Wer Bestimmt was gut, was böse ist?

Uff, wie viel Zeit war vergangen? Sie wusste es nicht mehr. Denn Hikari war nun schon seit einiger Zeit auf Reisen. Sie wollte die Welt entdecken, wollte sich selbst weiter entwickeln und auch neue Menschen kennen lernen. Eigentlich war sie weniger jemand der von sich aus eine Quest annahm, aber diese eine hatte ihr Interesse geweckt. Es ging um einen Magier, der eine Magie beherrschte die irgendwie der Sonne glich. Und er sollte der beste sein. Laut der Questbeschreibung sollte man heraus finden ob er Kontakte zu dunklen Gilden hatte. Hikari war sich nicht sicher ob sie das alleine heraus finden konnte, aber es gab gutes Geld und dieses brauchte sie auf ihrer Reise. Sicherlich wäre es ihr lieber gewesen wenn sie dies nicht alleine bewältigen musste, aber manchmal musste man als Söldner eben in den sauren Apfel beißen. Sie stand vor einem Schaufenster in dem mehrere Fernseher zu sehen waren. Genau vor diesen war sie stehen geblieben und schaute sich die News an. Als plötzlich … die Rede von einem Sonnenmagier war. Sollte das der jenige sein, den sie suchte? Er betitelte sich als den besten der Welt und schien damit provozieren zu wollen. „Sieht nach unserer Zielperson aus ...“, murmelte sie. Jehuel und Mihriel standen neben ihr und waren für alle anderen sichtbar. Nur Pegasus und Taishiel sah man nicht, da die beiden in der Öffentlichkeit deutlich mehr auffallen würden. Jehuel wollte einfach dabei sein, da er mittlerweile irgendwie so etwas wie ihr Begleitschutz wurde und Mihriel wollte einfach nur die Welt entdecken, da passte ihr aussehen auch recht gut, da sie noch aussah wie ein Kind.

Vermutlich hätte die junge Söldnerin den jungen Mann neben sich nicht einmal große Aufmerksamkeit geschenkt, wenn er nicht irgendwie so wütend war das er direkt das Glas zu Bruch geschlagen hatte. Das Mädchen hatte erschrocken geblinzelt und sich entsprechend zu der Quelle des Geräusches gedreht, als sie den jungen Mann kurz musterte. Er war noch nicht all zu alt, schien wütend zu sein und gut gekleidet. Während Hikari ihn noch mit ihren braunen Augen musterte, war Jehuel schon in eine Abwehrhaltung eingegangen. Die Tatsache das der andere so aggressiv war, schien für Jehuel ein Potentieller Angreifer zu sein. Währenddessen hatte Mihriel sich so sehr erschrocken das sie sich hinter Hikari versteckt hatte. Den Worten des Blonden zu urteilen suchte er die Person aus dem Fernseher. Die Söldnerin sah zu Jehuel, gab ihm ein Zeichen das alles gut sei und ging dann auf den Fremden zu. Sie räusperte sich, nachdem sie die zwei Schritte getan hatte. „Entschuldigen Sie, ist alles in Ordnung?“, sie war nicht sonderlich gut da drin ein Gespräch auf zu bauen. Sie holte tief Luft. „Ich hab hier den Auftrag etwas über den Mann heraus zu finden, der eben gezeigt wurde.“, sie machte eine kleine pause und beobachtete den Fremden kurz, ehe sie weiter sprach. „Und scheinbar haben Sie Interesse an ihm, deswegen wollte ich Sie fragen ob sie vielleicht mitkommen wollen?“, sie lächelte schüchtern und hoffte dabei nichts falsches gesagt zu haben. Derweil traute sich Mihriel wieder etwas hervor und deutete auf die Hand des Blonden. „Warum blutest du nicht? Normalerweise blutet ihr Menschen doch sonst bei solchen Aktionen...“, das ganze schien den kleinen Engel zu verwirren. Sie lief hinter den Fremden. „Flügel hat er keine, also ein Engel ist er nicht.“, stellte sie fest. Während Mihriel recht offen zu sein schien, sah man Jehuel seinen Misstrauen an.

