Ein stürmischer Showdown

Touma wusste, auf was er sich eingelassen hatte. Er wusste, dass er einem Schwertkämpfer gegenüber stehen würde, welcher vermutlich sogar seinem Großvater noch ebenbürtig war.
Und als er das gefühlvolle Flötenspiel hörte, welches über die Wiesen ertönte, wusste er, dass die Prüfung seiner Stärke nah war.
Aufrecht und Kampfbereit näherte er sich der Gestalt in der Distanz, welche die wundervolle Melodie erzeugte und ließ dem Gefühl der Vorfreude in sich freien lauf.
Er wusste, er würde verlieren, und dennoch war er so begierig auf diesen Kampf, wie selten zuvor auf einen.
Schließlich kam Touma in einer Distanz an, in welcher er mit seinem Kontrahenten sprechen konnte, ohne zu brüllen. Ein respektvoller Abstand, wie es sich gehörte, doch nicht zu weit.
Der Regen interessierte Touma nicht groß, er schuf nur noch eher die Stimmung eines großartigen Aufeinandertreffens zweier Schwertmeister.
"Yasuo Kazami ...", fing Touma an. "... ich, Touma Mayuzumi, Sword Saint der Mayuzumi-Schule und Enkel des Greater Sword Saint, dem besten Schwertkämpfer Bellums, fordere dich zu einem ehrenhaften Duell zur Prüfung unserer Fähigkeiten und dem austesten unserer Grenzen heraus."
Wie es sich gehörte, zog Touma seine treue Klinge, das Schwert Deva, welches er sonst in seiner Pocket Dimension lagerte, und stellte diese mit der Spitze voran auf dem Boden vor sich ab, während er auf eine Antwort wartete.
Er war mehr als nur bereit, dieses Duell zu führen und alles zu geben, wie man es von einem wahren Krieger erwartete.

Selten geschah es, dass Touma selbst die Herausforderung aussprach. Und noch seltener war es, dass Leute dann so reagierten, wie Yasuo. Viele zogen einfach ihre Klingen und gingen sofort in den Kampf über. Doch er zeigte seine Ehre und verbeugte sich sogar, was Touma natürlich daraufhin ebenfalls tat. Dann hob er seine Klinge an und schwang sie vor seinem Körper in einem Halbkreis, wobei sie eine Spur aus purer Finsternis hinter sich her zog. Doch es war ein Schwertkampf, nichts magisches. Deshalb würde es bei diesem Show-Effekt bleiben.
Er würde nicht die Ehre der Mayuzumi-Schule beflecken, indem er in einem Schwertkampf seine Magie einsetzte.
Dann fing Yasuo an, um Touma herum zu gehen, während er in einer passiv-defensiven Kampfhaltung war. Sehr klug, erst einmal zu beobachten und bereit für einen Angriff zu sein. Doch Touma wusste, lange würde er nicht passiv bleiben. Und deshalb fing Touma auch langsam an, langsame Schritte zu machen, und sich theoretisch mit Yasuo im Kreis zu drehen. Im Gegensatz zu eben diesem hielt Touma sein Schwert jedoch locker zu seiner Seite, eine leicht provokante Haltung. Doch der Griff, in welchem er seine Waffe hielt, machte klar, dass auch er bereit für Angriffe des Gegners war.
Und dann geschah es in einem kurzen Augenblick. Yasuo stürzte urplötzlich nach vorne und führte einen schnellen Schlag aus. Das Tempo das Angriffs war enorm. Beinahe zu enorm für Touma, doch er hatte Glück, da er noch immer sein zweites, normales Katana an seiner Seite hatte, welches er mit seiner linken Hand packte und rückhändig aus der Scheide zog, um Yasuos Angriff im letzten Augenblick zu parieren und abgleiten zu lassen, während Touma selbst eine schnelle Drehung machte und mit seinem Hauptschwert zuschlug. Doch Yasuo war bereits wieder außerhalb seiner Reichweite und schien erneut zu warten.
