Schattenchaos?!

Es war ein warmer Herbsttag als Yuiko das Gefühl hatte vor Langeweile um zu kommen. Es gab nicht wirklich etwas für sie zu tun, Denzel war auch nicht da und alleine im Gildenhaus herum hocken wollte sie auch nicht. Denn sie wusste das sie nur wieder anfangen würde nach zu denken, sobald sie keine Ablenkung hatte. Also musste sie etwas tun! Sie war also aufgesprungen, wirbelte in der Haupthalle herum und hatte eigentlich gehofft hier jemanden an zu treffen. Doch es schien verlassen. Waren denn alle ausgeflogen? Hatte Yuiko etwas verpasst? „Och menno....“, jammerte sie und zog einen Schmollmund. Ein kurzer Blick zum Questbrett und Yuiko dachte langsam man würde sie extra quälen wollen. Es gab offensichtlich wirklich nichts für sie zu tun. Wie ätzend.
Vielleicht würde ja außerhalb etwas spannendes passieren. Kurzerhand  lief sie also, summend, zum Eingang und schließlich auf den Hof. Dort entdeckte sie sogar jemanden. Hmh... wie war noch gleich sein Name?, fragte sie sich. Im nächsten Augenblick hatte sie diese Gedanken jedoch auch schon wieder verworfen und lief auf ihn zu. „Hallo! Wir kennen uns noch gar nicht, ich bin Yuiko.“, stellte sie sich direkt vor. Ein paar wenige male hatte sie den anderen schon im Gildengebäude gesehen, aber sie hatte noch kein Wort mit ihm gewechselt. Er schien noch recht neu zu sein und Yuiko erinnerte sich daran wie sie sich fühlte als sie neu hier war. Sie selbst war unsicher und hatte Angst das die anderen sie nicht mögen könnten. Der Mann vor ihr hingegen schien überhaupt nicht unsicher. Trotz allem schadete es sicherlich nicht wenn sie sich mit ihm Unterhalten würde. Außerdem wäre ihr dann nicht mehr langweilig.

Langsam marschierte Caius über den Hof von Heroic Dragon. Es war ein Tag wie jeder andere. Man hielt ihn für den großspurigen Neuling. Es kam zu einer Schlägerei. Er kam als einziges wieder stehend aus dem Getümmel und zog seiner Wege, bis die nächste Gruppe kam ... Nicht mehr lange und er würde die gesamte Gilde verprügelt haben, wie es schien ...
Doch aktuell war er in einer kleinen Ruhepause zwischen den Schlägereien, weshalb er ein wenig umher zog und die Luft genoss. Er mochte die Herbstluft. Und heute war es ein angenehm warmer Tag.
Dann hörte er plötzlich eine Stimme, die laut Hallo rief und ganz in seiner Nähe war. Die Stimme sprach weiter und wurde dabei immer lauter, weshalb er sich umdrehte und die Person sah, die gerade die Worte "ich bin Yuiko" ausgesprochen hatte. Er schaute das Mädchen an und hob eine Augenbraue.
Sie sah nicht wie eine von den Personen aus, die eine Schlägerei anfangen wollte, aber sicher sein konnte er sich dennoch nicht. Er war dauerhaft bereit darauf, sich zu wehren.
"Caius Ballad ... Was ist dein anliegen, Mädchen ?", fragte Caius sie mit seiner tiefen Stimme. Seine Augen huschten hin und her und suchten jeden Zentimeter ab, damit er berechnen konnte, ob sie eine Gefahr sein konnte. Er war noch immer an das Leben ohne Gilde gewöhnt, auch wenn er nun schon den ein oder anderen Tag hier verbracht hatte. Er wollte kein Risiko eingehen.
Und dieses Mädchen hatte er seiner Erinnerung nach noch nie gesehen ... wenn doch, dann hatte er es vergessen. Er hatte so viele Mitglieder der Gilde kennen gelernt, da verlor man auch mal den Überblick.

Aus der Entfernung heraus sah der violetthaarige gar nicht so groß aus wie er wirklich war. Eigentlich war Yuiko es gewohnt ständig nach oben zu schauen, doch der Herr – welcher sich nun vor ihr befand – schien nochmal ein Stückchen größer zu sein als die anderen, die sie sonst so kannte. Aber eigentlich war das auch gar nicht wichtig, denn Yuiko war nicht der Mensch der andere nach ihrem Äußeren beurteilte. Er stellte sich als Caius Ballad vor und wollte wissen was ihr anliegen war. Was ihr jedoch nicht so gefiel war als er sie einfach nur als 'Mädchen' betitelte. „Hey! Du kannst mich ruhig bei meinem Namen nennen, immerhin habe ich ihn dir gerade genannt.“, entgegnete sie ihm. Es waren oftmals genau solche impulsiven Handlungen die sie oftmals in irgendwelche Schwierigkeiten brachten. Damals hatte einer ihrer beiden Zieh-Brüder ihr immer wieder aus der Patsche geholfen. Mittlerweile war es Denzel der ihr dabei oft half. Doch momentan war das Mädchen alleine. Auf sich selbst gestellt.

„Ich wollte eigentlich nur mal 'Hallo' sagen und dich ein wenig kennen lernen. Immerhin gehören wir zur selben Gilde und ich finde das ist ein Grund um sich mal näher mit dem anderen zu befassen.“, erklärte sie nun also ihr anliegen und lächelte fröhlich. Sie ging nicht davon aus das er sie angreifen könnte oder dergleichen. Warum auch?! Sie waren in der selben Gilde und für Yuiko war die Gilde sehr wichtig. Sie war zu ihrer Ersatz-Familie geworden.

