Ein Kopfgeldjäger der dunkle Gildenmitglieder jagt? Shino war irgendwie blutrünstig getrimmt, sie wollte diesen Mann aus dem Weg räumen. Wenn sie ihn schon nicht töten konnte, so würde er zumindest ein Schatten seiner selbst bleiben. Die Geister würden seine gesamte Energie und Motivation verschlingen und nichts weiter als eine leere, bedeutungslose Hülle von ihm zurücklassen. Ja, das war der Plan. Außerdem konnte sie so ein wenig von Cedar sehen. Wer war überhaupt ihr Auftraggeber? Ein dunkler Magier Slohan.. so ein ulkiger Name! Und der suchte nun wirklich Hilfe? Nein, Shino würde den Kopfgeldjäger töten, das war ihr Auftrag! Und dieser komische Mann würde sie dafür bezahlen. Das klang wenigstens nach ein wenig Spannung. Es war auch ihr erster Auftrag den sie alleine machte... Ohne Haku, den Halbdämonen der ihr oftmals den Kopf verdrehte. Aber das würde sie nicht aufhalten, höchstens anspornen. Sie konnte sehr wohl auch alleine arbeiten. Mit diversen Gedanken im Kopf nahm sie die Quest und ging los. Wenn sie den Mann erledigt hatte konnte sie auch gleich einen Urlaub dranhängen, immerhin war der Weg zu dem Aufenthaltsort dieses Jägers ziemlich lang. Wer machte nicht gerne Urlaub nach schwerer Arbeit? Zumindest eine Pause sollte drin sein. Frohen Mutes verließ sie das Labyrinth das zum Gildenhaus und hinaus führte, verlief sich nur drei Mal und kam schließlich erschöpft draußen an. Sie dachte sich nur, dass sie ziemlich außer Form gekommen war. Kein Wunder warum Haku sie nie wirklich ansah! Sie würde alles geben und dort hin LAUFEN! Zwei Fliegen mit einer Klappe.. sie würde irgendwann dort ankommen und währenddessen ein wenig Ausdauertraining betreiben. Wenn das keine Effizienz ist wusste Shino auch nicht wie sie es nennen sollte. Sie versorgte sich mit Proviant und erschuf ihr Geisterpferd, nicht etwa um anzugreifen, sondern um für sie die Sachen zu tragen mit denen sie sich nicht selbst belasten wollte. Also so ziemlich alles was sie gerade eingekauft hatte. Wo sie es sich recht überlegte, warum sollte sie laufen? Sie hielt ihre Magie aufrecht, schwang sich auf ihr Geisterpferd und ritt los. Sie wusste nicht wie man reitet, aber da das Pferd sich genau auf ihren Willen hin bewegte brauchte sie keine Angst haben jemals herunter zu fallen oder abgeworfen zu werden. Es mochte vielleicht äußerst komisch aussehen, jedoch war es ihr egal. Von der Geschwindigkeit her konnte sie so locker mit Hochleistungs- oder Sportpferden mithalten. Es fühlte sich sehr aufregend an in einer solchen Geschwindigkeit unterwegs zu sein und nicht hinter irgendwelchen Glasschreiben zu sitzen. Shino fühlte sich frei, spürte nach einigen Stunden allerdings auch die Anstrengung durch das Aufrechthalten ihrer Magie. Sie beschloss eine Pause einzulegen, etwas zu essen und nachdem sie sich ein wenig erholt hatte bis zum nächsten Gasthaus durchzuhalten um dort die Nacht zu verbringen. Sie machte ein kleines Feuer und suchte sich ein paar flache Steine, welche sie erhitzte und zum Braten benutzte. Ein wenig Fleisch platzierte sie so darauf, dass es schon bald anfing zu brutzeln. Das Pferd ließ sie währenddessen zurück in die Geisterwelt, wo es sich selbst ein wenig erholen konnte. Zum Fleisch schnitt sie sich noch zwei Scheiben von dem Laib Brot ab den sie eingekauft hatte und machte aus dem ganzen eher ein Sandwich. Wer war schon so barbarisch und aß Fleisch einfach nur so ohne irgendwas dazu? Sie konnte sich nicht vorstellen, dass irgendjemand so etwas freiwillig tat. Sie selbst hatte es auch schon getan, aber das lag eher daran, dass ihr und Hakutaku den sie eingeladen hatte, nichts anderes übrig blieb da sie nicht mehr einkaufen konnte und nichts