Touma wusste nun also schon einmal, dass sein Widersacher ein ungeheures Tempo an den Tag legen konnte. Eindeutig schneller als Touma, solange dieser keine magische Hilfe hatte. Und auch die Wucht hinter dem Schlag war deutlich mehr gewesen, als er zustande brachte. Doch er würde erst aufgeben, wenn er entwaffnet war. Denn er hatte den Vorteil, dass er zwei Klingen zur Verfügung hatte.
Deshalb war es nun auch an ihm, einen Angriff zu starten. Er machte einen kurzen Satz nach vorne und schwang Deva nach seinem Gegner, während er den Griff an seinem Zweitschwert festigte, um dieses im Notfall zum parieren nutzen zu können.

Die Bewegungen von Yasuo waren wirklich die eines Meisters. Er fing Toumas Angriff wie erwartet ab, traf dabei jedoch einen perfekten Winkel und sorgte mit einer Folgebewegung dafür, dass Toumas Klinge von seinem Schwert abglitt und der Schwung beider Bewegungen ihn kurz straucheln ließ, wobei Yasuo jedoch eine Lücke in seiner Verteidigung offenbarte, welche Touma auszunutzen versuchte, indem er seinen Schwertarm herum riss. Er würde zwar nur mit der stumpfen Seite treffen, doch das wäre schon einmal ein Anfang.
Was Touma nicht erwartet hatte, war die Tatsache, dass die Verteidigungslücke scheinbar beabsichtigt gewesen war. Ein riskantes Spiel, wenn man gegen jemanden kämpfte, der zwei Waffen zur Verfügung hatte, aber wie der Brillenträger merkte, konnte sein Widersacher sich das durchaus erlauben, da er einen perfekten Konterangriff durchführte, welcher nur in aller letzter Sekunde von Touma pariert werden konnte, wobei er jedoch bemerkte, dass der rasend schnelle Angriff Yasuos seine Jacke berührte und sie aufschnitt. Nicht einmal ein Riss, sondern ein sauberer Schnitt.
Die Schärfe dieser Klinge, gepaart mit Yasuos Bewegungen war in der Tat eine unglaubliche Gefahr.
Dann vergrößerte Yasuo jedoch erneut die Distanz, ehe er wieder auf Touma zu stürzte und ihn mit einem Hagel aus schlägen von beiden Seiten eindeckte. Nur dadurch, dass Touma zwei Waffen zur Verfügung hatte, war er überhaupt in der Lage, diesen Ansturm zu parieren, wobei er selbst hier probleme hatte, da Yasuos Schläge natürlich deutlich kräftiger waren. In der Tat schaffte der Ältere es sogar, einen gedämpften Treffer zu landen, da Touma einfach seine Klinge zu spät in Position brachte und sie somit teilweise zur Seite geschoben wurde.
Als Yasuo dann wieder in seine eher defensive Haltung ging und den Ansturm beendete, ging Touma noch auf ein wenig zusätzliche Distanz und strich mit seinem rechten Handrücken über seinen linken Unterarm, welcher den leichten Treffer abbekommen hatte. Als er seine Rechte hob sah er Blut an seinem Handschuh kleben, wie erwartet.
Mit einer fließenden Bewegung rammte er kurz Deva in den Boden, während er sein anderes Schwert weg steckte. Einen Augenblick später lag seine Jacke in einiger Distanz auf dem Boden und Touma stand nur in seinem halb offenen Hemd da. Er brauchte jeden Freiraum für Bewegungen, welchen er gebrauchen konnte, da störte zu viel Kleidung nur. Dann, noch immer in seiner Bewegung, ergriff Toumas linke Hand sein Zweitschwert und zog es ein winziges Stück aus der Schwertscheide und mit der rechten riss er Deva wieder aus dem Boden und hielt es vertikal vor sich, eine deutlich defensivere und ernstere Haltung als seine vorherige. Dabei stellte er sich ein wenig seitlich auf und blickte Yasuo entschlossen lächelnd an, während sein Herz vor Aufregung raste. Dieser Kampf würde ihn ein großes Stück weiter bringen. Selten sah man so einen Meister in Aktion und es war das erste mal in seinem Leben, dass er gegen einen derart guten Schwertkämpfer antrat, seit er selbst zum Sword Saint ernannt wurde und sich somit etwas auf seine Fähigkeiten einbilden konnte.
