Liliana Tsukino [Fertig]

Der Schein trügt immer. So auch bei der jungen Tsukino. Auf den ersten Eindruck wirkt sie für die meisten wie ein unscheinbares, süßes, mysteriöses Ding. Man ahnt nichts Böses, im Gegenteil in manchen weckt die zierliche Dame sogar den Beschützerinstinkt. Mit ihren ungewöhnlichen Haaren und ihren strahlenden Augen wirkt sie so als könnte sie keiner Fliege etwas zu Leide tun, als wäre sie die Unschuld in Person. Genau auf diese Tatsaschen beruft sie sich oft und benutzt sie um sich aus so manchen Schlamassel fein rauszureden. Meist ist Liliana ganz auf ihr eigenes Wohl bedacht und so denkt sie nur selten an andere. Den Lilly ist ganz und gar nicht das nette süße Mädchen von neben an. Wenn sie auf den ersten Blick aussieht wie eine Fee, so erkennt man den Dämon in ihr sobald sie spricht. Den die Blauäugige ist viel, aber nicht auf den Mund gefallen, sie ist frech und leicht sarkastisch. Lil sagt was sie denkt und das gerade heraus. Ganz nach dem Motto erst sprechen dann denken. Deshalb ist ihre Ehrlichkeit eine gute sowie schlechte Eigenschaft. Wenn man sie nach ihre Meinung kann man erwarten das diese ehrlich ist, auch wenn dies manchmal wehtun kann. Sie steht zu ihrer Meinung und gibt diese auch offen kund. Sie weiß sich immer zu wehren, solange es um das Wörtliche geht. Liliana ist ein Plappermäulchen, das zu allem seinen Kommentar geben muss. Doch da sie das sehr geschickt und es auch sehr charmant sagt kann haben die meistens kein Problem damit. Trotz ihres losen Mundwerks wirkt sie selten aufdringlich, man fühlt sich wohl in ihrer Nähe. Wenn sie etwas tut, ist sie mit vollem Einsatz dabei, sei es Training oder einfach nur Zeit mit Sinnlosen Dingen verbringen. Sie lernt gerne neue Sachen und arbeitet weiter auch bei Rückschlägen. Dennoch ist Lilly nicht gerade die Geduld in Person, was sich zum Beispiel darin äußert das sie es hasst wenn man sie warten lässt. Jemanden den sie als Freund oder Vertrauten bezeichnet, könnte sie niemals hintergehen, oder gar ihn verraten. Liegt ihr jemand am Herzen würde sie für diese Person durchs Feuer gehen, egal ob Freund oder Teammitglied. Was man durch ihre etwas raue und offene Art nicht gleich erkennt ist, dass sie eigentlich auch sehr sensibel sein kann. So kann es durchaus vorkommen dass sie Dinge ab und an als etwas zu ernst aufnimmt, als diese gemeint waren. Sie rastet ziemlich schnell aus und ihr entgleisen dabei des Öfteren die Gesichtszüge. Das Resultat, wenn ihre Geduld überstrapaziert wird, ist nicht selten eine Beule am Kopf des Übeltäters, denn die Dame scheint keine Hemmungen zu haben sogar ein höherrangiges Gildenmitglied zurechtzuweisen, wenn ihr etwas gegen den Strich geht. Sie hat kein Problem damit diese auch auszudrücken, sei es durch Worte, Taten oder durch ihre Mimik. Sie teilt gerne das was sie fühlt – Freude genauso wie Trauer. Eine weitere wichtige Eigenschaft von Lil ist ihre Sturheit. Aber auch hier handelte es sich um ein zweischneidiges Schwert. Den einmal was ihren Sturkopf drinnen bringt sie so leicht nichts mehr davon ab. Sei es eine Idee für das Training oder ein kleines Streich für ihre Freunde. Eine eher schlechte Eigenschaft von der Türkisehaarige ist ihre Eifersucht. Nicht nur bei einem festen Freund, auch wenn es sich um ihre Freunde handelt und diese sie versetzen wegen anderen. Doch vergibt sie so schnell wieder, wie sie böse geworden ist. Das kleine Mädchen wird oft von ihren Gegner unterschätzt, daraus zieht sie im Kampf viele Vorteile. Und nicht nur daraus auch ist die Kleine sehr intelligent und eine Meisterin der Strategie. Sie denkt sich gerne Pläne aus und schaltete sehr schnell bei einer eher kniffligen Situation. Meist lässt sie sich aber von ihren Gefühlen leiten, was nicht immer gut ist. Aber vertraut sie lieber auf ihr Bauchgefühl und ihr Herz wenn sie nicht mehr weiter weiß. Sie hat Charme, kann bei jedem Gesprächsthema mitreden, auch wenn sie nicht die geringste Ahnung davon hat. Doch man kann ihr nichts verübeln. Sie verkörpert Weiblichkeit und Grazie, Anmut und sprühende Aktivität. Vielleicht ist Lilly sogar ein wenig verrückt, aber auch standhaft und selbstbewusst. Manche sagen sogar sie sei ab und an ein wenig kindisch. Was sie sagt und tut entspringt ihrer puren Überzeugung und sie bleibt sich stets treu. Insgesamt ist Liliana ein sturer Mensch, der das Herz am rechten Fleck hat. Trotz ihrer kleinen Macken machen sie zu einer Person, die man(n) gerne ins Herz schließt.