Caius hob eine Augenbraue, als Yuiko ihn dafür maßregelte, dass er sie nicht bei ihrem Namen genannt hatte, obwohl sie ihn doch gerade verraten hatte. Er schnaubte und ignorierte das einfach nur.
Dann dauerte es nur noch Augenblicke, bis sie ihr Anliegen mitteilte, indem sie fröhlich auf ihn einbrabbelte. Er blickte sie nur an und hörte gelangweilt zu. Sie wollte ihn kennen lernen und fand, da sie in einer Gilde waren, hatte sie Grund genug, damit eben das berechtigt war. Ganz unrecht hatte sie da nicht, aber Caius war aktuell nicht gerade in der Laune zum reden ... das war er sogar recht selten.
Doch gerade als Caius eine Antwort geben wollte hörte er ein Geräusch von hinten, welches sich stark nach einem anfliegenden Feuerball anhörte. Er wirbelte herum, zog Ragnarok und hielt es vor sich. Der Feuerball prallte ab und verpuffte einfach. Weit entfernt standen drei Kerle aus der Gilde, die Caius bereits vor knapp einer Woche verprügelt hatte ... Hatten sie denn noch nicht genug ?
"Uhh, der neue hat gute Reflexe. Hätte die kleine Lady noch ein wenig mehr geschwatzt, hätte sie dich wirklich lange genug abgelenkt, damit der Feuerball einen Volltreffer gelandet hätte. Schade eigentlich."
Caius' Augen fingen an rot zu leuchten, als die Wut in ihm aufstieg. Also war das mit dem Kennenlernen nur ein Trick gewesen um ihn abzulenken ? Er blickte kurz über die Schulter zu ihr, die Augen noch immer rot leuchtend, bevor er Ragnarok auf seinem Rücken platzierte und auf die drei Magier zustürmte. Diese taten es ihm gleich und gingen in die Offensive über. Es dauerte nur Augenblicke, bis Caius jeden von ihnen mit jeweils einem einzigen, kräftigen Schlag nieder gestreckt hatte. Er schob sie verächtlich mit dem Fuß zur Seite und blickte dann wieder zu Yuiko. Langsam ging er auf sie zu, die Augen noch immer leuchtend.
"Hast du etwas zu diesem versuchten Angriff beigetragen ? War es der Plan, das du mich ablenkst, damit sie mich von hinten angreifen konnten !?"
Die Wut war deutlich in seinem Gesicht zu sehen und seine Hände waren zu Fäusten geballt, als er näher schritt.
Viel Zeit hatte Yuiko nun nicht, um sich aus diesem Missverständnis zu befreien, denn Caius war gewiss kein Mann, der lange zögerte. Und er wusste, dass es auch Leute gab, die so eine Freundlichkeit wie die von Yuiko vorspielen konnten.

Sie hatte also geplappert und eigentlich auch eine Antwort erwartet. Doch dazu kam es nicht wirklich. Denn plötzlich flog ein Feuerball auf den älteren zu. Dieser hatte schnell reagiert und ihn abgewehrt. Die kleinere schaute an ihm vorbei und erkannte 3 Jungs, welche – ihrer Meinung nach – nur ärger machten. Sie hatte ja für vieles Verständnis, aber andere Gildenmitglieder angreifen?! Nein. Das ging einfach zu weit. So etwas tat man nicht. Kaum das der Feuerball abgewehrt war, so sah der größere sie – über die Schulter – an. Seine Augen leuchteten rot und Yuiko war einige Schritte zurück gewichen. Dieser Typ war definitiv unheimlich! Kurz darauf entstand ein kleiner Kampf und Yuiko seufzte leise. Warum konnte man so etwas nicht friedlich lösen? Warum musste man unnötig Gewalt anwenden? Doch nachdem das alles vorbei war kam  Caius auf sie zu und wollte wissen ob sie etwas damit zu tun hatte. Aus dieser Sicht hatte Yuiko das ganze noch gar nicht gesehen. Verdattert sah sie ihn an. „Wa-Was?!“, stotterte sie ehe sie anfing ihren Kopf zu schütteln. Ihr wurde bewusst in welch einer misslichen Lage sie sich befand und die Angst machte sich in ihr breit. „Nein... Nein. Yuiko hat damit nichts zu tun gehabt. Yuiko wollte nur ehrlich freundlich sein. Davon wusste Yuiko nichts und wenn doch, dann hätte sie versucht dich zu warnen. Aber bei solchen unfairen Spielen macht Yuiko nicht mit. Nicht wenn dabei jemand verletzt werden könnte!“, erklärte sie und war dabei unbewusst wieder in die dritte Person abgerutscht. Ihre Hände hielt sie abwehrend, schützend, vor sich. Doch neben ihrer Angst hatte sich ihr Körper angespannt, war bereit im Notfall aus zu weichen. Und im höchsten Notfall sogar an zu greifen, wenn es denn sein musste.