Vielleicht hätte sie zwei mal darüber nachdenken sollen ob sie den Fremden ansprechen sollte oder nicht. Denn als sie dies tat funkelte dieser sie wütend an. Herrje, sie hatte doch gar nichts getan. Ein ungutes Gefühl hatte sich in ihrer Magengegend breit gemacht und vielleicht wäre Weg laufen eine Option gewesen, aber das käme ein wenig komisch. Zu mal sie nicht alleine war. Hikari wusste das sie sich im Notfall auf ihre Beschwörungen verlassen konnte. Nach seinem bösen Blick folgten einige Worte, die auch nicht unbedingt freundlich klangen. Das Mädchen wollte ihm gerade eine Antwort darauf geben, als sich Jehuel einschaltete. Er war einige Schritte nach vorne gegangen und stellte sich direkt vor den Blonden. „Die Lady hat eine ganz normale Frage gestellt und auf eine Frage antwortet man nicht mit einer Gegenfrage! So etwas ist unhöflich und als Mann sollte man schon Manieren vorweisen können!“, murrte Jehuel ihn nun an und würde sogar noch weiter gehen. Doch Hikari ging dazwischen. „Bitte Entschuldigen Sie seine Art“, mischte sie sich nun ein. „Meine Art?!?!?!“, der gefallene Engel wurde ein wenig lauter und man könnte denken er würde jede Sekunde explodieren. „Jehuel, wir reden später darüber.“, meinte sie zu ihm und der Engel verschränkte die Arme vor der Brust. Im Notfall würde sie ihn stoppen müssen, auch wenn sie so etwas nicht gern tat, aber wenn Jehuel sich nicht zurückhalten würde, dann konnte sie nicht anders. Sie seufzte leise, ehe sie sich wieder an den Fremden wand. „Es war unhöflich von mir mich nicht zuerst vor zu stellen, bitte verzeihen Sie. Mein Name ist Hikari Yagami, ich bin eine Söldnerin von Shining Falcon.“, stellte sie sich nun vor und lächelte ein wenig unsicher.  OB iohm diese Informationen genügen würden? Sie konnte dies nicht wissen, aber Hikari hatte die Hoffnung das der andere ein ganz nettes Kerlchen war, wenn er sich nicht gerade über einen Sonnenmagier aufregte. Mihriel hingegen hatte schon etwas anderes gefunden das sie begeisterte und stand ein Schaufenster weiter weg.

Man sah dem gefallenen Engel an das er am liebsten geplatzt wäre, als der Sonnenmagier ihn zur Seite schob und ihm vorwarf keine Manieren zu haben. Sein Gesicht sprach förmlich 'KEINE MANIEREN?! ICH HABE KEINE MANIEREN?!'. Doch der Engel hielt sich zurück, ballte nur die Hände zu Fäusten und es würde ihm wohl sehr recht kommen wenn der Sonnenmagier Hikari angreifen würde, denn mit vorlieb würde er ihm jetzt gerne eine Lektion erteilen. Vermutlich einer der Gründe weswegen Jehuel schwarze Flügel trug, statt weiße. Er atmete, recht laut, tief ein und wieder aus, knurrte danach leicht. Währendessen hatte sich der Sonnenmagier als Sol Umbra vorgestellt und als er erwähnte das er zu Raging Fenrir gehörte schluckte Hikari schwer. Herrje. Er war ein Kopfgeljäger … Sie konnte nicht ahnen das er darauf nicht so achtete, aber genau das kam ihr zu gute. Denn wenn er wusste das auf sie ein Kopfgeld ausgesetzt war, dann hätte sie nun vermutlich ein Problem. Er meinte das sie ihm alle Informationen geben sollte die sie hatte und dann würde er ihre Unhöflichkeit einfach vergessen. Klang doch nach einem fairen Angebot? Nun, andere Menschen hätten sich darüber aufgeregt das es eine Frechheit sei so etwas zu verlangen, aber so nicht Hikari. „Nun, all zu viel weiß ich leider noch nicht.“, gab sie zu und blickte zur Seite. Sie hielt kurz inne, ehe sie den Questzettel heraus kramte. „Ich wollte die Quest hier erledigen, weswegen ich auf den Mann aufmerksam wurde. In der Quest geht es darum ob er Verbindungen zu dunklen Gilden hat.“, erklärte sie. Ob der Blonde ihr die Quest jetzt abnehmen wollte? Hoffentlich nicht, denn sie brauchte doch das Geld …