Anderes da war. Sie genoss ihr doch recht karges Mahl und bedauerte es nichts aufwendigeres kochen zu können. Noch war es recht warm und sie brauchte das Feuer nicht mehr, weshalb sie das Feuer langsam herunterbrennen ließ und dann, als sie sich genügend ausgeruht hatte komplett löschte. Nun rief sie erneut das Pferd herbei und verstaute wie auch zuvor ihre Taschen an den Halterungen die sie am Pferd befestigte. Dann stieg sie wieder auf und setzte ihren Weg fort. Sie hatte schon ein ungefähres Ziel im Kopf, damit sie eine angemessene Strecke hinter sich gelegt hatte würde sie in etwa am späten Abend, vielleicht auch erst in der Nacht an einem alten, abgelegenen Gasthaus ankommen, welches sich in der Umgebung eine recht große Stammkundschaft aneignen konnte. Als es gebaut wurde gab es eine kleinere Siedlung dort, welche allerdings verlassen wurde nachdem die dazugehörige Mine geschlossen wurde. Zurück blieb eine Geisterstadt und das Gasthaus, welches immer noch von den alten Minenarbeitern und Dorfbewohnern besucht wird. Sie legte den Weg ohne weitere Ereignisse zurück, nur die Menschen denen sie auf dem Weg begegnete guckten sie nur schief an, weil sie auf so einem merkwürdigen, durchscheinenden und sowieso eher untot wirkendem Pferd unterwegs war. Es fiel ihr deutlich schwerer ihre Augenfarbe zu kontrollieren, weshalb sie nicht viel daran ändern konnte nun mit blutroten Augen die letzten Meter zurückzulegen. Das Gasthaus war direkt vor ihr und sie stieg ab, ließ das Pferd allerdings ersteinmal dort. Zuerst wollte sie sichergehen, dass dort auch tatsächlich ein Platz für sie frei war. Außerdem würden ihre Sachen dann einfach auf den Boden fallen. Sie trat ein, jedoch war niemand drin. Die Lichter waren an und ein Feuer brannte im Kamin, jedoch waren keine Stimmen zu hören und auch Niemand zu sehen. Was war hier passiert? Sie konzentrierte sich, jedoch änderte dies nichts an der Stille. "Hallo?" rief sie fragend, irgendwie hoffte sie auf eine Antwort, allerdings bekam sie nie eine. Die ganze Angelegenheit kam ihr beinahe unheimlich vor, bis sie plötzlich Stimmen hörte. Jetzt war die Sache definitiv unheimlich. Sie ließ das Pferd frei und spürte die Erleichterung als es nicht mehr an ihrer Kraft zehrte, stattdessen ließ sie die Geister um sich herum die Lage beobachten. Konnten sie irgendetwas entdecken? Nach einer Weile kamen zusätzlich zu ihren Geistern noch ungefähr 5 weitere, fremde Geister. "Wer seid ihr?" fragte sie die Fremden, welche alle eine menschliche Gestalt hatten ganz direkt. Sie wirkten alt, jedoch nicht unglücklich. „Wir leben hier. Das ist unser Gasthaus.“ "Dieses Gasthaus war von anfang an von Geistern bewohnt? Wieso wusste ich davon nichts? Und seid ihr nicht verwundert weshalb ich euch sehen kann?" „Du bist uns nicht unbekannt Shino. Deine Geister sind teilweise ziemliche Geschichtenerzähler.“ "Das wusste ich überhaupt nicht. Was erzählen sie denn so?" fragte sie jetzt interessiert und bewusst nicht ihre eigenen Geister. „Hauptsächlich von deinem Freund und dir.“ "Mein Freund? Haku? Nein, so ist das nicht! Aber ich habe eine Bitte, kann ich die Nacht hier verbringen? Ich habe noch einen weiten Weg vor mir " „Ach so ist das... Ja es ist in Ordnung. Die Zimmer sind sauber, such dir einfach eins aus, Geisterprinzessin“ "Vielen Dank. An den Titel könnte ich mich auch gewöhnen. Ich werde morgen früh aufbrechen, könntet ihr mich bitte wecken?" „Selbstverständlich, es ist uns eine Ehre die Geisterprinzessin bei uns aufzunehmen.“ Shino nickte freundlich und ging anschließend nach oben, suchte sich ein schönes Zimmer aus und holte auch ihre Sachen hinein. Es dauerte nicht lange und sie schlief friedlich ein.
