Pasta e Basta

cf: Raging Fenrir Gildenhaus - Eingangshalle

Yasuo bot ihr seinen Arm an und sie hakte sich natürlich direkt bei ihm ein. Gemeinsam verließen sie die Gildenhasse und machten sich auf den Weg zu dem kleinen Restaurant etwas abseits der Stadt. Jedes Mal, wenn sie an Leuten vorbei kamen, fühlte Ajana sich seltsam aufgeregt, was wohl daher rührte, dass sie noch immer nicht recht wusste, wie genau er jetzt zu der ganzen Angelegenheit stand. Andererseits hatte er in der Eingangshalle vorhin schon irgendwie gezeigt, dass er die Beziehung der beiden nicht geheim halten wollte. Und doch war sie irgendwie unsicher … Ein Umstand, den Yasuo offensichtlich zu bemerken schien, denn fast zur gleichen Zeit, wie sie darüber grübelte, meinte er sie müssten sich nicht verstecken und ihre blauen Augen wanderten zu ihm auf, strahlend. „Das glaube ich auch nicht“, entgegnete sie und das Lächeln auf ihren Lippen reichte von einer Wange zur anderen. Und wieder fühlte sie sich wie ein Teenager, der von seinem Schwarm auf ein einfaches Eis eingeladen wurde.
Sie erreichten recht bald das Gasthaus und es sah wirklich fast genau so aus, wie Ajana es in Erinnerung gehabt hatte. Die paar Male, die sie bisher dran vorbei gekommen war, hatte sie nie wirklich gänzlich auf das kleine Häuschen geachtet doch nun, da sie direkt davor stand, schien es gar nicht mehr so klein zu sein. Zwar war es nichts im Vergleich zu riesigen Luxus-Hotels aber es strahlte jetzt schon eine sehr professionelle, aber zugleich auch angenehme Atmosphäre aus. Etwas, das sich auch dann nicht änderte, als sie eintraten. Entsprechend der Tageszeit war es noch nicht allzu voll aber doch gut genug gefüllt, damit sie nicht die einzigen beiden Gäste waren.
„Ein Tisch für zwei, bitte“, meinte Ajana direkt, als einer der Kellner sich zu ihnen gesellte, um nach ihren Wünschen zu fragen. Sofort wurden sie zu einem kleinen Tisch am Fenster geführt, wo sie sich gegenüber zueinander niederließen und auch schnell die Karten gebracht bekamen. „Mh, bis jetzt bin ich überaus begeistert.“ Die Weißhaarige ließ ihren Blick vorerst noch ein wenig durch die Räumlichkeit schweifen, ehe sie sich ihrer Karte widmete.

Bereits ein Blick in die Karte verriet, dass das Angebot riesig war. So wie Yasuo fiel es auch Ajana sichtlich schwer, sich für eines der lecker klingenden Gerichte zu entscheiden, doch nahm sie dann letztlich ein Lachsfilet auf Reis mit Blattspinat und einen ordentlichen Salat als Vorspeise. Ein Wein rundete die bestellte Mahlzeit dann ab. Dankend verschwand der Kellner wieder mitsamt der Karten um die Bestellungen vorbereiten zu lassen. „Tja, dann warten wir mal“, murmelte Ajana und ließ ihren Blick auf Yasuo ruhen. Sie mochte Restaurants. Ihr gefiel es, wie gut es meist roch, sie hatte Freude daran den Stimmen zu lauschen, die sich überall um sie herum erhoben und wenn sie in Begleitung war, dann meist zu einem erfreulichen Anlass. So wie heute. Wobei die Erfreulichkeit des Anlasses sie nun doch wieder daran erinnert, worüber sie eigentlich mit Yasuo hatte sprechen wollen. Sie war sich nicht sicher, ob es eine gute Idee war, das hier anzusprechen, wo viele Leute sie hören konnten, doch andererseits hielt sie ihre Stimme ja ruhig.
„Also … wegen dieser Organisation, von der du vorhin gesprochen hast“, begann sie und hielt dann kurz inne. Auf ihrem Gesicht lag ein besorgter Ausdruck. „Was haben sie dir angetan? Und was wollten sie von euch?“ Bis eben hatte sie den Gedanken daran, dass ihm in Gefangenschaft etwas wirklich Schlimmes hätte passieren können, fast gänzlich verdrängt, dafür traf es sie nun umso heftiger. Ihr war gar nicht klar geworden, wie wichtig der Gildenmeister ihr wirklich war. Sie hatte bisher nicht so viel Zeit mit ihm verbracht, doch fühlte es sich für sie an, als würden sie einander ewig kennen und als wäre ein Leben ohne ihn für sie gar nicht mehr vorzustellen. Ihre Hände hatte sie in ihrem Schoß zusammengefaltet und sah ihn nun aus ihren großen, blauen Augen geduldig wartend an. Nicht nur wollte sie wissen, ob es ihm auch wirklich so gut ging, wie es schien – von der etwas müden Erscheinung und den wenigen Schrammen abgesehen – sondern wollte sie auch nur zu gern erfahren, was für eine „Verbrecherorganisation“ das gewesen war, die es sich tatsächlich gewagt hatte, für das Verschwinden sämtlicher Gildenmeister zu sorgen.

