Backe, backe Kuchen ...

{. S p i e l e r ? Rin Setsuko && Chiyo && Reika Kinoshita
{. W o ? && W a n n ? Küche von Graceful Tiger && frühe Mittagszeit

{. I n h a l t Anhand dessen, dass im Gildenhaus von Graceful Tiger auch Speisen bestellt werden können, ist es wohl nicht weiter verwunderlich, dass es mehrere Küchen im Inneren des großen Gebäudes gibt. Und in einer dieser werden heute fleißig die Backutensilien geschwenkt. Rins Geburtstag steht kurz bevor und so muss die Magierin sich wohl oder übel etwas für den Rest der Gilde überlegen. Immerhin kann sie einen solchen Tag ja nicht ungefeiert lassen. Allerdings ist sie in der Küche weniger bewandert, als auf dem Schlachtfeld und so verspricht dieses Vorhaben in einem mittelgroßen Chaos zu enden. Aus diesem Grund hat sie sich auch Hilfe gesucht und gefunden. Aber ob die Backkünste Chiyos und Reikas besser für das geeignet sind, was die Eismagierin vorhat?

Bereits gekleidet in eine rein-weiße Schürze, deren Vorderseite mit einer hellblauen Schneeflocke bestickt war, stand Rin inmitten der riesigen, gildeninternen Küche und hielt einen hölzernen Kochlöffel in der Hand. Dabei wälzte sie aufmerksam ein dickes Buch, voll mit Rezepten für die tollsten Kuchen, Torten, Kekse und Gebäcke anderer Art. Doch so wirklich verstehen, was genau sie machen sollte, tat die Magierin nicht. Sie wusste ja noch nicht einmal, wie man diese Ofen bediente, die am Rand des Raumes standen. Es war nicht so, dass Rin noch nie gekocht hatte, doch backen war für sie irgendwie noch einen Zacken schärfer. Zumal sie vor hatte, für ihre Geburtstagsfeier eine wirklich große Torte zu backen. Immerhin sollten so viele Gildenmitglieder wie möglich davon abhaben können. Hilfesuchend wanderten ihre blauen Augen zur Seite, wo der Rest ihrer kleinen, aber wunderbaren Familie stand. „Ich habe eine ganz genaue Vorstellung davon, wie die Torte aussehen soll. Aber in diesem Buch gibt es kein einziges Rezept dafür“, beschwerte sie sich und klappte den Wälzer etwas zu kräftig zu. Als die vielen Seiten, inklusive Buchdeckel aufeinander knallten, gab es ein lautes, klatschendes Geräusch, das von den hohen Wänden der Küche in doppelter Lautstärke zurück kam und Rin in den Ohren klingelte. Im Endeffekt würde sie immer noch jemanden finden können, der den Kuchen für sie buk, doch für den Anfang wollte sie nichts unversucht lassen. Sicher war der 23. Geburtstag nichts, worauf man sich ganz besonders freuen konnte oder den man unbedingt auf besondere Art feiern musste, doch für Rin war diese Festlichkeit einfach ein Anlass, anderen Leuten etwas Gutes zu tun und etwas zu geben, was von Herzen kam. Und was war dabei beliebter, als ein Stück leckerer Kuchen?

dreistöckige Schokotorte:

Während Rin grimmig das Rezeptbuch anstarrte, war Reika dabei sich selbst ebenfalls eine Schürze anzuziehen und Chiyo die ihre zu reichen. „Ja, ich bin mir ganz sicher, dass ich das selbst machen will! Es ist immerhin mein Geburtstag“, entgegnete sie und ließ darauf einen tiefen Seufzer folgen. Gerade wollte sie das Buch wieder aufschlagen, da kam Reika ihr zuvor und öffnete das Buch selbst. Dabei schlug sie vor, einen Schokoladenkuchen zu backen und Rin zuckte nur mit den Schultern. „Klar, Schokolade mag wirklich jeder …“, pflichtete sie ihrer Verlobten bei und nickte zustimmend. Kurz sah sie dann zu Chiyo hinüber, die sich jedoch vorerst nicht an dem Gespräch beteiligte, sondern auf direktem Weg die Küche verließ. Irritiert wechselte Rin mit Reika einen Blick und zuckte anschließend mit den Schultern. Es war vermutlich wirklich eine gute Idee, die junge Magierin hinzu zu ziehen, immerhin buk sie bereits seit einer ganzen Weile, womit sie vielleicht das fehlende Können ihrer beiden Adoptivmütter wett machte.
Nach wenigen Augenblicken, die Rin eher anteilnahmslos in der Küche herum stand und die Geräte skeptisch beäugte, kam Chiyo zurück, voll beladen mit allerlei Backutensilien. „Du … hättest das nicht alles kaufen brauchen … denke ich …“, murmelte die Schwarzhaarige, wobei sie sich nachdenklich am Hinterkopf kratzte. „Oder?“ Dann machte sie einen weiteren Schritt zur Seite, als Chiyo sich ebenfalls dazu gesellte und das Buch gänzlich an sich riss, ein paar Mal darin herumblätterte und dann auf einen dreistöckigen Schokokuchen deutete. Rin runzelte nachdenklich die Stirn. „Sieht gar nicht so schlecht aus“, kommentierte sie und warf dann einen weiteren skeptischen Blick auf all das, was Chiyo mitgebracht hatte.