Wenigstens war sie in der Lage zu antworten. Ansonsten wäre die Situation sehr schlimm ausgegangen.
Yuiko stammelte erst ein wenig, bevor sie in der dritten Person von sich sprach und dabei mit allen Mitteln zu erklären versuchte, dass sie nicht mit diesen drei hinterhältigen Trotteln zu tun hatte. Ihre Worte schienen nicht gelogen zu sein, das erkannte Caius recht schnell. Zwar war es weiterhin möglich, dass sie nur eine verdammt gute Lügnerin war, doch Caius war niemand, der alle Leute sofort in einen Topf steckte. Sie hatte sich zumindest eine Chance verdient.
... Zudem sorgte dieses kindliche Gebrabbel in der dritten Person doch dafür, dass er eine deutliche Hemmung hatte, sie zu attackieren. Er beließ es also bei einer geballten Faust und gab ihr die Chance, die sie sich verdient. Seine Augen wurden wieder normal und seine Haltung wurde ein bisschen weniger aggressiv, jedoch kein Stück weniger angespannt.
"Vorerst will ich dir glauben. Ich hoffe, das ich damit keinen Fehler mache. Aber auf irgendwen außer Zemial muss ja die Ehrenhaftigkeit aus dem Gilden-Kodex zutreffen und du machst nicht den Eindruck, als würdest du sonderlich viele Lügen erzählen. Wir werden sehen, ob ich richtig liege oder nicht ..."
Er streckte ihr entschuldigend eine Hand entgegen und versuchte nicht ganz so grimmig drein zu schauen. Er war schonmal gespannt, ob sie den Handschlag annahm oder nicht. Er wollte immerhin niemanden vergraulen oder von sich stoßen ... er wollte lediglich sicher gehen, dass er nicht bis zur Arbeitsunfähigkeit verletzt wurde. Er sorgte immerhin nicht nur für sich selbst ...
"Verzeih mein Misstrauen, aber seit meinem Beitritt gab es fast nur Schlägereien um zu testen, wie gut ich bin. Darunter auch solche Idioten wie dieser Haufen dort hinten, die nicht einmal davor zurück schrecken die Leute ernsthaft zu verletzen."

Doch nur weil ihr Körper bereit war einem Angriff aus zu weichen, oder im zweifelsfalle auch selbst an zu greifen, musste das ja nicht bedeuteten das es soweit kam. Zumindestens hoffte ein Teil von Yuiko das es nicht soweit kam. Immerhin schien Caius niemand zu sein, mit dem man sich gerne anlegte. Sie hatte also versucht zu erklären das sie mit diesen Volltrotteln nichts am Hut hatte und der andere schien sich ein wenig zu entspannen. Zumindestens wurden seine Augen wieder normaler und auch seine Haltung weniger aggressiv. Erleichtert atmete Yuiko aus. Soweit so gut. Doch sie wagte es nicht zu glauben das er nun schon besänftigt sei. Er erklärte das er ihr vorerst glauben schenkte und meinte das auf irgendjemand ja der Gilden-Kodex passen musste. „Du wirst deine Entscheidung nicht bereuen“, versicherte Yuiko ihm und schien nun auch wieder weniger ängstlich. Stattdessen lächelte sie sogar wieder.

Kurz darauf entschuldigte er sich und erklärte das es seit seinem Beitritt fast nur Schlägerein gab, nur um zu testen wie gut er sei. Ein wenig traute nickte Yuiko. „Ja, das habe ich mitbekommen.“, seufzte sie leise und schüttelte kurz seine Hand. „Aber ich finde das viel zu übertrieben. Ich meine eine faire Herausforderung wäre etwas anderes, aber das was momentan abläuft … “, sie schüttelte den Kopf, ehe sie wieder anfing zu lächeln. „Aber deswegen bin ich nicht hier. Deswegen habe ich dich nicht angesprochen, denn mir ist egal wie gut oder schlecht jemand ist, denn jeder kann sich weiter entwickeln und diese Möglichkeit sollte auch jeder haben.“, erklärte sie ihren Standpunkt. Kurz hielt sie inne, ehe sie leicht grinste. „Ich finde zur Entspannung sollten wir ein Eis essen gehen!“, sie selbst fand ihre Idee gut. Immerhin gab es doch nichts leckeres als etwas Süßes, oder?!

Caius verkniff sich ein Schnauben, als Yuiko meinte, er werde seine Entscheidung nicht bereuen. Da war er ja mal gespannt. Doch er hatte sich vorgenommen ihr eine Chance zu geben, also tat er das auch.
Nach seiner Erklärung, warum er so misstrauisch war, meinte sie auch, dass das Verhalten der Gildenmitglieder übertrieben war und eine faira Herausforderung doch wohl nicht das Problem wäre. Da stimmte er zumindest schon einmal zu ...
Danach kamen jedoch Worte, die Caius dazu brachten, dass er eine Augenbraue anhob. Sie sagte, es wäre ihr egal, wie stark oder schwach jemand war, da man sich ja immer weiter entwickeln konnte. Eine Ansicht, die nicht viele teilten. Caius selbst war zwar ein recht grober Kerl, aber all sein Spott, all seine Taten, wenn er gegen schwächere kämpfte, waren lediglich dazu da um sie an zu spornen. In der heutigen Welt überlebte man nicht lange, wenn man schwach war. Und mit zärtlichkeit und sanftheit erzielte man bei Leuten nicht die nötigen Resultate ... er war es gewohnt, dass Disziplin und Durchhaltevermögen zu dem Ziel namens Stärke führten. Und was ließ einen eher durchhalten als die Provokationen einer Person, die man unbedingt überbieten wollte ?
In der Tat wäre Caius schon recht glücklich darüber, wenn nur einer von denen, die er auf diese Weise angespornt hatte, irgendwann einmal stark genug war um ihn auf gleicher Stufe zu bekämpfen. Denn dann hatte Caius wenigstens etwas mit seinen Methoden erreicht.
Dann meinte Yuiko schließlich, sie sollten zur Entspannung ein Eis essen gehen. Caius Augenbraue hob sich noch weiter.
"Hmpf ... wenn du meinst, dann lass uns gehen.", stimmte er ein wenig teilnahmslos zu. Er war gespannt, was sie noch so sagen würde. Er selbst blieb jedoch beinahe die ganze Zeit still. Das einzige, was vorerst noch aus seinem Mund kam, waren die Worte: "Ich bin jedoch froh, dass ich nicht der einzige bin, der das Verhalten der anderen Gildenmitglieder nicht als gut empfindet. Es ist eine Erleichterung zu wissen, dass es wenigstens noch ein oder zwei Leute mit Ehrgefühl gibt."