Ein wenig angsteinflößend konnte der Blonde schon irgendwie sein, aber Hikari glaubte das er sicherlich noch eine andere Seite hatte. Eine, wenn er … nunja, nicht gerade sauer wäre. Sie empfand es als falsch ihn einfach direkt ab zu schrieben, nur weil er gerade so agierte wie er nun mal agierte. Er war wütend und sie wusste das man in so einem Zustand auch mal unfreundlich sein konnte. Das bedeutete ja nicht das es seine ganze Art und Weise war an Dinge heran zu gehen. Ob sie damit recht hatte oder eher weniger, würde sie wohl erst erfahren wenn sie mehr Zeit mit ihm verbracht hätte. Der andere murmelte das er suchen hasste und scheinbar hatte ihn der Auftragszettel von Hikari nicht unbedingt besser gestimmt. Schade eigentlich. Sie beobachtete wie er seine Hände in der Anzugtasche verschwinden ließ und kurz darauf meinte er das sie ihn begleiten sollte. Ihre Quest war ihm dabei gleich, sie könnte ihn haben wenn er mit ihm fertig war. Insofern noch etwas von ihm übrig geblieben war. Ach herrje, das konnte ja heiter werden. Denn Hikari hatte nicht vor der Zielperson etwas an zu tun …
Jehuel wollte gerade das Wort ergreifen, als Hikari ihm einen Blick zuwarf, welcher ihn daran hinderte. Stattdessen knurrte der gefallene Engel nur. Das Mädchen wollte nicht, das der Blonde noch mehr verstimmt wurde. „Ist gut, ich werde Ihnen bei der Suche behilflich sein.“, antwortete sie höflich und sah sich kurz um. Was genau Sol damit meinte das sie es als Wiedergutmachung verstehen sollte verstand sie nicht. Welche Wiedergutmachung? Doch Hikari traute sich nicht direkt nach zu fragen, weswegen sie das Thema auch nicht weiter ansprach. „Wir könnten uns zunächst eine Zeitung organisieren, vielleicht steht dort drin wo er sich demnächst aufhalten soll?“, schlug sie als erstes vor. „Oder wir suchen uns einen Informanten.“, sprach sie einen weiteren Gedanken aus. Das mit den Informanten hatte sie von Koga gelernt, einem anderen Söldner.

Die Teamarbeit war recht schnell beschlossene Sache und so hatte Hikari auch ihre ersten Ideen angebracht wie sie vor gehen konnten. Die Zeitung schien wohl für den Blinden gut zu klingen, so gut das er auch direkt eine Organisiert hatte. Von einem Passanten, in dem er ihm diese geklaut hatte, wobei 'entrissen' wohl das deutlich bessere Wort wäre. Während der Fremde die Flucht ergriffen hatte hielt Sol ihr die Zeitung hin und meinte das er sich jetzt nichts anhören wollte wie er arbeitete, da sie sich sonst auch gerne einen Informanten krallen könnten. Sie rechnete damit das es dem Typen am Ende nicht gut gehen würde und das wäre alles andere als gut, wenn man dann wusste das sie mit dabei war wenn einer der Informanten verprügelt werden würde. Denn immerhin könnte das nicht nur auf sie zurück zu führen sein, sondern auf ganz Shining Falcon. Und das wäre eine reine Katastrophe. „Nein Nein, ist schon okay“, winkte sie also direkt ab. Gruselig, dieser Typ. Hikari schlug also die Zeitung auf und begann sich die Artikel an zu sehen. Nichts, Nichts, Nichts. Wie viel unwichtiger kram in solchen Zeitungen stand … Schließlich fand sie jedoch etwas Interessantes und las es sich genauer durch. „Morgen Abend soll er in Crocus Town sein um dort eine Vorstellung zu geben“, teilte sie die gefunden Informationen auch direkt mit. Ob sie mit dem Zug rechtzeitig da sein konnten? Sie hatten noch einen Tag, aber es war ein ganz schönes Stück bis nach Crocus … „Ich kann Ihnen anbieten das wir fliegen.“, bot sie dann direkt an, damit sie zu mindestens die erste Option hatten wie sie dort hin kommen könnten. Auf Pegasus würden locker zwei Erwachsene Platz haben.