Eine verflüssigte Stadt, ertränkt vom Meer. Ein großstädtischer Morast. Nichts stand hier mehr außer den Wolkenkratzern im Zentrum. Wirbelstürme, sintflutartige tropische Regenfälle, die ungebändigten Wasserfluten eines ganzen Kontinents, die endlich den Weg in das Meer gefunden hatten: Gefühlte Hundert Jahre lang war das Hochwasser gekommen und gegangen. Es hatte das Tiefland überschwemmt, hier ein schmutziges Bayou, dort ein kontaminiertes Delta geschaffen und alles andere ausgetilgt.
Sie war zehn Meilen davor. Die letzten Tage hatte sie im Zickzack zurückgelegt, hatte trockene Regionen und gangbare Straßenabschnitte gesucht und sich den Weg durch insektenverseuchtes Dornendickicht freigehackt. In diesen Gegenden zeigte die Natur ihre wahren, bösartigen Absichten: Alles hier wollte stechen, schwirren, beißen. Die Luft ächzte schwer, gesättigt von fauligem Gifthauch. Die Bäume, knorrig wie Klauenhände, schienen aus einem anderen Zeitalter zu stammen. Sie sahen regelrecht künstlich aus. Wer dachte sich solche Bäume aus?
Die Dunkelheit kam mit chemikaliengelber Trübnis. Sie bewegten sich nur noch im Kriechtempo voran, und sogar die sonst so ruhige Liliana zeigte sich allmählich genervt. Sie übernachtete im oberen Stock eines Hauses, das in seinem verfallenen Reichtum unerhört erschien: Tropfende Kronleuchter, Räume, so groß wie Hörsäle, und alles fleckig von schwarz stinkendem Schimmel. Eine braune Linie, einen Meter hoch über dem Marmorboden, zog sich unten um die Wände herum, wo eine Überschwemmung sie hinterlassen hatte. In dem kolossalen Schlafzimmer, in dem sie ihr Nachtquartier bezogen, öffnete Lil die Fenster, um den Ammoniakgeruch abziehen zu lassen. Unter ihr, in dem von Ranken überwucherten Garten, lag ein Swimmingpool voll Schleim.
Liliana ließ alles Reveau passieren; sie hatte den einzigen Menschen verloren der ihr bis dato etwas bedeutet hatte: Yuri, ihre Mentorin. Sie wusste nicht wie die Frau es geschafft hatte ihre Magie zum Vorschein zu bringen, aber dennoch war es so gewesen. Lange Jahre des Trainings lagen hinter der jungen Dame. Sie war froh gewesen ihrem langweiligen Leben aus dem Waisenhaus zu entkommen und mit ihrer Ziehmutter durch die Welt zu reisen. Neues zu sehen, vieles zu lernen. Es war ein schönes Leben gewesen, bis sie den einen Kampf nicht überstanden hatte. Yuri war tot und Liliana wieder alleine. >>Kopf hoch, kleines Mädchen mit den strahlenden Augen<< hatte sie gesagt >>Kopf hoch und suche dir eine Gilde, dort wirst du nicht mehr alleine sein<< Das waren ihre Worte gewesen bevor sie die Augen für immer Schloss. Lange hatte sie den Gedanken an die Gesellschaft andere nicht ertragen, deswegen war sie auf eine kleine einsame Insel gekommen. Doch nun dachte Liliana erneut darüber nach.
Die ganze Nacht hindurch hörte sie die Raubtiere, die draußen in den Bäumen unterwegs waren. Sie schwangen sich von Ast zu Ast wie große Affen. Sie lauschte ihrem Geraschel im Laub, gefolgt von den schrillen, tierischen Schreien der Ratten und Eichhörnchen und anderen Kleinlebewesen, die ihr Schicksal ereilte.
Sie ging weiter nach Osten. Die Wolkenkratzer der Innenstadt ragten jetzt vor ihr auf, jedes Gebäude klar erkennbar. Manche waren eingestürzt. Andere lehnten sich stützend aneinander wie Betrunkene, die aus einer Bar torkeln. Lil folgte einem schmalen Sandstreifen zwischen zwei grün überwucherten, sumpfigen Wasserläufen. Die Sonne stand hoch und hell am Himmel. Vom Meer angeschwemmte Trümmer fanden sich jetzt auch – Boote und Teile von Booten lagen im Flachwasser, als wären sie erschöpft dort hingesunken. Trostlos war alles, leer und seltsam anzusehen. Vielleicht ein bisschen wie sie selbst, dachte sich die junge Dame. Sie musste hier weg. Sie wollten den Wunsch ihrer Ziehmutter nachkommen und sich eine Gilde suchen. Sie musste in eine Stadt.
Trockenen Fußes würde sie nicht hinkommen können; sie musste sich ein Boot suchen. Dabei hatte sie Glück. Nachdem sie nur eine Viertelmeile weit zurückgegangen war, fand sie ein Aluminium-Ruderboot, das kieloben im Dickicht lag. Der Boden schien in Ordnung zu sein, und alle Nieten waren fest. Gracefull Tigers, da war die Gilde wo sie hinwollte, dort würde sie neu anfangen.