Und schließlich versuchte Touma erneut einen Angriff, welcher nun darauf basierte, dass er auf Yasuo zu sprintete und zuerst mit seiner Zweitwaffe einen schnellen, rückhändigen Schlag von links startete, ehe ein nur minimal verzögerter Angriff mit seiner Hauptwaffe von rechts kam. Mal sehen, wie sein Gegner mit zwei beinahe gleichzeitigen Angriffen aus verschiedenen Richtungen klar kam.

Nun ... das war unerwartet ...
Yasuo war einfach über Touma hinweg gesprungen, als dieser angegriffen hatte. Sehr unschön, wo Touma doch so im Schwung war und demnach erst noch aus diesem heraus kommen musste.
Und er wusste genau, dass Yasuo ihn angreifen würde.
... Oder aber er nutzte den Schwung.
Noch immer nach vorne stürzend ließ Touma sich weiter nach vorne kippen und machte einen Hechtsprung, ehe er sich abrollte, wodurch er knapp der Klinge von Yasuo entging, welche er vorher nicht einmal gesehen hatte. Pures Glück, das wusste er selbst. Hätte er einen Augenblick später gehandelt, hätte Yasuos Schwert ihn am Bein getroffen, was eine garantierte Niederlage bedeutet hätte. In der Tat hätte er in dem Augenblick, wo seine Bewegungsfreiheit dermaßen durch eine Wunde eingeschränkt gewesen wäre, sofort aufgegeben.
So hatte er jedoch gerade eben entkommen können, was ihm erlaubte, sich unverletzt aufzurichten.
Mit einem zufriedenen Lächeln ließ er seine Zweitwaffe wieder vollständig in der Scheide verschwinden, ehe er die andere Klinge nun vor seinem Körper schwang, was darin resultierte, dass sie wieder eine spur aus Finsternis hinter sich her zog. Dann kam die Waffe horizontal vor seinem Körper zur Ruhe, während er tief durchatmete.
Sein Herzschlag war inzwischen viel zu hektisch. Er brauchte innere Ruhe. Das war immer die große Lektion der Mayuzumi-Schule gewesen, wenn jemand neues dazu kam. Er musste die Grundregeln befolgen, egal wie weit seine Fähigkeiten inzwischen fortgeschritten waren.
Eine Hand locker neben seiner Zweitwaffe, jedoch permanent bereit sie zu ziehen, während er die andere Klinge nun beinahe krampfhaft hielt, machte er langsam einen Schritt nach dem anderen in Richtung Yasuo. Die langsame Überwindung der Distanz zwischen den beiden wäre vielleicht genug, damit Yasuo sich zum Angriff provoziert fühlte. Wenn nicht, dann würde Touma dieses mal jedoch wenigstens keinen schwungvollen Angriff starten müssen, welcher ihn in so eine gefährliche Situation brachte wie eben erst.

Genau wie er gehofft hatte stürmte Yasuo nach kurzer Zeit wieder auf ihn zu. Und Touma hatte auch schon einen Plan was er versuchen würde. Deshalb wartete er ab und beobachtete genau. Dann, als Yasuo beinahe in Reichweite war, verfestigte sich der Griff an Deva noch mehr.
Yasuos Täuschungsmaneuver war zwar unerwartet, jedoch nichts wirklich störend für seinen Plan. Er machte einen schnellen Schritt in Richtung Yasuo, ging dann währenddessen in die Hocke und wirbelte einmal um die eigene Achse, wobei er seine Waffe auf der Kniehöhe seines Widersachers von sich streckte. Doch Yasuo vergrößerte die Distanz bereits wieder un entging so dem Angriff, weshalb Touma sofort nachsetzte, indem er sich vom Boden abstieß und aus der Hocke hinaus in einen Sprint überging, direkt auf Yasuo zu. Dabei wirkte er so, als ob er einen Angriff durchführen wollte. Ob Yasuo darauf einging, indem er versuchte, Touma zuvor zu kommen, war nun die Frage. Anhand von Yasuos Reaktion würde Touma die vielversprechendere von zwei Vorgehensweisen, die er plante, durchführen.