Am nächsten Morgen wurde Shino vorsichtig von einem der Geister geweckt. Sie konnte sich nicht an ihren Traum erinnern, auch wenn sie gerne gewusst hätte was in ihrem Kopf vorging. Der Geist meinte nämlich sie grinste über beide Ohren während sie schlief und er sie aufweckte. Erneut bedankte sie sich und schnappte sich sogleich auch wieder ihre Sachen. Jeder andere Mensch wäre wohl bespukt worden, aber Shino musste sich nie Sorgen machen von Geistern belästigt zu werden. Immerhin konnten sie ihr nichts antun und sie hatte zu jedem Zeitpunkt Kontrolle über sie falls sie es wirklich versuchen sollten und mächtig genug waren ihr tatsächlich irgendwelchen Schaden zuzufügen. Aber dafür müssten sie sowieso erst an ihren Begleitergeistern vorbei. Kein leichtes Unterfangen wenn man bedachte wie lange Shino schon mit ihnen unterwegs war. Sie waren wie Familie für sie, auch wenn sie ihnen keine Namen gab. Erstaunlicherweise mochten Geister es nicht bei einem Namen genannt zu werden, weshalb es ziemlich schwer war die genaue Identität von ihnen zu erfahren. Wenn man einen Geist beim Namen kannte, so hatte man auch eine besondere Macht über ihn. Zumindest konnten sie einem dann nicht mehr aggressiv gesinnt sein. Sie rief ihr Pferd herbei und verstaute erneut ihre Taschen wie auch schon zuvor und machte sich auf den weiteren Weg. Bis zum Abend dürfte sie an ihrem Zielort angekommen sein.
Sie hatte sich nicht verschätzt. Die Sonne fing an unterzugehen als sie den ersten Fuß in die Stadt setzte. Offensichtlich hielten sich hier eine Menge Kopfgeldjäger auf, denn überall wimmelte es nur so vor Suchplakaten die irgendjemanden tot oder lebendig sehen wollten. Hier hielt sich also auch dieser besondere Jäger auf, nur wo konnte er sein? Sie würde garantiert Niemanden nach ihm fragne können und auch allgemein musste sie sich in dieser fremden Umgebung ungemein vorsichtig verhalten. Was, wenn sie jemand erkannte? Wurde sie gesucht? Es war recht unwahrscheinlich, da recht wenig Leute überhaupt von ihrer Gilde wussten, aber sie war auch immer noch eine Halbdämonin, was sie in gewissen Kreisen wohl zu einem beliebten Ziel machte. Irgendjemand fand immer einen Grund jemand Anderes tot sehen zu wollen, ob es die Herkunft, Rasse oder das Aussehen ist. Trotzdem bevorzugte Shino es schon immer Konflikte mit Intellekt zu lösen, immerhin hatte sie Zugriff auf einen gewaltigen Wissensschatz, welcher sich stetig erweiterte. So wusste sie Einiges über Dinge, von denen sie selbst noch nie gehört hatte, wenn sie einfach einen Moment darüber nachdachte. Eine Gabe die ihr schon immer nützlich war und geholfen hat. Nur ihr Ziel konnte sie nicht erfassen. Sie kannte nichts über ihren Feind und wusste auch sehr wenig über diese Stadt, das Wenige was sie bereits wusste konnte sie bestätigen aber das war es auch schon. Einen groben Stadtplan im Kopf musste sie sich umsehen. Wo hielten sich Jäger gerne auf? In Gasthäusern oder Bars! Ihr ganzes erarbeitetes Geld versaufen oder verspielen, klischeehaft, aber aus gutem Grunde so. Immerhin bestätigten nicht gerade wenige eben jenes und sorgten schließlicha uch selbst dafür, dass ihnen immer so etwas vorgeworfen wurde. Der Mann würde auffällig sein dachte sich die junge Halbdämonin, denn immerhin wusste sie genau wie er aussah und auch, dass sie für die Entledigung dieses Störenfriedes eine stattliche Bezahlung einheimsen würde, half ihr