Direkt nachdem Ajana ihm diese Frage gestellt hatte, gab Yasuo ihr eine Antwort. Schweigend saß sie da und lauschte aufmerksam seinen Worten. Er erzählte ihr, dass das Gildenmeistertreffen, das sie abgehalten hatte, tatsächlich auch eines gewesen war, sie jedoch unterbrochen und durch ein Gift unschädlich gemacht worden waren. Der Blick auf Ajanas Gesicht verfinsterte sich, als Yasuo begann davon zu sprechen, dass diese Leute versucht hätten, die magische Energie aus ihm und den anderen Magiern, die bei ihm gewesen waren, zu extrahieren. Diese Geschichte kam ihr ungeheuer bekannt vor.
Nachdem er seine Erzählung beendet hatte, holte die Weißhaarige tief Luft und seufzte. „Aber ihr seid siegreich gewesen. Und das ist das allerwichtigste. Steht schon fest, ob nochmal ihretwegen nachgeforscht wird?“ Es gab noch ein paar andere Fragen, die ihr auf der Zunge lagen, doch würde Yasuo sie ihr sicher auch nicht beantworten können. „Sahen die Leute dieser Organisation irgendwie … ausländisch aus?“, hakte sie anschließend noch nach und ihr stand ins Gesicht geschrieben, dass seine Erzählung sie irgendwie beunruhigte. Nicht allein deswegen, weil diese Leute offensichtlich einen Weg gefunden hatten, Magier und deren Fähigkeiten kurzzeitig außer Gefecht zu setzen, sondern auch, weil ihr diese ganze Geschichte so ungeheuer vertraut vorkam. Das versuchte Rauben von magischen Fähigkeiten war in ihrer Heimat keine Seltenheit, doch hatten diese Leute es nie gewagt, weiter in den Süden vorzudringen, als bis zur Grenze der Highlands.
Doch darüber sollte sie sich jetzt eigentlich gar keine Gedanken machen. Daher schüttelte sie auch den Kopf, um das, worüber sie gerade so heftig nachdachte, zu verbannen und legte dann eine Hand auf den Tisch. „Nun, ich bin auf jeden Fall wirklich froh, dass es dir gut geht. Ich hoffe, es gab keinerlei … Opfer zu verzeichnen?“ Man sie ihr an, dass diese Frage für sie überaus unbehaglich war und doch konnte sie nicht anders, als sie zu stellen. Ajana machte sich um alle Menschen Gedanken, selbst um die, welche sie gar nicht kannte. Und aus diesem Grund musste sie in Erfahrung bringen, wie hoch die Zahl der Verluste war und ob es irgendeine Möglichkeit war, dafür aufzukommen.

So, wie Yasuo sagte, glaubte er nicht, dass einer derer, denen er begegnet war, ausländisch war, doch vermutete er im gleichen Atemzug auch, dass die Organisation groß genug war, um ihre Fühler auch über die Landesgrenzen ausgestreckt zu haben. Als er das sagte, nickte sie bedächtig. Ihm schien aufzufallen, dass Ajanas Gedanken sich nicht allein um das Gespräch drehten, denn kurz fragte er nach, ob irgendetwas sie beschäftigte. Dabei wurde der bisher eher besorgte Ausdruck auf ihrem Gesicht ernster und sie seufzte kurz. „In den Highlands, aus denen ich komme, ist Magie eine sehr seltene Begabung. Magiergilden gibt es dort gar nicht und die meisten Magier halten sich bedeckt aus Angst, verstoßen oder ausgenutzt zu werden. Vor ungefähr … 15 Jahren hatte es bei uns häufiger Fälle von Magiern gegeben, die ihrer Magie geraubt worden waren. Es gab vereinzelt immer wieder Erzählungen davon, etwa ein Jahr lang, dann gar nichts mehr. Aber da Magier bei uns als niedere Klasse gelten, hat es auch niemanden wirklich gekümmert. Ich habe mich nur gefragt, ob die Ereignisse damals vielleicht mit diesen hier zusammenhängen könnten. Und wenn, dann muss tatsächlich noch etwas sehr viel Größeres dahinterstecken.“ Die ganze Zeit über sprach sie bedacht leise, doch immer noch laut genug, damit Yasuo sie verstehen konnte. Auch hatte ihr ernster Ausdruck sich langsam wieder zu einem Lächeln geformt, als sie bemerkte, dass der Kellner sich ihnen näherte und ihnen ihre Getränke servierte.
Als er die beiden wieder allein ließ, blieb das Lächeln jedoch weiter auf Ajanas Gesicht. „Aber das ist etwas, worum sich auch später gekümmert werden kann.“ Immerhin wollte sie trotz allem doch dieses Essen genießen. Zudem gab es laut Yasuo keine Opfer zu verzeichnen und diejenigen, die schwer verwundet worden waren, sollten mittlerweile wieder genesen sein. Etwas, das sie erleichtert ausatmen ließ. Sie griff nach ihrem Weinglas und hob es leicht auf einen Toast an. „Auf den heutigen Tag und darauf, dass ihr alle heil zurückgekommen seid“, sagte sie mit feierlicher aber noch immer gesenkter Stimme.