Jetzt lag es vollkommen an seinem Gegner, welche Aktion passend war und aus dem Brillenträger heraus gekitzelt werden würde. Er wusste, welche vielversprechender war ... doch würde Yasuo ihm die Gelegenheit dazu geben ?

Was für ein unglaublich guter Kampf !
Touma hatte sich gefreut, als Yasuo genau das getan hatte, was er wollte. Er war auf ihn zugesprintet und hatte selbst einen Gegenangriff starten wollen. Einfach perfekt !
Was er nicht erwartet hatte, war Yasuos Bewegung, welche ihn vor Toumas Plan rettete.
Denn genau in dem Augenblick, wo Touma nun, wie er es vorgehabt hatte, vom Boden absprang und in der Luft einen Schlag nach unten durchführte, war Yasuo zu Boden gefallen und an ihm vorbei geschlittert, während Touma deutlich über ihm vorbei gesprungen war. Beide Angriffe waren dabei wirklich gleichzeitig gekommen, so dass sie sich beide verfehlt hatten.
Doch während Yasuo ohne Probleme von seinem Schwung wieder aufspringen konnte, landete Touma schlitternd auf dem inzwischen nassen Untergrund und kam nur schwer zum stillstand. Doch kaum war das geschehen, funkelten seine gelben Augen schon wieder durch den Sturm zu seinem Gegner herüber, ehe er wieder los sprintete. Dieses mal zog er dabei jedoch auch sein zweites Schwert und versuchte erneut aus dem vollen Sprint einen Angriff. Dieses mal jedoch etwas, was Yasuo vielleicht sogar Probleme machen könnte.
Der Plan war, einen Schlag von oben zu starten, welcher verhinderte, dass Yasuo gut über Touma hinweg springen konnte, wie er es bei Toumas letztem Versuch getan hatte, einen derartigen Angriff zu starten.
Währenddessen würde Touma einen weit ausholenden, horizontalen Schlag mit der anderen Klinge machen, welcher im 180°-Winkel alles von Toumas einer Seite bis zur anderen, was vor ihm lag abdeckte.
Die einzige Schwäche dieses Maneuvers war, dass Yasuo noch immer leicht nach hinten ausweichen konnte. Blocken wäre nur in dem kurzen Augenblick möglich, wo die Klingen etwa im selben Winkel waren, was der Bruchteil einer Sekunde sein würde. Nur eine der beiden Möglichkeiten stand Yasuo offen.
Wenn Yasuo jedoch nach hinten auswich, würde Touma mit einem Stich hinterher setzen können, ausgehend von der Klinge, welche von oben geschwungen wurde. Das Tempo eines Stiches, während er noch immer im Sprint war, würde ziemlich gefährlich für den Älteren sein, doch irgendwie hatte er das Gefühl, dass er auch dieses mal wieder dabei scheitern würde, einen Treffer zu landen. Er wusste, wenn er jemanden vor sich hatte, der ihn einfach in jedem Punkt überbot. Aber wenn Touma irgend etwas in diesem Kampf schaffen wollte, dann war es, einen einzigen Treffer zu landen. Das alleine wäre schon ein ungemeiner Erfolg, wenn er so betrachtete, was für einen Meister der Schwertkunst er hier vor sich hatte.