weiter nach ihm zu schauen. Sie klapperte verschiedene Kneipen ab und kam auch zu einem späteren Zeitpunkt einmal zu diesen zurück, denn vielleicht war er einfach noch nicht dort als sie gerade da war. Die Suche verlief ereignislos und auch Hinweise konnte sie einfach nicht finden. Einige waren auf sie aufmerksam geworden, verhielten sich aber abgesehen von ein paar misstrauischen Blicken normal. Sie konnte sich jetzt keinen Fehler erlauben. Sie würde alles tun ihre Dämonenform zu verdecken, zu ihrem Pech näherte sich diese Woche dem Ende, es fiel ihr deutlich schwerer ihre Augenfarbe beizubehalten und auch ihre Stimme klang ein wenig anders als sonst. Glücklicherweise hatte sie in den letzten Wochen verstärkt darauf geachtet ihre Tarnung aufrechtzuhalten, was ihr in dieser Situation besonders half. Normalerweise wäre sie schon lange als Dämonin aufgeflogen, aber bisher konnte sie verhindern, dass ihre Augen die Farbe des Blutes annahmen, das wohl auffälligste Merkmal ihrer dämonischen Herkunft. Es nützte nichts, denn sie konnte den Mann nicht ausfindig machen. Sie würde die Nacht hier verbringen.
Das nächstbeste Gasthaus hatte noch einige Betten frei und ein Mann sprach sie auch noch darauf an warum sie denn durch die Stadt gelaufen war und alle Gästhäuser abgeklappert hatte. Shino war sich sicher ihn mit ihrer Antwort sie habe nur das beste Gasthaus finden wollen um dort zu übernachten überzeugt, denn er schien ihr zu glauben und sein Misstrauen beiseite zu legen. Ihr Herz schlug schnell, sie war mitten in feindlichem Gebiet sozusagen. In der Nacht hatte sie einige Geister darum gebeten auf sie aufzupassen und sie zu wecken, sollte jemand auf dem Weg in ihr Zimmer sein. Sie konnte gar nicht beschreiben wie glücklich sie darüber war so eine Verteidigung zu besitzen, immerhin konnte sie sich wann immer sie es wollte ausruhen ohne Gefahr zu laufen im Schlaf angegriffen zu werden. In der Nacht wurde sie einige Male von den anderen Gästen geweckt, oder eher gesagt von lautem Gestöhne aus den Nebenzimmern. Für einen Moment ließ es sie rot anlaufen als sie realisierte was dort gerade geschah, jedoch fing sie sich schnell wieder und stürzte sich zurück in einen beruhigten Schlaf. Am morgigen Tage würde sie den Mann ausfindig machen, sie würde sogar Leute nach ihm fragen, denn zur Not konnte sie bis zur Nacht über alle Berge sein und Verfolger abschütteln.
Sie stand auf, gähnte und streckte sich ergiebig nachdem sie sich den Schlaf aus den Augen gerieben hatte. Ihr Schlaf war bis auf die vereinzelten Störungen erholsam und sie würde auf jeden Fall in der Lage sein bis tief in die nächste Nacht unterwegs zu sein. Ihr Ziel würde die Nacht nicht überleben.
Sie fing damit an sich auf dem Marktplatz umzuschauen und erfuhr dort auch etwas über ein Treffen welches diesen Mittag stattfinden sollte. Hochrangige Kopfgeldjäger trafen sich um sich abzusprechen das ein oder andere Ziel gemeinsam zu erledigen oder um mit ihren bisherigen Erfolgen zu prahlen. Es gab auch einen Teil der sich mit erlegten Tieren und Bestien beschäftigte, der ideale Vorwand für Shino dem Ganzen einen Besuch abzustatten. Mehr als einmal hatten sie es mit merkwürdigen Tieren zu tun, da waren diese Echsen die Haku und sie fast lebendig verspeist hätten, der riesige Wolf der mit ihnen sprach.. auch wenn sie ihn nicht getötet hatten, er gab ihr genug Gesprächsstoff um nicht aufzufliegen.
