Auf Meno's Rücken folgte Blair gelassen den Gleisen. Da die junge Magierin bisher noch kaum in Zügen gereist war, geschweige denn alleine in einem Abteil gefahren, hatte sie sich dazu entschlossen die Reise auf dem Rücken ihres treuen Reittieres zu machen. Es kostete sie zwar ein paar Stunden mehr, nicht weil Menos langsam war, sondern weil das Tier ja auch etwas fressen und trinken musste. Ausserdem schätzte Blair diese Art zu reisen auch so schon sehr. Es ermöglichte einem während der Reise die Umgebung zu beobachten, sich Kleinigkeiten hier und da zu merken und man musste sich nicht mit Reisekrankheit herumschlagen, sondern liess sich stattdessen entspannt den Wind ins Gesicht wehen. Stunden später als geplant erreichte Blair schliesslich den zuvor ausgemachten Treffpunkt, den Rand eines dunkel wirkenden Tannenwaldes, den man umgehen musste um den bereits gut sichtbaren weissen Turm dahinter zu erreichen. In einer Biegung auf der vom Turm abgewandten Seite entdeckte die Magierin schliesslich eine in einen dunklen, lumpigen Umhang gehüllte Person, bei der es sich wohl um ihren Auftraggeber, Schlangenzunge, handelte. Ich habe zwar immernoch meine Zweifel an dieser ganzen Sache hier, aber im Endeffekt kann es mir ja gleichgültig sein ob was ch tue für die Gesellschaft nun gut oder schlecht ist, solange ich dadurch die versprochenen Jewel verdiene... Aber ein Mann der auf den Namen Schlangenzunge hört? Also entweder waren seine Eltern wahrhaft grausam, seine Persönlichkeit geradezu wiederwärtig schlecht, oder er hat etwas zu verbergen und zwar etwas von der 'diesem Kerl traut man besser nicht über den Weg' Sorte. Dachte sich Blair im Stillen als sie zu der Person hinritt und sich problemlos von Menos' Rücken schwang. "Bist du Schlangenzunge?" fragte sie den Mann direkt, wiraufhin dieser erst ein wenig zusammenzuckte und ihr anschliessend mit einem verschlagenen Lächeln antwortete. "Sehr wohl, mich kennt man als Schlangenzunge. Und da ihr wisst wer ich bin und wo ich zu finden war, müsst ihr wohl die Magierin sein, die sich um mein Anliegen zu kümmern wünscht." In den Augen des Mannes glitzerte es listig. "Darf ich denn auch euren Namen und den eurer Gilde erfahren, wo ihr meinen doch bereits kennt?" Blair musste gegen den Brechreiz ankämpfen als ihr der wiederliche Atem des Mannes entgegenschlug und sie verdeckte angewidert Mund und Nase mit der Hand. "Du hast deinen Namen freiwillig preisgegeben als du den Aushang geschrieben hast. Ich sehe keinen Grund dir jetzt meinen zu nennen und auch ohne den Namen meiner Gilde zu kennen, solltest du wissen, dass du mich besser nicht über den Tisch ziehst. Also sag mir jetzt was ich zu tun habe und wir treffen uns innerhalb der nächsten zwölf Stunden erneut hier." Blairs Tonfall war unmissverständlich herablassend und ihre Miene liess ebenfalls keinen Zweifel daran entstehen wie sehr sie ihr Gegenüber abstiess. Schlangenzunges Miene wurde böse als sich die junge Magierin weigerte ihm ihren Namen oder den ihrer Gilde zu nennen, aber er gab ihr die Auskunft nach der sie verlangt hatte. "Hinter diesem Wald befindet sich der weisse Turm, zu dessen Füssen das Lager der Turmwachen zurzeit ausgeweitet wurde. Eure Aufgabe, werte Magierin, ist es die Wachen auszulöschen, oder wenigstens soweit zu dezimieren, dass mein Meister mit seiner Armee in der Lage ist sie zu bezwingen. Um zum Turm zu gelangen müsst ihr den Wald unkreisen. Durchquert ihr auf keinen Fall, denn es heisst in seinem Inneren hause eine schreckliche Kreatur, die jeder armen Seele, die sich in die Tiefen des Waldes wagt einen lautlosen, aber grauenhaften Tod beschert."