Er schien noch nicht ganz so erfreut zu sein mit ihr ein Eis essen zu gehen, doch Yuiko würde ihm schon noch ein lächeln ins Gesicht zaubern! Denn so etwas tat sie gern. Sie mochte es wenn andere glücklich waren und wenn dieses Moment nur für ein paar Sekunden anhielt. Es war besser als nichts. Und Caius sah so aus als könnte er ein paar Glücksgefühle gebrauchen. Die beiden gingen also los, während der größere eher still blieb und nur wenig Worte seine Lippen verließen. „Es gibt noch mehr die das nicht gut finden, da bin ich mir sicher. Aber viele bekommen das vermutlich gar nicht mit, weil sie mit anderen Dingen beschäftigt sind.“, erklärte sie ein wenig nachdenklich und seufzte leise, ehe ihre Lippen auch schon wieder ein lächeln zierte.
An dem Eiscafe angekommen sah sich Yuiko um. „Lass uns zu meinem Stammplatz gehen!“, erklang ihre Stimme und keine 2 Sekunden später zog sie Caius mit sich. An dem Platz angekommen machte es sie sich sogleich gemütlich und nahm sich die Eis-Karte. „Welches nehme ich heute ...“, murmelte sie. Yuiko hatte wohl schon jedes Eis hier probiert, doch sie konnte sich einfach nicht entscheiden welches das beste war. „Ach verdammt --- eher das mit Schoko oder das mit Vanille?“, fragte sie sich laut und begann die Karte auf den Kopf zu drehen. „Manchmal muss man die Sichtweise ändern … ich nehme … Vanille!“, entschied sie sich und reichte Caius die Karte hinüber. „Neben Eis haben die auch total leckere Milchshakes hier!“, sie konnte es sich einfach nicht verkneifen einen Tipp ab zu geben. Wenn sie etwas empfehlen müsste? Yuiko würde die ganze Karte empfehlen.

Schweigend hinter Yuiko her stapfend und ihren Worten lauschend, dachte Caius die ganze Zeit über genau diese nach. Sie meinte, viele bekamen bestimmt gar nicht mit, was die anderen Mitglieder taten und wie sie Caius "auf die Probe stellten" ... Nun, das war möglich, aber man sollte vielleicht ein wenig mehr Interesse an seinen Kameraden zeigen, wie er fand. Er für seinen Teil schaute immer zwei mal, ob jemand Hilfe gebrauchen konnte oder dergleichen. Denn selbst, wenn er den Eindruck machte, er wäre lieber allein, so hatte auch Caius nichts gegen angenehme Gesellschaft einzuwenden. Es war nur schwer sich in eine Gruppierung einzugliedern, die einen als "den Neuen" bezeichnete und ihn angriff, wann immer es ging ...
Als die beiden dann am Eiscafé ankamen, meinte die kleine Dame, dass sie an ihren Stammplatz gehen sollten, woraufhin sie sich eben an diesen setzten. Yuiko fing ein wenig an mit sich selbst zu reden, so wie es schien, und drehte sogar die Eiskarte auf den Kopf, während Caius schweigend schaute, was es denn hier zu bestellen gab. Nach ihrem Tipp entschied sich Caius schließlich auch, was er wollte. Es war schon eine ganze Weile her, seit er das letzte mal etwas mit Milch zu sich genommen hatte ... Ab und zu war das auch ganz nett und da frische Milch ja auch gesund war, würde es noch zusätzlich ein wenig zu seiner Kondition beitragen. Denn eine ausgewogene Ernährung war der erste Schritt zu einer Verfassung wie seiner.
Als dann endlich der Kellner anmarschiert kam um ihre Bestellung aufzunehmen, wartete Caius höflich, bis Yuiko ihre Bestellung getätigt hatte, ehe er selbst die knappen Worte: "Karamell-Shake, groß.", von sich gab und dabei versuchte, so freundlich wie möglich zu klingen, um den armen Mann nicht zu verängstigen ... ob das klappte, stand in den Sternen, aber meistens war allein der grimmige Blick in Caius' Augen genug, um viele Leute einfach in die Flucht zu schlagen ... es war schon schwer, wenn man ein muskulöser, grimmiger, schweigsamer, mit einem riesenhaften Schwert herum laufender Magier von Heroic Dragon war, welcher sich mit Federn von Raubvögeln und dergleichen schmückte ... er sollte sich wirklich ein Freizeit-Outfit zulegen ...

Sie hatte also endlich etwas passendes gefunden, das sie heute zu sich nehmen wollte und hatte Caius die Karte gereicht. Bald darauf kam dann auch schon ein Kellner und nahm zuerst Yuikos Bestellung auf und dann die von Caius. Der andere schien wohl eher das Gegenteil von Yuiko zu sein. Groß, schweigsam und weniger freundlich. Auch wenn Yuiko sich bei dem letzten Punkt nicht so sicher war. Während sie also auf ihre Bestellung wartete sah sie sich kurz um. Es war niemand hier den sie kannte, keine anderen Stammgäste. Nun gut, dann würde sie also niemanden Caius vorstellen können. Sie wandte sich an den größeren. „Also, dann erzähl doch mal. Wie bist du zu Heroic Dragon gekommen?“, wollte sie nun wissen. Denn aufgrund der anderen Mitglieder konnte sie sich nicht wirklich vorstellen, das er deswegen hier war. Nicht bei denen, die sie zuvor getroffen hatten. Wenn man dachte Yuiko sei kindlich, was wären dann diese anderen Vollidioten, die bei jedem neuen erst einmal dessen Kraft austesten mussten?! Bald schon kam der Kellner mit den Bestellungen, wobei er ein wenig angespannt schien. Er wünschte einen Guten Appetit und ging wieder. Die junge Dame konnte gar nicht anders als sich auch direkt den ersten Löffel in den Mund zu schieben. „Hmmm~“, sie schloss ihr Auge und genoss das kühle Süße in ihrem Mund.