Nachdem sie fündig geworden war, hatte sie dem anderen erzählt wo sie den Sonnenmagier finden konnten. Scheinbar war es nicht üblich das Sonnenmagier mit ihrer Magie prahlten, zu mindestens wenn sie den Worten des anderen glaubte. Und das tat sie. Woher sollte sie es auch besser wissen? Sie nahm diese Information also so hin und drehte die Zeitung um, deutete auf den Beitrag. "Ich weiß nicht genau was er zeigen will, das steht hier nicht näher beschrieben.", erklärte sie. Ind em Zeitungsartikel sah man ein Bild von dem Sonnenmagier und eine große protzige Überschrift, bei der einem fast schon schlecht werden könnte. Jedoch nicht wenn man Hikari Yagami hieß und seinem Vornamen alle Ehre machte. Durchaus konnte man sie als Licht betiteln und auch ihre Beschwörungs-Magie schien darauf zu passen. Als hätte das Schicksal sie auserwählt. Zugegeben, als Söldnerin konnte sie nicht immer genau das tun, was sie selbst als moralisch richtig empfand, aber sie war nicht ohne Grund Söldnerin geworden. Allerdings hatte sie ihr Ziel erreicht. Naja, gehabt. Mittlerweile stand sie gefühlt wieder am Anfang. Ob sie sich irgendwann zur Ruhe setzten würde, wenn sie ihren Bruder endlich auf Dauer wieder gefunden haben würde? Das würde sie dann sehen.
Sol ging auf ihr Angebot mit dem fliegen ein und wollte auch direkt los. Hikari lächelte und nickte. "Selbstverständlich.", meinte sie und beschwor Pegasus. Ein geflügeltes Pferd, welches schon so lange an ihrer Seite verweilte. Die anderen beschworenen Wesen hatte sie derweil verschwinden lassen. Sie wollte nicht das es ausartet und Jehuel konnte sich auch aufregen, wenn Sol dies nicht mitbekam. Das wäre sicherer. Der gefallene Engel fand das zwar nicht gut, aber hier war nun mal Hikari die jenige die das sagen hatte.
Pegasus ging etwas nach unten, so das Hikari problemlos aufsteigen konnte. Dann wartete er das auch Sol aufstieg. Für Hikari war es jedes mal aufs neue komisch mit einem Fremden auf Pegasus zu sitzen, denn sie war diesem anderen Menschen in diesem Moment so nah. Sie hatte keine Angst oder so, immerhin vertraute sie Pegasus voll und ganz. Aber es war für das Mädchen eben etwas unangenehm: Vielleicht konnte man das auf ihr Alter zurückführen, auch wenn sie für dieses schon sehr reif war. In Sachen körperlicher nähe oder Liebe, war sie hingegen noch recht unerfahren. Vielleicht war es das, was sie verunsicherte. "Halt dich gut fest", meinte sie als Pegasus sich kurz darauf in die Lüfte bewegte, nachdem auch Sol aufgestiegen war.