Blair belächelte die Warnung des Mannes bloss und schwang sich ohne weitere Antwort wieder auf den Rücken ihres Reittieren, das sich bis zu diesem Moment am Grass, das am Waldrand wucherte gütlich tat. Mit Menos' Hilfe hatte sie den Wald schnell umrundet und fand sich auf einem kleinen Hügel wieder von dem aus sie das Lager überblicken konnte. Noch bevor sie allerdings auch nur daran denken konnte wie sie die Wachen am besten angriff, borte sich der erste Pfeil haarscharf vor Menos' Vorderhufen in die Erde. Die Wachen hatten sie entdeckt und ohne zu Zögern bereits mit der aggressiven Verteidigung des Turmes begonnen. Blair konnte sich gerade noch festhalten als der zweite Pfeil dicht an ihrem Ohr vorbeizischte und Menos vor lauter Schreck stieg. Schockiert sah sie wie eine Gruppe der Wachen ihre Pferde bestiegen und im Galopp und mit wütendem Kampfgebrüll auf sie zugreitten kamen. Mit Müh und Not schaffte Blair es den vollkommen panischn Menos wieder einigermassen unter Kontrolle zu kriegen und ihn in die Richtige Richtung zu lenken, weg von den Wachen. "Lauf, Menos, lauf so schnell du nur kannst!" flüssterte sie dem aufgeregten Tier ins Ohr, woraufhin es ezumindest einen Teil seines Verstandes wiederzufinden schien und wie ein Pfeil vond er Sehne eines Bogens, aus dem Stand in einen weit gestreckten Galopp fiel. Der Abstand zu ihren Verfolgern war jedoch schon zu Beginn nicht sonderlich gross und da Menos durch seinen aufgeregten Gemütszustand nicht so gut wie üblich mit dem Gelände klar kam, wurde die Distanz zwischen ihnen und den Wachen auch immer kleiner. Während sie sich bemühte Menos Unachtsamkeiten auszugleichen, überlegte die Magierin fieberhaft wie sie ein direktes Zusammentreffen mit den Männern der Wache vermeiden konnte. "Lauf in den Wald, mein Freund, dort kann ich uns vielleicht verstecken!" rief sie ihrem Reittier zu und lenkte es auf den nahem Waldrand zu. Eine andere Chance haben wir vermutlich nicht. Bitte, ihr ehrwürdigen Alten, lasst uns jetzt nicht im Stich! Die junge Magierin sandte in Gedanken ein Stossgebet an jene 'Alten' von denen ihr Atos, ihr Ziehvater und Lehrmeister immer wieder erzählt hatte, als sie mit Menos zwischen die dicken Fichtenstämme ritt und immer tiefer hinein in den angeblich tödlichen Wald. NAch einiger Zeit standen die Bäume bereits so dicht beieinander, dass Menos sich seinen Weg nur noch mit Mühe suchen konnte und schliesslich enschied sich Blair ihrem Freund ein wenig Ruhe zu gönnen. Sie stellte Menos' Aide-Siegel wieder her und sah sich um. Um sie herum gab es nichts als dunklen Wald und die dichten Tannenzweige liessen auch kaum Licht hinein, so dass iste Umgebung für die Magierin kaum mehr als ein Haufen von Schatten und Schemen war, den sie zu indentifizieren versuchte. Aus einer der Richtungen einte sie noch entferntes Hufgetrappel und das wütende Klirren von Metall zu hören und so stolperte sie rasch in die andere Richtung davon, tiefer ins Innere des Waldes. Nach einer Weile vefing sich ihr Fuss plötzlich in einer Wurzel und sie kullerte mit Schwung einen Hang hinunter. Ihr Fall wurde schlussendlich durch eine schmerzhafte Begegnung ihrer Stirn mit einem alten Baumstumpf aufgehalten und Blair rappelte