So ... da saßen sie nun, warteten darauf, dass ihre Bestellung ankam, schwiegen sich erst einmal nur an, während Yuiko sich umschaute.
Doch nachdem sie sich dann fertig umgeblickt hatte, wie um fest zu stellen ob es Lauscher oder so etwas gab, fragte sie ihn schließlich, wie er eigentlich bei Heroic Dragon gelandet war. Oh je ... Das war eine lange Geschichte ... er erzählte sie eigentlich nicht allzu gern, aber einen Grund sie zu verschweigen, hatte er auch nicht.
"Nun, da hast du aber was gefragt ... mach dich auf einiges gefasst, ich muss nämlich ganz von vorne anfangen.", sagte er ruhig. Doch bevor er anfangen konnte, kam der Kellner bereits wieder und brachte ihnen ihre Bestellungen. Yuiko fing auch sofort an, die ihre zu genießen, während Caius hingegen einen Augenblick wartete, sogar ein kleines, kaum merkliches Schmunzeln auf das Gesicht bekam, und Yuiko beobachtete. Sie erinnerte ihn ein wenig an seine eigene Schwester. Genau so leicht zu begeistern, pazifistisch und lebensfroh.
Dann fing er jedoch mit seiner Erzählung an.
"Ich wurde als zweites von vier Kindern in eine Familie geboren, welche in durchschnittlichen Verhältnissen aufgewachsen ist. Ich habe mich früh entschieden, eine art "magischer Krieger" zu werden, spezialisiert auf Waffen und Magie gleichermaßen und habe bereits von Kindesbeinen an trainiert und eine seltene Magie gelernt und auch eine Mentorin für den Waffenkampf gefunden. Demnach ist schon einmal klar, dass ich in meinem Leben kaum etwas anderes kenne, als den Kampf. Da war es wohl kein Wunder, irgendwann einer Gilde, Söldnern oder was auch immer beizutreten. Aber wirklich ausschlaggebend war, was in meiner Jugend passierte. Als ich sechzehn war, fand ich mein Schwert hier, Ragnarok. Gemeinsam mit meinem Vater brachten wir es nach hause, wo er es als magisches Artefakt behielt, um es ein wenig zu studieren. Nicht allzu lange später wurde er verrückt und griff seine eigene Familie an, tötete seine Frau, meine Mutter, obwohl diese eine Magierin war, und kämpfte danach noch mit meinem älteren Bruder, den er ebenfalls töten konnte, bevor er verwundet floh und das Schwert mitnahm. Ein Jahr später kam er zurück, griff erneut an und verlor einen Kampf gegen meinen jüngeren Bruder und mich. Mein Bruder nahm das Schwert an sich, mein Vater floh jedoch. Jedoch geschah dann das, was mich dazu brachte, dem Schwert zu misstrauen: mein Bruder wurde ein Jahr später ebenfalls verrückt und versuchte mich und meine Schwester zu töten, kam jedoch nicht weit und floh ebenfalls, während er Ragnarok zurück ließ. Mit dem bestreben, die Macht des Schwertes von allen Personen mit schwachem Willen fern zu halten, nahm ich es an mich und trage es seitdem, inzwischen schon über zwei Jahre, ohne seinen Einfluss zu spüren. Dennoch haben mein Vater und mein Bruder niemals ihren Verstand zurück erhalten und sind noch immer verschwunden, als würden sie nur auf eine Gelegenheit lauern, noch einmal anzugreifen. Meine Schwester, die einzige Person die mir noch geblieben ist, wurde daraufhin noch weiter von mir selbst aufgezogen und ich musste mich um Geld kümmern, da ja sonst niemand mehr aus meiner Familie lebt. Also entschloss ich mich, der Gilde beizutreten, zu der bereits meine Mutter gehört hatte: Heroic Dragon. Meine Schwester hat nun in der Gilde Schutz gefunden und man kümmert sich um sie, während ich das Geld beschaffe, um uns beide durch zu füttern und die Unterkunft zu bezahlen. Und so lebe ich nun mein Leben und warte darauf, dass meine verbliebenen Familienmitglieder zurückkehren, damit ich diese Sache endlich beenden kann und nicht mehr um meine Schwester fürchten muss ... Nun ... da hast du es also. Zum Schutz meiner kleinen Schwester und um nicht zu verhungern. Aus theoretisch keinem anderen Grund bin ich bei Heroic Dragon."