Sie betrat das alte Gebäude in dem das Treffen stattfand und sah sich um. Es gab einige Stände an denen Trophäen verkauft wurden, welche sogar selbst Shino unbekannten Tieren einst angehörten. Einige oberflächliche Gespräche konnte sie führen und auch eines, welches ihr verriet das ihr Ziel bereits hier anwesend war, preisend damit mehreren Mitgliedern kleinerer Gilden die Köpfe abgeschlagen zu haben. Sie würde versuchen ihn von der Veranstaltung zu locken und ihn dann umbringen. Was sie sich auf keinen Fall erlauben konnte war erwischt zu werden, sie musste ihn weit weg bringen bevor sie es auch nur versuchen konnte. Zuviele Jäger waren hier, witterten Beute. Es würde bestimmt sofort ein Kopfgeld auf die junge Halbdämonin ausgesetzt werden wenn an die Leute gelangte, dass sie einen der berühmteren Jäger eigenhändig umbrachte.
Dort auf der Bühne stand er. Prahlend... Mit seiner Magie angebend und arrogant. Sie fand den Gedanken abstoßend, aber sie stellte sich in die erste Reihe um zu 'Staunen', tatsächlich bemerkte er sie recht schnell. Er schaute immer Mal wieder zu ihr herunter und als er schließlich die Bühne verließ ging er zu ihr um sie anzusprechen. Er lud sie ein sich doch einmal privat mit seiner Sammlung auseinander zu setzen. Kichernd nahm sie natürlich dieses fabelhafte Angebot an, sah der ahnungslose Jäger doch nicht das Glitzern welches für einen Moment durch Shinos Augen blitzte. Er spielte ihr geradezu in die Karten und würde dies auch sogleich bereuen. Sie folgte ihm auf sein Zimmer und verschwand kurzerhand im Badezimmer um sich fertig zu machen. Mit einem Grinsen schaute sie in den Spiegel und bereitete sich darauf vor den Mann mithilfe ihrer geisterhaften Freunde zu zerreißen. Als sie das Badezimmer verließ saß der ahnungslose Jäger an einem Tisch und goss gerade Wein in zwei Gläser an, als er jedoch Shinos Gesichtsausdruck sah ließ er die Flasche fallen, welche dementsprechend auf dem Boden zerschellte und die kostbare Flüssigkeit auf dem gesamten Holzfußboden verteilte. Bald würde sich Blut dazu gesellen.
"Warum denn so geschockt? Hast du dich nie gewundert wie sich die Beute fühlt, Augenblicke bevor ihr das Leben genommen wird? Versuche gar nicht erst deine Magie zu verwenden, ich bin wesentlich stärker als du und du verfügst über keinerlei Möglichkeiten mich jetzt auch noch davon abzuhalten dich zu töten und damit meinen eigenen Auftrag zu erledigen." Tatsächlich versuchte der Mann seine Magie zu konzentrieren, aber Shinos Worte durchbrachen seine Konzentration und trafen ihn wie ein sengender Pfeil gedanklich mitten ins Herz. Er war kurz davor sich wieder zu fangen ehe eine Welle Geister sich über ihm ergoss und ihn gegen die Wand drückte, gemeinsam mit scharfkantigen Splittern der zu Boden gegangenen Flasche. Es war kein Spaß für die Frau, in ihrem Blick lag nichts weiter als Verachtung. Innerlich schockierte es sie ein wenig wie brutal sie vorging, aber sie hatte einfach kein Mitgefühl mehr wenn sie daran dachte wie dieser Mann wohlmöglich auf sie oder ihre Freunde angesetzt werden würde. Shino wollte ihm gerade ein weiteres Leid ersparen als der Mann anfing zu lachen. „Wenn ich schon sterbe, dann nehme ich dich mit mir!“
Eine Explosion.