sich mühsam und mit höllisch pochenden Kopfschmerzen auf. Der Wald schien hier ein klein wenig lichter zu sein und Blair meinte ein Kind in Weiss und Blau zu erkennen, bevor ihre Sinne sie schliesslich im Stich liessen und sie in einer tiefen Bewustlosigkeit versank. Als die junge Magierin wieder aufwachte fiel ihr als erstes die Veränderung der Lufttemperatur auf. Sie fror am ganzen Körper und rappelte sich mühsam soweit auf, dass sie sich aufrecht hinsetzen konnte. Ihr Schädel schmerzte noch immer, aber als sie mit der Hand nach der Stelle tastete an der sich der Schmerz zu konzentrieren schien, bemerkte sie, dass ihr anscheinend Jemand oder Etwas ein eine kleinen Beutel voll mit Eissplittern mit kleinen Eisstäben, die in ihren Haaren steckten befestigt umd die Beule ein wenig zu kühlen. Es raschelte und eine dünne Schneeschicht rieselte von den Zweigen der Büsche zu Boden, als ein weisses, schneemannähnliches Wesen mit einer blauen Mütze, blauen Handschuhen, blauen Schuhen und einem ebenfalls blauen Kragen oder Umhang oder etwas ähnlichem um den Hals, zwischen den Büschen hervortrat und die junge Magierin mit einem etwas schüchternen, aber deswegen nicht weniger fröhlichem "Hee-ho~" begrüsste. Es war kaum grösser als ein fünfjähriges Kind und als es fröhlich auf Blair zumarschierte, erinnerte sich die junge Magierin an einen Eintrag in Atos' eigenem Monstergrimoir, der physischen Version die der Magier als Hobby nebenbei geführt hatte. "Du bist eine Winterfee, richtig? Ein Jack Frost?" fragte sie das Wesen mit einem freundlichen Lächeln, woraufhin es ein glückliches Tänzchen aufführte und aufgeregt zu gestikulieren begann. Da Blair seine Sprache nicht verstand, wiederholte sie einfach alles was das Wesen ihrer Meinung nach sagte und vertraute darauf, dass es ihr schon zeigen würde, wo sie etwas missverstand. "Du hast mich also schlafend- nein, bewusstlos- im Wald gefunden und weil du dir Sorgen um mich gemacht hast, hast du mich hierher gebracht wo du.... lebst? Ich verstehe. Aber Winterfeen wie du leben doch normalerweise eher in den nördlichen Gebieten, was machst du dann in einem Wald in einer warmen Gegend wie dieser? Hm. Du bist also mit deinem Bruder unterwegs gewesen um die Welt zu erkunden? Und ihr habt euch aus den Augen verloren. Also hast du dich auf die Suche nach ihm gemacht, wärst beinahe geschmolzen und hast dir deswegen hier im Wald, wo es etwas kühler ist eine Zuflucht erschaffen? Das war wirklich klug. Was? Du kannst hier nicht mehr weg? Und ich soll dir helfen?" Blair dachte eine Weile nach. Ihre Kopfschmerzen waren inzwischen verflogen und ihr Körper hatte sich inzwischen auch an die Kälte gewöhnt. Allzu lange sollte sie allerdings dennoch nicht an diesem Ort bleiben, oder sie würde am Ende noch erfrieren. Schliesslich hatte doch endlich noch die zündende Idee. "Ich kann dir nichts versprechen, aber wenn du dich mir anschliesst, kann ich dich aus diesem Wald heraus bringen und ich schwöre dir zudem noch, dass ich jeder Spur die uns zu deinem Bruder führen könnte gründlich nachgehen werde. Das ist alles was ich dir für deine Unterstützung bieten kann, aber ein neuer Freund und die Möglichkeit aus diesem Wald herauszukommen, sind doch