Der ältere hatte sie vorgewarnt das sie sich auf einiges gefasst machen sollte, da er ganz von vorne anfangen würde. Sie war neugierig was er ihr erzählen würde, gleichzeitig aber war sie ein wenig unsicher. Könnte sie dem mit umgehen, das er ihr erzählen würde? Selbst wenn nicht, dann hatte sie sich das ganze irgendwie eingebrockt. Aber sie rechnete schließlich auch nicht damit das er ihr Dinge erzählen würde, die viele andere einfach für sich behalten würde. Aufmerksam lauschte sie also seinen Worten, als er damit begann zu erklären warum er in dieser Gilde war. Alles begann noch ganz harmlos, der andere wurde in eine Familie hineingeboren die aus mehren Kindern bestand und schon früh zeigte sich seine Magiebegabung, so wie seine Begeisterung dafür. Es schien ihm also in die Wiege gelegt worden zu sein, könnte man nun meinen. Früher oder später wäre er also so oder so einer Gilde oder einer Gruppe Söldnern beigetreten oder dergleichen. Doch was wirklich Ausschlaggebend war schien etwas zu sein womit Yuiko nicht gerechnet hatte. Es ging um ein magisches Artefakt das er und sein Vater gemeinsam untersuchen wollten. Das konnte sie gut nachvollziehen, sie wäre selbst viel zu neugierig um es an Ort und stellen zu lassen. Doch vielleicht hätte sie genau das tun sollen, in Anbetracht was Caius ihr weiter erzählte. Sein Vater brachte seine Mutter und seinen älteren Bruder um, da er verrückt wurde. Yuikos Blick wurde betroffener. Danach verschwand sein Vater und sie hatten einige Zeit ruhe, ehe er und sein anderer Bruder es schafften seinen Vater das Artefakt zu entnehmen. Doch daraufhin wurde auch sein Bruder verrückt. Scheinbar war dieses Artefakt alles andere als leicht zu bändigen und auch wenn Yuiko neugierig war, so hatte sie Respekt davor und würde diesem Artefakt lieber nicht begegnen. Sie schluckte schwer als er meinte das er nun dieses Artefakt besaß und es machte sie in der Tat ein wenig nervös. Da machte es auch die Tatsache nicht besser, als er meinte das er nichts von dieser Magie spürte. War er immun dagegen? Die Sache war äußerst interessant, aber zugleich auch angsteinflößend. Er meinte schließlich das er befürchtete das sein Bruder und sein Vater nur darauf lauerten um noch einmal an zu greifen und das er der Gilde beigetreten war um seine Schwester zu schützen. Es war nicht schwer zu erkennen das ihm viel an seiner Schwester lag und es erinnerte sie an ihren jüngeren Bruder. Yuiko senkte ihren Blick traurig. Sie hatte es nicht geschafft Saitou zu beschützen … Sie war nicht die große Schwester gewesen, die sie sich gewünscht hatte zu sein. Doch sie unterdrückte diese Gefühle, dafür war jetzt nicht der richtige Zeitpunkt. Sie konnte sich genügend Vorwürfe machen wenn sie am Abend im Bett liegen würde. Nicht jetzt. Also hob sie ihren Kopf wieder und lächelte, nicht so wie sonst. Nicht überwiegend fröhlich, denn das wäre nicht angebracht. „Also ist die Gilde für dich nur Mittel zum Zweck, hmh?“, erkundigte sie sich und stopfte sich einen Löffel von ihrem Eis in den Mund. „Aber wäre es nicht schöner wenn man sich trotzdem Freunde sucht?“, sprach sie einen ihrer Gedanken laut aus. „Also ich meine, ich weiß ja das manch andere sich ein wenig dumm und kindlich Verhalten, aber Freundschaften zu schließen ist doch nie verkehrt, oder irre ich mich da?“, sprach sie weiter und aß weiter genüsslich ihr Eis. Auf ihren Lippen bildete sich langsam ein grinsen. „Weißt du was? Ich habe jetzt einfach beschlossen das ich mit dir befreundet sein will!“, erklärte sie auch schon ihre neue Idee. Sicher war ihr bewusst das er das ganze ablehnen könnte, aber sie konnte ein Dickkopf sein und so leicht ließ sich Yuiko nicht abwimmeln.

Caius hatte zwar bemerkt, dass seine Geschichte alles andere als angenehm für Yuiko war, aber sie hatte es wissen wollen, also erzählte er auch alles.
Als er fertig war, gab er ihr schließlich ein wenig Zeit um alles zu verdauen, ehe sie dann nach und nach einige Worte sagte, während sie weiter ihr Eis aß. Sie sagte, die Gilde wäre also scheinbar für ihn nur ein Mittel zum zweck und es wäre doch sicher besser, wenn man dennoch Freunde in der Gilde hatte. Alles mit einem fragenden Ton, also fand Caius es angebracht auch zu antworten, während sie aß.
"Mittel zum Zweck klingt ein wenig hart. Aber ein richtiges Zuhause ist es auch nicht, wenn man so behandelt wird, wie ich. Und du hast recht, es gibt zwar kindische Leute, aber auch welche, die man gerne als Freund hätte. Aber diese sind meistens schwer zu finden.", gab er von sich, während auf Yuikos Gesicht nach und nach ein Grinsen erschien und sie dann sagte, sie habe beschlossen, dass sie sich mit ihm anfreunden wollte. Er hob ein wenig verblüfft die Augenbraue, fing dann aber von einem auf den anderen Augenblick an zu Lachen. Zwar nicht sonderlich laut, sondern kontrolliert und ein wenig unterdrückt, aber man sah doch wahrhaftig, dass er, Caius Ballad, sich freute.
"Und ich habe kein Mitspracherecht ? Aber gut, damit kann ich leben. Auch wenn du äußerlich wirkst, wie ein Kind, so bist du dennoch reifer als eigentlich alle anderen, die ich bisher in dieser Gilde getroffen habe. Versuchen wir es. Zumindest eine einzelne, vernünftige Freundin mitten in diesem haufen von selbstverliebten Großmäulern kann schon ziemlich viel bringen denke ich."
Nachdem er diese Feststellung von sich gegeben hatte, fing er nun endlich an, auch von seinem Milkshake zu trinken. Und er musste zugeben, jetzt wo er etwas bessere Laune hatte, schmeckte er besser als man es vermuten mochte. Er war zwar alles andere als ein Milch-Trinker, aber ab und zu konnte man ja auch mal etwas anderes ausprobieren, als sonst. Und der süße Geschmack war eindeutig mal eine Abwechslung zu dem, was er sonst so zu sich nahm.