Bereits bevor es geschah, sah Touma, was Yasuo tun würde. Er lernte so langsam, wie er seinen Gegner einschätzen musste. Vorher hatte er Yasuos Bewegungen kaum richtig erkennen können, so schnell waren diese gewesen. Doch nun konnte er anfangen, die Bewegungen des Älteren zu lesen, wenngleich auch noch nicht vollständig. Doch selbst wenn er keine Chance hatte, allein die Tatsache, dass er nun langsam in der Lage war, zu erkennen, was ein so deutlich überlegender Widersacher in den nächsten Augenblicken tun würde, zeigte nur, wie sehr er durch diese eine Auseinandersetzung an fortschritten gemacht hatte. Es zahlte sich in der Tat immer aus, wenn man gegen stärkere Gegner kämpfte. Daraus lernte man unglaublich viel mehr, als wenn man der Überlegene war. Dennoch, das wusste Touma, war jede Auseinandersetzung von Vorteil, da auch ein schwächerer Gegner einen vielleicht an etwas erinnerte, was man vergessen hatte, oder einem neue Wege aufzeigte.
Doch auch wenn er nun in der Lage war für Augenblicke vorhersagen zu können, was Yasuo tun würde, so war es doch garantiert noch nicht genug, um daraus einen wirklich großen Vorteil zu ziehen. In diesem Fall war es zum Beispiel zu spät, um noch groß zu handeln. Das einzige was er tun konnte war, dafür zu sorgen, dass die höhere Kraft seines Gegners ihm nicht die Waffen aus den Händen schlug.
Also nutzte er den Augenblick den er hatte, um sich so zu positionieren, dass er den Schwung mit seinem Körper abfing. Dadurch entging er der Entwaffnung, wurde jedoch von der gesamten Wucht getroffen, was ihn wiederrum ein gutes Stück nach hinten beförderte.
Ins taumeln gebracht hielt Touma es für das beste, die Bewegung zu nutzen, um sich nach hinten fallen zu lassen. Er vollführte eine schnelle Rolle rückwärts und kam wieder auf die Beine, doch aufgrund des nassen Untergrunds rutschte er beim aufstehen weg und kam in einiger Distanz in der Hocke zum Stillstand. Wenn jetzt ein Angriff von Yasuo folgte, wäre das für ihn extrem gefährlich. Doch noch hatte er seine beiden Schwerter zur Hand.

Das war nun wohl der Augenblick der Wahrheit.
Yasuos Angriff war erneut in enormem Tempo und Touma wusste genau, welche Kraft dahinter lag. In seiner Position machte er sich garnicht die Hoffnung, den Angriff vollständig abzuwehren oder ihm zu entgehen, also hatte er jetzt nur eine einzige Möglichkeit.
Er lehnte sich so weit nach hinten wie es ging und riss seine Zweitwaffe hoch, um Yasuos Schlag zumindest ein kleines Stück abzulenken. Er war sich vollends bewusst, dass ihm das die Waffe aus der Hand schlagen würde, da konnte er nichts gegen machen.
Doch wenn er ein Opfer zu bringen hatte, dann war das nunmal so.
Er schaffte es, sich so zu bewegen und seine Parade so zu platzieren, dass Yasuos Klinge ihn nicht traf, dafür jedoch sein Schwert aus seiner Hand riss, welches davon flog und sirrend durch die Luft wirbelte, ehe es in einiger Distanz im Boden stecken blieb.
Doch Touma hatte eine zweite Waffe. Und genau diese hatte er in dem Augenblick von Yasuos Angriff genutzt, um einen leichten, aber schnellen Hieb auszuführen, welcher auf Yasuos Seite abzielte. Er wusste, mit der Kraft, die er aus dieser Haltung aufbringen konnte, würde die Klinge nicht mehr als einen kleinen Schnitt hinterlassen, wenn sie traf, da Winkel, Reichweite der Klinge und die Stärke seines Schlags nicht genug waren, um tiefer als nur ein paar Millimeter zu schneiden, aber zumindest das wollte er schaffen. Wenigstens ein kleiner Schnitt !
Die Tatsache, dass er nun nämlich kaum noch in der Lage war, Yasuo paroli zu bieten, war ihm klar. Mit einer Waffe würde es nur ein paar Schläge von Yasuo brauchen, um Touma auch noch eben diese aus der Hand zu reißen oder ihn einfach nur mit seinem Tempo und seiner Kraft zu überrumpeln. Er wollte jedoch nicht verlieren, ehe er nicht einen einzigen, wenn auch simplen und unbedeutenden Treffer gelandet hatte.
