück zu ihrer Wohnung nach Hargeon Town. Sie vermisste die Stadt, die Gilde und die Menschen. Doch sie wollte das hier durchziehen. Sie brauchte das Geld.
Plötzlich machte es Platsch neben ihr und Kaya schrie vor Schreck auf. Das Ei ist von der Mauer gesprungen und hatte es sich neben ihr bequem gemacht. "Was zum Henker...", kam aus ihr hervor. Das Ei grinste sie an und rückte näher an die Magierin. "Ich sehe, du bist nicht von hier. Ich bin Humpty Dumpty. Was hast du da in deinen Händen? Lass mich mal sehen." Das Ei sprudelte nur so aus sich heraus und blickte sofort auf die Quest. Seine Augen weiteten sich. "Du willst echt der Herzkönigin helfen? Bist du verrückt?", fragte das Ei entsetzt. Kaya stand der Mund offen. Dieses Ding konnte wirklich reden und lesen. "Ich habe einen Auftrag. Den muss ich erledigen. Fertig. Woher bekomme ich eine Karte?", erklärte die Hutträgerin. Es war ihr egal was das Ei von ihr dachte. Wahrscheinlich würde sie diesen Humpty Dumpty nie wieder sehen, wenn sie das Wunderland wieder verlassen wird. "Sowas wie Karten haben wir gar nicht. Man muss sich so zurecht finden. Wenn du wen nach dem Weg fragen willst, dann musst du zu Absolem. Er ist eine blaue Raupe und wird hier sehr geschätzt. Wenn du weiter der Mauer entlang gehst, müsstest du ihn finden. Er ist die Raupe mit der Shisha", antwortete das Ei nur. Er hatte wohl verstanden, dass Kaya nur hier ihren Job machen musste und wieder verschwinden würde. Oder das Ei war an sich einfach nur dumm oder auch verrückt wie das Land hier. "Vielen Dank. Viel Spaß noch auf deiner Mauer." Mehr brachte sie nicht heraus. Sofort stand sie auf und ging weiter an der Mauer entlang. Hoffentlich hatte Humpty Dumpty nicht gelogen und wollte ihr wirklich etwas helfen.
Das Gras um die Mauer herum wurde immer höher und dunkler. Einige gruslige Bäume mit verbogenen Ästen und keinen Blättern kam ihr entgegen. Ein neuer Abschnitt des Landes würde wohl beginnen. Etwas geheimnisvoller waren dann aber die Pilze, die sogar noch größer waren als die Bäume an sich. Diese sahen nach Fliegenpilze aus. Doch es konnten hier in der Welt auch eine komplett neue oder andere Sorte sein. Die ersten Raupen bekam Kaya auch langsam zu Gesicht. Rote, grüne, gelbe und auch blaue Raupen lagen auf den Pilzen oder mitten im Weg rum. Jedoch war von einer blauen Raupe mit Shisha überhaupt keine Spur. Vielleicht war er noch etwas tiefer im Wald. Sie musste unbedingt wissen, wie sie die Karo Königin und den Kreuz König finden konnte. Es wurde zwar dunkler je tiefer sie ging, doch Kaya kam etwas Rauch entgegen. Schneller ging sie diesem Rauch entgegen und nach einigen Minuten fand sie wirklich eine blaue Raupe mit einer Shisha. Dies müsste Absolem sein.
"Hi. Du musst Absolem sein. Humpty Dumpty hatte mich geschickt. Ich habe da nämlich eine Frage", redete die Frau mit den Pistolen los. Sie hob kurz den Hut an, um ihm Respekt zu erweisen. Sie konnte selbst nicht sagen, warum sie das tat, doch die Raupe strahlte eine gewisse Weisheit aus. Das blaue Insekt hatte wirklich eine Pfeife in der Hand und zog mehrmals daran. Den Rauch puffte er in ihre Richtung und kam ihr dann näher. "Ja, ich bin Absolem. Was kann ich für dich tun, Liebes? Möchtest du vielleicht auch kosten?", fragte er und bot ihr gleich die Pfeife an. Kaya grinste. Das Tier gefiel ihr wirklich. Vielleicht würde sie sich bei Absolem sogar wohlfühlen. . "Ich muss den Kreuz König und die Karo Königin finden. Ich hab da einen Auftrag." Mehr ging sie nicht drauf ein. Die Raupe nickte nur und hielt die Pfeife näher an ihre Nase. "Ich zeige dir den Weg, wenn du etwas hierbleibst", meinte er. Also nahm Kaya die Shishapfeife entgegen und zog daran. Der Rauch hatte Geschmack und es gefiel ihr. Die Geschmacksrichtung konnte sie nicht zuordnen, aber es schmeckte ihr. Ein wolliges Gefühl machte sich bei Kaya breit und plötzlich waren ihre Augenlider so schwer, dass sie diese nicht mehr aufhalten konnte.