Scheinbar hatte der Blonde mit vielen gerechnet, aber nicht mit einem geflügelten Pferd. Aber wer würde schon damit rechnen? Abgesehen von Hikari selbst vielleicht, doch für sie war dies auch das normalste der Welt. Nachdem sie sich auf den Rücken von Pegasus gesetzt hatte, tat auch Sol ihr dies gleich. Anders als sie schien er keine Scheu oder so zu besitzen, denn er hatte sich direkt gut an ihr fest gehalten. Es war ungewohnt, ihr sogar ein wenig unangenehm. Pegasus hob langsam ab und schon befanden sich die beiden in der Luft. Hikari konnte ihr eigenes Herz schlagen hören, so laut das sie schon ein wenig bammel hatte das auch Sol dieses hören konnte. So etwas konnte schnell falsch interpretiert werden. Dabei war sie einfach nur sehr aufgeregt. Der Blonde schlug vor das sie sich den Typen bei der Vorstellung schnappen sollten, da sie ihn dort auf jedenfall erwischen würden. Aber ob das so eine gute Idee war? Sie würden viel zu viel Aufmerksamkeit bekommen und das würde schlecht sein.  Vor allem wollte Hikari selbst dort eigentlich nicht mit rein gezogen werden. Ihre Aufgabe war nur heraus zu finden ob der Kerl Kontakte zu dunklen Magiern oder Gilden hatte. Und das musste sie nicht in aller Öffentlichkeit tun. Außerdem wollte die braunhaarige gar nicht so genau wissen was der Blonde mit dem anderen Sonnenmagier anstellen wollte ... Was auch immer es genau war, das sollte vielleicht auch nicht jeder sehen. In ihrem Kopf fabrizierte sie die schlimmsten Vorstellungen und sie war sich sicher das dies nicht für jeden Magen etwas war. "Laut der Zeitung Abends um 20 Uhr. Abendgarderobe ist erwünscht.", antwortete sie ihm und sah der Sonne am Himmel entgegen, welche langsam ihre Richtung änderte. "Wir sollten uns dem entsprechend vielleicht anpassen um nicht auf zu fallen.", sprach sie ihren Gedanken aus. Noch immer wusste sie nicht so recht was sie von dem Blonden halten sollte. Und warum sie ihm eigentlich half wusste sie auch nicht so genau. Achja! Sie war ihm gegenüber unhöflich gewesen und wollte dies wieder gut machen. Aber wann genau hatte sie es wieder gut gemacht? Reichte es ihn dort hin zu fliegen oder sollte sie weiter mit ihm gehen? Wollte er überhaupt das sie ihn weiter begleitete? Hikari wollte schließlich nicht das sie ihm zur Last fiel. Und ob oder wann sie das tat konnte sie schlicht und einfach nicht einschätzen, denn der Blonde schien die ganze Zeit über einfach nur schlecht gelaunt zu sein. Wie sollte sie da wissen wann er wegen ihr schlecht gelaunt sei?

Das mit der Abendgarderobe schien für sie schwerer zu werden als wie für ihn. Die zwei würden noch einmal in einen Klamottenladen müssen oder sollte sie das vielleicht besser alleine erledigen? Hikari wollte immerhin kein Laster für den Blonden sein und schon gar nicht wollte sie das er noch schlechtere Laune bekam. Ob sie eine Möglichkeit hatte die Laune des anderen weiter nach oben zu bekommen? Vermutlich nur wenn sie endlich auf die gesuchte Person trafen und er bekam was er wollte. Ach herrje, das konnte alles noch sehr heiter werden … Und hiermit war nicht das positive 'heiter' gemeint. Sie konnte zwar hören das der Blonde etwas sprach, doch durch den Wind waren seine Sätze etwas abgehakt, weswegen sie sich das meiste zusammen reimen musste. Sie konnte also heraus hören das es um ihre Zielperson ging und um dessen Vorstellung, aber was genau wollte er jetzt wissen? „Ich glaube es werden viele Leute da sein um ihn sehen zu wollen. Aber was genau diese Menschen an ihn interessiert, kann ich Ihnen leider auch nicht beantworten.“, antwortete sie ihm also und hoffte damit die richtige Frage beantwortet zu haben. Der Flug sollte nicht mehr all zu lange gehen, da man bald schon die ersten Dörfer kurz vor Crocus sehen konnte.