Ihr gegenüber meinte das 'Mittel zum Zweck' etwas hart klang, aber die Gilde für ihn auch kein richtiges zu Hause sei. Ob sie das ändern könnte? Yuiko wusste das nicht, aber sie hoffte es zumindestens, denn sie wollte das sich die Menschen in ihrer nähe wohl fühlten. Es stimmte sie nicht besonders glücklich seinen Worten zustimmen zu müssen, aber es gab viel zu viele Leute in der Gilde die irgendwie … viel zu kindisch waren und ihrer Meinung nach auch gar nicht richtig hinein passten. Aber darüber zu urteilen stand ihr eigentlich gar nicht zu, weswegen sie so etwas für sich behielt. Als sie verkündet hatte das sie ab nun an mit Caius befreundet sein wollte, schien dieser verblüfft, ehe er anfing zu lachen. Zwar recht kontrolliert und eher leise, aber er lachte und das war es das für Yuiko zählte. Es machte sie glücklich den anderen lachen zu sehen und zauberte auch auf ihre Lippen ein ehrliches und fröhliches lächeln. Doch nicht nur ihre Lippen lächelten, auch in ihrem Auge konnte man sehen wie sehr sie sich über sein Lachen freute. Denn wenn man aufmerksam war, so konnte man sehen das oftmals nur ihre Lippen lächelten, nicht aber ihr Auge. Er fragte ob er kein Mitspracherecht hätte und Yuiko schüttelte nur den Kopf. Nein, hatte er nicht. Hätte sie anders geantwortet wenn seine Stimmung anders gewesen wäre? Vielleicht. Es war schwer zu sagen, da Yuiko viel aus ihrem eigenen Gemütszustand heraus agierte. Caius meinte das sie zwar eher wie ein Kind wirkte, aber dennoch bewiesen hatte reifer zu sein als all die anderen. „Tjah, wir haben doch alle unsere kleinen Geheimnisse, nicht wahr?!“, ihr lächeln wurde ein wenig geheimnisvoller. Steckte hinter ihren Worte mehr? Ja, definitiv. Würde sie das zugeben? Nein, definitiv nicht. Das Eis war schon halb leer, als ihr Blick sich an die anderen Menschen hier richtete. Die meisten wirkten glücklich, redeten miteinander und das war einer der Dinge weswegen Yuiko gerne hier war. Es gab kaum traurige Gesichter. Sie wandte sich wieder an Caius. „Als Freunde sollte man aber ein wenig etwas über den anderen wissen!“, erklärte sie und hatte dabei tatsächlich vergessen etwas über sich zu erzählen, aber das war nur halb so wild, immerhin würde Caius fragen können wenn es ihn interessierte. „Also, welche Art von Magie beherrscht du?“, plapperte sie weiter und stopfte sich den nächsten Löffel Eis in den Mund.

Caius wurde nun also endlich ein wenig offenherziger und weicher gegenüber Yuiko. Schonmal eine ganz schöne Leistung, da er sonst ja jeden sofort abblockte, sofern nicht vorher kämpferisches Gechick bewiesen worden war. Aber dieses Mädchen, oder eher diese Frau, auch wenn sie äußerlich sehr jung wirkte, hatte auf andere Weise den Weg zu der kurzen Liste der Personen gefunden, die von Caius wirklich respektiert wurden. Was sie kämpferisch konnte, war ihm unbekannt, aber zumindest ihr Charakter war schonmal etwas, was für ihn als Würdig angesehen wurde, respektiert zu werden.
Zudem gab es irgend etwas an ihr, was sein interesse weckte. Sie wirkte so, als ob sie nicht ganz das lockere, fröhliche Ding war, wie sie es zu sein schien. Sie gab ihm den Eindruck, dass deutlich mehr hinter ihrem lächelnden Gesicht verborgen war, als es den Anschein hatte.
Dieser Eindruck wurde noch einmal verstärkt, als Yuiko sagte, alle hätten ihre kleinen Geheimnisse. In der Tat war das so. Und eigentlich war so etwas Caius auch egal, doch es war immer gut, viel über die Leute zu wissen, mit denen man viel zu tun haben könnte. Er nickte ihr also bestätigend zu, um klar zu machen, dass er nicht nachfragen würde, sondern ihre Geheimnisse schweigend akzeptierte, genau so wie er seine Geheimnisse nicht unbedingt preis geben würde.
Dann stieß sie jedoch, nachdem sie sich umgesehen und die anderen Personen in der Nähe eines Blickes gewürdigt hatte, die Worte aus, Freunde sollten aber zumindest ein wenig mehr übereinander wissen. Das stimmte. Zumindest ein bisschen etwas sollte man schon wissen, sonst war man nicht befreundet. Nicht einmal dann, wenn man "Freundschaft" sehr locker definierte. Caius hingegen sah Freundschaft nicht als loses Band an. Für einen Freund würde er durchs Feuer gehen und genau darauf vertraute er auch bei seinen Freunden. Alles andere war nur eine lose Freundschaft, die man eher Bekanntschaft nennen sollte.
Und genau deshalb entschloss er sich sogar, auf Yuikos Frage nach seiner Magie offen und ehrlich zu antworten. Er erzählte nicht vielen, was er konnte, aber nun würde er sogar mal ein paar Details verraten.
"Ich nutze eine Magie, deren Ursprung ich selbst nicht einmal kenne. Sie wurde mir beigebracht, kurz bevor mein Lehrmeister verstarb. Er erläuterte, die Magie wäre die eines antiken Stammes und dort von den besten Kriegern praktiziert worden. Man nennt sie 'Heart of Chaos'. Hierbei nutzt man die Macht von besagtem Chaos, um sich selbst zu stärken oder sogar die Form von Wesen aus dem Chaos anzunehmen, weshalb man die Magie am ehesten als Take Over einordnen kann. Sie ist jedoch stärker als die meisten Magien dieser Art, besitzt dafür jedoch auch Nachteile. Denn so wie der Name es sagt, müssen wir das Chaos selbst in unser Herz lassen, um die Wirkung der Magie zu erzielen."
Langsam fingen seine Augen an rot zu glühen, ehe auch ein rötliches Schimmern durch seine Rüstung drang, genau dort, wo sein Herz schlug.
"Wer auch immer die Magie nutzt muss also den chaotischen Impulsen widerstehen können. Verstand, Wille, Selbstkontrolle und die richtigen Befähigungen müssen vorhanden sein, um diese Magie nutzen zu können, ohne dem Wahnsinn zu verfallen. Und selbst dann können die chaotischen Impulse einen noch beeinflussen und sogar zu schmerzen und dem Verlust der Kontrolle führen, wenn man sich von seinen Emotionen hinreißen lässt. Wie du also siehst, habe ich nicht unbedingt die angenehmste Magie, doch sie gibt mir die nötige Stärke, für das einzustehen, was ich für richtig halte."