immerhin besser als gar nichts. Was meinst du? Freunde?" Sie bot dem Wintergeist die Hand dar und er ergriff sie kurz darauf vor Freude hüpfend. Blair sprach ihren Sanctuary Zauber und nachdem Frosts Siegel sich auf ihre Haut gebrannt hatte, beschwor sie das kleine Wesen erneut und verliess den Wald mit seiner Hilfe. Wieder kam der weisse Turm in Sichtweite, aber dieses Mal kam Blair aus einer anderen Richtung und ein Hügel verbarg sie vor den Blicken der Wachen. Einen Weile lang ruhte sich Blair einfach in der Sonne aus und dachte darüber nach wie sie wohl am besten vorgehen sollte. Sigma, der Battlewolf sollte eigentlich kein Problem mit den Wachen haben, aber wenn sie ihre Pfeilbögen und Schusswaffen einsetzten würde es selbst für den stolzen Wolf schwierig werden. Irgendwie musste sie das Sichtfeld der Schützen einschränken, oder ihr Vorhaben war nicht ohne Verluste umsetzbar... Verluste auf ihrer Seite, selbstverständlich. Was für sie nicht in Frage kam. Neben ihr lief Frost einem Schmetterling nach und frohr ihn mit einem wütenden "Hee-ho!" ein als er beim Versuch ihn einzufangen hinfiel. Das brachte Blair auf eine Idee. "Hey Frost, komm mal her zu mir." rief sie ihren neuen Gefährten zu sich. "Dieses Schneegestöber, kannst du das auch in einem grösseren Gebiet wirken?" Blair erklärte ihrem neuen Freund ihren Plan: Durch Frosts Schneegestöber wollte sie die Schützden ausser Gefecht setzen und im Schutz der Schneeflocken, nahe genug, wenn nicht sogar miten ins Lager hineinschleichen bevor sie Sigma beschwor, der anschliessend durch seine schiere Grösse schon einigen Schaden machen konnte. Während der Wolf tobte, wollte sie mit Menos' Hilfe aus dem Lage fliehen und Sigmas Siegen wiederherstellen sobald dieser genug Schaden angerichtet hatte. Zu guter letzt musste sie nur noch ihre Belohnung bei Schlangenzunge abholen. Frost nickte fröhlich as Zeichen, dass er den Plan verstanden hatte und begann auf der Stelle damit sein Schneegestöber zu wirken.
Der Plan lief wie geschmiert und nur kurze Zeit später stand Blair am Rande eines weiss-roten Schlachtfeldes. Sigma hatte ganze Arbeit geleistet und Frosts Schnee hatte sein übriges getan. Da die Wachen durch Frosts dichten Schnee, das weisse Fell des Wolfes kaum ausmachen konnten, musste es für die armen Männer wohl wie das Wirken einer unsichtbaren Macht gewirkt haben. Blair stand eine Weile still und wünschte den Seelne der eben verstorbenen eine sichere Reise ins nächste Leben, bevor sie sich schliesslich mit Frost vor sich, auf Menos' Rücken schwang und zu Schlangenzunge ritt. Der Mann war sichtlich überrascht von Blairs Rückkehr und nachdem er ihr eher unwillig ihre Belohnung ausgehändigt hatte, fragte er erneut nach ihrem Namen. "Ich werde dir auch jetzt weder den NAmen meiner Gilde, noch den meinen verraten, aber wenn du so dringend einen Namen für mich braucht, dann nenn mich Tiamat." sagte die junge Magierin schliesslich zu ihm, bevor sie auf Menos davongalloppierte. Tiamat, der Name einer Göttin, die angeblich ein riesiges Monsterheer angeführt hatte und laut den Erzählungen ihres Lehrmeisters auch der Name der allerersten Monster Grimoir Magierin.
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