Auf ihre Worte hin bekam sie keine weitere Antwort. Dies war weder positiv noch negativ, denn sie hatte keine Antwort erwartet, nicht von jemanden wie Sol. Und vermutlich war es auch besser so, wenn sie weiterhin nichts erwartete, denn so würde sie nicht enttäuscht werden können. Außerdem kannte sie den andere noch viel zu wenig um sich ein ordentliches Bild machen zu können. Ein Tag würde bei weitem nicht ausreichen um einen Menschen kennen zu lernen. Während sich langsam die ersten Häuser erkennen ließen und Hikari sich freute das sie bald ankamen musste sie bemerken wie ihr Begleiter drohte herunter zu fallen. War es so schwer das Gleichgewicht zu halten? Bis eben hatte er es doch auch hinbekommen … Doch nicht nur das sie die Gewichtsverlagerung spürte, nein, als der Blonde drohte herunter zu fallen hatte er sich wieder an sie geklammert. Dabei hielt er sich nicht irgendwo fest, sondern direkt an ihrer Oberweite. Die für ihr Alter weder besonders groß oder klein war, sie lag im guten Durchschnitt. Aber darum ging es in dem Moment nicht. Während die Gesichtsfarbe des Mädchens einer Tomate Konkurrenz machte und sie einen empörten Schrei ausstieg, ließ sie Pegasus los um die Hände des Blonden von ihrem Körper zu entfernen. Dabei wackelte sie so sehr, das Pegasus die Balance verlor und die beiden von ihm hinunter fielen. Ohne weiter darüber nach zu denken hatte sie Jehuel beschworen, an welchem sie sich direkt fest halten konnte, während ihre andere Hand nach der von Sol griff. Immerhin war es nicht ihre Absicht gewesen die beiden derart in Gefahr zu bringen und nun fühlte sie sich dafür verantwortlich das die beiden gefallen waren.

Alles ging relativ schnell nachdem sie die Balance verloren hatte. Sie beschwor Jehuel, hielt sich an diesem fest und versuchte mit der anderen Hand nach Sol zu greifen. Dieser hatte ihre Hand – zum Glück – auch ergriffen, wodurch der blonde nicht zu Boden fiel. Erleichtert atmete sie aus als sie die Stimme des anderen hörte, welcher ihr vorwarf das sie versucht hatte ihn um zu bringen. Bitte was?! Sie dachte sie hörte nicht ganz richtig. „Lass ihn einfach fallen.“, mischte sich nun Jehuel ein. Währenddessen kam auch Pegasus wieder angeflogen. „Tut mir leid. Geht es euch gut?“, entschuldigte sich das geflügelte Pferd und fragte nach dem Befinden der beiden. „Scheinbar nicht. Wir hätten den Blonden da fallen lassen sollen.“, knurrte Jehuel. Während ihre Beschwörungen schon längst reagiert hatten war Hikari selbst stumm geblieben. Sie hatte ihren Blick nicht von dem Blonden abgewandt. Der Schock über diese Worte waren ihr ins Gesicht geschrieben und sie wusste nicht was sie darauf hätte sagen oder tun sollte. „Jehuel, lass uns bitte runter ...“, meinte sie nur leise. Die Worte des Blonden hatten sie getroffen. Sie hatte doch niemals gewollt jemanden um zu bringen und ohne es zu wollen hatte sie an den Verbrecher gedacht, welchen sie auf dem Gewissen hatte. In ihr keimte der Zweifel auf ob sie vielleicht wirklich böse war und sich selbst nur einredete gut zu sein. Jehuel ließ die beiden hinunter, doch hatte er Hikari nicht los gelassen, die ein wenig neben sich stand. Es war nicht zu übersehen das mit ihr etwas nicht stimmte. „Das hast du ja toll hinbekommen! Bist du jetzt glücklich sie unglücklich gemacht zu haben? Na warte, ich zeig dir-“, wollte Jehuel auf den Blonden los gehen als Hikari ihn fest hielt. Sie hatte ihren Blick zu Boden gewandt. „Nein Jehuel … Ist schon okay. Vielleicht hat er ja recht. Vielleicht habe ich ja wirklich versucht ihn um zu bringen, vielleicht bin ich gar nicht so wie ich immer denke zu sein.“, erklärte sie ihre Gedanken, als sich Tränen in ihren Augen sammelten.