Rin schwieg die ganze Zeit, während Chiyo erklärte. Konzentriert versuchte sie, sich ganz genau einzuprägen, was genau sie wann zu machen hatte. Wahrlich … da war es einfacher eine neue Technik zu erlernen, als sich diese ganzen Schritte zu merken. Glücklicherweise gab es das Rezept, das sie hin und wieder zu Rate ziehen konnte. So wie Reika hatte auch Rin zwar das eine oder andere Mal gekocht – eher erfolglos – doch Backen war eigentlich nie eine Option gewesen. „Nun gut … dann her mit den Waffen!“, rief sie, nachdem Chiyo ihre Erklärungen beendet hatte und klatschte voll motiviert in die Hände. Sie würden einen Kuchen backen, kostete es, was wollte! Und er würde schmecken! Dafür ließ sie Schwarzhaarige ihren Blick kurz noch einmal zu dem Rezept wandern, dann schnappte sie sich eine der Formen und begann, sie für den Teig vorzubereiten. Genau so, wie Chiyo es vorgemacht hatte. Dass sie dabei natürlich mit weniger Geschick vorging, als die Jüngere, bemerkte sie gar nicht. Viel eher wollte sie das hier so schnell wie möglich fertig haben und endlich dazu kommen, den Teig rühren zu dürfen. Denn das war tatsächlich etwas, worauf Rin sich unglaublich freute. Mit leuchtenden Augen zeigte sie Chiyo die fertige Form und deutete dann auf das Rezept. „Also, auf zum Teig?!“

Rin ließ die Worte ihrer Verlobten und die der Kleinen geduldig über sich ergehen, auch wenn sie am liebsten einfach sofort alles zusammengemischt hätte. Bei Chiyos Lob war sie sich nicht ganz sicher, ob es wirklich ernst gemeint war, da das Einfetten der Formen nun wahrlich keine Schwierigkeit dargestellt hatte. Doch selbst wenn das Mädchen sich insgeheim ein wenig über sie lustig machte, so konnte Rin sie irgendwo verstehen. Es war für eine erwachsene Frau im Grunde recht unüblich, noch nie gebacken zu haben.
Bevor sie mit einem Teig anfangen konnte, musste sie sich aussuchen, für welche Form sie einen Teig anfertigen wollte. Stirnrunzelnd musterte sie die drei Formen und entschied sich dann für die, die sie zuvor bereits eingefettet hatte. „Ich nehme die hier“, gab sie lautstark kund und deutete vor sich. Sie war wahrlich zufrieden mit ihrem Ergebnis und war gespannt auf das, was Chiyo ihr letztlich vormachen würde. Sie wollte, dass dieser Kuchen gut wurde, also gab sie sich dementsprechend größtmögliche Mühe. Außerdem musste sie langsam wirklich anfangen, wenigstens ein wenig für sich selbst sorgen zu können, statt stets und ständig andere für sich Essen machen oder backen zu lassen. Immerhin wollte sie das, was man ihr gab, irgendwann auch mal zurück geben. Außerdem wollte sie irgendwann mit Reika zusammen ziehen – auch wenn die Rothaarige davon noch gar nichts wusste. Und dann musste sie sowieso zusehen, dass sie nicht Reika die ganze Arbeit machen ließ. Immerhin hatte diese mit der Leitung der Gilde im Grunde genug zu tun. Liebevoll warf Rin der Rothaarigen einen kurzen Blick zu. Sie hatte sich extra von ihrer sicher wichtigen Schreibarbeit frei genommen, um hier gemeinsam mit ihr einen Kuchen zu backen. Etwas überaus wichtiges, das sie für etwas scheinbar nichtiges aufgeschoben hatte.