Menschliche Überreste und die Überreste der Zimmereinrichtung häuften sich um die Wette. Der Mann den man unter dem Namen 'Combustion Man' kannte hat sich selbst in die Luft gesprengt um seine Angreiferin zu töten. Zumindest dachte er das. Es kostete sie zwar so ziemlich alles ihrer Kraft, aber Shino schaffte es tatsächlich diesen einzigen und finalen Streich abzuwehren. Leider war sie in diesem Zustand niemals in der Verfassung dazu den Rückweg anzutreten, geschweigedenn zu flüchten. Die Explosion war nicht unbemerkt geblieben und sie hörte auch schon viele Schritte den Flur hinauflaufen, zu den Überresten des Zimmers und mehr oder weniger auch des Daches. Mühsam kroch sie näher zur Tür und lehnte sich an die Wand, sie würde darauf warten und ihnen erzählen sie habe sich im Bad frisch gemacht und als sie es verließ hätte es diese Explosion gegeben. Ein Selbstmord. Sie gab ihr Bestes und erzählte den aufgebrachten Männern unter einigem Husten die Geschichte. Sie fraßen ihr förmlich aus der Hand, er sei schon immer merkwürdig gewesen und vorallem sehr wankelmütig. Er hatte wohl eingesehen, dass er nicht viel mehr war als jemand der mal ein wenig Erfolg gehabt hatte. Leichtgläubig... Shino beschloss noch eine Nacht hier zu verbringen und ging zurück zu dem Gasthaus in dem sie zuvor auch schon übernachtet hatte. In ihrem Zimmer musste sie erst einmal ausgiebig lachen. Sie war tatsächlich damit davon gekommen, auch wenn es nicht so geschmeidig verlief wie sie es eigentlich geplant hatte war ihr Auftrag damit beendet. Es klopfte an der Tür und sie öffnete sie vorsichtig, der Mann von der Bar, welchem das Gasthaus gehörte brachte ihr etwas zu essen und einen Brief, den er für sie in Empfang genommen hatte. Sie bedankte sich für die Aufmerksamkeit und schaute sich auch gleich den Brief an, sie staunte nicht schlecht. In dem Brief befand sich die Bezahlung für ihren Auftrag und ein paar Worte. Ihr Auftraggeber war froh die Bedrohung aus dem Weg zu wissen und bedankte sich bei ihr für die Arbeit, auch wenn sie dabei beinahe gestorben war. Erleichtert ließ sie sich auf das Bett fallen und schloss die Augen. Nun war sie wirklich fertig mit dem Auftrag, ein Wenig überrascht, aber immer noch größtenteils erleichtert aß sie schnell auf und legte sich auch sofort schlafen.
Eine weitere ereignislose Nacht. Shino fühlte sich äußerst ausgeschlafen und bereit den ganzen Weg auf sich zu nehmen. Es war früher Mittag und sie verabschiedete sich nachdem sie Frühstück und ihr Zimmer für zwei Nächte bezahlt hatte. Sie erschaffte erneut ihr Geisterpferd und ritt los. Auf dem gleichen Weg ging es zurück, nur diesmal von der anderen Seite kommend. Hin und wieder machte sie eine kurze Pause und aß ein Wenig von den Vorräten die sie mitgebracht hatte. Es dämmerte mittlerweile langsam und Shino kam auch wieder an dem Gasthaus vorbei, welches von den Geistern bewohnt wurde. Kurzerhand beschloss sie ihnen einen Besuch abzustatten und eine Pause einzulegen. Damit sie die Nacht durchreiten konnte hatte sie ja vorher schon einige Pausen eingelegt um nicht direkt alle Kraft zu verlieren. Interessiert lauschten die Geister ihrer Geschichte und Shino beschloss einen Pakt mit ihnen einzugehen. Die Geister willigten ein, von nun an würden auch sie um Hilfe gebeten wenn Shino nach Geistern für ihre Magie verlangte. Es war immer erfreulich sich mehr Hilfe holen zu können wenn man sie brauchte. Außerdem waren bekannte Geister immer stärker und loyaler als die normalen Seelen derer sie sich bediente. Ebenso waren die Geister sehr freundlich zu ihr und sie schienen auch Spaß an ihrem Dasein zu haben, eine Tatsache die sie ebenfalls erfreute. Immerhin war sie tatsächlich eine Art Prinzessin oder vielleicht sogar