Und eben deshalb vollführte er auch erst den gesamten Schlag, ehe er sich zur Seite rollte, um aus Yasuos Reichweite zu entkommen. Ob er getroffen hatte, würde er erst sehen, wenn er wieder stand ... zumindest wenn Yasuo ihm dann nicht mit einem erneuten Angriff den Blick verwehrte.

Als Touma seine Rolle beendete sah er, wie Yasuo sein Schwert weg steckte und gleichzeitig Toumas Waffe aus dem Boden zog. In der Zwischenzeit hätte der Ältere ihn vermutlich ohne weiteres erneut angreifen können. Aber genau wie Touma, war auch er sich im klaren, dass das Ergebnis des Kampfes fest stand.
Doch Touma lächelte zufrieden, als er die kleine, kaum nennenswerte Wunde sah, die er zugefügt hatte. Wenigstens einen kleinen Treffer hatte er gelandet, so wie gewünscht.
Als Yasuo ihm schließlich seine Waffe reichte und ihm auf die Beine half, nahm Touma dies auch dankend an. Während Yasuo sie nun vor dem Sturm schützte, ließ Touma die Waffe wieder in seiner Pocket Dimension verschwinden, wo er sie im normalfall immerhin auch lagerte, und steckte dann seine Zweitwaffe wieder in die Scheide, wobei er die vielen scharten und kratzer auf der Klinge genauestens betrachtete.
Dann sprach Yasuo schließlich wieder mit ihm, nach der langen Zeit des Schweigens. In der Tat war die Niederlage eindeutig, doch es freute Touma, dass Yasuo sagte, er würde die Narbe mit Stolz tragen und es wäre ein ehrenhaftes Duell gewesen, wie er es seit Jahren nicht mehr gesehen hatte. Nachdem er noch über seinen Traum berichtet hatte, Raging Fenrir zu einer Gilde berühmt für den Schwertkampf zu machen, nickte Touma, ehe er sich tief verbeugte. Eine Geste eines guten, stolzen Verlierers.
Als er sich wieder aufrichtete, sah er sich auch endlich in der Lage, rechtens zu antworten.
"In der Tat ist eine solche Entwaffnung eine Niederlage. Mehr als ein oder zwei Schwünge hätte ich nicht mehr parieren können, bis ich endgültig unbewaffnet dagestanden hätte. Und mit nicht mehr als ein paar Wurfmessern und seinen Händen bewaffnet, kann man als Schwertkämpfer wohl nicht mehr viel ausrichten. Doch es freut mich sehr, dass ich so lange gegen einen so fähigen Meister der Klinge durchgehalten habe. Ich denke, seit der letzten Maßregelung daheim in Bellum, habe ich Fortschritte gemacht, auf die ich Stolz sein kann."
Nach diesen Worten zog er noch einmal seine Zweitwaffe ein Stück hervor, um die Beschädigungen an dieser zu zeigen.
"Auch wenn ich keine Narbe mit Stolz tragen kann, so werde ich diese Klinge hier von nun an in Ehren halten. So schade es auch um eine Waffe sein mag, ich werde sie in der Ruhmeshalle meiner Familie platzieren, als Ehrung dieses Kampfes und der beeindruckenden Fähigkeiten, deren Zeuge ich heute wurde. Ich habe in meinen Jahren als Schwertkämpfer wohl noch nie jemanden so kämpfen sehen, abgesehen von meinem Urgroßvater. Ich bedanke mich dafür, diese Erfahrung gemacht haben zu dürfen.", erläuterte er, bevor er noch einmal kurz den Kopf senkte. Dann rammte er die Waffe wieder in ihre Scheide zurück und schob sich die Brille zurecht.
"Und was diesen Traum betrifft, werde ich mein bestes geben, um dabei zu helfen, diesen zu verwirklichen. Und so, wie ich heute im Duell geschult wurde, so werde ich auch andere aus der Gilde schulen, wenn ich zum Duell gefordert werde, damit alle von den heute gemachten Erfahrungen profitieren können."