Wenn es nach Yuiko gehen würde, dann würde das Mädchen hier jeden Tag sitzen und sich ein leckeres Eis gönnen. Oder ein Stück Torte oder ein anderes Dessert. Wählerisch würde sie da nicht sonderlich sein, solange es süß war und sie den Geschmack mochte. Allerdings wusste sie das es sehr ungesund sein würde jeden Tag so viel süßes zu essen. Aus diesem Grund versuchte sie zu mindestens ein bisschen bewusst darauf zu achten was sie so aß. Immer klappte dies zwar nicht, aber es war ein Anfang! Gänzlich auf alles Süße zu verzichten würde für sie nie in Frage kommen. Nachdem Yuiko gemeint hatte das sie alle ihre Geheimnisse hatten bekam sie von Caius ein nicken zurück, welches wohl deutlich machte das er in diesem Moment nicht weiter darauf eingehen würde. Sie konnte ihn noch nicht einschätzen ob er dieses Thema dann ein anderes mal aufgreifen würde oder nicht. Doch in dem Punkt musste sie sich wohl einfach überraschen lassen. Das Thema lenkte sie nun auf die Magie, als sie wissen wollte welche Magie er beherrschte. Aufmerksam folgte sie seinen Worten, welche recht geheimnisvoll wirkten. Eine Magie dessen Ursprung er selbst nicht einmal kannte, die in Verbindung mit dem sogenannten 'Chaos' stand? Auch wenn Yuiko nicht wusste was es mit dem Chaos auf sich hatte, so klang das recht eindrucksvoll, denn sie stellte sich das Chaos dunkel und wüst vor. Kein schöner Ort an dem man leben wollen würde. Außerdem erklärte Caius das es sich dabei um eine Take Over Magie handelte, die jedoch stärker war als die meisten anderen, dafür aber auch einiges an Nachteilen mit sich brachte. Yuiko wollte gerade nachfragen was das für Nachteile seien, da begann Caius seine Augen rot zu leuchten und auch an dem Platz, an welchem sein Herz schlug, schimmerte es rot. Yuiko hatte gerade den Löffel aus ihrem Mund gezogen als sie erstaunt vergaß ihren Mund wieder zu schließen. Sie schloss diesen erst wieder als Caius weiter sprach und erklärte das man den Impulsen des Chaos widerstehen musste um die Magie nutzen zu können. Man durfte dabei nicht in den Wahnsinn verfallen und selbst wenn man das konnte, gab es dennoch manchmal Schmerzen oder die Gefahr eines Kontrollverlustes. Yuiko atmete hörbar aus. „Uff, das hört sich wirklich nach einer sehr anstrengenden Magie an.“, meinte sie und war froh das ihre eigene Magie nicht so anstrengend war. Sicherlich gab es bei jeder Magie irgendwo Gefahren, aber die waren von Magie zu Magie unterschiedlich. Während Caius stetig das Chaos mit sich herum trug musste Yuiko nur darauf achten das sie sich nicht angreifbar machte, wenn ihr eigener Geist ihren Körper verlassen würde. „Hattest du schon einmal einen solchen Kontrollverlust?“, wollte sie neugierig wissen, ehe ihr auffiel das so ein Thema vielleicht nicht sonderlich angebracht war. „Oh Entschuldige, ich wollte dir nicht zu nahe treten.“, kam direkt danach eine Entschuldigung. Auch wenn sie oft relativ kindlich war, so wusste sie durchaus was Manieren sind. Oft nutze sie diese nur nicht. „Schmeckt dir dein Milchshake?“, erkundigte sie sich um das Thema wieder auf etwas fröhlicheres zu lenken. Sie schob sich gerade einen weiteren Löffel zwischen ihre Lippen, als plötzlich zwei Kinder an den Tisch der beiden kamen. Die beiden sahen Caius ängstlich an und reichten Yuiko eine kleine Schachtel. „D-Die s-sind für dich!“, überwand sich der eine zu sprechen. „Oh vielen Dank! Aber das wäre doch nicht nötig gewesen“, lächelte Yuiko und nahm die Schachtel an. „D-Doch. D-Die hat unsere Mama extra für dich ge-gemacht, weil du uns letztens vor den Fremden Le-Leuten beschützt hast.“, erklärt der eine. Yuiko tätschelte den Kopf des Jungen. „Das habe ich gern gemacht. Und wenn euch noch einmal jemand etwas böses will, dann ruft ihr mich einfach, ganz laut, okay?“, antwortete sie daraufhin. Ihr war durchaus bewusst das sie nicht immer in der Nähe sein würde, aber allein wenn die Kinder auf sich aufmerksam machten, bestand eine bessere Chance das andere Leute eingreifen würden um den beiden zu helfen. „Okay! Bis dann, Yuiko-sama!“, antwortete der Junge und ging mit seiner Schwester danach wieder. Kurz sah Yuiko den beiden hinterher, ehe sie ihren Blick wieder an Caius wand. „Tut mir leid, wo waren wir?“, erklang ihre Stimme als sie ihre Aufmerksamkeit wieder auf den größeren wand.