die Königin der Geisterwelt. Wenn sie so darüber nachdachte und sich gedanklich ein Wenig auf die Reise durch die Geisterwelt begab, so gab es nur sehr wenige Personen und noch weniger Orte an denen die Menschenwelt Einfluss auf die Geisterebene hatte. Der ihr bekannteste Ort war die sogenannte Höllenschmiede, tief in einem Berg verborgen und von einer alten Frau seit Jahrzehnten bewacht. Sie konnte nicht genau sehen wer noch Kontakt hatte oder sogar Zugriff auf die Welt der Geister, aber sie spürte, dass ihr Einfluss eindeutig der Stärkste war. Grinsend gab sie sich nun selbst den Titel der Königin der Geisterwelt. Niemand würde ihr diesen Titel jemals in frage stellen oder aberkennen können. Nun war es also beschlossen! Sie war eine Königin! Und dann auch noch eine mächtige, eine mächtige Königin die noch lange nicht am Maximum ihrer Kräfte angelangt war. Je mehr sie lernte und je mehr Pakte sie mit den Bewohnern der Geisterwelt abschloss desto mächtiger wurde sie. Es gab noch so viel zu sehen und zu erleben und dann gab es da auch noch ein paar Personen die sie antrieben, ihr Kraft gaben. Definitiv hatte sie noch eine Menge vor sich. Lachend machte sie sich wieder auf den Weg, neuerdings angetrieben von der erfrischenden Kraft eines neuen Paktes fiel ihr der Weg um Einiges leichter. Nun fielen ihr auch die Blätter an den Bäumen auf, welche mittlerweile eine immer gelblichere Färbung annahmen. Der Hochsommer war also so gut wie vorbei, der Herbst begann, es wurde kälter. Hatte sie genug Kleidung für kühlere Temperaturen? Vermutlich nicht. Aber das war jetzt auch egal, denn sie konnte sich während sie auf dem Weg nachhause war nicht einfach Gedanken darüber machen ob ihr denn in der kühlen Jahreszeit warm war oder nicht! Wenn es kalt wurde, könnte sie sich ja auch einfach jederzeit warme Gedanken machen! Sie schüttelte sich vor dem Gedanken was ihr Ziel wohl vorhatte, als er sie auf sein Zimmer einlud. Glücklicherweise kam es zu nichts und Shino musste auch nicht mit ansehen was der Kerl so anzubieten hatte. Sie hätte wahrscheinlich einen Lachanfall bekommen und hätte ihn auf der Stelle umgebracht, also nicht viel Veränderung zu dem was wirklich passiert war. Auch wenn sie sich ein wenig verfluchte beinahe selbst zum Opfer geworden zu sein, so war es doch der einfachste Auftrag den sie seit einer Weile gemacht hatte. Nicht viel zum Nachdenken, im Grunde hatte sich das Problem von selbst gelöst. Nun betrat sie wieder bekannte Pfade. Ihr Haus war nicht mehr weit entfernt und sie trat auf die Straße, mittlerweile zu Fuß. Sie lief los und brachte die letzten Meter in wenigen Minuten hinter sich, an ihrer Tür war ein Brief. Ihr Nachbar, Dante Infernalis, teilte ihr mit, dass er sich für seinen Aufruhr entschuldigte. Er hatte eingesehen, dass es keinen Sinn hatte sich mit der Königin der Geister anzulegen! Er teilte ihr auch mit, dass seine Rosen so gut wie tot waren, der Busch war am Absterben und würde nie wieder blühen geschweigedenn nachwachsen. Es war also um ihn geschehen, weil Shino sich gerne an ihm bediente. Na toll. Etwas bedrückt betrat sie das Haus und war ein wenig traurig, niemand war hier. Sie war ganz alleine in ihrem viel zu großen Haus für eine Person. Dann setzte die Erschöpfung ein und sie ließ sich ganz einfach auf ihr Bett fallen und schlief ein. Sie träumte irgendetwas wirres und drehte sich im Schlaf mehr als nur ein paar Mal um, insgesamt war der Schlaf eher unruhig. Dennoch stand sie erst am nächsten Morgen auf und grummelte ein Wenig. Sie war ruhelos. Sie würde Hakutaku aufgabeln und dann wieder gemeinsam mit ihm auf einen Auftrag gehen. Gedanklich schwebte ihr schon der nächste Rangaufstieg herum. Ein Lächeln schlich sich wieder auf ihr Gesicht.