Als Kaya die Augen wieder öffnete, schwirrte es ihr im Kopf und die Raupe war nicht mehr da. Nur der Pilz stand noch da. Sie seufzte. Die Raupe war der einzige Weg gewesen, um die Leute von ihrem Auftrag aufsuchen zu können. Langsam stand die Kopfgeldjägerin auf und strich sich den Dreck von der Hose. Entweder musste sie wieder irgendwohin laufen oder sie setzte dem ganzen Auftrag ein Ende, würde zur Gilde zurück gehen und einen neuen annehmen. Vielleicht würde dieser um einiges einfacher laufen. Die Welt hier war schon merkwürdig genug, nun war auch ihr einziger Anhaltspunkt verschwunden. Absolem hatte ihr eigentlich doch gesagt, dass er ihr den Weg zeigen würde. Jedoch war das blaue Insekt einfach nicht mehr da. Kaya seufzte erneut und schaute sich um. Dann bemerkte sie, dass vor ihren Augen ein roter und ein grüner Rauchfaden bildeten. Waren das Wegweißer zum Kreuz König und zur Karo Königin? Immerhin konnte sich die junge Dame sehr gut vorstellen, dass diese verrückte Raupe ihr etwas in die Pfeife oder sonst wo was eingeflößt hat. Ohne viel weiter darüber nachzudenken, beschloss die Rothaarige erst den grünen Rauchfaden zu folgen. Dies war ziemlich einfach. Und je mehr sich den Weg grünen Rauchweg entlang gehen, desto dicker wurde er bis Kaya vor einem Schloss in Form eines Kreuzes hatte. Hier war bestimmt der König untergebracht. Jetzt musste sie nur diese hohe Person erledigen und konnte dann dem roten Weg folgen. Es war schon eine Ironie, dass die Gebäude genau wie die Kartensymbole waren, doch Kaya wunderte das überhaupt nicht. Sie war immerhin im Wunderland und da konnte alles in jeder Ecke passieren.
Nachdem sie einige Wachen in die Luft gejagt hatte, fand Kaya den Kreuz König und verneigte sich in seinem Thronsaal vor ihm. Sie wollte ihm einen falschen Eindruck hinterlassen. Der König war ziemlich erfreut eine Fremde zu sehen, doch ohne mit der Wimper zu zucken ließ die Kopfgeldjägerin ihre Zwillingspistolen auf den Regenten los und nach einigen Schüssen rührte sich sein Körper nicht mehr. Im Auftrag hieß es auch, dass die Herzkönigin deren Köpfe haben wolle, aber das sollte sie doch selbst erledigen. Kaya nahm den toten König an den Füßen und zog ihn hinter sich aus seinem Schloss heraus. Nun folgte sie dem roten Rauchweg.
Das Schloss der Karo Königin war gar nicht so weit entfernt. Den Weg konnte Kaya mit kleinen Pausen, da der König ziemlich schwer war, sehr leicht erreichen. Den König versteckte sie in einem Gebüsch vor dem Schloss und ging dann mit der gleichen Taktik in das Schloss. Die Wachen waren wohl im Wunderland nicht wirklich ausgebildet worden oder deren Schwäche reichte auch aus, da wohl hier nicht so viel geschah. Statt wie der König im Thronsaal saß die Kreuz Königin in ihrem Esszimmer. Der Tisch war ziemlich lang und groß. Die Königin war die Einzige im Raum, sodass es für die Rothaarige einfach war auch hier schnell alles zum Ende zu bringen. Zwar war die Kreuz Königin ein Kind, doch Auftrag war Auftrag. Da machte Kaya keine halben Sachen und scheute vor nichts zurück. Also zog sie auch hier ihre Pistolen hervor und bereitete der Königin ebenfalls ein Ende. Den Körper nahm sie dann auf den Rücken und lief zum Gebüsch, um auch den toten König weiter hinter sich ziehen zu können, um ja noch die Herzkönigin ihre Beute zu bringen. Nur wusste Kaya den Weg nicht, doch auch hier hatten ihre Augen einen lilanen Rauchweg gebildet, den sie sofort folgte.
Diesmal war der Weg ziemlich weit und gefühlt hatte Kaya auch hundert Mal Pause gemacht, um etwas an Kräfte zu kommen. Doch sie schaffte es zur Herzkönigin, die sich auch sofort wie ein Honigkuchenpferd freute ihre beiden Kontrahenten leblos vor ihr liegen zu sehen. Zwar war das Erscheinungsbild der Herzkönigin nicht die Beste, doch Kaya wollte bei ihr so wenig Wort verlieren wie möglich. Denn diese Dame hätte sie nicht gerne als Feindin. Nachdem den Feinden der Herzkönigin auch die Köpfe abgetrennt wurden, gab die Königin Kaya eine Kapsel als Dank, damit sie damit wieder schnell nach Hause zur Gilde finden konnte. Die Hutträgerin bedankte sich und verließ das Schloss der Königin sofort. Als sie durch die Gärten ging sah sie die Soldaten die weißen Rosen rot anmalen. Es war schon ein merkwürdiger Anblick. Aber es war nicht mehr Kayas Sache. Sie hatte hier ihren Auftrag glücklicherweise erfolgreich zu Ende gebracht und würde so schnell wie möglich zurück zur Gilde von Raging Fenrir gehen, um sich vielleicht einen nicht so merkwürden Auftrag auszusuchen.
tbc: Hargeon Town - Raging Fenrir Gildenhaus - Eingangshalle der Gilde