Auch Reika entschied sich dafür, die Form zu übernehmen, die sie eingefettet hatte, womit Chiyo offensichtlich zufrieden war, da sie ihre Aufmerksamkeit nun ihrer Form schenkte. Aufmerksam folgte Rin den Anweisungen der Jüngeren und gab sich die bestmöglichste Mühe, auch jeden Schritt einzeln ganz genau einzuhalten. Dabei machte sich mehr und mehr das Gefühl in ihr breit, für dieses ganze Zeug einfach nicht geschaffen zu sein. Zwar passte sie auf, dass alles so passierte, wie Chiyo es vorgemacht hatte, doch kam sie selbst mir größter Mühe nicht zu dem Ergebnis, zu dem die Rothaarige gekommen war. Ihr Teig war bei weitem nicht so cremig, wie er wohl eigentlich zu sein hatte, hier und da hatten sich Klumpen gebildet und da half kein Rühren der Welt mehr. Sichtlich geknickt legte Rin den Löffel beiseite, den sie als Utensil genutzt hatte und blickte zu Reika hinüber, die noch mit ihrem eigenen Teig beschäftigt war. Sicher würden ihre nächsten Versuche, falls sie jemals wieder welche tätigen würde, mit der Zeit besser werden, doch im Moment sah das, was sie in die Form füllte, nicht unbedingt hübsch aus. Aber wenigstens schmeckte er recht gut. Zumindest roh und soweit Rin das mit ihrem ohnehin etwas gewöhnungsbedürftigen Geschmackssinn einschätzen konnte.
Anschließend wanderte ihr Blick zu Chiyo, die sich gerade vom Backofen weg bewegte und die beiden Teige begutachtete. „Du bist eine super Lehrmeisterin, Chiyo-chan“, meinte Rin mit einem breiten Grinsen im Gesicht. „Ich glaube allerdings, dass bei mir Hopfen und Malz verloren sind.“ Sie zuckte beiläufig mit den Schultern und lehnte sich dann mit dem Rücken an die Anrichte, während sie Reika beim Rühren zusah. Da Rin die kleinste Form genommen hatte, war sie etwas schneller fertig gewesen – zumal sie auch versucht hatte, sich so sehr wie möglich zu beeilen. Immerhin wollte sie so bald wie möglich mit den Verzierungen anfangen. Und das ging wohl erst, wenn alle drei Teile fertig waren.

Alle drei Teile des Kuchens waren bereit dazu, in den Backofen gestellt zu werden und wurden auch direkt von Chiyo dort platziert. Rin schenkte derweil Reika ein zweideutiges Grinsen, als diese ihr kurz mit der Fingerspitze über die Wange strich und sie sich anschließend in den Mund steckte. Nicht nur ihr Gesicht war hier und da mit Teig beschmiert. Hätte Rin sich zuvor keine Schürze angezogen, würden ihre Klamotten nun wohl an das Fell eines Dalmatiners erinnern. Gut, dass es in der Küche keinen Spiegel gab, der groß genug war, damit sie sich gänzlich betrachten konnte. Anderenfalls würde sie vielleicht aus dem Lachen gar nicht mehr herauskommen.
Das Lob, das Chiyo an sie beide aussprach, ließ das Grinsen auf Rins Gesicht verschwinden und stattdessen wieder einen etwas aufmerksameren Blick darauf wandern. Ein zweideutiger Kommentar lag der Schwarzhaarigen auf der Zunge, den sie am liebsten herausgehauen hatte, doch schaffte sie es gerade so, ihn zurückzuhalten. Es war wohl kaum eine gute Idee, das jetzt in Chiyos Gegenwart zu erwähnen. Stattdessen neigte sie nur kurz den Kopf. „Vielen Dank“, entgegnete sie und lehnte sich dann an die Ablage hinter sich. „Also, was als nächstes?“ Neugierig wanderte ihr Blick zwischen Reika und Chiyo hin und her. Sie war voller Tatendrang und konnte es kaum erwarten, das Ergebnis zu Gesicht zu bekommen.